Otto II. und Theophanu


Hausarbeit, 2006

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALT

I. Verhandlungen mit Byzanz um eine oströmische Prinzessin
I.1.Vorgeschichte und Gesandtschaften
I.2. Wer war Theophanu?

II. Hochzeit in Rom
II.1.Ablauf der Hochzeitsfeierlichkeiten
II.2. Die Hochzeitsurkunde der Theophanu

III. Theophanu als Mitkaiserin Ottos II 972-983
III.1. Tod Ottos I. - Theophanu wird coimperatrix
III.2. Heinrich der Zänker gefährdet Ottos Macht
III.3. Die Kinder der Theophanu.
III.4 Ottos II. Kämpfe in Italien und sein Tod

IV. Theophanu als Regentin nach dem Tode Ottos II 983-991
IV.1 Kampf um die Herrschaft
IV.2 Theophanus Herrschaft und Tod

V. Fazit

EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG

LITERATURVERZEICHNIS

I. Verhandlungen mit Byzanz um eine oströmische Prinzessin

I.1.Vorgeschichte und Gesandtschaften

Mit dem oströmischen Kaisertum auf der einen und dem weströmischen Kaisertum auf der anderen Seite standen sich im Europa des 10. Jahrhunderts zwei mächtige, politisch und staatsrechtlich aber sehr verschiedene Herrschaftssysteme gegenüber.

Im griechischen Osten wurde das Kaisertum vom Basileus Romaion (dem Kaiser der Römer) vertreten, der sich als Nachfolger der römischen Kaiser sah, seinen Sitz allerdings in Konstantinopel und nicht in der eigentlichen Kaiserstadt Rom hatte.

Im lateinischen Westen verkörperte der Imperator Augustus Francorum et Langobardum (der König der Franken und Langobarden) das Weltkaisertum, hatte die Stadt Rom inne und konnte sich der Unterstützung des Papstes, welcher mit Konstantinopel gebrochen hatte, sicher sein.[1]

So wandte sich denn auch Papst Johannes XII., als er sich der Gefahr eines Angriffs durch Berengar II. ausgesetzt sah, hilfesuchend an Otto I. und bot ihm als Gegenleistung für seine Hilfe die Kaiserkrone an. Dieser lies im Hinblick auf die bevorstehende Kaiserkrönung seinen fünfjährigen Sohn Otto II. zum König wählen und am Pfingstsonntag des Jahres 961 krönen, bevor er mit seiner Frau Adelheid im August des selben Jahres nach Rom aufbrach. Dort wurde er am 2.Februar 962, am Sonntag Mariä Lichtmess, unter Akklamation der Römer vom Papst zum Kaiser gesalbt. Von nun an trug er den Titel Imperator Augustus Romanorum et Francorum (Erhabener Kaiser der Römer und der Franken) und Adelheid wurde zur Cohnsoors imperii (Herrschaftsgenossin) gekrönt.[2]

Neben dem Kampf um gegenseitige Anerkennung sorgten vor allem die Kämpfe insbesondere um das süditalienische Grenzgebiet immer wieder für Konfliktstoff zwischen den beiden Kaiserreichen. Um seine Macht in Süditalien zu sichern gab es für Otto I. zwei Möglichkeiten. Entweder musste er die Griechen von dort vertreiben oder sie durch eine Familienverbindung an sich binden..[3] So entsandte er zum zweiten mal (nach 949) im Jahre 967 einen Boten an den byzantinischen Hof. Der venezianische Kaufmann Dominicus sollte um die Hand der purpurgeborenen Tochter des verstorbenen Basileus Romanos II und Stieftochter des regierenden Nikephoros II. Pokas, der Prinzessin Anna, als Braut für Otto II anhalten.[4] Dieses Ersuchen jedoch scheiterte an politischen Missverständnissen. Dominicus hatte seine Kompetenzen überschritten indem er versicherte, Otto I. werde im Falle einer Heirat das Oströmische Reich nicht mehr angreifen. Otto I. jedoch wollte ein Druckmittel in die Hand bekommen um Nikephoros zu einer Heirat und zum Beibehalt des Status Quo in Italien zu zwingen und griff entgegen der Versicherung des Dominicus die Hauptstadtstadt der griechischen Besitzungen in Italien, Bari, an. Bari jedoch konnte nicht eingenommen werden und so sah sich Otto I. gezwungen, erneut Verhandlungen mit Konstantinopel aufzunehmen.[5] Um seinen Sohn Otto II. seiner zukünftigen purpurgeborenen Braut ebenbürtig zu machen, lies Otto I. seinen Sohn am 25. Dezember 967 in Rom von Johannes XII. nach oströmischem Vorbild zum coimperator, also zum Mitkaiser, krönen und schickte daraufhin im Sommer 968 unter der Leitung Bischofs Liudprand von Cremona eine dritte Gesandtschaft nach Konstantinopel.[6] Auch diese Gesandtschaft drohte am Unwillen des Nikephoros zu scheitern, bis dieser bei einer Palastrevolution am 11. Dezember 969 ermordet wurde. Ihm folgte sein Mörder, Johannes I. Tzimiskes auf den Thron. Dieser sah sich kriegerischen Bedrohungen durch den russischen Fürsten Svjatoslav auf dem Balkan gegenüber erhoffte sich Unterstützung durch Otto I. Dieser nahm schnell die abgebrochenen Verhandlungen wieder auf, zog sich aus dem von Konstantinopel beanspruchten Gebiet zurück und schickte 971 den Kölner Erzbischof Gero zu Johannes I. Tzimiskes. Dieser allerdings brachte nicht die erwartete, purpurgeborene Anna nach Rom zurück, sondern die völlig unbekannte Theophanu, die nicht unter Purpur geborene Nichte des Johannes I Tzimiskes. Obwohl viele dazu rieten, die falsche Braut zurückzuschicken unterlies Otto I. dies, da eine Zurückweisung der Theophanu eine gefährliche Beleidigung Konstantinopels bedeutet hätte. Stattdessen gab er Theophanu seinem Sohn Otto II. im April 972 zur Frau und lies so seine politischen Ziele endlich Wirklichkeit werden.[7]

I.2. Wer war Theophanu?

Obwohl Theophanu eine der berühmtesten deutschen Kaiserin werden sollte, ist über die wirkliche Herkunft sowie das wahre Alter der falschen Prinzessin lange gerätselt worden.

Den ersten Verweis auf ihre Herkunft findet sich in Theophanus Heiratsurkunde: Theophanu Joannis Constantinopolitani neptim clarissimam[8][9]. Auffällig hieran ist, dass die Eltern der Theophanu nicht erwähnt werden, sondern nur ihre direkte Verwandtschaft zum oströmischen Kaiser. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Vater Theophanus von niedererem Stand war als Otto I. und damit eine Erwähnung des Vaters offengelegt hätte, dass die nicht unter Purpur geborene Theophanu ihres kaiserlichen Gatten Otto II. nicht würdig gewesen ist, was einer Blamage Ottos I. gleichgekommen wäre.[10]. Dennoch lassen sich Rückschlüsse auf Theophanus Eltern ziehen. Nimmt man das Wort clarissimam nicht als Adjektiv zu neptim sondern als Bezeichnung einer griechischen Adelsklasse (Illustres, Spectabiles und Clarissimi), so lässt sich daraus folgern, dass ihr Vater zum griechischen Hofadel gehört hat.[11]

Fragen wir weiter. Eine Nichte des Kaisers Johannes. Eine angeheiratete oder eine blutsverwandte Nichte? Geht man nun davon aus, dass die Kinder Ottos II. und Theophanus in einer bestimmten Reihenfolge benannt wurde, nämlich die erste Tochter nach Ottos Mutter Adelheid und die dritte Tochter nach seiner Großmutter Mathilde, so ist der Name der zweiten Tochter Sophia wahrscheinlich ein Hinweis auf Theophanus Mutter. Theophanus Mutter muss Sophia Phokas, die Tochter des Leo Phokas gewesen sein. Dieser Leo Phokas wiederum war der Bruder des Kaisers Nikephoros II Phokas. Sophia war also eine blutsverwandte Nichte des Kaisers Nikephoros II Phokas der somit der blutsverwandte Großonkel der Theophanu war. Warum aber wird Theophanu in der Heiratsurkunde als Nichte des Johannes I. Tzimiskes zeichnet? Ihre Mutter Sophia Phokas war verheiratet mit Konstantin Skleros, einem Angehörigen der Adelsfamilie der Skleri, also einem Clarissimi. Dieser Konstantin Skleros war der Bruder der Maria Skleros, der Frau des Johannes I. Tzimiskes und damit der Schwager des Kaisers. Seine Tochter Theophanu war also die angeheiratete Nichte des Kaisers Johannes I. Tzimiskes. Theophanu war also von zwei Seiten aus zwar nicht purpurgeborene aber doch kaiserliche Prinzessin durch Anheirat und Blutsverwandtschaft.[12] Dies und die politischen Umstände erklären, warum Otto I. auf die zuerst gefordert purpurgeborene Tochter Nikephoros II Phokas, Anna, verzichtete und an ihrer Statt Theophanu als seine Schwiegertochter anerkannt. Die Nichte des derzeit regierenden Oströmischen Kaisers war für ihn politisch von größerer Bedeutung als die Tochter einer Herrscherlinie, nämlich der makedonischen, bei der es fraglich war ob sie jemals wieder an die Macht kommen und politische Bedeutung erlangen würde. Für Johannes I. Tzimiskes bedeutete es auf alle Fälle mehr Sicherheit, seine Nichte als Braut nach Rom zu schicken, als die Tochter seines Vorgängers. Eine Verbindung Ottos II. mit der makedonischen Prinzessin Anna hätte für Johannes I. Tzimiskes eventuelle außenpolitische Risiken bedeutet, die er nicht eingehen konnte. So waren beide Seiten übereingekommen, dass Prinzessin Theophanu als Braut Ottos II. die vorteilhaftere Wahl sei.[13]

Der Name Theophano, der zum lateinischen Theophanu wurde, bedeutet Gott kündend. Vermutlich wurde Theophanu nach Anastaso benannt, die den Namen Theophano angenommen hatte als die den Basileus Romanos II. geheiratet hatte und in zweiter Ehe mit Nikephoros II. Phokas verheiratet war. Wenn diese Namensherleitung zutrifft, so muss Theophanu nach 959 geboren sein. Dies deckt sich mit der Aussage des sächsischen Chronisten Widukind von Corvey, der Theophanu puella, also Mädchen, nannte. Sie muss bei ihrer Hochzeit im Jahre 972 also etwa 12 Jahre alt und damit nach römischem Recht heiratsfähig gewesen sein.[14]

II. Hochzeit in Rom

II.1. Ablauf der Hochzeitsfeierlichkeiten

Die griechischen Schiffe mit Theophanu und ihrem Gefolge an Bord legten Anfang April des Jahres 972 südlich von Rom an und die Prinzessin wurde von dem der griechischen Sprache mächtigen Bischof Dietrich von Metz von Benevent nach Rom begleitet.[15]

Die zukünftigen Eheleute waren einander bis zu ihrer Hochzeit völlig unbekannt. Sie hatten einander noch nie gesehen und wussten nicht das geringste voneinander. Wegen des schnellen Ablaufs der Verhandlungen war ihnen zudem noch die zu dieser Zeit übliche Möglichkeit genommen worden, sich mit Hilfe eines gemalten Bildes eine Vorstellung des jeweils anderen zu machen.[16] So sah der sechzehnjährige Otto II. seine etwa zwölfjährige Braut bei ihrer Hochzeit zu ersten mal. Diese fand eine Woche nach Ostern, am Sonntag den 14. April des Jahres 972[17] im Petersdom in Rom statt. Papst Johannes XIII. traute das Paar und krönte Theophanu zur Kaiserin des weströmischen Reiches.[18] Der Sitte ihrer Zeit folgend trennte sich das Paar nach den Hochzeitsfeierlichkeiten für drei Tage bevor die Hochzeitsnacht vollzogen wurde.[19] Durch ihre Hochzeit mit dem weströmischen Thronfolger hatte Theophanu den Frieden zwischen beiden Kaiserhäusern gesichert und Otto II hatte sich die Anerkennung seines Kaisertitels und damit die Gleichsetzung mit dem Oströmischen Kaiser erworben.[20]

[...]


[1] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.27

[2] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.31 f.

[3] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.29

[4] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S. 36

[5] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 37

[6] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.38

[7] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.40 f.

[8] Theophanu, die hochangesehene Nichte des konstantinopolitanischen Kaisers Johannes

[9] MGH; Dipl. Reg. Et Imp; Ottonis II. Diplomata, Berlin 1956 S.28ff

[10] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.51

[11] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.49 f.

[12] vgl. Benrath, Henry: Vorarbeiten zu <<Die Kaiserin Theophanu>> Stuttgart 1941 S.19-23 und Stammbaumtafeln hinten im Bucheinband

[13] vgl. Georgi, Wolfgang: Ottonianum und Heiratsurkunde 962/972 IN: Euw, Anton von; Schreiner, Peter (Hg.): Kaiserin Theophanu - Begegnung des Ostens und Westens um die Wende der ersten Jahrtausends; Köln 1991, Band II. S.153

[14] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.50 f.

[15] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.44

[16] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.48

[17] MGH; Dipl. Reg. Et Imp; Ottonis II. Diplomata, Berlin 1956 S.30: Data XVIII. kal. mai anno dominice incarnationis DCCCCLXXII, indictione XV, imperii sanctissimi genitoris nostri Ottonis XI, nostri vero V

[18] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.44

[19] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.48

[20] vgl. Fußbroich, Helmut: Theophanu - Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron; Köln 1991 S.47

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Otto II. und Theophanu
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V81263
ISBN (eBook)
9783638858137
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Otto, Theophanu, Ottonen
Arbeit zitieren
Manuela Thoma (Autor:in), 2006, Otto II. und Theophanu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81263

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