Thema des Essays ist eine Analyse der weiblichen Ich-Erzählerin Hope Clearwater speziell im Hinblick auf das von Boyd dargestellte Trauma der Heldin, dass durch ihren Kampf in zwei unterschiedlichen Welten verursacht wird.
Schlagworte:
- Cross-gendered writing
- Weibliche Ich-Erzählung
- Trauma
Inhaltsverzeichnis
- THE PROLOGUE’S DOUBLE MEANING
- ESCAPING THE PITFALLS OF DANGER
- EXPERIENCING CATASTROPHE
- The traumatic experience of fold catastrophes
- The traumatic experience of cusp catastrophes
- SURVIVING SHIPWRECK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
William Boyds Roman »Brazzaville Beach« schildert die außergewöhnliche Geschichte der jungen britischen Akademikerin Hope Clearwater. Nach dem Suizid ihres Mannes John Clearwater, einem Mathematiker, der an einer krankhaften Besessenheit von Zahlen und Formeln litt, flüchtet Hope nach Nigeria und schließlich an das einsame Ufer des Kongos, den Brazzaville Beach. Dort, in der Abgeschiedenheit, kontempliert sie über die Vergangenheit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen.
- Die Rolle von traumatischen Erlebnissen und Katastrophen im Leben von Hope Clearwater
- Die Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und deren Ursachen
- Die Darstellung von Machtverhältnissen und Geschlechterrollen in der akademischen Welt
- Die kritische Analyse von männlicher Identität und deren Auswirkungen auf weibliche Psyche
- Die Erkundung von psychologischen Abwehrmechanismen im Umgang mit Traumen und Verlusten
Zusammenfassung der Kapitel
1.1. THE PROLOGUE’S DOUBLE MEANING
Der Prolog stellt Hope Clearwater vor, die am Brazzaville Beach Zuflucht sucht, um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Er enthüllt, dass Hope in England und Afrika schreckliche Ereignisse erlebte, die sie zum Rückzug zwangen. Der Prolog thematisiert die narrative Struktur des Romans, indem er die Ereignischronologie und die Erzählperspektive vorstellt. Boyd verwendet ein Wechselspiel zwischen personaler und auktorialer Erzählsituation, um Hopes emotionale Distanz und Nähe zu den jeweiligen Ereignissen zu verdeutlichen.
1.2. ESCAPING THE PITFALLS OF DANGER
Hopes Flucht zum Brazzaville Beach ist nicht die erste in ihrem Leben. Sie flüchtet vor Gefahren, sowohl physischer als auch emotionaler Art. Im Semirance Forest von Grosso Arvore gerät sie in eine Konfliktsituation mit Eugene Mallabar, der brutal auf sie einschlägt. Hope verteidigt sich und flüchtet aus Angst vor weiterer Gewalt. Auf dem Weg in die Stadt werden Hope und Ian von UNAMO-Guerillas gekidnappt und geraten in den nigerianischen Bürgerkrieg. Amilcar und sein Team Atomique Boum nehmen sie gefangen, doch es ist die federal army, die sie in Lebensgefahr bringt. Hope und Ian müssen im Dschungel flüchten, wobei Hope ihren Fluchtgefährten Ian zurücklassen muss, um zu überleben. In dieser Situation zeigt sich deutlich Hopes Selbsterhaltungstrieb und ihr Überlebenskampf. Hope flüchtet auch vor emotionalen Konflikten, indem sie sich in ihre Arbeit, zu ihrem Liebhaber Usman oder in den Alkohol flüchtet.
1.3. EXPERIENCING CATASTROPHE
Das Kapitel beleuchtet die »Katastrophen« in Hopes Leben, die sowohl durch äußere Ereignisse (fold catastrophes) als auch durch eine Reihe von Ereignissen (cusp catastrophes) verursacht werden. Der Selbstmord ihres Mannes John Clearwater, der Tod ihres Freundes Amilcar und ihre Flucht vor der federal army sind folgenreiche fold catastrophes, die Hopes Leben irreversibel verändern. Die Konflikte mit Mallabar in Grosso Arvore und die Beziehungsprobleme mit John Clearwater bilden hingegen cusp catastrophes, die Hope zwar als schockierend empfindet, aber nicht zu einem dauerhaften Trauma führen. Die Darstellung der traumatischen Ereignisse in Hopes Vergangenheit unterstreicht Boyds Expertise im Umgang mit psychologischen Themen und seinem Verständnis für spezifische weibliche Erfahrungen und Reaktionsmuster.
1.4. SURVIVING SHIPWRECK
In Grosso Arvore entbrennt ein erbitterter Kampf ums Überleben zwischen Hope und Mallabar. Beide streben nach wissenschaftlichem Erfolg, doch ihre Motive und Kräfteverhältnisse sind unterschiedlich. Während Mallabar seine etablierte Reputation schützen will, ist Hope daran interessiert, sich in der akademischen Welt einen Namen zu machen. Mallabar, der sich als objektiver Kenner der Primatenforschung ausgibt, ist durch Hopes Entdeckungen der chimp wars bedroht und schreckt nicht vor Manipulation und Plagiat zurück. Hope muss sich gegen Mallabars Machtposition und dessen aggressive Verhalten wehren. Sie muss die akademische Welt verlassen und erleidet so einen beruflichen Schiffbruch. Boyds Roman zeigt deutlich die Machtstrukturen und das Geschlechterungleichgewicht in der Wissenschaft, die es Frauen erschweren, sich zu etablieren und Anerkennung zu erhalten. Hope ist im Vergleich zu Mallabar jedoch diejenige, die psychisch stärker ist und die Katastrophe überlebt. Sie ist in der Lage, zu neuen Ufern aufzubrechen, während Mallabar in Grosso Arvore zurückbleibt und unter Depressionen leidet.
Schlüsselwörter
»Brazzaville Beach« fokussiert auf die Themen Trauma, Verlust, Flucht, Macht, Geschlechterrollen und psychologische Abwehrmechanismen. Der Roman beleuchtet die Schwierigkeiten von Frauen im Kampf um Anerkennung in der Wissenschaft und erkundet die Auswirkungen von männlicher Dominanz auf die Psyche von Frauen. Wichtige Begriffe sind fold und cusp catastrophes, Selbsterhaltungstrieb, Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), objective knower und gender dualismus.
- Quote paper
- Kristin Behrends (Author), 2007, William Boyds "Brazzaville Beach" - Fighting in Different Worlds, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81298