Der (Wieder-) Aufstieg auf die Weltbühne der zwei asiatischen Staaten China und Indien, die beide jeweils in Bezug auf Bevölkerung, Kultur und geographische Ausdehnung von “kontinentaler Dimension” sind, ist eines der bedeutendsten Themen der Disziplin der Internationalen Beziehungen zu Anfang des 21. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1808 soll Napoleon prophezeit haben: “China wird mit einem 'schlafenden Löwen' verglichen. Aber wenn China erwacht, wird es die Welt erschüttern”. Ob nun die Symbole Drachen, Elefant oder Löwe verwendet werden, spielt keine Rolle. Entscheidend ist vielmehr, daß beide Staaten seit Anfang der 1990er Jahre ein außergewöhnlich hohes und anhaltendes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen haben, das sie – bei dem Ausbleiben großer nationaler oder internationaler Krisen – in einigen Jahrzehnten höchst wahrscheinlich zu Großmächten mit Weltbedeutung machen wird.
Die hohe wissenschaftliche und politische Relevanz dieser Arbeit besteht darin, daß, historisch betrachtet, der Aufstieg von Staaten im internationalen System immer sehr konfliktträchtig war, da die etablierten Regional- oder Weltmächte ihre führende Position nicht widerstandslos aufgegeben und den aufstrebenden Staaten überlassen haben. Anfang des 21. Jahrhunderts sind die Vereinigten Staaten von Amerika – nach dem Untergang der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre – die einzig verbliebene Weltmacht, die den Globus nach wie vor militärisch, politisch und ökonomisch dominiert.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, zuerst zentrale Merkmale der Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens herauszuarbeiten und zu beleuchten, welche Rolle die jeweilige Staats-form für die beiden charakteristischen Entwicklungswege spielt. Anschließend wird aufge-zeigt, welche zentrale Stellung die Vereinigten Staaten in der Zeit nach Ende des Kalten Krieges im internationalen politischen und vor allem auch im internationalen ökonomischen System eingenommen haben. Im folgenden Kapitel wird dann untersucht, welche Rolle die Weltmacht USA für die beiden unterschiedlichen Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens spielen; es wird ebenfalls analysiert, welcher Natur die geostrategischen Verhältnisse im Dreieck Washington–Peking–Neu-Delhi sind. Dabei wird immer wieder versucht, ökonomische und politische Aspekte miteinander zu verbinden, um schließlich zu einer umfassenden Antwort auf die gewählte Fragestellung gelangen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II. 1. Entwicklungsstrategien
- II. 1. 1. Die Entwicklungsbestrebungen Chinas
- II. 1. 2. Die Entwicklungsbestrebungen Indiens
- II. 2. Die Position der USA seit Ende des Kalten Krieges
- II. 3. Das Dreieck USA, China und Indien
- II. 3. 1. Das Sino-amerikanische Verhältnis
- II. 3. 2. Das Indo-amerikanische Verhältnis
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens und untersucht die Rolle der USA in diesem Kontext. Sie beleuchtet, wie sich die beiden Länder in den globalen Wirtschaftsmarkt integriert haben und welche geostrategischen Beziehungen zwischen den drei Ländern bestehen.
- Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens
- Die Rolle der USA in der Weltordnung nach dem Kalten Krieg
- Das Sino-amerikanische Verhältnis
- Das Indo-amerikanische Verhältnis
- Die Bedeutung des Dreiecks USA, China und Indien im internationalen System
Zusammenfassung der Kapitel
II. 1. Entwicklungsstrategien
Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens. Während China eine schrittweise außenwirtschaftliche Öffnung und eine stark exportorientierte Industriepolitik verfolgt, setzt Indien auf eine stärker innenmarktorientierte Entwicklung und den Ausbau des Dienstleistungssektors. Die Unterschiede lassen sich zum Teil auf die unterschiedlichen Staatsformen der beiden Länder zurückführen.
II. 2. Die Position der USA seit Ende des Kalten Krieges
Dieses Kapitel beschreibt die herausgehobene Stellung der USA im internationalen System nach dem Ende des Kalten Krieges. Die USA dominieren das internationale System militärisch, politisch und wirtschaftlich und haben eine "strategy of openness" entwickelt, um andere Staaten in die von ihnen geprägte Weltwirtschaftsordnung zu integrieren.
II. 3. Das Dreieck USA, China und Indien
Dieses Kapitel analysiert die komplexen Beziehungen zwischen den USA, China und Indien. Die USA sehen in China einen potentiellen Konkurrenten um die globale Vorherrschaft, während Indien als möglicher Verbündeter betrachtet wird. Das wirtschaftliche Verhältnis zwischen den USA und China ist von einer Symbiose geprägt, während die geostrategischen Beziehungen von einer latenten Konkurrenz gekennzeichnet sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens, die Rolle der USA im internationalen System, die "strategy of openness", das "Dollar-Wall Street Regime", das Sino-amerikanische Verhältnis, das Indo-amerikanische Verhältnis und die geostrategische Bedeutung des Dreiecks USA, China und Indien.
- Arbeit zitieren
- MA Internationale Beziehungen Jan Fichtner (Autor:in), 2006, Welche Rolle spielen die USA für die Entwicklungsstrategien Chinas und Indiens?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81037