Karl May ist Umfragen zufolge einer der bekanntesten, aber auch gleichzeitig der umstrittenste Schriftsteller Deutschlands. Schon zu Lebzeiten sah er sich einer beispiellosen, unbarmherzigen Hetze gegen seine Person einschließlich seiner Werke ausgesetzt, die dann in der Berufungsverhandlung von Berlin-Moabit am 18. Dezember 1911 gipfelte, in der der gefährlichste seiner Gegner, der Journalist und Herausgeber diverser zeitkritischer Lektüre, Rudolf Lebius, endgültig zum Schweigen gebracht werden konnte.
Auch in der Literaturwissenschaft fand Karl May wenig Beachtung. Existierte er doch, mit Ausnahme einer Dissertation in den dreißiger Jahren, als Forschungsobjekt überhaupt nicht.
Das aufopferungsvolle Engagement der im Jahre 1969 gegründeten Karl-May-Gesellschaft, führte im wesentlichen zu einer Akzeptanz des Autors und seiner Arbeiten als eine wissenschaftliche Disziplin.
In den letzten Jahren erschien eine Fülle von Dissertationen und anderen akademischen Abhandlungen. Darüber hinaus wurde eine fast unüberschaubare Anzahl von Jahrbüchern und diverser Sekundärliteratur veröffentlicht. Die gesamte Auflage der Karl May-Bücher weltweit belief sich bis 1996 auf zirka 130-140 Millionen Stück.
Doch auch im öffentlichen Leben erfuhr die Person Karl May und seine Werke eine erhebliche Aufwertung.
Die nationalsozialistische Führung des Deutschen Reiches von 1933-1945 hielt große Stücke auf den Volksschriftsteller. Karl May galt als Adolf Hitlers Lieblingsautor. Er empfahl unter anderem seinem Neffen, Winnetou als Vorbild zu sehen. Der deutsche „Führer und Reichskanzler“ besuchte den schon legendären Vortrag des Schriftstellers „Empor ins Reich der Edelmenschen“ am 22. März in Wien und soll sowohl von der Person Karl May, als auch von dem Vortrag selbst, überaus begeistert gewesen sein. In den Augen des Reichsbauministers Albert Speer, galt Winnetou als „Musterbeispiel eines Kompanieführers“. Karl Mays Figuren erinnerten an die Theorie des Übermenschen. Das Pflichtbewußtsein und der Heldenmut der Protagonisten seiner Werke waren gute Voraussetzungen für Soldaten. So mußte sich Karl May in der folgenden Generation posthum den Vorwurf gefallen lassen, er sei, ähnlich wie Nietzsche und Wagner ein „Wegbereiter des Faschismus“ gewesen. Berühmte Dichtungen wie z.B. „Der Mir von Dschinnistan“ oder „Winnetou IV“, sprechen allerdings eindeutig gegen eine faschistische Tendenz in Mays Werken.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die ereignisreiche Lebensgeschichte Karl Mays als Grundlage für dessen humanistische Tendenzen
- 1. Die Kindheit des Schriftstellers - Gründe für dessen Introversion
- 2. Karl May im Zuchthaus - Erfahrungen mit der Schizophrenie des Autors
- 3. Karl Mays Lebenswandel im Zusammenhang mit seinen schriftstellerischen Bemühungen
- 4. Die Welt der Erzählungen des Schriftstellers
- III. Zusammenfassung - ein kurzes Fazit zum Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die pädagogische Effizienz der Werke Karl Mays zu untersuchen. Hierbei wird insbesondere auf die humanistischen Tendenzen des Schriftstellers und deren Auswirkungen auf die Leser fokussiert.
- Die introvertierte Persönlichkeit Karl Mays und deren Einfluss auf sein Werk
- Die Auswirkungen von Armut, Krankheit und Isolation auf die Entwicklung des Autors
- Die Rolle der Schizophrenie in Karl Mays Leben und seine Bedeutung für dessen schriftstellerische Tätigkeit
- Die Verwendung von Gleichnissen und Symbolen in Karl Mays Werken
- Die Darstellung des Edelmenschentums in Karl Mays Erzählungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Bedeutung von Karl Mays Werk im öffentlichen Leben und in der Literaturwissenschaft heraus. Sie beschreibt auch die pädagogischen Aspekte der Werke und die Rolle des Edelmenschentums in Mays Schriften.
- Kapitel II analysiert die ereignisreiche Lebensgeschichte Karl Mays mit Fokus auf die Entstehung seiner introvertierten Persönlichkeit und die Ursachen seiner Schizophrenie.
- Kapitel III erläutert, wie Karl May während seiner Haftzeit seine psychische Verfassung stabilisierte und seine schriftstellerischen Talente entdeckte.
- Kapitel IV analysiert die Welt der Erzählungen Karl Mays und die Symbole, die er in seinen Werken verwendet. Es beschreibt außerdem, wie May die Menschheitsfrage in seinen Geschichten verarbeitet und seine eigenen Erfahrungen als Grundlage für seine Werke nutzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Karl Mays Lebensgeschichte, seine literarische Entwicklung, die pädagogische Effizienz seiner Werke, das Edelmenschentum, die Schizophrenie und die Verwendung von Gleichnissen in seinen Erzählungen.
- Quote paper
- Magister Artium Michael Krinzeßa (Author), 2001, Karl May als Pädagoge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81302