Problematik
Das Angebot an Freizeit- oder Urlaubsaktivitäten in der heutigen Zeit wird immer umfangreicher und vielfältiger. Dementsprechend groß ist die Konkurrenz der Firmen etc., die mit besonderen Werbeslogans oder Schlagwörtern auf ihr Angebot aufmerksam machen wollen. In diesem Zusammenhang wird immer häufiger der Begriff „Erlebnis“ benutzt. Sei es der Besuch in der Erlebnisgastronomie, in einem Erlebnispark oder der Erlebnisurlaub. Da dieser Begriff scheinbar immer mehr an Aktualität und Popularität gewinnt, muß man sich
fragen, warum das so ist. Gibt es für uns keine Erlebnisse mehr, so daß wir uns systematisch welche suchen müssen ? Gilt dies auch für Kinder und Jugendliche ?
Tatsächlich läßt sich heutzutage (nicht nur empirisch) belegen, daß speziell bei Kindern und Jugendlichen eine gewisse Ereignislosigkeit“ vorliegt. Ein wichtiger Grund dafür ist u.a. die
immer stärker werdende Konzentration auf die Technik. Das Fernsehen, Video und besonders der Computer halten immer stärkeren Einzug in das Leben von Kindern und Jugendlichen, die sich immer weniger mit dem realen (Er-)Leben auseinandersetzen. Vielmehr werden
Ersatzwelten aufgebaut, die an Wichtigkeit gewinnen und damit die Umwelt als Erlebniswelt in den Hintergrund drücken. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen aber für ihre Entwicklung Erlebnisse, die sie kognitiv, psychisch und auch physisch fordern um diese
voranzutreiben. Da der Freizeitbereich scheinbar immer weniger „erlebnisreich“ gestaltet wird, stellt sich die Frage, inwieweit andere Bereiche, speziell die Schule, diese Aufgaben übernehmen können und welche Möglichkeiten sich dazu bieten.
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Inhaltsverzeichnis
1. Problematik
2. Begriffsdefinitionen und Ziele der Erlebnispädagogik
3. Erlebnispädagogik in der Schule
4. Inhaltliche Schwerpunkte
5. Organisation von erlebnispädagogischen Aktivitäten
6. Praktische Beispiele für erlebnispädagogische Aktivitäten in der Schule
7. Literatur
1. Problematik
Das Angebot an Freizeit- oder Urlaubsaktivitäten in der heutigen Zeit wird immer umfangreicher und vielfältiger. Dementsprechend groß ist die Konkurrenz der Firmen etc., die mit besonderen Werbeslogans oder Schlagwörtern auf ihr Angebot aufmerksam machen wollen. In diesem Zusammenhang wird immer häufiger der Begriff „Erlebnis“ benutzt. Sei es der Besuch in der Erlebnisgastronomie, in einem Erlebnispark oder der Erlebnisurlaub. Da dieser Begriff scheinbar immer mehr an Aktualität und Popularität gewinnt, muß man sich fragen, warum das so ist. Gibt es für uns keine Erlebnisse mehr, so daß wir uns systematisch welche suchen müssen ? Gilt dies auch für Kinder und Jugendliche ?
Tatsächlich läßt sich heutzutage (nicht nur empirisch) belegen, daß speziell bei Kindern und Jugendlichen eine gewisse „Ereignislosigkeit“ vorliegt. Ein wichtiger Grund dafür ist u.a. die immer stärker werdende Konzentration auf die Technik. Das Fernsehen, Video und besonders der Computer halten immer stärkeren Einzug in das Leben von Kindern und Jugendlichen, die sich immer weniger mit dem realen (Er-)Leben auseinandersetzen. Vielmehr werden Ersatzwelten aufgebaut, die an Wichtigkeit gewinnen und damit die Umwelt als Erlebniswelt in den Hintergrund drücken. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen aber für ihre Entwicklung Erlebnisse, die sie kognitiv, psychisch und auch physisch fordern um diese voranzutreiben. Da der Freizeitbereich scheinbar immer weniger „erlebnisreich“ gestaltet wird, stellt sich die Frage, inwieweit andere Bereiche, speziell die Schule, diese Aufgaben übernehmen können und welche Möglichkeiten sich dazu bieten.
2. Begriffsdefinitionen und Ziele der Erlebnispädagogik
Bevor diese Fragen konkret beantwortet werden können, ist es wichtig, den Begriff der Erlebnispädagogik näher zu betrachten. Dabei sollte zunächst geklärt werden, was überhaupt ein „Erlebnis“ ist. Erlebnisse sind Momente oder Zeiträume, die relativ einmalig sind und eine besondere Bedeutung haben und dem Menschen lange in Erinnerung bleiben. Zu der
„relativen Einmaligkeit“ kommt i.d.R. eine gewisse Unkalkulierbarkeit, d.h. man läßt sich auf etwas ein, dessen Verlauf und/oder Ausgang nicht völlig bekannt ist und damit eventuell auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Der Mensch wird dazu gezwungen abzuwägen wie weit er sich auf das Erlebnis einläßt oder inwiefern er aktiv eingreifen kann. Auf diese Weise werden alle Fähigkeiten (psychisch, physisch, kognitiv) angesprochen und gefordert, d.h. der Mensch erlebt etwas ganzheitlich.
Diese Ganzheitlichkeit ist daher auch ein bedeutsames Anliegen der Erlebnispädagogik. Diese definiert sich in zwei grundsätzliche Bereiche
- Erlebnispädagogik im weiteren Sinne
- Erlebnispädagogik im engeren Sinne
Bei der Erlebnispädagogik im weiteren Sinne geht es in erster Linie darum, die Umwelt auf sog. „sanftem Wege“ zu erleben. Dazu gehören z.B. Wanderungen durch die Natur, Übernachtungen im Freien etc. bei denen eine harmonische und weiche Beziehung zwischen Mensch und Umwelt aufgebaut werden soll.
Die Erlebnispädagogik im engeren Sinne bietet demgegenüber extremere Bedingungen. Es werden Grenzsituationen geschaffen, in denen Menschen sich bewußt mit Risiken und den damit verbundenen Ängsten und Emotionen auseinandersetzen. Auf diesem Wege sollen auftretende Probleme erfolgreich gelöst und damit das Selbstvertrauen gestärkt werden. Darüber hinaus werden besonders soziale Kompetenzen gefordert und gefördert, weil es hauptsächlich darum geht, auftretende Probleme gemeinsam in der Gruppe zu lösen. Eine besondere erlebnispädagogische Einrichtung auf dieser Ebene sind die sog. Outward-Bound- Kurse, bei denen diese Erfahrungen in erster Linie durch natursportliche Extremsituationen (z.B. Wildwasserfahrten, Klettertouren u.ä.) gemacht werden. Wegbereiter dieser Kurse war Kurt Hahn, der in den fünfziger Jahren sog. Kurzschulen gründete, in denen durch ähnliche Erfahrungen einem Abgleiten in die Verhaltensauffälligkeit entgegengewirkt werden sollte.
3. Erlebnispädagogik in der Schule
Wie eingangs bereits beschrieben, ist das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen immer mehr dadurch geprägt, daß sie vor dem Fernseher oder Computer sitzen und dort
„Ersatzwelten“ vorfinden, die jedoch den ganzheitlichen Ansprüchen eine Erlebnisses in keinster Weise gerecht werden können. Daher muß man sich die Frage stellen in welcher Form Kinder und Jugendliche erlebnispädagogische Erfahrungen machen können.
Die Schule bietet sich dazu aus verschiedenen Gründen an, allerdings unter der Voraussetzung, daß die Erlebnispädagogik erst einmal wieder Einzug halten muß in die Schule (vgl. GILSDORF 1993). Obwohl in der Schule Aspekte wie die Wissensvermittlung und Leistungsförderung im Vordergrund stehen, sollten Bereiche wie die Persönlichkeitsförderung und soziales Lernen, wie in der Erlebnispädagogik, ebenfalls ein zentrales Anliegen sein. Um der Ganzheitlichkeit völlig Rechnung zu tragen, müssen
allerdings die physischen Fähigkeiten mehr gefordert werden. Gerade die Schule steht zu Recht in der Kritik, daß in ihr das „verkopfte“ Lernen zu sehr im Vordergrund steht und körperliche Aspekte zu wenig beachtet werden (vgl. JUGENDSTIFTUNG BADEN- WÜRTTEMBERG 1999). Darum könnte die Einführung der Erlebnispädagogik in der Schule eine Chance zur Veränderung bieten. Darüber hinaus gibt es gerade in der Schule immer Konfliktbereiche, denen auf diesem Weg entgegengewirkt werden könnte. Das ursprüngliche Anliegen Kurt Hahn‘s, die Prävention von Verhaltensauffälligkeiten, ist in der heutigen Zeit immer noch aktuell und wichtig. Die Tendenzen zu Aggressionen und Gewalt in der Schule nehmen zu, so daß entsprechende Projekte diesem Verhalten gezielt entgegenwirken könnten. Gleiches gilt für die Prävention von Sucht- und dissozialem Verhalten, wie z.B. die Ausgrenzung von Außenseitern, Ausländern o.ä.
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- Arbeit zitieren
- Marco Danisch (Autor:in), 2001, Erlebnispädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/818