Sozialpsychologisch meint Identität die Herstellung einer Passung zwischen dem subjektiven „Innen“ und dem gesellschaftlichen „Außen“, also die individuelle soziale Verortung und damit die anthropologische Grundaufgabe des Menschen. Um Erik H. Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung der Empirie zugänglich zu machen, entwickelte James E. Marcia das Identity Status Interview (ISI), das für die Bereiche Beruf, Partnerschaft/Familie und Werte/Ideologie nach Indikatoren für die Variablen Festlegung (commitment) und kritische Auseinandersetzung (exploration/crisis) sucht. Ergebnis ist die Zuordnung der Person zu einem von vier möglichen Identitätszuständen, die sich jeweils aus der Dichotomisierung beider Variablen ergeben.
Das Thema der vorliegenden Arbeit ist die eigene Reflexion und Weiterentwicklung des Identity Status Interviews. Methodisch von Interesse ist, ob sich das Konzept des Identitätsstatus grundsätzlich für die Identitätsforschung eignet und ob es ein adäquates Instrument darstellt, um den Identitätszustand einer Person zu ermitteln. Methodologisch steht das Postulat der Offenheit im Zentrum; sind die Konstruktionen (i.e. die Kategorisierungen) des Forschers in den Konstruktionen der Interviewten begründet und wie lässt sich die Perspektive der Interviewten in den Forschungsprozess integrieren. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen führte zur Weiterentwicklung des Identity Status Interviews (ISI) unter dem Namen Modifiziertes Identity Status Interview (MISI). Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit besteht in der Erprobung des MISI in einer Einzelfallstudie mit einer 25jährigen und wird schließlich qualitativ, sequenzorientiert ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 HINTERGRUND
- 1.2 PROBLEMKONSTRUKTION
- 1.3 FORSCHUNGSGEGENSTAND
- 1.4 RELEVANZ DER ARBEIT
- 1.5 DESIGN
- 1.6 DISPOSITION
- 2. THEORETISCHER RAHMEN
- 2.1 THEORIE DER PSYCHOSEXUELLEN ENTWICKLUNG NACH FREUD
- 2.2 ERIKSONS PHASENLEHRE DER PSYCHOSOZIALEN ENTWICKLUNG
- 2.3 MARCIAS ERFORSCHUNG DER IDENTITÄTSZUSTÄNDE
- 2.4 DER IDENTITY STATUS ANSATZ
- 2.5 WATERMAN'S PLURALISIERUNG DES IDENTITÄTSBEGRIFFES
- 2.6 FENDS KONZEPT DER IDENTITÄTSENTWICKLUNG IN DER ADOLESZENZ
- 2.7 EXKURS: NARRATIVE IDENTITÄT IN DER SPÄTMODERNE
- 3. METHODISCHER RAHMEN
- 3.1 METHODOLOGISCHES PARADIGMA
- 3.2 FORSCHUNGSANSATZ
- 3.3 FORSCHUNGSMETHODE
- 3.3.1 DATENGEWINNUNG
- 3.3.2 DATENANALYSE
- 3.4 GELTUNGSBEGRÜNDUNG
- 4. DATENGEWINNUNG
- 4.1 POPULATIONSAUSWAHL
- 4.2 REFLEXION DER INTERVIEWSITUATION
- 4.3 TRANSKRIPTION
- 5. ANALYSE
- 5.1 VORSTELLUNG DER INTERVIEWTEN PERSON
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Überprüfung und Weiterentwicklung des Identity Status Interview (ISI) von James Marcia, einem etablierten Instrument der Identitätsforschung. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen des ISI zu analysieren und mithilfe einer Fallstudie zu ermitteln, wie das Interview in der Praxis angewendet und interpretiert werden kann. Zudem soll untersucht werden, ob und inwieweit eine narrative Erweiterung des Interviews die Identitätsfindung von Individuen besser erfasst.
- Identitätsforschung und die Rolle des ISI
- Analyse der theoretischen Grundlagen von Marcias Identitätszuständen
- Methodische Überprüfung und Erweiterung des ISI
- Narrative Aspekte der Identitätsentwicklung
- Interpretation von individuellen Identitätsmustern
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik der Identitätsforschung und erläutert den Hintergrund, die Problemkonstruktion, den Forschungsgegenstand und die Relevanz der Arbeit. Es wird auch auf die Forschungsmethodik und die Struktur der Arbeit eingegangen.
Kapitel 2 stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit dar. Hier werden die zentralen Theorien der Psychosexuellen Entwicklung nach Freud, Eriksons Phasenlehre der Psychosozialen Entwicklung, Marcias Identitätsforschung und der Identity Status Ansatz sowie Fends Konzept der Identitätsentwicklung in der Adoleszenz vorgestellt. Außerdem wird ein Exkurs über die narrative Identität in der Spätmoderne gemacht.
Kapitel 3 widmet sich dem methodischen Rahmen der Arbeit. Es wird das methodologische Paradigma, der Forschungsansatz und die Forschungsmethodik erläutert, einschließlich der Datengewinnung und -analyse. Zudem wird die Geltungsbegründung der Arbeit diskutiert.
Kapitel 4 beschreibt die Datengewinnung, die Population der Studie und die Reflexion der Interviewsituation. Abschließend wird die Transkription der Interviewdaten erläutert.
Kapitel 5 enthält die Analyse der Interviewdaten. Es wird eine detaillierte Vorstellung der interviewten Person gegeben. Die Analyse der Interviewdaten wird in den weiteren Kapiteln fortgesetzt.
Schlüsselwörter
Identität, Identitätszustände, Identity Status Interview (ISI), narrative Identität, qualitative Forschung, Fallstudie, Theorie von James Marcia, Adoleszenz, Entwicklungspsychologie, Lebensgeschichte, Selbstbild, Selbstkonzept.
- Arbeit zitieren
- Dr Juliane Noack (Autor:in), 2004, Identity Status Interview revised. Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81515