Gesundheitsversorgung in Deutschland für männliche Prostituierte aus EU-Ostländern

Erschwerter Zugang und seine Folgen


Hausarbeit, 2019

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Zielsetzung

2. Problemstellung und Analyse

3. Das Gesundheitssystem und seine Bedeutung
3.1 Bedeutung des Gesundheitssystems für männliche zugewanderte Sexarbeiter
3.2 Ursachenanalyse und Risikofaktoren für die Gesundheit
3.3 Erschwerter Zugang als Spannungsfeld der Gesundheitsversorgung
3.4 Folgen & Auswirkungen

4. Handlungsempfehlungen

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Zielsetzung

In der Hausarbeit wird auf Basis aktueller Studien aus der deutschen- und englischen Fachliteratur herausgearbeitet, welches Spannungsfeld sich in der Gesundheitsversor-gung für benachteiligte Personengruppen aus der Prostitution konstatieren lässt und wie sich dies auf Mensch und Gesellschaft auswirkt.

Eingeleitet wird mit einer kurzen Zustandsanalyse und Begründung gesundheitspoliti-scher Fehlentwicklungen. Anschließend wird auf Besonderheiten zugewanderter männli-cher Sexarbeiter eingegangen, um zu verstehen, weshalb das Gesundheitssystem für sie erschwerte Zugangsbedingungen übrig hat. Abgerundet wird die Analyse durch Folgen sowie mögliche Handlungsempfehlungen, die über das Individuum hinaus auch gesamt-gesellschaftliche Auswirkungen haben. Aus Gründen der hier geforderten Vereinfachung kann jedoch nur in begrenztem Maße auf die Thematik eingegangen werden. Zusätzlich erschwert ein geringes wissenschaftliches Interesse an den Lebensverhältnissen der ge-nannten Personengruppe die Informationsbeschaffung (vgl. Wright 2001: 7). Ziel soll sein, eine nötige Reflexion der Problematik in einem sozialen Umfeld zu initiieren, wel­ches an einer geringen medialen Berichterstattung und mangelnder gesellschaftlicher Wertschätzung leidet.

2. Problemstellung und Analyse

Prostitution und deren unerwünschte Folgen sind im Besonderen für benachteiligte Men-schen mit gesundheitsgefährdeten Konsequenzen verbunden. Dennoch besitzt die käufli-che Liebe auf gesamtgesellschaftlicher sowie politischer Ebene für gewöhnlich nur eine untergeordnete Bedeutung. Die Grenzen der öffentlichen Bedeutsamkeit und Bewertung liegen in sämtlichen Konstellationen eng beieinander. Wird das allgemeine Beobach-tungsfeld im Problemkatalog der Bundesrepublik Deutschland betrachtet, fällt auf, dass sämtliche Formen der Prostitution und ihre Bekämpfung nur einen bedeutungslosen hin-teren Platz einnehmen. Stallberg spricht in diesem Kontext von mangelnder Bereitschaft zur Problemdiskussion, bedingt durch eine „(…) gesellschaftliche Überzeugtheit von der Normalität und Notwendigkeit kommerzieller Hingabe. Es herrscht allgemein die An-nahme vor, sich mit der Existenz von Prostitution abfinden zu müssen – sei es, weil dieser bei aller Ablehnung zugeschrieben wird, sie stärke die soziale Kerninstitution Ehe und schütze vor den destruktiven Folgen überschüssiger Sexualenergie, sei es, weil es aus-sichtslos erscheint, sie durch staatliche Intervention zum Verschwinden zu bringen.“ (Stallberg 1983: 55-65). Diese mangelnde gesellschaftliche Wahrnehmung mündet in eine Nicht-Thematisierung wichtiger Reformdebatten und lässt eine notwendige Sensibi-lisierung für die vielfach durch Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse gekennzeichnete Lebenssituation weiblicher wie auch männlicher Prostituierter gar nicht erst zu. Eine be-schränkte, auf Regulierungsfragen und Kontrollmechanismen einengende Problemsicht ist die politische Konsequenz dessen (vgl. Stallberg 1983: 55-65). Als Beispiel ist das Prostituiertenschutzgesetz (ProsSchG) zu nennen, welches am 1. Juli 2017 in Kraft trat und Prostituierten mehr Schutz bieten und eine bessere Kontrolle des Sexgewerbes ins-gesamt sicherstellen sollte. Jedoch stellt sich in einer Vielzahl Interviews, in denen Ak-teure aus dem Umfeld der Prostitution zu Wort kommen, eher eine Zunahme stigmatisie-render und diskriminierender Elemente einzelner Personengruppen heraus (Meinecke 2017: Deutschlandfunk Online). Das Hauptproblem der vorliegenden Arbeit soll jedoch in den Fokus nehmen, in wie weit zugewanderte und in Folge dessen benachteiligte Sexarbeiter beschränkten Zugriff auf das bestehende soziale Gesundheitssystem in Deutschland haben. In Anbetracht der erwähnten gesundheitsgefährdeten Risiken stellt dies ein Problem mit hohem individuellem und gesellschaftlichem Stellenwert dar und muss deshalb näher beleuchtet werden.

3. Das Gesundheitssystem und seine Bedeutung

Gesundheit ist im gesellschaftlichen Kollektiv ein Fundamentalwert, d.h. als ein sehr ho-hes öffentliches und privates Gut definiert und Voraussetzung für die Lebensdauer und Lebensqualität jedes Einzelnen. Volkswirtschaftlich ist Gesundheit neben der Bildung sogar der wichtigste Produktivfaktor, weshalb die Gesundheitsversorgung als Teil der staatlichen Daseinsvorsorge definiert ist (vgl. Wippermann o.A:95). Die Bedeutung ver-deutlicht, mit welch starker Symbolkraft und Wechselwirkung Gesundheit in der Gesell-schaft konnotiert ist und rechtfertigt die Sorgen der Menschen, die keine Krankenversi-cherung haben. Leider ist dieser erschwerte Zugang zu Gesundheitsleistungen bittere Re-alität in Deutschland und genau hier liegt auch der Widerspruch oder das Spannungsver-hältnis. Es dürfte eigentlich keinen Grund zur Sorge geben, so steht es zumindest in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: Artikel 25 Abs. 1 legt fest, dass es einen Anspruch auf eine angemessene Absicherung im Krankheitsfall geben muss (vgl. Voigt 2014: 4).

3.1 Bedeutung des Gesundheitssystems f ür männliche zugewanderte Sexarbeiter

Die oben erwähnte Beschränktheit politischer Handlungsfähigkeit wirkt sich besonders auf Personengruppen aus, die unter doppelter Benachteiligung leiden und entsprechend mit Diskriminierung und Stigmatisierung zu kämpfen haben. Es sind verunsicherte männ-liche Prostituierte aus osteuropäischen Ländern, die häufig aus wirtschaftlichen Notsitu-ationen heraus in die Prostitution gedrängt werden. Dass es zu homoähnlichen mann-männlichen Handlungen kommt, führt häufig zu psychischen Belastungen, die über die Kränkung hinaus bis hin zu völliger Depression führen kann. Diese Personengruppen ha-ben sich in großer Zahl unter die Sexarbeiter Europas gemischt, weshalb gerade die männ-liche Prostitution in den Fokus der wissenschaftlichen Betrachtung und Analyse gehört. Die Kriseninterventionsstelle KISS in Frankfurt Main nennt es wie folgt: Sie spricht von einem sehr hohen 90-prozentigen Anteil sich prostituierender Männer mit Migrationsan-teil (vgl. Castaneda 2014: 404f). Insbesondere die Erweiterung der Europäischen Union und die damit verbundene Zunahme männlicher Migranten in der Stricherszene Deutsch-lands haben in letzter Zeit den Arbeitsbereich dieser Personen vergrößert und die gesund-heitlichen Folgen zu einem bedeutenden Thema sozialpädagogischer Arbeit gemacht. Dass die beobachtbaren Veränderungen das deutsche Gesundheitssystem tangieren, ist eine Frage der Zeit.

Lebensumstände und Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, ist auch der Geschäftsführerin der Prostituiertenberatungsstelle Hydra Berlin bewusst (Hydra Ber­lin 2017: In: Berliner Zeitung Online, vom 16.10.2017). Eine genaue Angabe, wie viele Stricher es im Land gibt, existiert nicht, ebenso ist der der Begriff „Stricher“ nur schwer zu beantworten. Gusy und Weitere Soziologen vom sozialpädagogischen Institut Berlin definieren Stricher wie folgt: „Stricher sind männliche Jugendliche oder junge Männer, die sexuelle Dienstleistungen überwiegend für Männer gegen Geld und / oder materielle Werte anbieten“ (Gusy et al 1994: 1088-1098, zitiert in Schönnagel 2016: 34). Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine Pauschalisierung der Definition von männlichen Ju-gendlichen und Männern in der Sexarbeit ohne nähere Betrachtung Ihrer sexuellen Tätig-keiten, Beschäftigungsart, Kundenstruktur sowie die Frage der Entlohnung nicht angemessen ist. Aktuelle Forschungsarbeiten unterteilen soziodemografisch die männliche Prostitution nach Arbeitsfeld, Einkommen, Erfahrungsstand, Alter usw.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Gesundheitsversorgung in Deutschland für männliche Prostituierte aus EU-Ostländern
Untertitel
Erschwerter Zugang und seine Folgen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Lehramt Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Seminar: Aktuelle gesellschaftliche Fragen aus soziologischer Perspektive
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V815533
ISBN (eBook)
9783346218889
ISBN (Buch)
9783346218896
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männliche Prostitution, Gesundheitsversorgung, men sex sells, Diskriminierung, Prostitution
Arbeit zitieren
Marcus Herzberg (Autor:in), 2019, Gesundheitsversorgung in Deutschland für männliche Prostituierte aus EU-Ostländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/815533

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