Nach dem Studium der Fachliteratur zur Hospiz- und Hospizsozialarbeit betrachtet, sollte jetzt eine persönliche Erfahrung oder familiäre Erinnerung folgen.
Dies ist mir nicht möglich. Erste Erfahrungen und Eindrücke im Bereich Sterben, Tod und Trauer wurden durch ein Praktikum im Rahmen des Studiums im stationären Hospiz der Hansestadt Rostock gewonnen. Durch dieses Praktikum lernte ich die Hospizarbeit kennen. In den anschließenden Semestern habe ich mich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt.
Während eines Praktikums im Hospiz habe ich diese Tätigkeit, die Art des Umgangs mit dem Lebensende eines Menschen, kennen und schätzen gelernt. Besonders beeindruckend war in dieser Einrichtung das Engagement der Mitarbeiter, die diese schwere Arbeit mit vollem Einsatz verrichtet haben und dabei ihre Freude am Leben auf die Patienten teilweise positiv übertragen konnten.
Durch die intensive Beschäftigung mit diesem Thema soll die Frage geklärt werden, ob die die Hospizarbeit ein Tätigkeitsfeld für die Sozialarbeit / Sozialpädagogik ist.
Gliederung
1. Einleitung
2. Geschichte der Hospizarbeit
3. Begriffsbestimmung
3.1 Hospizarbeit
3.2 Palliative Care/ Palliativmedizin
4. Orte der Hospizarbeit - Sterbeorte
4.1 Ambulante Hospizarbeit
4.2 Teilstationäre Hospizarbeit
4.3 Stationäre Hospizarbeit
4.4 Kinderhospize
4.5 Krankenhaus
4.6 Pflegeheim
4.7 Sterben Zu Hause
5. Bedingungen der Hospizarbeit
5.1 Mitarbeiter
5.2 Gesetzliche Voraussetzungen
5.3 Finanzierung
6. Sterben in unserer Gesellschaft
7. Sozialarbeit/Sozialpädagogik
8. Sozialarbeit / Sozialpädagogik in der Hospizarbeit
8.1. Voraussetzungen
8.2. Aufgaben der Sozialarbeit / Sozialpädagogik in der Hospizarbeit
9. Einsatzfelder der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik im Tätigkeitsfeld Hospizarbeit
9.1 Die Begleitung des Sterbenden durch Sozialarbeit/ Sozialpädagogik
9.2 Die Begleitung der Angehörigen des Sterbenden
9.3 Das Aufgabengebiet Ehrenamtliche
9.4 Die Begleitung der Trauernden
9.5 Beratung über Vorsorgemöglichkeiten
9.6 Öffentlichkeitsarbeit – Netzwerkarbeit
9.7 Sozialarbeit / Sozialpädagogik in der Kinderhospizarbeit
9.8 Sozialarbeit/Sozialpädagogik mit Sterbenden im Pflegeheim
9.9 Sozialarbeit bei der Integration des Hospizgedankens in vorhandenen Institutionen
10. Mögliche Probleme der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik in der Hospizarbeit
11. Ist die Hospizarbeit ein Tätigkeitsfeld für die Sozialarbeit/ Sozialpädagogik?
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nach dem Studium der Fachliteratur zur Hospiz- und Hospizsozialarbeit betrachtet, sollte jetzt eine persönliche Erfahrung oder familiäre Erinnerung folgen.
Dies ist mir nicht möglich. Erste Erfahrungen und Eindrücke im Bereich Sterben, Tod und Trauer wurden durch ein Praktikum im Rahmen des Studiums im stationären Hospiz der Hansestadt Rostock gewonnen. Durch dieses Praktikum lernte ich die Hospizarbeit kennen. In den anschließenden Semestern habe ich mich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt.
Während eines Praktikums im Hospiz habe ich diese Tätigkeit, die Art des Umgangs mit dem Lebensende eines Menschen, kennen und schätzen gelernt. Besonders beeindruckend war in dieser Einrichtung das Engagement der Mitarbeiter, die diese schwere Arbeit mit vollem Einsatz verrichtet haben und dabei ihre Freude am Leben auf die Patienten teilweise positiv übertragen konnten.
Die Arbeit ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der Hospizarbeit, der zweite Teil mit der Sozialarbeit / Sozialpädagogik in diesem Arbeitsfeld. Der letzte Teil ist der Frage gewidmet, ob dieses Arbeitsfeld auch ein Einsatzort der Sozialarbeit / Sozialpädagogik sein kann.
Beim Erstellen der Gliederung bin ich davon ausgegangen, dass man immer vom Allgemeinen auf das Besondere schließt. Diese Arbeit beginnt mit einem Kapitel über die Geschichte der Hospizarbeit, den Definitionen für Hospizarbeit und Palliative Care, deren Orten und Bedingungen. In diesem Zusammenhang befasste ich mich auch mit dem Sterben in unserer Gesellschaft.
Im Anschluss daran wird speziell auf die Sozialarbeit / Sozial-pädagogik in der Hospizarbeit eingegangen.
Durch die intensive Beschäftigung mit diesem Thema soll die Frage geklärt werden, ob die die Hospizarbeit ein Tätigkeitsfeld für die Sozialarbeit / Sozialpädagogik ist.
Zugunsten der Übersichtlichkeit wurde in der gesamten Arbeit die männliche Form der Berufsbezeichnungen gewählt.
2. Geschichte der Hospizarbeit
Die moderne Hospizbewegung hat eine lange Geschichte, die im 19. Jahrhundert begann. 1879 (Vgl. Seitz, 2004, S. 67) wurde das erste Hospiz, welches auch diesen Namen trägt, in Irland eröffnet (Vgl. Lamp, 2001, S.10). Cicely Saunders[1] gründete dann 1967 das heute weltberühmte St. Christopher´s Hospice in London (Vgl. Seitz, 2004, S.68). Das weltweite erste Kinderhospiz öffnete 1978 in Großbritannien, das „Helen House“ (Vgl. Student, 2006, S.108).
Die Anfänge in Deutschland sind eng mit dem St. Christopher`s Hospice verknüpft. 1971 wurde im deutschen Fernsehen der Film „…noch 16 Tage“ gezeigt. Dieser handelte vom Leben und Sterben im St. Christophers Hospice in London (Vgl. Westrich, 2003, S.9). Der Film löste in Deutschland viel negative Kritik aus, es ging vor allem um Begriffe wie Kommerzialisierung und Gettoisierung Sterbender. Die durch den Film ausgelösten Diskussionen dauerten bis in die Mitte der 80er Jahre an. Eher unklar wurde, dass es eigentlich um die Verbesserung des Sterbens und um die Enttabuisierung dieses Themas ging (Vgl. Lamp, 2000. S. 14).
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Geschichte der Hospizbewegung ist die Arbeit und das Buch „Interviews mit Sterbenden“ von Elisabeth Kübler-Ross[2] im Jahre 1969. Sie brachte das Thema der breiten Öffentlichkeit näher und half auch dabei, es zu enttabuisieren.
Die Hospizbewegung wurde von diesen zwei Frauen begründet und bewegt (Vgl. Naegle, Feichtner, 2005, S.17).
Kurze Zeit danach, 1975, wurde in Montereal die erste Palliativstation, welche an ein Krankenhaus angeschlossen war, eröffnet (Vgl. Diemer, 2001, S. 255).
Die Diskussion wurde noch verstärkt durch die Anfrage des damaligen Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit an die Kirchen, Wohlfahrtsverbände und die Krankenhausgesellschaften, wie diese zu Errichtungen von Sterbekliniken stehen würden.
Von den Befragten stimmten 92 Prozent dagegen, vor allem aus der Furcht heraus, Sterbekliniken würden ein Abschieben der Betroffenen aus der Gesellschaft fördern (Vgl. Golek, 2001, S.57).
1985 wurde der erste überregionale Hospizverein, OMEGA - Mit dem Sterben leben - und die erste Hospizinitiative, der Christophorus Hospiz Verein, gegründet (Vgl. Lamp, 2001, S.15). Diese Initiative konnte bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung die erste feste Mitarbeiterin einstellen, eine Sozialarbeiterin, welche die Arbeit der Ehrenamtlichen betreute (Vgl. Westrich, 2003, S. 11).
Das erste stationäre Hospiz, Haus Hörn, öffnete 1986 in Aachen seine Türen. Haus Hörn war mit seinen 53 Betten für heutige Verhältnisse recht groß (Vgl. Lamp, 2001, S.15).
Zum Ende der 80er Jahre widmeten sich auch die katholische und
die evangelische Kirche der Hospizbewegung. Dies bedeute für die Hospizbewegung einen entscheidenden Durchbruch, da Kirchen die größten Wohlfahrtsträgerinnen sind (Vgl. Lamp, 2001, S.16).
In Deutschland wurde die erste Palliativstation 1983 an der Chirurgischen Universitätsklinik in Köln mit fünf Betten eröffnet (Vgl. Diemer, 2001, S. 255).
Anfang der 90er Jahre arbeiteten Eltern, deren Kinder an schweren Stoffwechselstörungen erkrankt waren, daran, Möglichkeiten zu finden, die Kinderhospizarbeit in Deutschland zu etablieren. Der erste Schritt dazu war die Gründung des Deutschen Kinderhospizvereins. 1998 wurde das erste deutschen Kinderhospiz eröffnet, das Kinderhospiz Balthasar in Olpe (Vgl. Droste, 2006, S.213f).
Heute gibt es in Deutschland 151 stationäre Hospize, 139 Palliativstationen, ca. 1450 ambulante Hospizdienste und 1310 ambulante Hospizinitiativen
(Vgl. www.hospiz.net/presse/bag-allgemein.html., 30.05.07)
Weiterhin gibt es sechs stationäre Kinderhospize und drei, die sich in der Bau- bzw. Vorbereitungsphase befinden (Vgl. Droste, 2006, S.215).
In der Literatur zur Kinderhospizarbeit wird von ca. 20 (Vgl. Reuner, 2007, S.14) oder ca. 28 (Vgl. Droste, 2006, S.15) zurzeit bestehenden ambulanten Kinderhospizdiensten gesprochen.[3]
3. Begriffsbestimmung
Im folgenden Abschnitt werden die Begriffe Hospizarbeit und Palliativ Care / Medizin erläutert, um im nächsten Kapitel auf die einzelnen Orte der Hospizarbeit einzugehen. An diesen Orten findet nicht nur diese sehr wichtige Arbeit statt. Es sind in der Regel auch die Orte, an denen wir sterben.
3.1 Hospizarbeit
Cicely Saunders vermied schon bei der Namensgebung für ihre Einrichtung jegliche Verknüpfung zum Krankenhaus, viel mehr knüpfte sie an die mittelalterliche Tradition des Wortes Hospiz an (Vgl. Student 1991, S.19).
Die Hospizidee reicht zurück bis auf die Herbergen und Hospitale im Mittelalter, welche den Armen, Kranken und Reisenden auf ihren Wegen Rast, Pflege und Unterkunft boten (Vgl. Robert Koch Institut RKI, 2003, S.13).
Hospizarbeit findet nicht nur in Hospizen statt, denn es ist keine Einrichtung, sondern eine Idee beziehungsweise ein Konzept. Dieses handelt nach dem Standpunkt: Wo gestorben wird, sollte Hospizlichkeit stattfinden (Vgl. Lamp, 2001, S.18f).
Die Hospizarbeit will vor allem Menschen wieder dazu befähigen, sich den sterbenden Mitmenschen zu widmen (Vgl. Bertheau, 2003, S.199).
Student, Mühlum, Student haben es in ihrem Buch „Soziale Arbeit in Hospiz und Palliative Care“ so formuliert:
„Der Kern des Hospizgedankens ist es, das Sterben in das Leben
einzubeziehen und in den Alltag zurückzuholen“
(Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S.15).
Als Ziel der Hospizarbeit lässt sich unter anderem formulieren, dass es darum geht, die Lebensqualität des Betroffenen so zu verbessern und zu erhalten, dass er sich bis zu seinem letzten Lebenstag wohl und zufrieden fühlt (Vgl. Ballnus, 1995, S.243).
Daneben ist aber auch die Schaffung einer neuen Kultur des Sterbens in unserer Gesellschaft Ziel der Hospizbewegung. Damit macht sich die Hospizbewegung eigentlich selbst überflüssig, dies wird von ihr auch so formuliert. Dieser Fall tritt ein, wenn die Menschen und die Institutionen eine dem Sterben sorgsam zugewandte Haltung einnehmen (Vgl. Roß, 2002, S.153).
Als wichtiger Punkt ist auch zu nennen: Jeder Mensch ist unabhängig von seiner Religion und Weltanschauung im Hospiz willkommen (Vgl. Ballnus, 1995, S. 244).
3.2 Palliative Care/ Palliativmedizin
Palliative Care ist ein spezielles Wissen in der Schmerztherapie, der lindernden Behandlung. Darüber hinaus sollen bestimmte Symptome vermieden oder wenn möglich behoben werden, die den Betroffenen in seiner Lebensführungen stark beeinträchtigen können (Vgl. Lamp, 2001, S.13).
Die Palliativpflege und die Palliativmedizin sind Teilgebiete der Palliative Care. Beide sind zur Erreichung der Ziele nötig (Vgl. Nagele, Feichtner, 2005, S. 15).
Palliativstationen und Hospize verfolgen in der Regel die gleichen Ziele und Grundsätze. Palliativmedizin umfasst sowohl die Lehre über, als auch die Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren und progredient verlaufenden Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung. Ziel ist es, die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern (Vgl. Diemer, 2001, S.260).
Man arbeitet mit dem integrierten Behandlungsansatz. Das heißt, es wird auf die körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse der Betroffenen durch den Einsatz eines multiprofessionellen Teams reagiert (Vgl. RKI, 2003, S.12).
Zusammenfassend lässt sich sagen, die Ziele von Palliative Care sind unter Anderem die optimale Versorgung in der letzten Lebensphase, die bestmögliche Lebensqualität in dieser Zeit, sowie die Ermöglichung eines aktiven Lebens in der Endphase des Lebens, bei der die Betroffenen mit all ihren Bezugspersonen im Mittelpunkt stehen (Vgl. Nagele, Feichtner, 2005, S. 15).
Die Hospizarbeit und die Palliative Care besitzen viele Gemeinsamkeiten, beispielsweise, dass die Betroffenen im Sterben nicht allein gelassen werden; soweit wie möglich nicht unter körperlichen Beschwerden zu leiden haben und auch, wenn gewünscht, die Möglichkeit zur Regelung letzter Dinge haben (Vgl. Diemer, 2001, S. 265).
Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit ist der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern (Vgl. Diemer, 2001, S. 265).
4. Orte der Hospizarbeit - Sterbeorte
Orte der Hospizarbeit sind meist auch die Orte, in denen gestorben wird. Hospizarbeit ist aber nicht nur das Sterben. Darum soll es im ersten Abschnitt auch um die Orte der Hospizarbeit gehen, an denen nicht oder nicht nur gestorben wird. So findet nicht nur in Einrichtungen die das Wort Hospiz auch im Namen tragen, diese Arbeit statt. Es hat sich im Laufe der Jahre, seit die Hospizbewegung in Deutschland besteht, eine breite Infrastruktur gebildet. Zum einen die Vermittlung von „hospizlichem“ Denken und dem Handeln danach, allgemeiner Bildungsveranstaltungen und zum anderen bis zu dem Engagement der Bürger in verschiedenen Pflegeeinrichtungen (Vgl. Lamp, 2001 S.19).
Eine weitere Aufgabe der Hospizarbeit ist in der Regel die Gewinnung von neuen Erkenntnissen, die Hospizforschung. Diese soll dazu führen, dass es weitere Erkenntnisse darüber gibt, wie man das Leben der Sterbenden verbessern kann und auch das Leben der Helfer bereichert. Darunter sollte auch die Reflexion des Handelns fallen (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004 S.37f).
Darüber hinaus bilden sich in Deutschland Förder- und Hospizvereine, die bestehende Hospize als selbstständige Träger integrieren oder Hospizeinrichtungen aller Art unterstützen (Vgl. Baumgarten, 1998, S. 361).
4.1 Ambulante Hospizarbeit
Das Kernziel von Hospizarbeit ist es, das Sterben in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. Da, wo dies nicht mehr möglich ist, soll die stationäre Betreuung greifen. Aber der eigentliche Schwerpunkt der Hospizarbeit liegt eindeutig im ambulanten Bereich (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S.86).
Die ambulanten Hospizdienste bieten Hilfen an, welche das Sterben zu Hause möglich machen sollen (Vgl. Bertheau, 2003, S.197).
Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft werden die Formen der ambulanten Hospizarbeit in vier Gruppen unterteilt:
1. ambulante Hospizinitiativen/-gruppen
2. ambulanter Hospizdienst
3. ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst
4. ambulanter Hospiz- und Palliativ-Pflegedienst
(Vgl. www.hospiz.net).
Zu den Aufgaben dieser Dienste gehören unter anderem Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Trauerbegleitung, Beratungen, Kontakte mit Ärzten und pflegerische Betreuung. Darüber hinaus gehört auch die Begleitung von Sterbenden durch qualifizierte Ehrenamtliche und Hauptamtliche zu den Aufgaben der ambulanten Dienste (ebd.).
Zu den Konzepten der Begleitung gehört ebenfalls, dass sie nur für die letzten Lebenswochen gedacht ist und keine lebensverlängernden Maßnahmen angeboten werden (Vgl. Student, Mühlum, Student 2004, S.87).
4.2 Teilstationäre Hospizarbeit
In Deutschland befinden sich teilstationäre Tageshospize noch im Aufbau (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S. 91).
Diese sollen das ambulante Pflegeangebot, entsprechend des Hospizprinzips, unterstützen und erweitern, so dass der Betroffene so lange wie möglich zu Hause bleiben kann (Vgl. Lamp, 2001, S. 31).
Tageshospize bieten die Möglichkeit, tagsüber außerhalb der gewohnten Umgebung an verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen (Vgl. Seeger, 2006, S. 127).
Sie bieten in der Regel Palliative Pflege bzw. medizinische, psychosoziale und seelsorgerische Betreuung für Patienten und deren Angehörige (Vgl. Bausewein, 2004. S.10).
Sie sollen Menschen, die nicht auf ihre eigene Wohnung verzichten wollen, eine Möglichkeit bieten, während des Tages außerhalb der Wohnung zu leben und dann für den Abend und die Nacht in die gewohnte Umgebung zurückzukehren (Vgl. Seeger, 2006, S.127).
Ein Ziel der Tageshospize ist es, den Schwerkranken und Sterbenden die Möglichkeit zu geben, noch vorhandene Fähigkeiten zu erhalten oder zu entwickeln (Vgl. Student, Mühlum, Student 2004, S. 91).
Die Gruppen im Tageshospiz sollten nicht allzu groß sein, möglichst nicht mehr als 16 Betroffene. Als Gründe für diese kleine Gruppenzahl gilt zum einem die personelle Notwendigkeit (Intensivpflege!) und der Geräuschpegel, der durch größere Gruppen entsteht (Vgl. Lamp, 2001, S.31). Im Idealfall sollte das Tageshospiz möglichst Gruppen von gleichen Betroffenen bilden. Unterschiede im Alter, in körperlichen, geistigen und seelischen Fähigkeiten und Zustände können sich gravierend auf die Gruppe auswirken und zusätzliche Stressfaktoren sein (Vgl. Lamp, 2001, S.32).
Wichtig ist darüber hinaus, dass die Gäste des Tageshospizes so weit mobil sind, um in dieses zu gelangen, Fahrdienste sind nicht immer vorhanden, und darüber hinaus sollten sie gesundheitlich fähig sein, den ganzen Tag zusammen mit anderen Menschen in einer Gruppe verbringen zu können und auch bereit sein, dies zu tun (ebd.).
Als weitere Angebote des teilstationären Hospizbereiches gibt es Nachthospize und spezielle Angebote für das Wochenende. Diese gibt es in Deutschland noch nicht (Vgl. Lamp, 2001, S.31).
Eine Organisatorische Anbindung an stationäre Hospize bietet sich aus ökonomischen Gründen an. Dafür benötigt Deutschland aber noch mehr Erfahrungen über die Akzeptanz von teilstationären Angeboten (Vgl. Student, Mühlum, Student 2004, S.92).
4.3 Stationäre Hospizarbeit
In Deutschland gibt es zwei Arten der stationären Hospize. Auf der einen Seite gibt es die eigenständigen unabhängigen Einrichtungen, also die stationären Hospize. Auf der anderen Seite die Palliativstationen (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S. 89).
Baumgarten definiert stationäre Hospize als Hilfsangebot, wenn der Betroffene oder sein Umfeld in der pflegerischen, ärztlichen oder sonstigen Betreuung Entlastung oder Ergänzungen benötigen.
Das Ziel der Mitarbeiter im stationären Hospiz sollte es sein, den sterbenden Menschen und deren Angehörigen den ihnen eigenen Weg des Lebens in dieser Zeit zu ermöglichen. Das Leiden und Sterben sollten dabei aber weder künstlich verlängert noch verkürzt werden. Den Betroffenen soll durch die individuelle Pflege und Betreuung eine Atmosphäre geschaffen werden, die das Zuhause so gut wie möglich ersetzen (Vgl. Baumgarten, 1998, S. 360).
Die Aufnahme im stationären Hospiz erfolgt nur durch ärztliche Verordnung (ebd.).
Aufnahme im Hospiz finden - laut der Rahmenvereinbarung nach § 39a Satz 4 SGB V über Art und Umfang sowie zur Sicherung der Qualität der stationären Hospizversorgung vom 13. 03. 1998 i.d.F. vom 09. 02. 1999, § 2 - Patienten, die an einer progredient verlaufenden und bereits weit fortgeschrittenen Krankheit leiden, bei der eine Heilung ausgeschlossen ist. Wenn die palliativmedizinische Behandlung notwendig oder gewünscht vom Patienten ist und die Lebenserwartung begrenzt auf Wochen oder wenige Monate und eine Krankenhausbehandlung laut § 39 SGBV nicht nötig ist (Vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, 2004c, Anhang).
Palliativstationen sind gemäß ihrer Organisation am ehesten mit einer Krankenhausstation vergleichbar. Beschäftigt werden hier in erster Linie Pflegekräfte und Ärzte und dies rund um die Uhr (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S. 90).
Auf der Palliativstation werden in der Regel die palliativmedizinischen Maßnamen zur Linderung von belastenden körperlichen Symptomen bei unheilbaren Krankheiten durchgeführt. Die Betroffenen befinden sich meist in einer akuten Situation ihrer Krankheit, so dass sie eine stationäre Krankenhausbehandlung benötigen (Vgl. Cremer, 2004. S. 65).
Aufnahme finden Betroffene, die an einer unheilbaren, fortgeschrittenen Krankheit leiden, welche eine Krankenhausbehandlung nötig macht, um die Schmerzen und anderen Symptome zu behandeln (Vgl. Nagele, Feichtner, 2005, S. 90).
4.4 Kinderhospize
Die Arbeit mit sterbenden Kindern und deren Familien stellt eine besondere Herausforderung dar.
Viele Hoffnungen der Familien und der Gesellschaft ruhen auf den jungen Menschen. Zudem wird der eigentliche Verlauf des Lebens gestört, wenn Kinder vor den Eltern sterben (Vgl. Student, Mühlum, Student, 2004, S. 94).
Diese Situation wird häufig als sinnlos und besonders tragisch empfunden. Da ja schwer zu verstehen ist, dass diese ganz jungen Menschen schon am Ende ihres Lebens angekommen sein sollen (Vgl. Henkel, Menke, Brun, 2004, S. 46).
Die Sorge für ein schwerkrankes Kind ist eine ernorme Anspannung für die ganze Familie. Für viele Jahre leiden häufig Beziehungen, Karriere und Arbeit darunter. Auch fühlen sich die gesunden Geschwister häufig vernachlässigt (Vgl. Student, 2006, S. 108).
Bereits ab einem sehr frühen Zeitpunkt wird die Kinderhospizarbeit tätig. Dadurch soll der Familie eine möglichst lange Zeit geben werden, in der diese sich auf den Tod des Kindes vorbereiten können (Vgl. Reuner, 2007, S. 11).
Pothmann und Nerge formulieren das Ziel der Kinderhospizarbeit so:
„Ziel der Kinderhospizarbeit ist eine oft jahrelange Palliative Begleitung der betroffenen Familien, damit sie für die häusliche Pflege ihres Kindes weiter zu Verfügung stehen können.“ (Vgl. Pothmann, Nerge, 2006, S. 87)
Als oberster Grundsatz in der Kinderhospizarbeit gilt, dass die Kinder und Jugendlichen niemals angelogen werden (Vgl. Reuner, 2007, S. 11).
Das weltweite erste Kinderhospiz öffnete 1978 in Großbritannien, das „Helen House“ (vgl. Student, 2006, S. 108).
In den Kinderhospizen steht die Entlastung der Familie im Vordergrund, also ein so genannter „Urlaub“ für das Kind und die Eltern (Vgl. Henkel, Menke, Brun, 2004, S. 47).
Kinderhospize können die Kinder bereits direkt nach Feststellung der Diagnose aufnehmen. Diese haben dann oft noch eine Lebenserwartung von mehreren Jahren. In dieser Zeit können die Kinderhospize sie für vier Wochen pro Jahr, zur Kurzzeitpflege aufnehmen (Vgl. Reuner, 2007, S. 11) allein oder in Begleitung der Familie (Vgl. Henkel, Menke, Brun, 2004, S. 47).
Auf Wunsch der Familie besteht die Möglichkeit, die Finalphase im Hospiz zu verbringen (ebd.).
Die Kinderhospize begleiten die Familien auch noch lange nach dem Tod der Kinder. In der Zeit der Trauer bieten sie den Betroffenen Freundschaft und Gemeinschaft an. In der gesamten Zeit steht die ganze Familie im Blickpunkt der Arbeit. Die Arbeit dieser Einrichtungen reicht also nicht nur weit in die Familien hinein, sondern auch in die Gesellschaft (Vgl. Student, 2006, S. 110).
4.5 Krankenhaus
Krankenhäuser sind nicht nur die Orte, an denen man gesund werden kann, sondern auch einer der Orte, an denen am meisten gestorben wird (Vgl. Seeger, 2006, S. 134).
Krankenhäuser sind aber auf die psychologische und seelische Betreuung der Sterbenden und ihrer Angehörigen meist nicht vorbereitet (Vgl. Heller, S. 129).
Der in den letzten Jahren erreichte Fortschritt der Medizin hat eine doppelte Bedeutung für die betroffenen kranken und sterbenden Menschen. Zum Einen können Menschen durch die Medizin länger leben und zum Anderen ist die Behandlung vieler Krankheiten verbessert worden (Vgl. Schubert, 2003, S. 43).
Daraus folgt auch die starke Konzentration auf die Erkrankung und die betroffenen Organe. Die sozialen, geistigen und psychischen Aspekte des Menschen wurden aus den Augen verloren (Vgl. Dorlshagen, Schneider, 2001, S. 39).
Mit dem Sterben hat das Krankenhaus eine sehr schwere Aufgabe. Das Sterben steht im Widerspruch zum eigentlichen Verständnis der medizinischen Aufgaben, wie das herstellen von Gesundheit und der Sieg über Krankheit und Tod (Vgl. Grossmann, 2000, S. 82).
Der Alltag im Krankenhaus bedeutet für den Sterbenden häufig die soziale Vereinsamung. Sein Umfeld ist mit der Situation in der Regel überfordert und zieht sich auf Grund seines gesundheitlichen Zustandes zurück. Außerdem lässt sich auf Grund personeller Umstände selten ein persönlicher und individueller Kontakt zwischen den Kranken und den Mitarbeitern herstellen (Vgl. Golek, 2001, S. 42).
Der vorgegebene Alltag im Krankenhaus zwingt den Sterbenden, sich diesem anzupassen und von seinem gewohnten, selbst gewählten Lebensweg abzuweichen (ebd.).
Darüber hinaus geht durch die Anwesenheit von anderen Patienten und durch den Wechsel von verschiedenen Pflegekräften und Ärzten häufig die Intimsphäre des Sterbenden verloren (Vgl. Golek, 2001, S. 42).
Das Krankenhaus steht hier vor der Aufgabe, den Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden vom Routinefall wieder in eine persönliche Situation zu verwandeln. Hierbei sind die Mitarbeiter gefordert durch ihren persönlichen Einsatz, um einen angemessen Rahmen für den Abschluss des Lebens zu schaffen. Und das vor Allem gegen die Tabuisierung dieses Themas durch die Organisationen und die Gesellschaft (Vgl. Grossmann, 2000, S. 129).
[...]
[1] Die Arbeit von Frau Saunders ist ein wichtiger Bestandteil der Hospizarbeit. Da es sich in diesem Abschnitt nur um einem Überblick zur Geschichte der Hospiz handelt möchte ich an dieser Stelle auf ihre Arbeit verweisen, siehe dazu unter anderem: C. Saunders/ M. Baines; Leben mit dem Sterben Betreuung und medizinische Behandlung todkranker Menschen, Bern 1991.
[2] Da Frau Kübler-Ross und ihre Arbeiten ein sehr wichtiger Bestandteil für die Entwicklung der Hospizarbeit darstellen, ich aber in meiner Arbeit nicht tiefer dar- auf eingehen möchte, verweise ich an dieser Stelle nur auf ihr Buch „Interviews mit Sterbenden“.
[3] Beide Autoren geben keine Quellen für diese Zahlen an, daher habe ich mich entschlossen die Zahlen beider anzugeben.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Kirstein (Autor:in), 2007, Hospizarbeit: Ein Tätigkeitsfeld für Sozialarbeit / Sozialpädagogik?!, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81291
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