Das Begräbnis von Amadeus: Eine Sequenzanalyse


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einführung

2 Raumgestaltung
2.1. Bildnerischer Raum
2.1.1. Einstellungsgrößen
2.2. Bewegungsraum
2.3. Symbolischer Raum

3. Lichtgestaltung und Farbgebung

4. Kameraführung

5. Montage

6. Narration und Dramaturgie

7. Schauspiel

8. Ton

9. Zusammenfassung

Filmographie :

1 Einführung

Die folgende Hausarbeit stellt eine analytische Betrachtung der Filmsequenz „Das Begräbnis von Amadeus“ dar. Das zu analysierende Syntagma stammt aus dem Film „Amadeus“, der 1984 von dem Regisseur Milos Forman gedreht wurde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Schaffer und erzählt über die dramatische Rivalität zwischen dem Hifkompositeur Antonio Salieri und dem jungen begabten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

In der bereits obengennanten Sequenz wird der Trauerfall um den verstorbenen Protagonisten Amadeus illustriert. Der Filmabschnitt beginnt mit dem Austragen des Sarges Mozarts und endet mit dem Abbild des offenen Massengrabes, in dem sich der Leichnam des verstorbenen Komponisten befindet.

Die Filmsequenz weist einen starken emotionalen Charakter auf. Dieser konstituiert sich hauptsächlich auf der Erzeugung von Empatie und Trauer um den Protagonisten Amadeus. Die erzielte Emotionalität prägt die Funktion und gleichzeitig die Attraktivität dieses Syntagmas.

Anhand deren übt die Sequenz auf der gefühlmäßigen Ebene eine starke Wirkung auf die Rezipienten aus.

Die emotionale Entität der Sequenz wird mit Hilfe bestimmter filmischen Darstellungsmittel generiert, die zusammenwirken. Sie wird bereits auf der Ebene des bildnerischen Raums durch die Bildkomposition erzielt. Emotionen werden ebenfalls anhand gewisser Objektbewegungen angeregt. Sie werden im filmischen Raum zusätzlich symbolisch charakterisiert und durch bestimmte Einstellungsgrößen visualisiert. Die Emotionalisierung der Sequenz erfolgt ebenso anhand der Lichtgestaltung und der Farbgebung. Dazu tragen wesentlich die Kameraarbeit, die Montage, das Schauspiel der Darsteller, der Ton, die Dramaturgie und die Narration bei.

Die zu der emotionalen Entität und Wirkung der Sequenz beitragenden Darstellungskomponenten werden im Hauptteil einzeln untersucht, da eine Realisierung der Analyse gleichzeitig auf allen Ebenen nicht möglich ist. Der Schlussteil bietet eine Zusammenfassung der Sequenzanalyse dar.

2 Raumgestaltung

Der emotionale Charakter der Sequenz wird zuerst anhand der räumlichen Gestaltung erzeugt. Auf der Ebene des bildnerischen, symbolischen und Bewegungsraums wird eine Trauergrundstimmung etabliert. Zugleich werden

Konnotationen mit dem Tod generiert. Mit Hilfe der Trauergrundstimmung und der Assoziationen werden bei den Zuschauern Emotionen aktiviert

2.1. Bildnerischer Raum

Auf der bildnerischen Ebene werden Objekte durch die Bildkomposition visuell hervorgehoben, die semantisch auf den Tod des Protagonisten Amadeus verweisen. Sie lösen im Filmbild Assoziationen aus und rufen bei den Rezipienten eine emotionale Wirkung in Form von Mitgefühl und Trauer hervor.

In der Sequenz werden die bildwichtigen Objekten - der Sarg und die Trauerkutsche, sowohl mittig als auch im rechten und im linken Bilddrittel platziert. Gleich zu Beginn der ersten Einstellung wird die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf die Bildmitte durch die Erscheinung des Sarges von Amadeus fokussiert. Allmählich rückt der Sarg in Vordergrund. Auf Grund dessen bleibt die visuelle Konzentration der Zuschauer auf den Sarg erhalten. In der zweiten Einstellung wird die Trauerkutsche zuerst in der Bildmitte und danach im Vordergrund dargestellt. In der nächsten Kadrage erscheint sie zuerst im Vordergrund und dann in der Bildmitte. Im Rahmen der Sequenz werden auch andere bedeutungstragende Objekte im Vordergrund oder in der Mitte des Bildes präsentiert, wie zum Beispiel die Leichname im Massengrab, die Kreuze im Waldfriedhof und das Massengrab. Sie assoziieren ebenso den Tod des verstorbenen Protagonisten und somit initieren sie bei den Zuschauern Trauergefühle.

Durch die mittige Platzierung der Trauerkutsche und des Sarges werden die Zuschauer automatisch visuell engagiert, da die Bildmitte das Zentrum der Aufmerksamkeit ist. Viel stärker wirken aber diese Objekte, wenn sie außerhalb der Mitte positioniert sind. Dadurch lösen sie im Filmbild eine größere visuelle Spannung aus und regen somit die Zuschauer sowohl mental als auch emotional stärker an.

Die Traueratmosphäre der Sequenz wird auch durch die kräftige Linienführung der Bilder mitbestimmt. In der dritten Einstellung werden die Zuschauer anhand der inneren Geomatrie mit dem Gedanke an Tod konfrontiert. Der Weg stellt eine kräftige Gerade dar. Die blattlosen Bäume bilden zahlreiche Vertikale ab. Anhand deren wird eine einzige Fluchtlinie der Horizontale markiert. Diese geometrische Komposition löst eine Assoziation aus. Sie deutet auf den Weg in den Tod hin. Die anhand der Linienführung erzeugte Assoziation erweckt wiederum Trauergefühle bei den Rezipienten. Ähnliche geometrische Strukturen und Konnotationen weisen die Bilder in der zwölften, fünfzehnten und sechzehnten Einstellung auf.

Durch die Anordnung der Objekte im Bild, durch ihre Größe und Form und anhand der geometrischen Liniengestaltung werden auf der Ebene des bildnerischen Raums Konnotationen gebildet, die auf den Tod von Amadeus hinweisen. Diese Assoziationen erzeugen eine Traueratmosphäre in der Sequenz und binden auf Grund dessen die Zuschauer emotional ein.

2.1.1. Einstellungsgrößen

Die emotative Entität der Sequenz wird im bildnerischen Raum ebenfalls anhand bestimmter Einstellungsgrößen erzielt. Hierbei werden ab der fünften bis zur elften Kadrage, in einer Reihe von Groß- und Nahaufnahmen, das Mitgefühl und die Trauer der Protagonisten um den verstorbenen Amadeus visualisiert. In der fünften Einstellung werden Salieri, die Opersängerin und der Parody -Commendatore nah dargestellt. Dadurch wird es auf ihre unbewegliche Körperhaltung, ihre schwarze Trauerkleidung und ihre versteinerte Gesichter akzentuiert. Sie deuten auf Betroffenheit und Trauer hin. Die nächste Einstellung zeigt die Witwe und den Sohn von Mozart, seine Schwiegermutter, Lorl, Baron van Swieten und Papagena. Sie sind in Nahaufnahme dargestellt. Ihre statische Körperhaltung und Gestik drücken ebenso Betroffenheit und Trauer aus. Die siebte Einstellung bietet erneut eine Nahaufnahme von Salieri, der Opersängerin und dem Theaterintendanten dar. Hierbei wird die körperliche Bewegung der Opersängerin manifestiert. Sie ist vom traurigen Geschehen erschüttert und sucht nach Trost bei Salieri. Die achte Einstellung präsentiert in Großaufnahe die Witwe Mozarts und seine Schwiegermutter. Man bekommt zu sehen, wie die Regentröpfe auf ihre weinende Gesichter rollen. Diese Großaufnahme gibt den Zuschauern einen genauen Hinweis auf die emotionale Befindlichkeit der Figuren. Als nächster wird der Sohn von Amadeus halbnah abgebildet. Er wird durch seine hellgraue Kleidung visuell hervorgehoben. Obwohl der Protaginist halbnah dargestellt wird, ist seine Mimik durch den vorhandenen Farbkontrast deutlich zu erkennen. Sie drückt Hilflosigkeit und Bekümmernis aus. Die zehnte Einstellung gibt in Nahaufnahme Salieri und die Opersängerin wieder. Anhand deren wird die emotionale Befindlichkeit der Figuren nocheinmal betont. In der elften Einstellung wird das Dienstmädchen Lorl von Amadeus nah dargestellt. Hierbei wird die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf ihre körperlichen und mimischen Ausdrücke konzentriert, welche auf starke Betroffenheit und ergreifende Bekümmernis hinweisen.

Die obenbeschriebenen Einstellungen explizieren die Betroffenheit und die Trauer der Protagonisten um Amadeus. Anhand deren werden bei den Zuschauern emotionale Aktivitäten induziert, die sich durch Empathie und Bekümmernis

über den verstorbenen Protagonisten auszeichnen.

2.2. Bewegungsraum

Mit Hilfe der Bewegungsabläufe der Trauerkutsche und des Sarges von Amadeus werden die Zuschauer visuell und zugleich gefühlmäßig stark suggeriert. Sie stellen eine Nähe zwischen den Objekten und den Rezipienten her und lassen die Gegenstände realitätsnah wirken. Da die Trauerkutsche und der Sarg semantisch auf den Tod von Amadeus verweisen, stimulieren ihre Bewegungen zusätzlich Trauergefühle bei den Zuschauern. Besonders wirkend ist der Bewegungablauf des Sarges in der ersten Einstellung der Sequenz. Hierbei wird der Sarg von den Kirchendienern in einem Bogen auf die Kamera hinzu getragen, wobei sich die Handlungsachse und die Blickachse frontal aufeinander treffen.

Die Bewegung wird aggressiver wahrgenommen, weil sie in den Blickraum des Zuschauers dringt. Dazu trägt wesentlich der erste Bildausschnitt der Kadrage bei, welcher den Sarg nahaufgenommen zeigt. Anhand dieses Bewegungsablaufs vom Sarg fühlen sich die Zuschaeuer unmittelbar in die Handlung miteinbezogen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Begräbnis von Amadeus: Eine Sequenzanalyse
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Theaterwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die Filmanalyse
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V81222
ISBN (eBook)
9783638851268
Dateigröße
369 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begräbnis, Amadeus, Milos Forman, Filmanalyse
Arbeit zitieren
Petia Ganeva (Autor:in), 2004, Das Begräbnis von Amadeus: Eine Sequenzanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81222

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