Die Sphären Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sind in einer zentralistisch organisierten Gesellschaft, wie es die DDR war, nicht getrennt zu betrachten. Darum müssen bei einer Untersuchung des Wissenschafts- und Hochschulbetriebes der DDR die vielseitigen Wechselwirkungen mit dem politischen System, also explizit die praktische und kognitive Einflussnahme und institutionelle Steuerung durch die SED, auf den Wissenschaftsbetrieb, sowie das gesellschaftliche Umfeld der Wissenschaftsproduktion berücksichtigt werden.
Auch in der DDR waren die Verflechtungen zwischen Wissenschaft und Politik vielschichtig und keineswegs auf ideologische Instrumentalisierung der Wissenschaft durch die SED einseitig geprägt.
Um das Wissenschaftsverständnis der DDR zu begreifen, also die Rolle, welche die Wissenschaften in dieser Gesellschaft spielten, ist es sinnvoll, auch nach der Theorieproduktion zu fragen. Dies wird in dieser Arbeit berücksichtigt, kann aber nicht abschließend diskutiert werden.
Ziel ist es zu klären, ob und inwiefern wissenschaftliche Autonomie, Selbstverwaltung und Forschungsfreiheit noch durchsetzbar waren. Die Frage ist also, ob sich die Wissenschaften einen Rest an Autonomie bewahren konnten, oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein kurzer Überblick und Phaseneinteilung
- Die Aufbau- und Rekonstruktionsphase in den Jahren 1945 bis 1951
- Die erste Hochschulreform
- Die Wiedereröffnung der Universitäten
- Kaderpolitik
- Entnazifizierung
- Demokratisierung
- Forschung: Die deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
- Das Wissenschaftsverständnis der SED in der nachkriegszeit
- Die Konsolidierungsphase in den Jahren 1951/52 bis 1961
- Umstrukturierung des Studiums und des Hochschulwesens
- Forschungsplan und Forschungsfreiheit
- Die Neue und die Alte Elite
- Das Wissenschaftsverständnis der 50er Jahre
- Reformphase 1962 bis 1970/71
- Bildungsreform
- Auflösung der Institute
- Der Wahrheitsanspruch der SED
- Die Theorieproduktion in der ddr
- Die Zeit der Krisen in den Jahren 1971 bis 1989
- Wissenschaft nach dem Machtwechsel
- Erneuter Modernisierungsversuch
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Rolle der Wissenschaften in der DDR von 1945 bis 1989. Sie analysiert das Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Autonomie, Selbstverwaltung und Forschungsfreiheit und der politischen Einflussnahme der SED auf den Wissenschaftsbetrieb. Die Arbeit befasst sich mit den verschiedenen Phasen des Aufbaus und der Konsolidierung des sozialistischen Wissenschafts- und Hochschulsystems, den Veränderungen im Studienbetrieb und den Herausforderungen der wissenschaftlich-technischen Revolution im Kontext des DDR-Systems.
- Die politische Steuerung und Instrumentalisierung der Wissenschaft durch die SED
- Die Entwicklung des Wissenschaftsverständnisses in der DDR und die unterschiedlichen Ansätze in den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften
- Die Auswirkungen der drei Hochschulreformen auf das Bildungssystem und den wissenschaftlichen Betrieb
- Die Rolle der Forschung in der DDR-Wirtschaft und die Herausforderungen der wissenschaftlich-technischen Revolution
- Die Rolle der Deutschen Akademie der Wissenschaften und die Institutionalisierung der Wissenschaftspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung der wissenschaftlichen Autonomie im Kontext des DDR-Systems. Kapitel 2 bietet einen kurzen Überblick und Phaseneinteilung der DDR-Wissenschaftsgeschichte. Kapitel 3 beleuchtet die Aufbau- und Rekonstruktionsphase von 1945 bis 1951, mit Fokus auf die erste Hochschulreform, die Wiedereröffnung der Universitäten und die Kaderpolitik der SED. Kapitel 4 analysiert die Konsolidierungsphase von 1951/52 bis 1961, mit Schwerpunkt auf die Umstrukturierung des Studienbetriebs, die Einführung von Forschungsplänen und die Entwicklung eines neuen Wissenschaftsverständnisses. Kapitel 5 behandelt die Reformphase von 1962 bis 1970/71, mit Fokus auf die Bildungsreform, die Auflösung der Institute und den Wahrheitsanspruch der SED.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen: Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, DDR, Wissenschaftspolitik, Hochschulreform, Forschungsfreiheit, Kaderpolitik, Entnazifizierung, Marxismus-Leninismus, Akademie der Wissenschaften, wissenschaftlich-technische Revolution, Produktivkraft Wissenschaft, Bildungssystem, Theorieproduktion, Studentenschaft, Professorenschaft, Orientierungskrise.
- Arbeit zitieren
- Edda Laux (Autor:in), 2006, Zur Rolle der Wissenschaften in der DDR von 1945 bis 1989, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81546