Die Korkver- und bearbeitung in Portugal am Beispiel der nördlichen Algarve

Ein Gesamtüberblick


Seminararbeit, 2007

97 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis:

Tabellenverzeichnis:

1 Einleitung

2. Kork – Ein besonderer Rohstoff für Portugal?
2.1 Vorkommen und Anbauweise der Korkeiche
2.2 Begriffserklärungen für Korkeichenpopulationen
2.3 Die Geschichte des Korkgewinnung
2.4 Besondere Eigenschaften des Korks
2.5 Die ökologische und ökonomische Bedeutung des Korks für Portugal
2.6 Weitere Nutzungen der Korkeichenfruchtwälder

3 Erzeugnisse / Verwendung des Rohstoffs Kork
3.1 Kork als Flaschenverschluss / Korken
3.2 Kork als Bodenbelag
3.3 Kork als Baumaterial
3.4 Weitere Korkerzeugnisse

4 Beschreibung des Untersuchungsgebietes

5 Methodik
5.1 Methoden der Datenerhebung
5.2 Aufbau des Leitfadens
5.3 Vorstellung und Akquise der Interviewpartner
5.4 Durchführung der Interviews
5.5 Beschreibung, Auswertung und Probleme der Interviews

6 Die Herstellung von Korken
6.1 Das Schälen der Korkeiche
6.2 Einkauf des Rohstoffs Kork
6.3 Verarbeitung von Kork zu einem Schaumweinkorken
6.4 Qualitätsunterschiede / Qualitätssicherung
6.5 Methodik der Qualitätssicherung/ Kontrolle
6.6 Die Herstellung von Agglomeratkork Zusammenfassung

7 Natürliche und anthropogene Gefährdungen der Korkeiche
7.1 Pflege und Aufzucht der Korkeiche
7.2 Gefahren durch Parasiten und Pilze
7.3 Gefahren durch Feuer, Eukalyptus und Immobilien
7.4 Gefahren und Zukunftsaussichten für die Korkwirtschaft am nördlichen Algarve

8 Zwischenfazit

9 Alternative Flaschenverschlüsse
9.1 Metalldrehverschlüsse
9.2 Kunstoffverschlüsse
9.3 Glasverschlüsse
9.4 weitere Alternativverschlüsse
9.5 Die besonderen Eigenschaften / Vorteile der Kork-Alternativen
9.6 Markt- Absatzentwicklung der alternativen Verschlüsse

10 Maßnahmen der Korkindustrie Portugals
10.1 Marketingaktivitäten
10.2 Erweiterung des Anwendungsportfolio

11 Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Abb.1: Der Aufbau der Korkeichenrinde

Abb.2: Die Korkeiche im nördlichen Algarve

Abb.3: Das Vorkommen / Verbreitungsgebiet der Korkeiche

Abb.4: Das Vorkommen der Korkeiche in Portugal

Abb.5: Sekundäre Nutzung der Korkeichenfruchtwälder im Algarve

Abb.6: Kork als Flaschenverschluss

Abb.7: Korkfliese

Abb.8: Kork- Fertigparkett

Abb.9: Korkisolierung

Abb.10: Das Untersuchungsgebiet im Algarve

Abb.11: Frisch geschälte Korkeiche

Abb.12: Landarbeiter beim Schälen der Korkeiche

Abb.13: Descortiçadora MC 200

Abb.14: Fühler der Descortiçadora

Abb.15: Champagner- und Sektkorken.

Abb.16: Korkstreifen

Abb.17: Durchmesser einer Champagnerdisc

Abb.18: Unterschiedliche Qualitätsstufen der Discs

Abb.19: Discs der Kategorie Lenhas mit Pilz und Ameisenbefall

Abb.20: Discs der Kategorie Lenhas mit natürlichen Verformungen

Abb.21: Discs der Kategorie „Faltas“

Abb.22: Weindiscs mit Brandzeichen

Abb.23: Korkrinde mit ausgestanzten Korken

Abb.24: Der chemische Aufbau des TCA

Abb.25: Überblick über die Produktionskette der Korkwirtschaft

Abb.26: Zögling mit einer UV-durchlässigen Plastikummantelung

Abb.27: Abgestorbene Korkeiche nach Pilzbefall

Abb.28: Löschwasserreservoir im nördlichen Algarve

Abb.29: Der Stelvin- Cap

Abb.30: Der „Vino-Lok“

Abb.31: Der Zork- Verschluss

Abb.32: Die Vorteile des Drehverschlusses nach Ansicht deutscher Winzer

Abb.33: Ergebnis einer Umfrage unter Weinkennern zu den beliebtesten Alternativen zum Kork

Abb.34: TCA Abnahme nach Mikrowellenbehandlung (MW)

Abb.35: Procork

Abb.36: Werbekampagne mit Jose Mourinho

Abb.37: Walkingstock mit Korkgriff

Abb.38: Der Griff einer Fliegenrute

Abb.39: Pelcor Verkaufsstandorte

Tabellenverzeichnis:

Tab.1: Vorkommen der Korkeiche

Tab.2: Das Vorkommen der Korkeichen in den Regionen Portugals

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Studienprojektes III „Stadt- und Regionalentwicklung in Portugal“ im Fachbereich Geographie an der Universität Osnabrück im Sommersemester 2006.

Ein bekanntes Sprichwort besagt, dass ein „guter Wein“ auch einen „guten Korken“ braucht.

Es stellt sich jedoch die Frage: Woher kommt ein guter Korken und wie wird er hergestellt? Eine Antwort auf diese Frage liefert diese Ausarbeitung, indem auf Basis von Expertengesprächen und ergänzender Literatur ein Gesamtüberblick über den Wirtschaftszweig der Korkver- und -bearbeitung in Portugal am Beispiel des nördlichen Algarve gegeben wird. Ferner soll in einem abschließenden Ausblick versucht werden, aktuelle Entwicklungen und Innovationen, vor allem im Segment der Flaschenverschlüsse, darzustellen und mögliche Trends und Probleme für die portugiesische Korkwirtschaft abzusehen und zu bewerten.

Zu Beginn der Ausarbeitung wird ein Überblick über das Verbreitungsgebiet der Korkeiche gegeben und damit die Bedeutung speziell für Portugal aufgezeigt. Anschließend werden die in der Ausarbeitung benutzten Fachbegriffe geklärt, bzw. diskutiert. Aufgrund fehlender deutschsprachiger, wissenschaftlicher Literatur wird überprüft, inwieweit die nicht eindeutig definierten Begriffe mit dem Gesehenen im Untersuchungsgebiet übereinstimmen. Daran anknüpfend wird eine geschichtliche Übersicht der Verwendung des Korks und dessen Gründe vorgenommen, sowie die einzigartigen Eigenschaften des Naturproduktes aufgezeigt.

Im weiteren Verlauf soll die ökonomische und ökologische Bedeutung des Korks für Portugal aufgedeckt werden, da sich das weltweite, natürliche Vorkommen der Korkeiche vorwiegend auf die Iberische Halbinsel, Frankreich, Italien und Nordafrika konzentriert. Aus diesem Grund können nur die genannten Regionen und Länder die weltweite Nachfrage am Rohstoff Kork decken. Daraus resultiert eine nicht unerhebliche Bedeutung aus (land-) wirtschaftlicher Sicht für das betrachtete Untersuchungsgebiet und Portugal.

Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen (Kork-) Produkte vorgestellt, um einen Einblick zu schaffen, in welchen Bereichen der natürliche Rohstoff eingesetzt wird und warum er bei vielen Produkten den optimalen Grundstoff zur Fertigung darstellt. Im abschließenden Teil des Kapitels werden weitere Korkerzeugnisse vorgestellt, um die große Bandbreite der Produkte nochmals zu verdeutlichen.

Im 4. Kapitel wird eine räumliche Eingrenzung und Beschreibung des Untersuchungsgebietes vorgenommen. Dieser Punkt ist notwendig, da es in Portugal große regionale Unterschiede bei der Nutzung und Qualität des Rohstoffs Kork gibt. Dieser Aspekt wird der Methodik vorgeschaltet, da so die folgende Beschreibung und Wahl der Gesprächspartner vor Ort transparent und nachvollziehbar wird. Als essentieller Bestandteil einer empirischen Arbeit folgt anschließend ein ausführlicher Überblick über die angewandte Methodik der durchgeführten Datenerhebung. Es wird unter anderem detailliert erläutert, wie im Feld vorgegangen wurde und mit welchen Gesprächspartnern im Einzelnen gesprochen wurde, um deren Aussagen im Kontext ihrer Rolle innerhalb der Korkwirtschaft analysieren zu können.

Es folgt ein genauer Einblick über den Produktionsprozess von der Ernte, über die Be- und Verarbeitung des Korks, bis hin zur Herstellung der Hauptprodukte, wie z.B. den Weinkorken. Da nahezu alle Arbeitsschritte einzigartig sind, also so bei keinem anderen Produkt durchgeführt werden, und noch dazu dem Gros der Leserschaft unbekannt sein dürfte, wurde dieses Kapitel sehr ausführlich behandelt. Im Übrigen soll mit Hilfe der mitunter sehr komplexen und vielschrittigen Fertigungsprozesse verdeutlicht werden, wie viele Personen an der Herstellung von Korkprodukten partizipieren. So wird dargelegt, wie der je nach Qualität unterschiedlich hohe Endpreis für einen Flaschenverschluss aus Kork zu Stande kommt.

Im Anschluss soll aufgezeigt werden, welche aktuellen Einflüsse auf die Nutzung der Korkeiche und die zukünftige Verarbeitung von Kork wirken und diese möglicherweise negativ beeinträchtigen könnten. Die Faktoren werden sehr detailliert beschrieben und derzeitig angewandte Maßnahmen vorgestellt. Alle Faktoren haben einen enormen Einfluss auf die Quantität und/oder Qualität der Ernte. Somit möglicherweise auch auf den Gesamtabsatz an Flaschenverschlüssen und auf die ökonomische und ökologische Entwicklung des Untersuchungsgebietes. Im darauf folgenden Zwischenfazit wird daher dieser Punkt eingehend anhand der aufgezeigten Gefährdungen diskutiert.

Das Aufkommen alternativer Flaschenverschlüsse und dessen vermeintlich negativen Auswirkungen auf den Korkabsatz werden im Kapitel 9 thematisiert. Da ein nicht unerheblicher Teil der Weinabfüllungen in den vergangenen Jahren mit alternativen Industrieverschlüssen versehen wurde, werden im Folgenden die alternativen Verschlussmöglichkeiten und deren Eigenschaften kurz vorgestellt. Darauf aufbauend wird erörtert, mit welchen Möglichkeiten die Korkindustrie auch außerhalb des betrachteten Untersuchungsgebietes versucht, den Absatz von Korkprodukten zu sichern und welche speziellen Instrumente dabei genutzt werden. Diese erscheinen notwendig, da Folgen sowohl für die Ökonomie als auch Ökologie zu erwarten sind, da der Anbau und die Pflege der Fruchtwälder für die Landwirte nicht mehr rentabel werden könnte und Flora und Fauna ihren Lebensraum neu definieren müssten.

In einem abschließenden Fazit werden alle gesammelten Ergebnisse und Erkenntnisse nochmals miteinander in Beziehung gesetzt, um die aufkommende Problematik exakt zu beleuchten und zu einem abschließenden Resultat zu gelangen.

Im folgenden Verlauf der Ausarbeitung wird stellvertretend für männliche und weibliche Gesprächspartner die männliche Form von den Autoren gewählt.

2. Kork – Ein besonderer Rohstoff für Portugal?

Als Kork bezeichnet man den Suber (Rinde) oder das Suberin-Gewebe, das die Korkeiche (lat. Quercus Suber) mit Hilfe des Phelogen erzeugt (vgl. Abb.1). Dieses Gewebe kann, abhängig vom Alter des Baumes, bis zu einer gewissen Höhe von der Eiche abgeschält werden, ohne dass diese dadurch beschädigt wird[1]. Aufgrund einer Vielzahl von sehr nützlichen Eigenschaften, wird der Kork schon seit vielen hundert Jahren abgeschält. Die Eigenschaften des Korks gehen natürlicherweise aus der Struktur und der chemischen Zusammensetzung der Zellmembranen hervor. Die Zellstruktur des Korks liegt je Kubikzentimeter zwischen 30 und 42 Millionen Zellen. Die Tatsache, dass Korkgewebe 89,7% gasförmige Stoffe enthält, erklärt auch die sehr geringe Dichte dieses Rohstoffes, woraus sich auch der enorme Unterschied zwischen Volumen und Gewicht ergibt. Chemisch setzt sich dieser natürliche Rohstoff aus etwa 45% Suberin (makromolekulares Harz), 27% Holzstoff (Lignin) ,12% Zellulose und Polysaccaride, 6% Tanin, 5% Wachse, 5% Asche und andere Mineralien zusammen[2]. Wie im Vorfeld bereits erwähnt, wird die Rinde der Korkeiche als „Kork“ bezeichnet. Die Korkeiche ist eine immergrüne Eichenart aus der Familie der Buchengewächse (lat. Fagaceae). Sie kann bis zu 20 Meter hoch werden und erreicht einen Umfang von bis zu 5 Metern (vgl. Abb.2). Charakteristisch für den Baum ist die dicke, zerfurchte, silbergraue Borke. Vom niedrigen Stamm ausgehend zeigt diese Eichenart viele krumme, abwechselnd dicke und dünne Äste, die in Richtung Sonne streben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Der Aufbau der Korkeichenrinde

Quelle: http://www.preteux-bourgeois.com/uk/mise/pourq.htm

Die Blätter sind eiförmig- länglich, nur gering gezähnt, auf der Oberseite glänzend dunkelgrün und auf der Unterseite leicht graufilzig. Lichte Wälder und leicht saure Böden werden von der Korkeiche als Standort bevorzugt. Die Korkeiche wächst auf etwa 2,5 Millionen Hektar, wobei ihr Vorkommen sich auf den südwestlichen Teil Europas und Nordafrika begrenzt. Anbauversuche in anderen Gebieten als in den angestammten Mittelmeerregionen, wie z.B. in Australien hatten nur begrenzten Erfolg[3].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Die Korkeiche im nördlichen Algarve

Quelle: Eigene Aufnahme

Daher findet eine flächendeckende Nutzung der Korkeiche ausschließlich in Algerien, Frankreich, Italien, Marokko, Spanien, Tunesien und Portugal statt. Portugal nimmt unter den Anbauländern eine besondere Stellung ein, da es auf einer Fläche von 700.000 Hektar, 30% der weltweiten Korkeichenbestände beheimatet und somit vor allem in der Korkherstellung mit jährlich etwa 190.000 Tonnen Korken den Weltmarkt mit 51 % der Gesamtproduktion anführt[4].

Aus diesem Grund besitzt der Rohstoff Kork eine besondere Bedeutung für Portugal, da es sich um einen natürlich nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoff handelt, welcher auch auf lange Sicht bei gegebenem Absatz ein sicheres Exportgut für Portugal darstellen könnte.

2.1 Vorkommen und Anbauweise der Korkeiche

Der maritime Westen des Mittelmeerraumes und Südwesteuropas bietet der Korkeiche optimale Bedingungen. Sie bevorzugt feuchte, besonders wintermilde, kalkarme Standorte und stellt im Vergleich zu anderen maritimen Eichenarten hohe Ansprüche an Niederschlag und Temperatur. Korkeichenfruchtwälder bedecken in Portugal, Spanien, Algerien, Marokko, Tunesien und Frankreich insgesamt rund 2,36 Millionen Hektar der Landesfläche (vgl.Abb.3 und Tab.1)[5]. Das Hauptverbreitungsgebiet der Korkeiche mit etwa 30% der weltweiten Fläche ist Portugal. Die Korkeiche ist in nahezu ganz Portugal heimisch und besitzt ihr Verbreitungsgebiet in Mittelportugal, dem Alentejo und an der Algarve. Im Alentejo wachsen Korkeichen vorwiegend in Landschaften, in denen ein Mosaik aus verschiedensten Habitaten gebildet wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Vorkommen der Korkeiche

Quelle: Deutscher Korkverband e.V.

Vorwiegend verbreiten sich Korkeichen in den unteren Höhenlagen der Gebiete mit 600 – 800mm Niederschlag und Temperaturmonatsmitteln von 22 – 24 °C im Juli und 8 – 10°c im Januar[6].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Das Vorkommen der Korkeiche in Portugal

Quelle: Deutscher Korkverband e.V.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Vorkommen der Korkeiche

Quelle: Voth, A. ( 2003), Montero et al. (1999), eigene Darstellung

Diese Eichenart vereint vor allem im Alentejo häufig offene Wälder mit mehr oder minder dichtem Baumbewuchs und qualitativ hochwertigen Weideflächen und Landwirtschaftsbau mit Fruchtfolge. Das produktivste Gebiet der Korkgewinnung befindet sich zurzeit im Alentejo. Etwa zwei Drittel der Korkeichenfruchtwälder Portugals befinden sich in diesem Teil Portugals. Am Algarve sind naturnahe Eichenbestände bis zu einer Höhe von 1.000 Metern im niederschlagsreichen Bergland anzutreffen. Diese Bestände sind jedoch schwer zu erschließen und dementsprechend auch schwer zu bearbeiten und zu pflegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Das Vorkommen der Korkeichen in den Regionen Porto

Quelle: Voth, A. (2003), eigene Darstellung

2.2 Begriffserklärungen für Korkeichenpopulationen

Im Vorfeld dieser Arbeit wurde durch die Autoren intensiv nach einem geeigneten Terminus für die mit Korkeichen bewirtschafteten Flächen in Portugal (und im speziellen im Untersuchungsgebiet) gesucht und kontrovers diskutiert, da es sich um eine einzigartige Nutzungsform handelt, für die es auch weltweit keine weiteren Beispiele gibt. Lediglich die Nutzung des Weihrauchbaums ist möglicherweise in Teilen vergleichbar.

In Frage kam unter anderem der Begriff Wald bzw. Korkeichenwälder. Laut Definition der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) ist ein Wald eine Fläche, die mindestens zu 10% mit Baumkronen bedeckt ist[7]. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass dies in bestimmten Regionen, beispielsweise des Alentejo, nicht der Fall sein könnte. Außerdem versteht man im Deutschen unter diesem Ausdruck allgemein eine weitaus dichtere Bedeckung. Ferner sollte durch den gewählten Begriff die primäre wirtschaftliche Nutzung der Pflanze erkennbar sein. Da dies bei der Korkeiche nicht die Holzgewinnung ist, fehlte diesem Terminus nach Meinung der Autoren die nötige Präzision.

Weitaus diffiziler bei der Abwägung des Begriffs gestaltete es sich mit dem Terminus „Plantage”. Dieser wird heute in der Literatur nicht eindeutig definiert und gegenwärtig kontrovers diskutiert. SOLBERG et al. (1996) beschreiben diese Problematik der Anwendbarkeit wie folgt:

„Estimating the area of forest plantations presents some challenges. The term plantation has varied meanings, and even where a precise definition is available, it is not universally applicable.”

SCOZ (2002) hat den Versuch unternommen, die Gemeinsamkeiten aller möglichen Definitionen herauszuarbeiten, an Hand dessen die Autoren die Begriffswahl abgewägt haben. Das wichtigste Element der Definition von Plantagen ist ihre Entstehung: Diese ist anthropogen und die Bäume oder Pflanzen sind nahezu gleich alt. Diese Eigenschaft der Bepflanzung findet sich auch im Untersuchungsgebiet wieder. Intensive Aufforstungsbemühungen wurden besichtigt und dokumentiert. Ferner werden beim Schälen der Korkeiche in einer Saison immer alle Bäume auf einer bestimmten Größeneinheit beerntet. Dieses weist auf die Gleichaltrigkeit der Bäume hin. Weiter wird nur eine Baumart angepflanzt. Auch dieses Kriterium ist in den meisten Fällen auf den durch Korkeichen genutzten Flächen in Portugal wieder zu finden[8]. Weiter wird in der Literatur das Wort Plantage synonym mit dem englischen Wort Plantation verwendet. Dies wird in der deutschen Sprache im Forstsektor wiederum mit dem Wort „Aufforstung” gleichgesetzt, was nach SCOZ (2002) besonders den Aspekt der kontrollierten Anpflanzung betonen soll. Auch der Beginn der Errichtung einer Plantage ist ähnlich wie die im Untersuchungsgebiet vorgefundene Situation: In speziellen Baumschulen werden Zöglinge gezüchtet[9] und aufgezogen. Auch das Terrain muss vor der Bepflanzung vorbereitet werden. Dies wird im Untersuchungsgebiet bei Neuanpflanzungen besonders nach dem Absterben der Korkeichenpopulation aufgrund von Pilzbefall später ausführlicher dokumentiert.

Gegen die Wahl des Begriffs sprechen die typischen Muster beim Anlegen einer Plantage. Diese sind meist in Quadraten oder Rechtecken, die Bäume werden also „in Reih und Glied” angepflanzt. Allerdings muss hier betont werden, dass auch im Untersuchungsgebiet Neuanpflanzungen nach Feuern in geordneten und systematischen Mustern erfolgen und durch die Autoren begangen und besichtigt worden sind.

Auch die teilweise intensive Pflege, die Pflanzen in einer Plantage erfahren, ist nur bedingt typisch für Flächen mit Korkeichenpopulationen. Dies hat allerdings zum einen den Hintergrund, dass der Baum keiner besonderen Pflege bedarf und man durchaus auch Pflege, wie beispielsweise das Entfernen von Totästen oder das spritzen von „Vitaminspritzen” bei Pilzbefall, beobachten kann. Außerdem ist die intensive Pflanzenhege auch kein zwingendes Charakteristika einer (Baum-) Plantage[10].

Trotz allgemeiner Übereinstimmung und fehlender eindeutiger Gegensätze zu einer Plantage im Sinne der aufgezeigten Definitionen, haben sich die Autoren gegen den Gebrauch des Begriffs entschieden. Dies geschah zum einen aufgrund eben der fehlenden exakten Bestimmung des Terminus, aber vor allem, weil der Leser den Begriff in der deutschen Sprache hauptsächlich mit einem Bild assoziiert, das den Korkeichenflächen nicht gerecht wird. So stehen die Bäume nicht in „Reih und Glied” und auch die Dichte der Pflanzungen weichen deutlich von dem „typischen” Bild einer Plantage ab.

Eine zweckmäßigere Definition für die Bezeichnung von Korkeichenpopulationen liefert LAUTENSACH (1964), indem er sagt, dass „von den Fruchthainen gleitende Übergänge zu den Fruchtwäldern [...] existieren. Das sind Bestände von Edelkastanien, Korkeichen, Steineichen oder Pinien, die ursprünglich aus natürlichen Wäldern durch Herausschlagen der weniger nützlichen Bäume entstanden sind, und die ihren ehemaligen Waldcharakter mitunter noch durch Kronenschluss verraten. Der Portugiese sondert die Stein- und Korkeichenbestände unter dem Namen „montados“[...]“[11] ein.

Der Begriff der Korkeichenfruchtwälder ist nach Meinung der Autoren am ehesten geeignet, um einen Bestand von Korkeichen exakt zu benennen, da auch älterere, nicht angepflanzte Bäume unter diesem Begriff eingefasst sind. So kann bei dem hohen Alter, die die Korkeichen erreichen, nicht durchweg angenommen werden, dass sie angepflanzt wurden. In weiten Teilen Portugals muss vielmehr davon ausgegangen werden, dass auf den Flächen mit Korkeichenpopulationen, wie oben beschrieben, die für den Besitzer weniger nützlichen Bäume entfernt wurden. Den Autoren ist bewusst, dass einige der besichtigten Flächen mit Korkeichenpopulationen im Untersuchungsgebiet eher einen Plantagencharakter aufweisen und dass durch ihren dichten Baumbestand auch von Anpflanzungen, als von einem durch Herausschlagen entstandenen Fruchtwald ausgegangen werden muss. Allerdings scheint der Gebrauch des Terminus aufgrund der oben genannten Gründe zweckmäßiger und soll daher nicht zuletzt auch wegen der Übersetzung aus dem portugiesischen Sprachgebrauch benutzt werden. Ferner wird der Begriff auch im Allgemeinen genutzt und nicht nur für spezifische Flächen im Untersuchungsgebiet.

2.3 Die Geschichte des Korkgewinnung

Die besonderen Eigenschaften des Korks wurden bereits vor vielen Tausend Jahren entdeckt. Geschichtlich wird die Verwendung von Kork zum ersten Mal um 4500 v. Chr. in Ägypten erwähnt, wo Fischer den Kork zum Bau von Bojen verwandten. Die Griechen und Römer benutzten den Kork als Verschluss für ihre Weinamphoren, in dem sie Korkpfropfen in die schlanken Öffnungen drückten. Mit dem Untergang des römischen Reiches ging das Wissen über die Eigenschaften und die Nutzung des Korks verloren, so dass bis ins späte 17. Jahrhundert mehrheitlich in Öl getauchte und mit Hanf umwickelte Holzstopfen zum verschließen der Behälter genutzt wurden. Erst ab Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Kork als Verschluss wieder entdeckt[12].

Der französische Benediktiner Mönch Perrignon (1638-1715) soll bei Versuchen zur Champagnerherstellung auf Kork gestoßen sein, da er feststellte, dass die Dichtigkeit der Holzverschlüsse nicht von langer Dauer war[13]. Zudem konnten diese Verschlüsse nach einem längeren Transport des Schaumweines dem entstehenden Druck nicht mehr standhalten und sprangen aus der Flasche. Mit der Entwicklung der Glasflasche im 18. Jahrhundert begann auch die Nutzung des Korks als „serienmäßiger“ Verschluss. Viele Champagnerhäuser und Winzer übernahmen das Verschlusssystem, füllten ihre Erzeugnisse in fest mit Korken verschlossene Flaschen ab und konnten somit ihren Absatz durch ausgeweitete Handels- und Wirtschaftsbeziehungen deutlich steigern. Mitte des 18. Jahrhunderts soll ein Deutscher die ersten Korkeichenfruchtwälder zur Korkgewinnung in der spanischen Provinz Gerona angepachtet haben. Diese Nutzung der Korkeichen weitete sich nach den ersten Erfolgen des Korkverschlusses auch nach Portugal aus, wo viele sich dem Handel mit Kork widmeten.

2.4 Besondere Eigenschaften des Korks

Die Verwendung des Rohstoffs Kork als Korken, Dämmstoff, Bodenbelag, Tapeten oder Granulat ist auf die besonderen Eigenschaften dieses Materials zurückzuführen. Diese Eigenschaften ergeben sich aus der kleinzelligen Wabenstruktur der Rindenzellen. Jeder Kubikzentimeter Kork besteht aus 30 – 42 Millionen Zellen, wobei jede Zelle ein 14 seitiges Polyeder ist, dessen gesamter Zellinnenraum mit Luft gefüllt ist. Die Membranen sind extrem stark, äußerst flexibel, wasser- und luftdicht[14]. Wie bereits schon im Vorfeld erwähnt, ist die Dichte des Korks aufgrund des hohen Anteils von gasförmigen Material (89%) sehr gering, woher der große Unterschied zwischen Volumen und Gewicht herrührt[15]. Durch diese Struktur und der chemischen Zusammensetzung ist Kork äußerst elastisch, undurchlässig, isolierend, strapazierfähig und feuerhemmend. Die hohe Elastizität basiert auf den flexiblen Membranstrukturen, welche den Kork auch äußerst komprimierbar machen. Eine komplexe Mischung aus Fettsäure und starkem organischem Alkohol, das Suberin, macht den Kork flüssigkeits- und gasundurchlässig, was speziell im Segment der Verwendung als Korken von entscheidender Bedeutung ist.

Der Wert des Korks wird durch die geringe Leitfähigkeit von Wärme, Schall und Vibration noch deutlich erhöht. Durch die in undurchlässigen Kammern versiegelten gasförmigen Elemente und der gegenseitigen Isolation von feuchtigkeitsresistentem Material, besitzt Kork von allen natürlichen Materialien die besten thermischen und akustischen isolierenden Eigenschaften[16].

2.5 Die ökologische und ökonomische Bedeutung des Korks für Portugal

Die Korkeichenfruchtwälder besitzen für Portugal eine hohe ökologische und ökonomische Bedeutung. Allgemein charakterisieren sich Korkeichenfruchtwälder aus ökologischer Sicht als Waldbestände mit einer der höchsten Niveaus an Artenvielfalt weltweit. Im Mittelmeerraum wurden 13.000 endemische Pflanzenspezies registriert, weltweit die zweitgrößte Zahl, gleich nach dem tropischen Teil der Anden. Korkeichen vereinen vorwiegend im Alentejo offene Wälder mit qualitativ hochwertigen Weideflächen und landwirtschaftlichem Anbau mit Fruchtfolge. Diese Lebensräume gehören zu den wertvollsten in Europa und sind gemäß der EU-Habitatrichtlinie im NATURA 2000-Netzwerk aufgeführt[17]. Neben dem wertvollen Lebensraum bieten diese Wälder Schutz vor Winderosion und bewahren so die Bodenqualität. Durch Korkeichen wird die Rate deutlich erhöht, mit der Regenwasser in den Boden eindringt, wodurch das Grundwasser wieder aufgefüllt wird. Eine weitere ökologische Bedeutung der Korkeiche liegt in der Speicherung von Kohlendioxid. Der Baum benötigt dieses Gas unter anderem um die Korkrinde zu erneuern und trägt somit zur Kohlendioxid - Sequestrierung[18] bei.

Aus ökonomischer Sicht lässt sich festhalten, dass der Kork-Export im letzten Jahrhundert eine Triebkraft der portugiesischen Wirtschaft war. Im Jahr 2002 betrug der Export von Kork 12% des Gesamtexportes und 3% des BIP Portugals[19]. Nach SCHRÖDER (2006) etwa 96.4% aller portugiesischen Korkeichen-Wälder in privater Hand befinden. Schätzungen zufolge sind in Portugal mindestens 28.000 Familien direkt von den Korkeichen-Wäldern und von der Kork verarbeitenden Industrie abhängig. Insgesamt gibt es in Portugal rund 900 im Korksektor angesiedelte Unternehmen[20].

2.6 Weitere Nutzungen der Korkeichenfruchtwälder

Im Gegensatz zur mitteleuropäischen Forstwirtschaft ist die Nutzung der Korkeichenfruchtwälder durch verschiedene, multifunktionale Nutzungsformen gekennzeichnet. So wird nicht nur die Korkeichenrinde geerntet, sondern je nach Standort weitere Bewirtschaftungsarten durchgeführt, die wiederum je nach regionalen klimatischen, morphologischen oder anderen Gegebenheiten des Terrains größer oder geringere Priorität gegenüber der Bewirtschaftung mit Kork haben[21].

Ein Grund für die multifunktionale Nutzung ist unter anderem die lange Dauer des Erntezyklus der Korkeiche von 9 Jahren. Neben dem neuerdings erkannten hohen Freizeitwert ist es vor allem die extensive Weidewirtschaft und die Rinderzucht, die heute in weiten Teilen Portugals die sekundäre Nutzung der Korkeichenfruchtwälder kennzeichnen. Häufig werden zeitlich angepasst[22] nach den Rindern weitere Nutztiere, wie Ziegen oder Schafe, auf den weitläufigen Weidegründen z.B. des Alentejo gehalten, die dann das verbliebene, spärliche Gras und Sträucher abgrasen. Traditionell wurden die Korkeichenfruchtwälder dazu an Hirten von Wanderherden verpachtet[23]. Besonders in Gebieten mit Eichenfruchtwäldern mit verschiedenen Eichenarten (wie beispielsweise der Steineiche) spielt die Schweinemast eine gehobene Rolle. Entscheidend ist hierbei, dass die verschiedenen Baumarten unterschiedliche Abwurfzeiten ihrer Früchte haben und den Schweinen so über die Wintermonate hinweg genügend Eicheln in den Beständen zur Verfügung stehen. Dieses traditionelle System wird montanera[24] genannt und wird sowohl in Portugal, als auch in Spanien durchgeführt. Von besonderem Vorteil ist die Korkeiche in diesem Zusammenhang aufgrund ihrer äußerst langen Trageperiode.

Bei den Schweinen handelt sich im Allgemeinen um die schwarze, iberische Rasse, aus denen der so genannte Bergschinken produziert wird. Da dieser besonders in Spanien sehr beliebt ist, versuchen auch aktuell im Untersuchungsgebiet spanische Schweinezüchter die Haltung dieser Tiere zu etablieren[25]. Auch Landwirtschaft wird zwischen den Korkeichen betrieben. Traditionell wurde dazu nur etwa alle 10-12 Jahre der Boden zwischen den weitständigen Eichen umgebrochen und ein einziges Mal Getreide gesät, um den Boden nicht auszulaugen. Zur Säuberung der Feldfläche zwischen den Eichen wurde das Land eine Saison vorher an Köhler verpachtet, die die in der Zwischenzeit gewachsenen Jungbäume entfernten, um das Material zu Holzkohle zu verarbeiten[26].

Die weitere Nutzung der Korkeichenfruchtwälder variiert regional aufgrund der morphologischen Beschaffenheiten. Die weitläufigen und ebenen Flächen im Alentejo, mit einem sehr weiträumigen Korkeichvorkommen werden vorwiegend von Rindern, Schweinen und Schafen begrast. Diese dortigen sehr großen Flächen rund um das Anwesen der Großgrundbesitzer lassen erkennen, dass die Nutzung der Korkeichen in diesem Bereich Portugals nur als Sekundärnutzung der Flächen dient. Primäre Anwendung der Flächen ist die (extensive) Weide- und Getreidewirtschaft. Demgegenüber sind diese Nutzungsformen im schweren Gelände des nördlichen Algarve nur in einem beschränkten Maße neben der Korkgewinnung möglich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Sekundäre Nutzung der Korkeichenfruchtwälder im Algarve

Quelle: Eigene Aufnahme

Aufgrund des gebirgigen Reliefs sind Ackeranbauformen, wie z.B. der Getreideanbau nur in sehr wenigen Teilen des Untersuchungsgebietes möglich. Die kleine Parzellierung der Korkeichenfruchtwälder und die höhere Dichte an Korkeichen erschweren ebenfalls die Nutzung der Flächen als Weideflächen. Für die Landbesitzer ist aus diesem Grund fast ausschließlich die Bearbeitung der Korkeichen möglich. In einigen Fällen werden im Herbst jedoch auch Ziegen und Schafe zum abgrasen der Freiflächen als sekundäre Nutzung der Flächen eingesetzt (vgl. Abb. 5)[27].

3 Erzeugnisse / Verwendung des Rohstoffs Kork

Durch die im Kapitel 2.3 beschriebenen Eigenschaften des Korks, kommt diesem Material in vielerlei Hinsicht eine bedeutende Rolle in verschiedenen Bereichen zu. Für die Verwendung in den unterschiedlichen Einsatzbereichen ist jede Form von Kork nutzbar. Im Folgenden werden nun die einzelnen Verwendungsbereiche kurz vorgestellt und erläutert.

3.1 Kork als Flaschenverschluss / Korken

Naturkorken werden seit Jahrhunderten als Behälter- und Flaschenverschlüsse verwendet[28]. In der heutigen Zeit wird das Produkt „Kork“ hauptsächlich als Verschluss für Champagner, Sekt, Wein und hochwertigen Ölen und Spirituosen genutzt (Abb.6). Aber auch Spezialverschlüsse für besondere Behälterformen und medizinisch- pharmazeutische Präparate werden aus Kork hergestellt. Nach Angaben des DEUTSCHEN KORKVERBANDES werden in der heutigen Zeit noch mehr als 80% aller Weine mit Kork verschlossen. In diesem Zusammenhang sei zu erwähnen, dass der Korken nicht nur für Weinexperten ein Maßstab für Qualität, Wertigkeit, Kultur und gutem Stil ist.

Das Angebot an Korken ist sehr vielfältig und reicht vom zweckmäßigen Verschluss bis hin zur Premium Qualität für Champagner oder Edelweine. Die Herstellung sowie vorhandene Qualitätsunterschiede der Korken werden im Kapitel 8 ausführlicher dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.6: Kork als Flaschenverschluss

Quelle: http://www.champagner.com/korken-clip-1s.jpg

3.2 Kork als Bodenbelag

Die Eigenschaften des Rohstoffes Kork machen sich neben den Korkenproduzenten auch Hersteller für Fußbodenbeläge zunutze. Kork bildet das Rohmaterial und den Grundstoff für einen natürlichen und vor allem baubiologischen Fußbodenbelag. Eine vor allem für den Bodenbelag Kork wichtige Eigenschaft ist, dass er keinen Staub aufnimmt und infolge dessen keine allergischen Reaktionen verursacht[29]. Korkfußböden stellen aus diesem Grund kein Risiko für Asthmatiker dar und werden auch aufgrund der thermisch und akustisch isolierenden Eigenschaften vorwiegend als Bodenbelag in Schlafräumen verarbeitet. In diesem Kontext werden häufig die angenehme Fußwärme und die hervorragende Trittschalldämmung als Attribute für einen Korkparkett seitens der Parkettbetriebe verwandt.

Korkbeläge gibt es in verschiedenen Ausführungen. So beispielsweise Kork-Fliesen (vgl. Abb.7), welche direkt auf den Boden verklebt werden, oder Korkfertigfußböden (vgl. Abb.8). Dieser Bodenbelag wird schwimmend verlegt, besteht aus einer Korkauflage als Oberfläche und einer Trägerplatte mit Gegenzug[30].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7: Korkfliese Abb.8: Kork- Fertigparkett

Quelle: Deutscher Korkverband e.V.

In diesem Zusammenhang sei ergänzend zu erwähnen, dass nach Angaben der Hersteller durch die Elastizität des Korks ein besonderer Wohnkomfort hervorgerufen würde und dadurch Wirbelsäule und Gelenke geschont und entlastet werden könnten.

3.3 Kork als Baumaterial

Kork ist in der ökologischen Baubranche ein beliebtes und häufig verwandtes Baumaterial. Kork wird im Mauerziegelbau, bei Ziegel- und Holzbauwänden und sowohl bei Nass-, als auch bei Trockenbodenaufbauten eingesetzt. Im Trockenbau wird Korkschrot (Granulat) zur Schüttung in Ständerwänden und zur Zwischensparren- Isolierung in Holzbalkendecken genutzt[31] (vgl. Abb. 9). Hauptsächlich wird das Naturprodukt zur Dämmung eingesetzt, da der Baustoff maßstabil ist, das bedeutet, dass dieses Material weder schrumpft noch quillt und atmungsaktiv ist. Aus ökologischer Sicht ist zu erwähnen, dass der natürliche Dämmstoff ohne Bindemittel hergestellt und eingesetzt wird, sich nicht elektrostatisch auflädt und keine Entsorgungsprobleme bereitet. Bei der Anwendung verrottet und fault Kork nicht und wird nicht von Schädlingen befallen. Durch den Gehalt an Suberin[32] ist das Korkgewebe sowohl für Flüssigkeit als auch für Gase undurchlässig. Neben der Verwendung als Wärme- Verbundsystem wird Kork als natürliche Trittschall-, Vibrations- und Wärmedämmung zum Beispiel unter Parkett, Laminat oder PVC Bodenbelägen bevorzugt[33].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.9: Korkisolierung

Quelle: www.korkstore.de

Kork findet jedoch nicht nur als Fußbodenbelag und Dämmstoff im Wohnungsbau Gebrauch, sondern auch als Wandkork bzw. Korktapete. Korktapeten sind in vielen Farben und Designs auf dem Markt erhältlich[34].

3.4 Weitere Korkerzeugnisse

Kork kann den unterschiedlichsten Produktvorgaben und Verarbeitungstechniken angepasst und zum Vorteil vieler Bereiche in der Industrie eingesetzt werden[35]. Das natürliche Material kann geformt werden, um verschiedene Aufgaben zu erfüllen. In jeder beliebigen Form und Größe bietet Kork viele unterschiedliche Möglichkeiten der Verwendung (Scheiben, Blöcke, Platten, Rollen, Granulat). Das Material Kork ist zudem auch in vielen Bereichen des Haushalts, des Handwerks und in der Mode in zahlreichen Variationen einsetzbar.

Kork findet im Haushalt vor allem Verwendung als Untersetzer und als Pinwand. Im Handwerk werden z.B. Schleifklötze, Dichtungen und Hammer mit Klopf- und Schlagflächen aus Kork eingesetzt. Auch dort wo es nicht vermutet wird, findet das Material Kork eine Verwendung: Diverse Sportartikel wie die Schlagfläche der Federbälle, die Griffe von Nordic Walking Stöcken oder die Fußbetteinlagen von Schuhen werden aus granuliertem Kork hergestellt. Seit einiger Zeit wird Kork in immer wieder neuen Varianten kreativer Verarbeitung und Anwendung eingesetzt. Das portugiesische Unternehmen „Pelcor“ entdeckte die modische Eleganz und Originalität des Korks als Rohstoff für Mode, Accessoires, sowie Aktenkoffer, Regenschirme, Präsente oder ähnliches[36].

[...]


[1] GRANDJOT, W. (1991)

[2] Amorim – Gruppe

[3] vgl. VOTH, A. (2003). S.60

[4] vgl. VOTH, A. (2003). S.60

[5] Dies und folgendes: VOTH, A. (2003). S. 58 ff.

[6] vgl. VOTH, A. (2003)

[7] vgl. Food and Agriculture Organization of the United Nations

[8] Insbesondere im Untersuchungsgebiet im nördlichen Algarve, wo man kaum Eichenmischwälder findet.

[9] Ebenfalls durch die Autoren im Untersuchungsgebiet beobachtet. Siehe hierzu ausführlicher Kapitel 7 und 8

[10] SCOZ (2002). S.6.

[11] LAUTENSACH (1964). S. 191

[12] vgl. Greiner –Vinotec (2006)

[13] Dies und folgendes: Greiner –Vinotec (2006)

[14] Tilo GmbH (2006)

[15] vgl. Amorim- Gruppe

[16] Tilo GmbH (2006)

[17] Dies und folgendes: SCHRÖDER, Bernd (2006)

[18] CO2-Sequestrierung ist mit CO2-Speicherung gleichzusetzen

[19] Interview mit Novacortiça

[20] vgl. SCHRÖDER, Bernd (2006)

[21] Dies und folgendes: VOTH (2003): S.58ff.

[22] Meist ab Herbst oder Winter

[23] vgl. LAUTENSACH (1964), S. 191

[24] VOTH (2003): S.58

[25] Interview mit Novacortiça

[26] vgl. LAUTENSACH (1964), S. 191

[27] Vergleiche hierzu ausführlicher Kapitel 4

[28] Siehe hierzu ausführlicher Kapitel 2.3

[29] Nach Angaben der Tilo GmbH, vgl. Amorim –Gruppe

[30] DEUTSCHER KORKVERBAND e.V. (2006)

[31] RUNDUM-NATUR Ludger Heeke – Korkbroschüre (2006)

[32] Siehe Kapitel 2.4

[33] DEUTSCHER KORKVERBAND e.V. (2006)

[34] Nach Angaben des Kork- Store Potsdam

[35] Dies und folgendes: Deutscher Korkverband e.V.

[36] Nach Angaben von Pelcor, São Brás de Alportel

Ende der Leseprobe aus 97 Seiten

Details

Titel
Die Korkver- und bearbeitung in Portugal am Beispiel der nördlichen Algarve
Untertitel
Ein Gesamtüberblick
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
2,0
Autoren
Jahr
2007
Seiten
97
Katalognummer
V81227
ISBN (eBook)
9783638858113
ISBN (Buch)
9783638859806
Dateigröße
2520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Korkver-, Portugal, Beispiel, Algarve
Arbeit zitieren
Jens Hofschroeer (Autor:in)Henrich Hardieck (Autor:in), 2007, Die Korkver- und bearbeitung in Portugal am Beispiel der nördlichen Algarve, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81227

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Korkver- und bearbeitung in Portugal am Beispiel der nördlichen Algarve



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden