Die Einteilung in Verwaltungsregionen, die auch eine Trennung des Fernen Ostens und Sibiriens vorsieht, verstärkt ebenfalls die Gegensätzlichkeit zwischen der allgemeinen Annahme Sibirien bilde das gesamte asiatische Russland und der wissenschaftlich-administrativen Genauigkeit, die beide Regionen zu trennen versucht.
Diese Arbeit wird sich aber entgegen der naturräumlich-politischen Gliederung mit der Region Sibirien im weiteren Sinne (Ural-Pazifik; Nordmeer-Kasachstan/ Mongolei/ China) beschäftigen. Einerseits weil dadurch die komplizierte, auch wissenschaftlich umstrittene innerrussische Grenzziehung (WEIN 2001:15) und den daraus entstehenden Implikationen zwischen Sibirien und dem Fernen Osten entfällt.
Außerdem sollten Regionen „anhand sozialer Kriterien begrenzt werden […], da Regionen sozialer Art sind“ (WERLEN 2000:150). Und die wesentlichsten sozialen Kriterien der sinnvollen Abgrenzung sind nicht unbedingt administrative Festlegungen. Vielmehr verbindet Sibirien und den Fernen Osten die Besiedlung bzw. die Eroberung durch die Russen und die dadurch ähnlich verlaufene historische Entwicklung.
Darüber hinaus versucht diese Arbeit einen Überblick über die Verhältnisse des asiatischen Russlands mit seinen Anrainern; also Kasachstan, der Mongolei, China und gewissermaßen "übers Meer hinweg" auch mit Japan zu schaffen. Für die Beziehungen und Konflikten zu diesen Staaten wäre eine regionalisierte, nur auf Sibirien im engeren Sinne bezogene Betrachtung mühsam, wenig aussagekräftig und unvollständig. Vor allem da diese Staaten sich ja im politischen Sinne nicht mit einer Region, sondern mit einem Staat (Russland oder Sowjetunion) auseinandersetzen müssen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, wird aber auf weiter entfernt liegende maritime Anrainer wie Kanada, die USA oder Großbritannien (als Kolonialmacht) und deren Bedeutung für Sibirien verzichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Überlegungen
- Die Erschließung Sibiriens
- China
- Die russische Expansion in Fernost im 17. Jahrhundert
- Der wirtschaftliche Aufschwung der Mandschurei
- Grenzscharmützel am Amur und Ussuri
- Der „Tumen Wirtschaftsprojekt“
- Japan
- Der Modernisierungs- und Industrialisierungsprozess
- Der Russisch-Japanische Krieg
- Der Kampf um Chalkin-Gol
- Die Kurilen und Südsachalin
- Mongolei
- Die Mongolische Volksrepublik
- Die wirtschaftliche Unterstützung der Sowjetunion
- Die Integration in das sowjetische Wirtschaftssystem
- Kasachstan
- Die russische Besetzung
- Die Unabhängigkeit Kasachstans
- Die Integration in die russische Wirtschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die komplizierten Beziehungen zwischen Sibirien und seinen unmittelbaren Anrainern, wobei der Fokus auf der Erschließung Sibiriens durch Russland sowie den daraus entstandenen Konflikten und kooperativen Entwicklungen liegt.
- Die Erschließung Sibiriens durch die Russen im 16. und 17. Jahrhundert
- Die historischen und gegenwärtigen Beziehungen Sibiriens zu China
- Die Konflikte und Beziehungen Sibiriens zu Japan
- Die Geschichte und der aktuelle Status der Mongolei im Kontext des russischen Einflusses
- Die Integration Nordkasachstans in Sibirien und die Auswirkungen der Unabhängigkeit Kasachstans auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die geografischen und politischen Grenzen Sibiriens erläutert und die Herangehensweise der Arbeit an die Thematik beschreibt. Im zweiten Kapitel wird die Erschließung Sibiriens durch die Russen vom 16. Jahrhundert bis zum frühen 18. Jahrhundert beschrieben. Kapitel 3 widmet sich der Geschichte der Beziehungen zwischen Russland und China und beleuchtet die Konflikte und Kooperationen zwischen beiden Staaten im Kontext der russischen Expansion nach Osten.
Kapitel 4 behandelt die Beziehungen zwischen Russland und Japan, wobei der Fokus auf dem Wettbewerb der beiden Großmächte um Einfluss in der Region liegt. Die Geschichte der Mongolei als sozialistischer Bruderstaat der Sowjetunion und ihre aktuellen Herausforderungen im Kontext der russischen und chinesischen Einflüsse werden in Kapitel 5 beleuchtet. Das sechste Kapitel befasst sich mit Kasachstan und beleuchtet dessen Geschichte als Teil des russischen Reiches und die Herausforderungen, die sich aus der Unabhängigkeit des Landes ergeben.
Schlüsselwörter
Sibirien, Russland, China, Japan, Mongolei, Kasachstan, Expansion, Grenzziehung, Konflikte, Kooperation, Rohstoffe, Wirtschaft, Geopolitik, Beziehungen, Geschichte, Sowjetunion, Transsibirische Eisenbahn.
- Arbeit zitieren
- Markus Baum (Autor:in), 2006, Grenzen und Grenzkonflikte. Sibirien und seine unmittelbaren Anrainer: Zwischen Kooperation und Konfrontation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81666