Schwule im Fernsehen – Eine Analyse aus Sicht der Verstärkerhypothese


Seminararbeit, 2004

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Homosexualität
2.1 Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber Homosexuellen
2.2 Darstellung von Schwulen im Fernsehen

3. Die Verstärkerhypothese
3.1 Skizzierung eines Modells
3.2 Mögliche Wirkungen der Massenkommunikation
3.3 Die vermittelnden Faktoren
3.4 Die drei Thesen Klappers

4. Anwendung der Verstärkerhypothese auf das Thema „Schwule im TV“

5. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schätzungen zufolge sind etwa 5 - 15% der deutschen Bevölkerung und somit mehrere Millionen Menschen homosexuell (vgl. Homosexualität 2004a). Dennoch galt dieses Thema über lange Zeit hinweg als ein Tabu, die gesellschaftliche Akzeptanz war gering. Dies hat sich, wie noch zu sehen sein wird, in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr geändert. Auch den Medien blieb diese Entwicklung nicht verborgen, so dass „Homosexualität auch im deutschen TV immer öfter thematisiert und damit enttabuisiert“ (Best of Gay 2003) wurde.

Als Gegenstand der Medien ist das Thema Homosexualität natürlich auch Gegenstand der Kommunikationswissenschaft. In dieser Arbeit soll es insbesondere im Zuge der Wirkungsforschung behandelt werden. Da dem TV-Publikum seit einiger Zeit vor allem Schwule[1] auffallend oft präsentiert werden, bietet es sich an zu fragen, welche Wirkung dies auf die Rezipienten hat, genauer noch: welche Effekte ihre Darstellung auf die Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen des Publikums haben kann. Zur Beantwortung dieser Frage wird die Verstärkerhypothese von Joseph Thomas Klapper herangezogen. Wenngleich diese Theorie schon in den Fünfziger Jahren entstand und somit nicht mehr ganz dem aktuellen Stand der Forschung entspricht, so kann es durchaus interessant sein, damit ein modernes Thema zu untersuchen. Dass dies so abwegig nicht ist, wie es zunächst erscheint, lässt sich damit begründen, dass Klapper, wie noch zu sehen sein wird, den Medieneinfluss nur als Teil der ganzen Wirkungsursache verstand und sich diese Position bis heute hält (vgl. Burkhart 2002: 218f.). Bevor jedoch damit begonnen wird, die Wirkung der Schwulen im TV auf die Rezipienten zu untersuchen, ist es zunächst wichtig zu erfahren, wie Homosexuelle dort präsentiert werden. Entspricht ihre Darstellung im Fernsehen dem Bild, dass sie selbst von sich haben? Dies herauszufinden ist insofern von Bedeutung, als dass eine verzerrte Darstellung eventuell zu einer anderen Meinung respektive Einstellung führen kann, als dies bei einem realitätsgetreuen Abbild der Fall ist.

Es soll in dieser Arbeit also zunächst kurz auf die Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber Homosexuellen eingegangen werden, um zu erkennen, weshalb diese Gruppe zunehmend eine Rolle in den Medien spielt. Daraufhin wird die eben schon angesprochene Darstellung der Schwulen im Fernsehen diskutiert. Der nächste Teil der Arbeit wird die Verstärkerhypothese beinhalten, welche recht ausführlich vorgestellt wird, um sodann Bezug auf die Wirkung von Homosexuellen im TV nehmen zu können. Schließlich folgt ein Vergleich der Resultate mit aktuelleren Erkenntnissen der Wirkungsforschung.

2. Homosexualität

2.1 Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber Homosexuellen

Ziel dieses Kapitels ist es nicht, die Geschichte der Homosexualität in allen Einzelheiten darzustellen. Es soll hier lediglich vermittelt werden, dass Homosexuelle auch heute noch mit Problemen und Vorurteilen zu kämpfen haben, die jedoch im Vergleich zu früheren Zeiten verschwindend gering erscheinen, dass also die sog. Schwulenbewegung vor allem in den letzten Jahrzehnten sehr viel bewirken konnte.

Zunächst sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass Homosexualität (unter Männern) im klassischen Altertum weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert war und erst im Christentum „als schweres Verbrechen gegen Gott und die Natur des Menschen (galt)“ (Homosexualität 2004b). Seitdem wurden Homosexuelle verfolgt und oftmals mit dem Tode bestraft, wobei vor allem die Zeit des dritten Reiches als schwarzes Kapitel ihrer Geschichte gilt (vgl. Lorek-Majoros 2001). Wenngleich Schwule danach nicht mehr aufgrund ihrer sexuellen Orientierung umkamen, so blieb der 1871 verhängte Paragraph 175, „der in Deutschland den sexuellen Verkehr (...) von erwachsenen Homosexuellen untereinander in Strafe stellte“ (Homosexualität 2004b) bestehen. Zudem waren Unterdrückung und gewalttätige Diskriminierung auch weiterhin alltäglich. Im Jahre 1969 fand das „erste bekannt gewordene Aufbegehren der Queer Community gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street“ (Christopher Street Day 2004) statt, an das auch heute noch jedes Jahr in zahlreichen Städten auf der ganzen Welt in Form von Paraden und Festen erinnert wird.

Dieses Aufbegehren hatte auch in Deutschland weitreichende Konsequenzen: Der Paragraph 175 wurde in den folgenden Jahren zunächst modifiziert[2] und 1994 schließlich vollkommen abgeschafft (vgl. Homosexualität 2004b). Im August trat das Lebenspartnerschaftsgesetz, die sog. Homo-Ehe, in Kraft, das Homosexuellen zwar nicht die gleichen Rechte wie in einer ehelichen Gemeinschaft lebenden Heterosexuellen gewährt, aber dennoch einen weiteren Schritt Richtung Gleichberechtigung bedeutete. Auch die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung hat im Laufe der Jahre zugenommen: „Ende des Jahres [2003] sprachen sich (...) bereits 65% der Deutschen für das Lebenspartnerschaftsgesetz aus“, bei den 25- bis 29-Jährigen liege die Zustimmung bei 80% (Homosexualität 2004a).

Nichtsdestotrotz haben Homosexuelle weiterhin mit Vorurteilen seitens der Gesellschaft zu kämpfen, von der teilweise anhaltenden Diskriminierung einmal abgesehen. Demnach würden sich Schwule weiblich benehmen, extravagant kleiden und typisch „schwul“ sprechen (vgl. ebd.). Des Weiteren wären sie außerordentlich sensibel, beziehungsunfähig und hätten eine überdurchschnittlich ausgeprägte Libido[3] (vgl. Die häufigsten Klischees 2003; Geißler/ Przyklenk 2004). Dies alles mag auf einige Homosexuelle zutreffen, doch stellt dies nicht die Regel dar. Die meisten von ihnen leben „völlig durchschnittlich und angepasst“ (Die häufigsten Klischees 2003).

Die insgesamt dennoch positive Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber Homosexuellen im Allgemeinen ist auch den Medien nicht entgangen und vor allem Schwule sind mehr und mehr im TV zu sehen. Wie in der Einleitung schon erwähnt, stellt sich jedoch die Frage, ob das dort dargestellte Bild auch der Realität entspricht oder ob hier nicht doch die eben genannten Klischees eine Rolle spielen. Die Klärung dieser Frage soll Inhalt des nächsten Kapitels sein.

2.2 Darstellung von Schwulen im Fernsehen

Homosexualität war im deutschen Fernsehen lange Zeit kein Thema. 1986 trat in der Serie „Lindenstraße“ die erste schwule TV-Figur auf, einige Jahre später folgte in der gleichen Sendung der erste Kuss zwischen zwei Männern. Was damals empörte Reaktionen hervorrief, ist heute nichts Ungewöhnliches mehr: Die Bildschirm-Präsenz von schwulen Serienfiguren hat stark zugenommen (vgl. Edelmann 2002). Dabei hat diese Entwicklung unabhängig vom Genre stattgefunden. Seien es Comedysendungen („Bewegte Männer“), Krimiserien („SK Kölsch“) oder Unterhaltungsshows („Herzblatt“), Spielfilme („Harte Jungs und weiche Windeln“), Talkshows („Arabella“) oder auch Werbespots (vgl. Sind wir denn alle Tunten? 2003; Edelmann 2002): Schwule im Fernsehen scheinen immer alltäglicher zu werden.[4]

[...]


[1] Um Missverständnisse zu vermeiden: als Schwule werden dem Verständnis der Verfasserin nach männliche Homosexuelle bezeichnet. Im Laufe der Arbeit werden die Bezeichnungen „Schwule“ und „Homosexuelle“ verwendet, wobei letztere kontextabhängig entweder nur Schwule oder aber Schwule und Lesben meinen soll.

[2] Von 1969 an war gleichgeschlechtlicher Verkehr nur noch mit Männern unter 21 Jahren strafbar, ab 1973 betrug das Mindestalter 18 Jahre.

[3] Natürlich existieren noch weitere Vorurteile verschiedener Art, doch sind sie für dieser Arbeit nicht relevant.

[4] Die angegebenen Fernsehsendungen stellen lediglich Beispiele darf. Insgesamt ist eine vielzahl weiterer Sendungen mit homosexuellen Inhalten vorzufinden.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Schwule im Fernsehen – Eine Analyse aus Sicht der Verstärkerhypothese
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V81853
ISBN (eBook)
9783638817288
ISBN (Buch)
9783638820646
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
- gut strukturiert, klar geschriebene Darstellung - am Schluss wäre es wünschenswert gewesen, auf andere Ansätze Bezug zu nehmen, z.B. Kultivierung, auch das Meinungsführerkonzept hätte den Ausblick auf die tatsächlichen Wirkungen bereichern können
Schlagworte
Schwule, Fernsehen, Eine, Analyse, Sicht, Verstärkerhypothese
Arbeit zitieren
Manuela Pelzl (Autor:in), 2004, Schwule im Fernsehen – Eine Analyse aus Sicht der Verstärkerhypothese, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81853

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