Im Alter von 100 Jahren erlebt Leni Riefenstahl heute eine unerwartete Renaissance. In aller Welt werden ihre Fotos ausgestellt, zahlreiche Bücher über ihr Leben sind Kassenerfolge. Sogar Hollywood entdeckt die Regisseurin für sich und will ihr Leben verfilmen. Ist nun endlich das eingetreten, was sie Jahre lang gefordert hat? Man solle sie nur als Künstlerin sehen, mit Politik habe sie nie etwas zu tun gehabt. Das verkündet sie heute ebenso wie 1945.
Die Frage danach, ob die populäre und vielseitige Frau nur ein "verführtes Talent" ihrer Zeit gewesen ist oder ob sie bewusst propagandistisches Filmmaterial produziert hatte, wird wohl nie eindeutig geklärt werden können. Unbestritten hingegen bleibt, dass es Leni Riefenstahl gelang, ein gewaltiges künstlerisches Potential in beeindruckenden Werken umzusetzen, die heute ebenso begeistern wie vor gut 60 Jahren.
Leni Riefenstahl ist zweifelsohne eine der meist diskutierten, angefeindeten aber auch beachteten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sich von ihr ein "Bild" zu machen, setzt neben einer großangelegten Lesetätigkeit die historische Aufarbeitung der von Leni Riefenstahl u.a. in ihren Memoiren veröffentlichten Aussagen voraus. Die immer auf ein Neues kursierenden Gerüchte über ihre Person müssen wie das von ihr propagierte Weltbild analysiert werden, indem man vergleichend ein Grundlagenwissen der Ästhetik des Films des Zeitraums 1930 bis 1950, sowie der Fotografie seit den 70er Jahren hinzuzieht.
In Anbetracht der vielfältig geführten Diskussion um Leni Riefenstahl wird es auch mir im Rahmen einer Staatsarbeit nicht gelingen, alle Fragen zu beantworten, doch werde ich versuchen, verschiedene in der öffentlichen Diskussion aufgeworfene Interpretationsansätze zu verfolgen und vergleichend darzustellen.
Ich möchte nachvollziehen, wie sich das Bild Leni Riefenstahls in den Medien im Laufe von 60 Jahren so weit verändern konnte, dass im Jahre 2001 im Taschen-Verlag ein Taschenkalender mit unkommentierten Fotos aus dem Film Triumph des Willens und ein Bildband mit einem Querschnitt durch ihr Lebenswerk erscheinen konnte. Allein diese Tatsache legt die Frage nahe, wie sich das Bild der Künstlerin in der Öffentlichkeit derart verändern konnte und welche Faktoren den Wandel in der Rezeptionsgeschichte eingeleitet haben.
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Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Der Gegenstandsbereich der vorliegenden Arbeit
- 2. Die Vorgehensweise
- 3. Reflexion und Begründung des methodischen Verfahrens
- 4. Zum Problem der Beurteilung historischer Begebenheiten aus heutiger Sicht
- II. Leni Riefenstahl – eine kurze Biografie
- III. Der Karriereweg der Leni Riefenstahl
- 1. Filme für den Nationalsozialismus
- 1.1 Sieg des Glaubens
- 1.1.1 Die „neue Form“ des Films
- 1.1.2 Der künstlerische Anspruch von Sieg des Glaubens
- 1.2 Triumph des Willens
- 1.2.1 Die Mythologisierung des Nationalsozialismus
- 1.2.2 Die propagandistische Bedeutung von Triumph des Willens
- 1.3 Tag der Freiheit! Unsere Wehrmacht!
- 1.3.1 Der ideologische Kontext von Tag der Freiheit! Unsere Wehrmacht!
- 1.4 Olympia I-Fest der Völker und Olympia II – Fest der Schönheit
- 1.4.1 Das Auftragswerk des Propagandaministeriums
- 1.4.2 Die Ästhetik in den Olympia-Filmen
- 1.4.3 Der „unpolitische“ Film
- 1.1 Sieg des Glaubens
- 2. Die Funktionalisierung Leni Riefenstahls für den NS-Staat
- 1. Filme für den Nationalsozialismus
- IV. Das Bild Leni Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien
- 1. Die 50er und 60er Jahre
- 1.1 Riefenstahl-Rezeption in den 50er und 60er Jahren
- 2. Die 70er Jahre
- 2.1 Das Comeback und der Streit um die Olympia-Filme
- 2.2 Die sozialen Aspekte der Riefenstahl-Verehrung
- 2.3 Kritik an Riefenstahls öffentlichen Auftritten
- 2.4 Riefenstahl-Rezeption in den 70er Jahren
- 3. Die 80er Jahre
- 3.1 Riefenstahl taucht in die Unterwasserwelt ab
- 3.2 Der Prozess gegen Nina Gladitz
- 3.3 Margarete Mitscherlich über eine „,vom Männlichkeitswahn besessene Superverleugnerin“
- 3.4 Kommentare zu den Riefenstahl Memoiren
- 3.5 Riefenstahl-Rezeption in den 80er Jahren
- 4. Die 90er Jahre
- 4.1 Ausstellungen zum Thema Riefenstahl und deren Beurteilung in der Presse
- 4.1.1 Erste Riefenstahl-Retrospektive in Leipzig
- 4.1.2 Verkaufsausstellung in Hamburg
- 4.1.3 Die Ausstellung im Filmmuseum Potsdam
- 4.2 Artikel zum 95. Geburtstag
- 4.3 Riefenstahl-Rezeption in den 90er Jahren
- 4.1 Ausstellungen zum Thema Riefenstahl und deren Beurteilung in der Presse
- 5. Ab dem Jahr 2000
- 5.1 Leni Riefenstahl - Vermarktung eines Mythos
- 5.2 Die „Ikone des Alters“
- 5.3 Die letzte lebende Provokation
- 5.4 Letzte Angriffe gegen Riefenstahl: Die Klage der Sinti und Roma und der Verdacht der Holocaust-Leugnung
- 5.5 Presseartikel zum hundertsten Geburtstag
- 5.6 Riefenstahl-Rezeption ab dem Jahr 2000
- 1. Die 50er und 60er Jahre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Leni Riefenstahls in bundesdeutschen Printmedien über einen längeren Zeitraum. Ziel ist es, die Entwicklung des öffentlichen Bildes Riefenstahls zu analysieren und verschiedene Interpretationsansätze vergleichend darzustellen. Die Arbeit berücksichtigt die künstlerischen Leistungen Riefenstahls, ihren Bezug zum Nationalsozialismus und die kontroversen Debatten um ihre Person.
- Die künstlerische Leistung Leni Riefenstahls und ihre filmischen Techniken
- Die instrumentalisierte Nutzung Riefenstahls durch den NS-Staat
- Die Rezeption Riefenstahls in den bundesdeutschen Medien über die Jahrzehnte
- Die Entwicklung des öffentlichen Bildes von Leni Riefenstahl
- Kontroversen und Debatten um die Person und das Werk Riefenstahls
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Gegenstand der Arbeit: die Rezeption Leni Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien. Sie erläutert die methodische Vorgehensweise und die Schwierigkeiten der Beurteilung historischer Ereignisse aus heutiger Perspektive. Die Einleitung betont die Kontroverse um Riefenstahls Person und Werk und kündigt an, verschiedene Interpretationsansätze vergleichend darzustellen. Das Ziel ist es, ein umfassendes Bild der öffentlichen Wahrnehmung Riefenstahls zu zeichnen, ohne alle Fragen abschließend beantworten zu können.
II. Leni Riefenstahl – eine kurze Biografie: Dieses Kapitel bietet einen knappen Überblick über das Leben Leni Riefenstahls, von ihren Anfängen als Tänzerin und Schauspielerin bis zu ihrer Karriere als Regisseurin und Fotografin. Es legt den Grundstein für das Verständnis ihrer späteren Arbeit und ihres umstrittenen Nachrufs. Die Biografie skizziert die wichtigsten Stationen ihres Lebens und liefert den notwendigen Kontext für die Analyse ihrer Filme und ihrer Rezeption.
III. Der Karriereweg der Leni Riefenstahl: Dieses Kapitel analysiert Riefenstahls Karriereweg im Detail, mit besonderem Fokus auf ihre Filme für den Nationalsozialismus. Es untersucht "Sieg des Glaubens", "Triumph des Willens", "Tag der Freiheit! Unsere Wehrmacht!" und die Olympiafilme hinsichtlich ihrer ästhetischen Qualitäten und ihrer propagandistischer Funktion. Die Analyse beleuchtet Riefenstahls Rolle als Künstlerin und ihre instrumentalisierte Nutzung durch das NS-Regime. Es wird die Frage nach der bewussten oder unbewussten Beteiligung Riefenstahls an der NS-Propaganda diskutiert.
IV. Das Bild Leni Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die Darstellung Leni Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien von den 1950er bis in die frühen 2000er Jahre. Es unterteilt die Analyse in Jahrzehnte und untersucht die jeweilige öffentliche Wahrnehmung, die kontroversen Debatten und die sich verändernden Interpretationen ihrer Person und ihres Werks. Es werden sowohl positive als auch negative Rezeptionen beleuchtet, um ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen.
Schlüsselwörter
Leni Riefenstahl, Film, Propaganda, Nationalsozialismus, Rezeption, Printmedien, Ästhetik, Kunst, Kontroverse, Mythos, Nachkriegsgeschichte, Bundesrepublik Deutschland, Dokumentarfilm, Fotografie, öffentliche Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit über Leni Riefenstahl
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung Leni Riefenstahls in bundesdeutschen Printmedien über einen längeren Zeitraum. Das Ziel ist es, die Entwicklung des öffentlichen Bildes Riefenstahls zu untersuchen und verschiedene Interpretationsansätze vergleichend darzustellen. Die Arbeit berücksichtigt ihre künstlerischen Leistungen, ihren Bezug zum Nationalsozialismus und die kontroversen Debatten um ihre Person.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die künstlerische Leistung Leni Riefenstahls und ihre filmischen Techniken, ihre instrumentalisierte Nutzung durch den NS-Staat, die Rezeption Riefenstahls in den bundesdeutschen Medien über die Jahrzehnte, die Entwicklung ihres öffentlichen Bildes und die Kontroversen und Debatten um ihre Person und ihr Werk.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, eine kurze Biografie Leni Riefenstahls, eine Analyse ihres Karrierewegs mit besonderem Fokus auf ihre Filme für den Nationalsozialismus und ein Hauptteil, der die Rezeption Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien von den 1950er bis in die frühen 2000er Jahre nach Jahrzehnten untersucht.
Welche Filme Leni Riefenstahls werden im Detail analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert "Sieg des Glaubens", "Triumph des Willens", "Tag der Freiheit! Unsere Wehrmacht!" und die Olympiafilme ("Olympia I-Fest der Völker" und "Olympia II – Fest der Schönheit"). Die Analyse untersucht deren ästhetische Qualitäten und ihre propagandistische Funktion.
Wie wird die Rezeption Leni Riefenstahls in den Medien dargestellt?
Der Hauptteil der Arbeit untersucht die Rezeption Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien über Jahrzehnte hinweg (50er, 60er, 70er, 80er, 90er Jahre und ab 2000). Es werden sowohl positive als auch negative Rezeptionen, kontroverse Debatten und die sich verändernden Interpretationen ihrer Person und ihres Werks beleuchtet, um ein umfassendes Bild zu zeichnen.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit erläutert die methodische Vorgehensweise und die Schwierigkeiten der Beurteilung historischer Ereignisse aus heutiger Perspektive. Sie betont die Kontroverse um Riefenstahls Person und Werk und kündigt an, verschiedene Interpretationsansätze vergleichend darzustellen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der öffentlichen Wahrnehmung Riefenstahls zu zeichnen, ohne alle Fragen abschließend beantworten zu können. Sie analysiert die Entwicklung des öffentlichen Bildes Riefenstahls und zeigt die verschiedenen Interpretationsansätze auf, die im Laufe der Zeit existiert haben. Es werden die Kontroversen um ihre Person und ihr Werk beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Leni Riefenstahl, Film, Propaganda, Nationalsozialismus, Rezeption, Printmedien, Ästhetik, Kunst, Kontroverse, Mythos, Nachkriegsgeschichte, Bundesrepublik Deutschland, Dokumentarfilm, Fotografie, öffentliche Wahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Kerstin Gabauer (Autor:in), 2002, Das Bild Leni Riefenstahls in den bundesdeutschen Printmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8140