Grin logo
en de es fr
Shop
GRIN Website
Publish your texts - enjoy our full service for authors
Go to shop › Philosophy - Practical (Ethics, Aesthetics, Culture, Nature, Right, ...)

Vor den Spiegeln

Zur Ideengeschichte der Eitelkeit

Title: Vor den Spiegeln

Essay , 2007 , 31 Pages

Autor:in: Thomas Michel (Author)

Philosophy - Practical (Ethics, Aesthetics, Culture, Nature, Right, ...)
Excerpt & Details   Look inside the ebook
Summary Excerpt Details

Vor den Spiegeln
Zur Ideengeschichte der Eitelkeit
von Thomas Michel

Unter Eitelkeit versteht man allgemein eine Sucht
nach Anerkennung, die eines Freien nicht würdig ist.
Theophrast, Charaktere

"Die Eitelkeit ist etwas Motivierendes, wir sollten uns als Menschen feiern, wenn wir schon einen eigenen Stil haben". So, frei von Ironie, ermuntert uns die öffentlich-rechtliche Lebenshilfe der 90er Jahre zu dem, was gemessen an den Aufwendungen für Kosmetik und Diätetik oder der wachsenden Akzeptanz eines Körperdesigns mit Skalpell und Spritze der Ermunterung kaum zu bedürfen scheint, zum Arrangement nämlich mit jenen selbstbezüglichen Verhaltensweisen, die Blaise Pascal einst als "die größte Niedrigkeit des Menschen" meinte ächten zu müssen. Wir zweifeln vielleicht, dass es dem Eitlen in seiner Eitelkeit um den eigenen Stil – die "leidenschaftliche Anstrengung zur Identität" (Horkheimer/Adorno) – geht, wundern uns aber auch über die Emphase des Philosophen, wo Eitelkeit doch keine Kategorie der praktischen Philosophie, kein Maßstab kritischer Gesellschaftstheorie und allenfalls Hinterbänkler unter den psychologischen Begriffen ist, so dass sich jeder Eifer verbietet. Gleichwohl gab es Zeiten, in denen Eitelkeit als Phänomen und Begriff prominente Köpfe bewegte, und manches spricht dafür, dass sich im Widerspruch der zitierten Urteile nicht nur konträre Temperamente oder Bewegungen in der Epidermis des Zeitgeistes äußern, sondern sich ein Sinneswandel im Zentrum der Anthropologie dokumentiert. Dies umso mehr, als sich in der Eitelkeit menschlicher Fremd- und Selbstbezug, Abhängigkeit und Initiative, unauflöslich zu verschränken scheinen. An das ideengeschichtliche Resümee dieses Sinneswandels knüpft sich darum die Absicht, das Gemurmel von Begriffen und Meinungen, das die seit dem 19. Jahrhundert gerne als Individualisierung bezeichnete, aber bereits Pascal beunruhigende Geschichte des okzidentalen Subjekts reflektiert, aus dem Blickwinkel eines alltäglichen Lasters zu rekapitulieren. Die mit Eitelkeit verknüpften Bedeutungen und Urteile betreffen dabei nicht nur das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und sein Verhältnis zu anderen, sondern insbesondere auch das Verhältnis dieser Verhältnisse zueinander.

Excerpt


Inhaltsverzeichnis

  • Pascals Verdikt
  • Die Selbstliebe und ihre Verachtung
  • Selbstliebe und Selbstbezug
  • Selbstliebe und Eitelkeit
  • Selbstliebe als Prinzip
  • Eitelkeit und ihre Funktion

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Der Text verfolgt das Ziel, die Ideengeschichte der Eitelkeit seit der Antike zu untersuchen. Dabei wird nicht nur der Wandel des Eitelkeitsbegriffs beleuchtet, sondern auch die Frage nach dem Verhältnis von Eitelkeit zu Selbstliebe und deren Bedeutung für die Entwicklung des modernen Subjekts.

  • Die Entwicklung des Eitelkeitsbegriffs in der Philosophie und Theologie
  • Der Einfluss von Selbstliebe auf das menschliche Handeln
  • Die Rolle der Eitelkeit in der sozialen Ordnung und im menschlichen Streben nach Anerkennung
  • Die ethische Bewertung von Eitelkeit im Kontext des modernen Individualismus
  • Die Ambivalenz von Eitelkeit als Motor der Selbsterhaltung und Quelle gesellschaftlicher Dynamik

Zusammenfassung der Kapitel

Pascals Verdikt

Dieses Kapitel beginnt mit einer Definition von Eitelkeit als Sucht nach Anerkennung und stellt Pascals kritische Haltung gegenüber dem Phänomen dar. Der Spiegel als Emblem sündhafter Eitelkeit wird im Zusammenhang mit der Geschichte des Narziss und der mittelalterlichen Vanitas-Allegorien analysiert.

Die Selbstliebe und ihre Verachtung

Das Kapitel beleuchtet die christliche Theologie, die Selbstliebe als Ursprung sittlichen Versagens betrachtet. Die Verurteilung der Eitelkeit als Ausdruck der Selbstliebe wird im Kontext der christlichen Gottesliebe und der Schöpfungsordnung betrachtet.

Selbstliebe und Selbstbezug

Dieses Kapitel befasst sich mit der Wende zur neuzeitlichen Philosophie und dem Fokus auf den epistemischen Selbstbezug. Die Ideen von Descartes und Hobbes über das erkennende und wollende Subjekt als selbstbezüglich werden vorgestellt und diskutiert.

Selbstliebe und Eitelkeit

In diesem Kapitel wird die Selbstliebe als formale, unbedingte und nicht egoistische Motivation für das menschliche Handeln dargestellt. Die Eitelkeit wird als scheinbar widersprüchliches Phänomen betrachtet, das im Streben nach sozialem und kulturellem Kapital als eine Art Strategie der Macht gedeutet werden kann.

Selbstliebe als Prinzip

Dieses Kapitel beleuchtet die Sichtweise auf Selbstliebe als psychologisches Prinzip, das sowohl individuelles als auch soziales Handeln beeinflusst. Die Kritik an der Verwechslung von formaler Selbstliebe mit unsittlicher Haltung und die Akzeptanz der Selbstliebe als Bedingung für moralisches Handeln werden dargestellt.

Schlüsselwörter

Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind: Eitelkeit, Selbstliebe, Selbstbezug, Narzissmus, Anthropologie, Moderne, Individualismus, Gesellschaft, Macht, Anerkennung, Kultur, Moral.

Excerpt out of 31 pages  - scroll top

Details

Title
Vor den Spiegeln
Subtitle
Zur Ideengeschichte der Eitelkeit
Author
Thomas Michel (Author)
Publication Year
2007
Pages
31
Catalog Number
V81629
ISBN (eBook)
9783638885218
Language
German
Tags
Spiegeln
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Thomas Michel (Author), 2007, Vor den Spiegeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81629
Look inside the ebook
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • https://cdn.openpublishing.com/images/brand/1/preview_popup_advertising.jpg
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
  • Depending on your browser, you might see this message in place of the failed image.
Excerpt from  31  pages
Grin logo
  • Grin.com
  • Payment & Shipping
  • Contact
  • Privacy
  • Terms
  • Imprint