Derzeit vorherrschende Wirtschaftsaktivitäten werden zunehmend von Unternehmensübernahmen in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen beeinflusst. Der Levera-ged Buy-Out (im Folgenden: LBO) stellt eine spezielle Form dieser Unternehmensübernahmen dar und verdankt seinen Namen dem hohen Einsatz von Fremdkapital, mit dessen Hilfe eine Investorengruppe und oft das bisher vom Unternehmen angestellte Management die Firma erwerben. Schon seit dem ersten Aufschwung der LBO-strukturierten Übernahmen, beginnend in den USA in den 80er Jahren und fortgeführt durch die spätere Adaption des Konzeptes in Europa in den 90er Jahren, zieht das LBO- Phänomen die Aufmerksamkeit akademischer Untersuchungen, aber auch politischer und journalistischer Beiträge auf sich. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neuer Fall derartiger Transaktionen ausführlich und oftmals emotional in der Presse diskutiert wird, häufig verbunden mit Meldungen über Stellenabbau. Spätestens seitdem der damalige SPD-Parteivorsitzende Müntefering einen Teil der Finanzinvestoren im April 2005 öffentlich als Heuschrecken proklamiert hat, stehen auch die LBO-Gesellschaften in einem zweifelhaften Licht.
Dabei ist nur wenig über die Arbeitsweise der institutionellen Investoren sowie resultierende Folgen für die betroffenen Unternehmen bekannt und im Besonderen was die LBOs zuerst in den USA und später auch in Europa so erfolgreich gemacht hat und auch momentan macht. Denn nach wie vor erzielen veräußernde Altaktionäre und die Finanzinvestoren selber beträchtliche Gewinne. Kritiker führen dies auf Vermögensumverteilungen zu Lasten diverser Interessensgruppen des Unternehmens zurück, wohingegen Befürworter den Restrukturierungen im Rahmen einer LBO-Transaktion Wert steigerndes Potential beimessen.
Gegenstand dieser Arbeit ist, die leidenschaftlich und oftmals mit populistischen Mitteln geführte Auseinandersetzung um LBOs zu versachlichen. Ausgangspunkt der vor-liegenden Betrachtung ist die Frage nach der Herkunft der bei einem LBO auftretenden Transaktionsgewinne. Die Arbeit soll wissenschaftliche Hintergründe zu den Erklä-rungsansätzen dieser Gewinnquellen sowohl der Befürworter als auch der Kritiker erläutern sowie die Relevanz der Darlegungen für den US-amerikanischen und euro-päischen Wirtschaftsraum unter Beachtung des jeweiligen Wirtschaftssystems empirisch betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen und Gang der Arbeit
- Problemstellung
- Zielsetzung und Aufbau der Untersuchung
- Übernahmen von Unternehmen durch LBOS
- LBO - Begriffsbildung und Abgrenzung zu verwandten Begriffen
- Einordnung des Buy-Outs in Private Equity-Finanzierungen
- Konstituierende Merkmale eines Buy-Outs
- Kriteriengeleitete Differenzierung unterschiedlicher Buy-Out-Begriffe
- Typologisierung des Buy-Out-Begriffs nach Käufern
- Typologisierung des Buy-Out-Begriffs nach der Finanzierungsstruktur
- LBO-Prozess in der Praxis
- Elemente der Finanzierungsstruktur von LBOs und deren Kapitalgeber
- Eigenkapital - Equity
- Erstrangige Kredite - Senior Debts
- Mezzanine Finanzierung
- Fremdkapitalähnliche Finanzierungsinstrumente - Senior Mezzanine
- Eigenkapitalähnliche Finanzierungsinstrumente - Junior Mezzanine
- Typische Finanzierungsstruktur in der Praxis
- Historische Entwicklung und Tendenzen des Buy-Out-Marktes
- Buy-Outs in den USA - Rückblick und Status Quo
- Aufnahme des Konzeptes in Europa
- LBOS im Fokus wissenschaftlicher Diskussionen
- Analyse gezahlter Übernahmeprämien
- Untersuchung der operativen Ergebnisveränderung
- Entwicklung von PE-Anlagefonds
- Erklärungsmuster für die Post Buy-Out-Unternehmensentwicklung
- LBOS und die Erklärungsansätze für eine Wertsteigerung
- Einführende Überlegungen
- Ansatzpunkte von agency-theoretischen Effizienzsteigerungen
- Grundlagen der Agency-Theorie
- Managementbeteiligung als Anreiz
- Erhöhte Verschuldung und Verwendung des Free Cashflows
- Effizientere Managementkontrolle durch institutionelle Kapitalgeber
- Wertaufholung nach Unterbewertung durch ineffiziente Märkte
- Zwischenergebnis
- LBOS und die Erklärungsansätze für Vermögenstransfers
- Einführende Überlegungen
- Ansatzpunkte von Umverteilungsmaßnahmen
- Insider-Trading zu Lasten der Aktionäre
- Werttransfer zu Lasten der Fremdkapitalgeber
- Belastungen der Arbeitnehmerschaft
- Benachteiligung des Fiskus
- Kürzung der F&E-Budgets
- Zwischenergebnis
- Zusammenfassende Bemerkungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit Leveraged Buy-Outs (LBOs) in Europa. Ziel der Untersuchung ist es, die Wertsteigerungspotenziale von LBOs zu analysieren und die potenziellen Vermögenstransfers zu erforschen, die mit diesen Transaktionen verbunden sein können.
- Die verschiedenen Arten von Buy-Outs und die Besonderheiten von LBOs
- Die Finanzierungsstrukturen von LBOs und die Rolle der Kapitalgeber
- Die historische Entwicklung des LBO-Marktes in den USA und Europa
- Die wichtigsten Erklärungsansätze für die Wertsteigerung und die potenziellen Vermögenstransfers im Zusammenhang mit LBOs
- Die kritischen Diskussionen um LBOs in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Einleitung führt in das Thema der LBOs ein und stellt die Problemstellung der Arbeit dar. Sie beschreibt die wachsende Bedeutung von Unternehmensübernahmen und die spezifischen Herausforderungen von LBOs, die durch den hohen Einsatz von Fremdkapital gekennzeichnet sind. Die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit werden im Anschluss vorgestellt.
Kapitel 2: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Analyse des LBO-Konzepts. Es erläutert die Begriffsbildung und Abgrenzung zu verwandten Begriffen wie dem Management Buy-Out (MBO) und dem Public-to-Private (P2P)-Buy-Out. Es werden die konstituierenden Merkmale eines LBOs sowie die verschiedenen Typen von Buy-Outs nach Käufern und Finanzierungsstruktur betrachtet. Der LBO-Prozess in der Praxis wird ausführlich beschrieben, einschließlich der typischen Finanzierungsstruktur und der Rolle der verschiedenen Kapitalgeber. Darüber hinaus werden die historische Entwicklung des Buy-Out-Marktes in den USA und Europa sowie die wichtigsten Trends beleuchtet. Abschließend werden relevante wissenschaftliche Debatten und Diskussionspunkte im Zusammenhang mit LBOs beleuchtet.
Kapitel 3: Dieses Kapitel untersucht die Erklärungsansätze für die Wertsteigerung und die potenziellen Vermögenstransfers im Zusammenhang mit LBOs. Es analysiert agency-theoretische Ansätze, die Effizienzsteigerungen durch die Beteiligung des Managements und die Verwendung des Free Cashflows erklären. Es betrachtet auch die Möglichkeit der Wertaufholung nach Unterbewertung durch ineffiziente Märkte. Im zweiten Teil des Kapitels werden Umverteilungsmaßnahmen untersucht, die zu Lasten verschiedener Interessensgruppen des Unternehmens gehen können, darunter Aktionäre, Fremdkapitalgeber, Arbeitnehmer und der Fiskus.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: Leveraged Buy-Out, Private Equity, Unternehmensübernahme, Finanzierungsstruktur, Wertsteigerung, Vermögenstransfer, Agency-Theorie, Effizienzsteigerung, Umverteilungsmaßnahmen, Managementbeteiligung, Free Cashflow, Kapitalgeber, Finanzinvestoren, Heuschrecken, Kritik, Wissenschaftliche Diskussion.
- Arbeit zitieren
- René Korn (Autor:in), 2007, Leveraged Buy-Outs in Europa - Wertsteigerungen oder Vermögenstransfers?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81739