Gesellschaftsbegriffe sind bestimmte Vorstellungen von Gesellschaft, die sowohl einen normativen als auch einen empirischen Charakter besitzen können. Gerade in der Moderne trifft man verstärkt auf eine größere Pluralität von Gesellschaftsbegriffen, z.B. Risikogesellschaft, Konsumgesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Multioptionsgesellschaft. Die Basis bilden dabei meistens die klassischen soziologischen Theorien über die Gesellschaft.
Soziologische Theorien befassen sich mit der gesellschaftlichen Ordnung, die sie über die Relativität sozialen Handelns durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu erklären oder aber aus dem individuellen Handeln zu rekonstruieren versuchen. Im Folgenden möchte ich zwei klassische Ansätze zu Gesellschaftskonstruktionen vorstellen und vergleichen.
Anhand der Zivilisations- und Prozesstheorie von Norbert Elias und dem soziologischen und nationalökonomischen Werk von Max Weber möchte ich den Beziehungskomplex von Individuum und Gesellschaft näher betrachten, um einen, wenn im Rahmen dieser Arbeit auch nur sehr begrenzt zu erarbeitenden Überblick über die in der Geschichte der Soziologie unterschiedlich erfassten konstitutiven Bedingungen und normativen Imperative für Individualität in der modernen Gesellschaft zu gewinnen. Zum einen repräsentieren die beiden Autoren unterschiedliche Epochen der deutschsprachigen Soziologiegeschichte. Zum anderen beleuchten sie vor dem Hintergrund divergierender Theoriekonstruktionen auch ein konstitutives Problem der Soziologie: das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft.
Um dieses Verhältnis zu analysieren, möchte ich in dieser Arbeit drei Koordinaten überprüfen, die mir für die Position des Individuums innerhalb der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung zu sein scheinen: Die gesellschaftliche Entwicklung, das Menschenbild und die Modi der gesellschaftlichen Integration.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaftskonstruktionen im Vergleich
- Norbert Elias: Gesellschaft als Zivilisation
- Figuration und Prozess
- Macht und Machtbalancen
- Die handlungstheoretische Perspektive Max Webers
- Soziales Handeln
- Der Weg zur Theorie: Idealtypenkonstruktion
- Max Webers Position
- Die Herrschaftssoziologie Max Webers
- Zivilisierung und Individualisierung versus Rationalisierung
- Gesellschaft der Organisation
- Prozess der Differenzierung als Effekt der Rationalisierung
- Norbert Elias' Gesellschaft der Individuen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit zielt darauf ab, zwei klassische Ansätze zu Gesellschaftskonstruktionen, nämlich die Zivilisations- und Prozesstheorie von Norbert Elias und das soziologische und nationalökonomische Werk von Max Weber, vorzustellen und miteinander zu vergleichen. Die Arbeit möchte den Beziehungskomplex von Individuum und Gesellschaft näher betrachten, um einen Überblick über die in der Geschichte der Soziologie unterschiedlich erfassten konstitutiven Bedingungen und normativen Imperative für Individualität in der modernen Gesellschaft zu gewinnen.
- Die gesellschaftliche Entwicklung
- Das Menschenbild
- Die Modi der gesellschaftlichen Integration
- Die Zivilisations- und Prozesstheorie von Norbert Elias
- Die soziologische und nationalökonomische Werk von Max Weber
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den theoretischen Rahmen für die Vergleichsanalyse der Gesellschaftskonstruktionen von Elias und Weber vor. Sie erläutert die Bedeutung der Gesellschaftsbegriffe in der Moderne und die Rolle klassischer soziologischer Theorien bei der Erklärung der gesellschaftlichen Ordnung.
Das Kapitel "Gesellschaftskonstruktionen im Vergleich" behandelt zunächst die Zivilisations- und Prozesstheorie von Norbert Elias. Hierbei werden die Konzepte der Figuration und des Prozesses erläutert, wobei der Zivilisationsprozess in Mitteleuropa vom 9. bis zum 19. Jahrhundert im Mittelpunkt steht. Weiterhin wird das Konzept der Macht und Machtbalancen in Elias' Theorie beleuchtet. Anschließend wird die handlungstheoretische Perspektive Max Webers vorgestellt, mit den zentralen Begriffen des sozialen Handelns und der Idealtypenkonstruktion.
Das Kapitel "Max Webers Position" befasst sich mit der Herrschaftssoziologie Max Webers, der Prozess der Rationalisierung und die Entstehung einer "Gesellschaft der Organisation". Im Anschluss wird auf Norbert Elias' "Gesellschaft der Individuen" eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen und Konzepten der Soziologie, darunter Gesellschaftsbegriffe, Zivilisationsprozess, Figuration, Prozess, Machtbalancen, soziales Handeln, Idealtypenkonstruktion, Herrschaftssoziologie, Rationalisierung, Individualisierung und die "Gesellschaft der Organisation". Die beiden zentralen Autoren des Vergleichs sind Norbert Elias und Max Weber.
- Arbeit zitieren
- Caterina Herold (Autor:in), 2007, Individuum und Gesellschaft: Norbert Elias und Max Weber im Vergleich , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81239