Emotionalisierung von Nachrichten am Beispiel der Tagesschau und den Sat.1 News


Seminararbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Gefühle und Medien: Einleitung

1. Definition des Begriffs Emotionalisierung

2. Emotionalisierung in TV Nachrichten
2.1. Gründe des Einsatzes von Emotionalisierung
2.2. Formen der Emotionalisierung im TV

3. Untersuchung und Vergleich des Einsatzes von Emotionalisierung in der Tagesschau und den Sat.1 News
3.1. Analyse
3.1.1. Nachrichten allgemein
3.1.2. Beitrag Fuchsjagd

4. Zwischenergebnis

5. Verstärkte Emotionalisierung bei den privaten Sendern: Schlussbetrachtung und Ausblick

6. Literaturverzeichnis und Quellen

Gefühle und Medien: Einleitung

Ob es ein Foto von blutenden Opfern im Irakkrieg oder eine Aufnahme eines kleinen weinenden Mädchens ist, das ihren Vater durch die Anschläge vom 11. September verloren hat. Diese und andere Bilder lassen niemanden kalt und erzeugen bestimmte Gefühle in uns. Heutzutage werden in den Medien mehr und mehr die Gefühle der Zuschauer bewusst beeinflusst. Das sieht man sowohl im Rundfunk als auch im Fernsehen und in Zeitungen. In meiner Arbeit möchte ich mich auf Nachrichtensendungen des Fernsehens spezialisieren und diese insbesondere unter dem stilistischen Element der Emotionalisierung untersuchen. Meine These im Rahmen dieser medienwissenschaftlichen Untersuchung lautet: In Privatsendern wird mehr Emotionalisierung bei der Berichterstattung eingesetzt als in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Es sollen die Gründe und die Form dieses Einsatzes von Emotionalisierung erläutert werden. Mit diesen Aspekten werde ich mich in dem ersten Teil meiner Arbeit beschäftigen. Im zweiten Teil soll anhand einer Analyse der Tagesschau und der Sat.1 News nachgewiesen werden, wie Emotionalisierung in privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern eingesetzt wird.

Was genau versteht man aber unter dem Begriff „Emotionalisierung“?

1. Definition des Begriffs Emotionalisierung

Jeder Mensch erlebt täglich verschiedene Arten von Emotionen und ist in der Lage diese voneinander zu unterscheiden. Es gibt beispielsweise das Gefühl der Trauer, des Glücks, der Angst, der Freude, des Hasses, des Neids und des Mitleids. Je nachdem mit welchem Thema jemand konfrontiert wird, werden diese Gefühle in einem geweckt, wenn auch nicht jeder seine emotionale Erregung zeigt. Manchmal können Emotionen ganz plötzlich auftreten und ganz schnell wieder verschwinden. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn man sich vor jemandem erschreckt. Es gibt auch Emotionen, die sich langsam, also über mehrer Stunden oder Tage, aufbauen und die länger anhalten. Ein Beispiel hierfür wäre das Gefühl des Glücklichseins:

Wenn ich ein Ziel nach dem anderen erreiche, werde ich von kleinen Niederlagen für längere Zeit nicht so schnell enttäuscht sein, sondern sofort neuen Mut fassen.

Ulrich unterscheidet hier zwei Typen von Emotionen: Gefühlsregungen und Stimmungen. Nach Ulrich sind Gefühlsregungen „vorübergehende emotionale Zustände von meist kurzer Dauer(…), die durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst werden, einen ´Einsatz` sowie ein Auf- und Abklingen haben.“[1]. Diese Aussage trifft auf unser Beispiel des Erschreckens zu. Stimmungen unterscheiden sich in der Hinsicht von Gefühlregungen, dass sie für eine längere Zeit andauern und oft den „diffusen wenig gegliederten atmosphärischen Hintergrund des Erlebens“[2] bilden. Dies trifft auf unser Beispiel des Glücklichseins zu.

Diese Emotionen werden von Produzenten genutzt und so gibt es heutzutage kaum noch Beiträge oder Sendungen im Fernsehen, die nicht zum Mittel der Emotionalisierung greifen, um, unter anderem, höhere Einschaltquoten zu erreichen. Das trifft nicht nur auf Nachrichtensendungen, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen sollen, sondern auch auf Unterhaltungssendungen wie „Der Bachelor“ (RTL) und „Big Brother“ (RTL II), auf Talkshows wie „Arabella“(Pro Sieben), auf das Sat.1 Frühstücksfernsehen und auch auf Unterhaltungsshows wie „Wetten dass…“ (ZDF) zu. Während der Zuschauer in Nachrichtensendungen beispielsweise mit dem Schicksal anderer Menschen konfrontiert wird, wird er in Talkshows mit dem Lösungsprozess der Probleme anderer Menschen konfrontiert. Bei Talkshows wird somit eine viel stärkere emotionale Bindung zwischen dem Zuschauer und den Akteuren in der Talkshow aufgebaut. Die eigentliche Information, also das Geschehen selbst, wodurch die Reaktionen der dargestellten Menschen entstanden sind, ist hier zweitrangig. Hiervon wird eher abgelenkt. So definieren Bente und Fromm den sehr umfassenden und somit schwierig zu definierenden Begriff der Emotionalisierung wie folgt: „Die Sendungen betonen den emotionalen Aspekt der Geschichten, das persönliche Erleben und Empfinden, weniger die Sachaspekte. Die Gesprächsführung der Moderatoren und die formale Angebotsweise unterstützen diese Tendenz“[3]

2. Emotionalisierung in TV Nachrichten

Vor allem in dem Medium Nachrichten greift man heutzutage gerne auf das Stilmittel der Emotionalisierung zurück.

Dem größten Teil der Bevölkerung sind unterbewusst Nachrichten ohne Einsatz von Emotionalisierung zu trocken, zu schwer zu verstehen oder zu langweilig.

Sobald es in einem Beitrag beispielsweise um Menschen geht, denen etwas widerfahren ist, werden die Leute hellhörig und das Thema wirkt interessant. Häufig eingesetzte Mittel sind in diesem Zusammenhang Augenzeugenberichte oder Interviews mit den Opfern eines Geschehens.

2.1. Gründe des Einsatzes von Emotionalisierung

Es gibt eine Reihe von Gründen, die den Einsatz von Emotionalisierung in Nachrichten rechtfertigen. Ich werde mich jedoch hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Gründe und die Gründe der Meinungsbildung konzentrieren.

Zu den wirtschaftlichen Aspekten gehört beispielsweise die eben schon genannte Einschaltquote. Während sich die privaten Sender hauptsächlich aus Werbeeinnahmen, Einschaltquoten und populistischen Beiträgen finanzieren, werden die öffentlich-rechtlichen Sender durch die GEZ- Gebühr und zusätzlichen Werbemaßnahmen finanziert. Die Folge einer solch unterschiedlichen Finanzierung der Sender ist Wettbewerbsverzerrung: Während die privaten Sender von den Einschaltquoten finanziell abhängig sind, ist das bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht der Fall.

Das Rezipientenverhalten[4] liegt dabei fast vollkommen in den Händen der Produzenten einer Nachrichtensendung. Durch Emotionalisierung von Beiträgen erreicht man das Interesse und die Aufmerksamkeit des Zuschauers nur, weil die vermittelten Informationen dadurch verständlicher werden. Auch Kracht ist der Ansicht, dass Emotionalisierung eine Möglichkeit sei, dem Zuschauer Informationen zu vermitteln.[5] Diese Behauptung steht im Zwiespalt mit der Aussage von Bente und Fromm, dass die eigentliche Sachaspekte kaum betont werden. Geht man an dieses Problem wirtschaftlich heran, so ist es, insbesondere für die privaten Sender, wichtiger hohe Einschaltquoten zu erzielen, indem man das Interesse des Zuschauers weckt, als dass man eine Berichterstattung sendet, bei der die Zuschauer sich langweilen. Die privaten Sender bieten in ihrem Gesamtprogramm immer mehr Entertainment[6] und Infotainment[7] an, um höhere Einschaltquoten als die öffentlich-rechtlichen Sender zu erreichen. Wie die Statistik der ZDF Bilanz 2003 zeigt, haben sie auch Erfolg mit dieser Strategie. So lag der Privatsender RTL mit einem Marktanteil von 14, 9 % vor dem öffentlich-rechtlichen Sender ARD mit 14,1 %.[8] Durch hohe Einschaltquoten erreicht ein Sender höhere Werbeeinnahmen.

Zuviel Emotionalisierung, so wie es in den Nachrichten der privaten Sender der Fall ist, sorgt jedoch dafür, dass Nachrichten schnell als unglaubwürdig vom Großteil der Bevölkerung betrachtet werden. Auch bei Umfragen in der Bevölkerung kam man zu dem Ergebnis, dass die Nachrichten in öffentlich-rechtlichen Sendern wie der ARD mehr anerkannt sind als die der privaten Sender wie zum Beispiel Sat.1.[9] Es ist somit darauf hinzuweisen, dass guter Journalismus bzw. qualitativ hochwertige Berichterstattungen nicht unbedingt diese sind, wo am meißten das Mittel der Emotionalisierung angewendet wird. Obwohl die öffentlich-rechtlichen Sender anfangs an einer weniger emotional geladenen Berichterstattung festhielten, neigen auch diese Sender, aufgrund der starken Konkurrenz zu den privaten Sendern, mehr und mehr dazu, zum Stilmittel der Emotionalisierung zu greifen, jedoch in Nachrichtensendungen, die zu einem späteren Zeitpunkt laufen, um die Einschaltquoten auch dann in die Höhe zu treiben.

[...]


[1] Vgl. Ulrich 1992, S. 29

[2] vgl. Ullrich 1992, S.29

[3] s. Bente;Fromm 1998, S.614

[4] Verhalten von Leser, Hörer, Zuschauer von Informationen und Programmen (Sturm; Zirbik:2001)

[5] vgl. Wegener 1994, S. 49

[6] Entertainment (engl. für Unterhaltung) bezeichnet so etwas wie Show. Meist wird Entertainment in Medien, z.B. bei Quizsendungen oder Kinofilmen im Fernsehen geboten. Entertainment hat den Zweck, Menschen, meist speziell in Zielgruppen zu unterhalten. (http://www.lexikon-definition.de)

[7] Wortschöpfung aus Information und Entertainment. Darbietung von Informationen in unterhaltsamer Form. (Sturm; Zirbik:2001)

[8] s. http://www.daserste.de/forschungsergebnisse/bilanz2003.pdf S. 1

[9] s. http://www.daserste.de/forschungsergebnisse/bilanz2003.pdf S. 5, s. http://www.daserste.de/forschungsergebnisse/ardtrend2003.pdf S. 3, 4

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Emotionalisierung von Nachrichten am Beispiel der Tagesschau und den Sat.1 News
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Veranstaltung
Vertiefung in die Fernsehanalyse
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V81191
ISBN (eBook)
9783638829175
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emotionalisierung, Nachrichten, Beispiel, Tagesschau, News, Vertiefung, Fernsehanalyse
Arbeit zitieren
Nicole Rendt (Autor:in), 2004, Emotionalisierung von Nachrichten am Beispiel der Tagesschau und den Sat.1 News, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81191

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