Thomas Bernhard ist über seinen Tod hinaus noch immer ein streitbarer Autor. Bis heute ist sein öffentliches Bild von Skandalen geprägt, die er in regelmäßigen Abständen in Österreich provozierte. Im Laufe seines Schaffens sorgte der Schriftsteller für das Entstehen einer Diskussionskultur, die im Österreich der 1950er Jahre noch undenkbar gewesen wäre. Nicht zuletzt hat er mit seinen Kontroversen um die NS-Vergangenheit die Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte mit angeregt.
Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des literarischen Skandals bei Thomas Bernhard auseinander. Zweifellos haben die Skandale um Bernhard zu einer breiten Rezeption seines Werkes beigetragen.
Die Untersuchung verfolgt die Ausgangsthese, dass in den Skandalen bei Thomas Bernhard eine Typologie existiert. Auf Basis fundierter Grundlagen aus der Skandaltehorie wird im ersten Teil ein theoretisches Modell entwickelt, welches - auf eine Auswahl seiner Skandale angewendet - diese Typologie herausarbeitet.
Im zweiten Teil werden die ausgewählten Fälle hinsichtlich der entwickelten Theorie untersucht. Für die anstehende Untersuchung stehen insgesamt 235 Artikel regionaler und überregionaler Tageszeitungen zur Verfügung. Die Analyse der Artikel wird nach dem theoretischen Modell erfolgen, wobei den Akteuren jeweils die einzelnen Positionen in der Genese des Skandals zugewiesen werden.
zu untersuchende Fälle:
>Dankesrede zur Verleihung des Österreichischen Staatspreises 1968
>„Die Ursache. Eine Andeutung“ 1975
>„Holzfällen. Eine Erregung“ 1984
>„Heldenplatz“ 1988
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz
- Forschungsstand
- Forschungsziel und Methode
- Theorie des Skandals
- Mediale Öffentlichkeit als Rahmen für den Schriftsteller
- Kunst als Devianz
- Struktur des Skandals
- Devianz
- Öffentlichkeit
- Akteure und Mechanismen
- Modell des Skandals
- Skandalanalyse in Bernhards Werken
- Präludium: Dankesrede
- „Die Ursache. Eine Andeutung“
- Voraussetzungen
- Der Normbruch
- Die Enthüllung
- Die Empörung
- Fazit
- „Holzfällen. Eine Erregung“
- Voraussetzungen
- Der Normbruch
- Die Enthüllung
- Die Empörung
- Fazit
- „Heldenplatz“
- Voraussetzungen
- Der Normbruch
- Die Enthüllung
- Die Empörung
- Fazit
- Resümee
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Typologie des literarischen Skandals am Beispiel von Thomas Bernhard. Sie analysiert, wie Bernhards Werke in Österreich zu Kontroversen führten und untersucht die Rolle der Medien bei der Konstruktion dieser Skandale. Dabei wird ein theoretisches Modell entwickelt, das die einzelnen Komponenten eines Skandals - Normbruch, Enthüllung, Empörung, Akteure und Öffentlichkeit - beschreibt und für die Analyse von Bernhards Werken angewendet wird.
- Die Konstruktion des literarischen Skandals in den Medien
- Der Einfluss von Bernhards Provokationen auf die öffentliche Meinung
- Die Rolle von Medien in der Gestaltung von Erregungskulturen
- Die Verbindung von Bernhards Werken zur österreichischen NS-Vergangenheit und die Debatte über die Vergangenheitsbewältigung
- Die Bedeutung von Bernhards Skandalen für sein Image und seine Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas und den Forschungsstand dar. Sie führt in das Forschungsziel und die Methode der Analyse ein. Kapitel 2 entwirft ein theoretisches Modell des Skandals, das im dritten Teil auf ausgewählte Skandale Bernhards angewendet wird. Die einzelnen Kapitel fokussieren dabei auf die Analyse der Skandale um Bernhards Dankesrede, „Die Ursache“, „Holzfällen“ und „Heldenplatz“
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Skandal, Literatur, Medien, Öffentlichkeit, Österreich, Thomas Bernhard, NS-Vergangenheit, Vergangenheitsbewältigung, Kulturkampf, Kritik, Provokation, Image, Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Britta Sommermeyer (Autor:in), 2006, Zur Typologie des literarischen Skandals am Beispiel von Thomas Bernhard, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81233