Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich zum einen mit dem Thema der „Euthanasie“ während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, der etwa 185.000 Menschen zum Opfer fielen. Zum anderen handelt sie von der zurzeit geführten sogenannten aktuellen Euthanasiedebatte. Darin geht es um die Abtreibung behinderter Föten, die Sterilisation sogenannter geistig behinderter Menschen und die Forderung nach Sterbehilfe für schwerkranke Personen.
Der erste Teil der Arbeit behandelt die aktuelle Euthanasiedebatte. Ich stelle verschiedene Methoden der pränatalen Diagnostik vor. Die Probleme, wenn festgestellt wird, dass der Embryo sich nicht wie gewünscht entwickelt sowie das oftmalige Resultat, die Abtreibung, werden erörtert. Danach lege ich die aktuelle deutsche Rechtslage zur Sterilisation bei Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung dar und erläutere sie.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt jedoch auf der Diskussion über die Sterbehilfe. In einem Rückblick in die Geschichte stelle ich vor, wie sich die Einstellung zu dieser Frage seit der Antike gewandelt hat. Danach wird die Rechtslage in Deutschland und in den Niederlanden, als ein Beispiel für ein Land, in dem es eine legale Möglichkeit der Sterbehilfe gibt, vorgestellt. Ich lege dar, wie die Gesellschaft in Deutschland zu diesem Thema steht und welche Organisationen sich gebildet haben, die die Idee der Sterbehilfe unterstützen oder ablehnen. Als Abschluss dieses Kapitels stelle ich eine mögliche Alternative zur Sterbehilfe vor: Hospize, in denen Menschen beim Sterben begleitet werden.
Das Thema des zweiten Teils ist die Sterilisation und Tötung so genannter erbkranker Menschen oder von so genanntem lebensunwerten Leben. Ich stelle die Vorgeschichte – den Sozialdarwinismus und die soziale Frage – und die verschiedenen Vorschläge zur „Lösung des Problems minderwertiger Menschen“ dar. Es folgen der Ablauf der verschiedenen Maßnahmen und die Reaktionen darauf. Ich suche nach einer Erklärung, warum viele Ärzte und Schwestern, die zum Wohl der Menschen in den Anstalten hätten arbeiten sollen, Tötungen durchgeführt oder dabei mitgeholfen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A Die aktuelle Euthanasiedebatte
- Die pränatale Diagnostik (PND)
- Die Abtreibung: rechtliche Situation in Deutschland
- Die Abtreibung aufgrund einer diagnostizierten Behinderung
- Die Kritik an der Neuregelung des §218 StGB
- Die Einbecker Empfehlungen
- Die rechtliche Möglichkeit der Sterilisation von einem Menschen mit geistiger Behinderung
- Die Sterbehilfe
- Die Bewertung der Sterbehilfe in verschieden Epochen
- Die Erläuterung von Begriffen
- Die Sterbehilfe in Deutschland
- Die gesetzlichen Regelungen zur Sterbehilfe
- Die Einstellung der Bevölkerung zur Sterbehilfe
- Verschiedene Organisationen, die Sterbehilfe ablehnen, fordern oder anbieten
- Die Verbindlichkeit der Patientenverfügung als Willens-erklärung
- Die Sterbehilfe in den Niederlanden
- Die rechtliche Grundlage und die Durchführung der Sterbehilfe
- Eine kritische Würdigung des Artikels 293 und 294
- Einige Organisationen, die die Durchführung von Sterbehilfe unterstützen oder ablehnen
- Die Argumente von Befürwortern und Gegnern von Sterbehilfe
- Hospize und Palliativmedizin als Alternativen zur Sterbehilfe
- B „Euthanasie“ während der Zeit des National-sozialismus
- Die Begriffsbedeutung und -wandlung von „Euthanasie“
- Die Entwicklung zur “Euthanasie”
- Der Sozialdarwinismus
- Die soziale Frage
- Das Leben der Anstaltsinsassen vor 1933
- Die Vorschläge um die „Entartung“ der Gesellschaft zu verhindern
- Die Idee der negativen Eugenik
- Der Vorschlag der Sterilisation
- Die NS-Familienpolitik
- Die Verbreitung der Sozialeugenik in der Öffentlichkeit
- Die Idee der Vernichtung „lebensunwerten Lebens“
- Die gedanklichen Anstöße zur „Euthanasie“
- Ein Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe bei unheilbar Kranken
- Die konkreten Vorbereitungen der „,Euthanasie“
- Die gesetzliche Grundlage und Hitlers Geheimschreiben
- Die Erfassung der Betroffenen
- Die Planung der Euthanasiemaßnahmen und deren aus-führende Organisationen
- Die Durchführung der Euthanasiemaßnahmen
- Die (Zwangs-)Sterilisation
- Die Kindereuthanasie in den Kinderfachabteilungen
- Die Aktion T4: das Töten erwachsener Behinderter
- Die wilde Euthanasie und die Aktion Brandt
- Das Anstaltspersonal
- Die Möglichkeit, Bewohner zu schützen
- Die Motivation des Personals. Ein Erklärungsversuch
- Die Reaktionen der Bevölkerung auf die „Euthanasie“
- Die Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg
- Was wurde aus überlebenden Opfern?
- Die Folgen für die Täter
- C Vergleich von „Euthanasie“ im Zweiten Weltkrieg und der zurzeit geführten Debatte um PND, Abtreibung, Sterilisation geistig behinderter Menschen und Sterbehilfe
- Die pränatale Diagnostik im Gegensatz zur willkürlichen Bestimmung „erbkranken Lebens\" durch die National-sozialisten
- Die Abtreibung eines behinderten Fötus, heute eine freie Entscheidung?
- Die Sterilisation eines geistig behinderten Menschen: 1937 und 2007
- Abgrenzung von Sterbehilfe und „,Euthanasie“
- Die offensichtlichen Motive für die Gewährung von Sterbehilfe
- Als verdeckte Motive: Denkprozesse und Ideologien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die aktuelle Euthanasiedebatte in Deutschland mit der „Euthanasie“ während der Zeit des Nationalsozialismus zu vergleichen. Es soll untersucht werden, inwiefern sich die beiden Debatten ähneln und inwiefern sie sich unterscheiden. Dabei wird der Fokus auf die Themenbereiche pränatale Diagnostik, Abtreibung, Sterilisation und Sterbehilfe gelegt.
- Die rechtliche und ethische Bewertung von pränataler Diagnostik und Abtreibung im Kontext von Behinderung.
- Die Entwicklung der Sterbehilfe und ihre rechtliche Situation in Deutschland und den Niederlanden.
- Der Vergleich der Motive und Ideologien, die zur „Euthanasie“ im Nationalsozialismus führten und zur heutigen Debatte um Sterbehilfe und die Tötung „lebensunwerten Lebens“ beitragen.
- Die Auseinandersetzung mit den historischen Bezügen und den Folgen der „Euthanasie“ für die heutige Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der aktuellen Euthanasiedebatte ein und skizziert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel A beleuchtet verschiedene Aspekte der aktuellen Debatte, darunter die pränatale Diagnostik, die Abtreibungsdebatte, die rechtliche Situation der Sterilisation und die Sterbehilfe. Es werden die unterschiedlichen Perspektiven und Argumente von Befürwortern und Gegnern der einzelnen Themenbereiche dargestellt. Kapitel B widmet sich der „Euthanasie“ während der Zeit des Nationalsozialismus und erörtert die Begriffsgeschichte, die Entwicklung zur „Euthanasie“, die konkreten Maßnahmen und die Folgen für die Betroffenen. Es wird außerdem auf die Rolle des Anstaltspersonals und die Reaktionen der Bevölkerung eingegangen. Kapitel C schließlich vergleicht die „Euthanasie“ im Zweiten Weltkrieg mit der heutigen Debatte um PND, Abtreibung, Sterilisation und Sterbehilfe. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Debatten herausgearbeitet und die Frage nach den bleibenden Folgen der „Euthanasie“ für die heutige Gesellschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern Euthanasie, pränatale Diagnostik, Abtreibung, Sterilisation, Sterbehilfe, Nationalsozialismus, Eugenik, Lebensunwertes Leben, Behinderung und Bioethik. Sie analysiert die rechtlichen, ethischen und historischen Aspekte der Debatte und untersucht die Motive und Ideologien, die zur „Euthanasie“ geführt haben und zur heutigen Diskussion beitragen.
- Quote paper
- Johanna El Karrioui (Author), 2007, Die aktuelle „Euthanasie“ – Debatte. Ähnlichkeiten und Unterschiede zur Euthanasie während der Zeit des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81819