Verwechslung von Symbol mit dem Symbolisierten, Literatur mit Leben. Dies impliziert integral den Diskurs der vorliegenden Arbeit. Sie versucht einerseits die romantische Selbstzerfleischung, paradigmatisch durchexerziert an der Figur Konrad Ezechiel Johanser, deutlich zu machen, zum anderen den absurden, deshalb komischen und in seiner Konsequenz fatalen Versuch dieser Figur zu illustrieren, die Kontingenz der modernen Existenz zu leugnen, um sich noch einmal der Idee der Repräsentation und Präsenz kurz - des ganzen Lebens zu widmen.
Konrad Johansers dogmatisch-romantischer Blick auf die Welt des ausgehenden 20. Jahrhunderts und seine Apologetik für verblasste Bilder und dekonstruierte Sehnsüchte, lassen ihn unverhofft zum Reaktionär, zum Gläubigen verbrauchter Illusionen werden, weil er ideengeschichtlich unrevidierbare Tatsachen nicht wahrhaben will. Was Konrad Ezechiel Johanser umtreibt, ist mehr als ein Kokettieren mit der Eschatologie im Anderen, Konrad Johanser verfolgt die Idee der Revision seiner Existenz, dabei behandelt er sein psychisches System wie einen Text.
Schließlich möchte ich mich für die Geduld und hilfreichen Ratschläge bei Frau a. o. Uni. Prof. Sigrid Schmid bedanken sowie bei Eva Fischer, die die Niederungen des Manuskripts kennen lernen musste.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. FORM
- 1.1 Theoretische Vorbemerkungen
- 1.2 Thanatos als formale Umsetzung der Konzeption der romantischen Ironie
- 1.3 Fiktion der Fiktion
- 1.4 Ironie des Fragments
- 1.5 Leben im Signifikanten
- 1.6 Selbstreferentialität in Thanatos
- 1.7 Polyphonie
- 2. Exkurs: ROMANTIK, ENDSTATION AUSCHWITZ
- 2.1 Hegel und die romantische Ironie
- 2.2 Georg Lukács Kritik an der deutschen Romantik
- 2.3 Carl Schmitts Kritik an der deutschen Romantik
- 2.4 Deutsche Romantik und Hollywood
- 3. DIE APORIEN DES KONRAD JOHANSER
- 3.1 Der Weg in die Bilder
- 3.2 Das Zauberzelt
- 3.3 Benjamins moderner Allegoriker
- 3.4 Anna, das Projekt/Objekt des Großprojektors
- 3.5 Die Revision
- 3.6 Das Idyll
- 3.7 Natur und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Strategien der Abwehr von Kontingenz in Helmut Kraussers Roman "Thanatos – Das schwarze Buch". Im Mittelpunkt steht die Figur Konrad Johanser, deren Umgang mit der pluralen Welt des 20. Jahrhunderts analysiert wird. Die Arbeit beleuchtet Johaners romantisch geprägte Sichtweise und seinen Versuch, die Kontingenz der modernen Existenz zu leugnen.
- Romantische Ironie und ihre Umsetzung in "Thanatos"
- Die Konzeption von Kontingenz und deren Abwehrmechanismen
- Die Figur Konrad Johanser als paradigmatisches Beispiel romantischer Reaktion
- Die Rolle von Fiktion und Selbstreferentialität im Roman
- Kritik an der deutschen Romantik und ihre Relevanz für die Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
1. FORM: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, indem es den Begriff der Kontingenz einführt und die zentrale Frage nach der Möglichkeit der Ganzheitserfahrung in einer säkularisierten Welt behandelt. Es diskutiert verschiedene Ansätze, darunter die romantische Sehnsucht nach Einheit und Batailles Konzept der transzendenten Immanenz. Die Kapitel einführenden Zitate von Wieland und Musil unterstreichen die zentrale Rolle des Konzepts von Zeit und der Fragmentierung der Erfahrung im Roman.
2. Exkurs: ROMANTIK, ENDSTATION AUSCHWITZ: Dieser Exkurs beleuchtet die Rezeption der deutschen Romantik durch Hegel, Lukács und Schmitt, um die kritischen Perspektiven auf romantische Idealisierungen im Kontext des 20. Jahrhunderts zu verdeutlichen. Die Diskussion umfasst die widersprüchlichen Aspekte der Romantik, die sowohl Sehnsucht nach Ganzheit als auch die Gefahr reaktionärer Ideologien in sich bergen. Der Vergleich mit "Hollywood" dient als Metapher der Popularisierung und Banalisierung romantischer Mythen.
3. DIE APORIEN DES KONRAD JOHANSER: Dieses Kapitel analysiert die Figur Konrad Johanser als den zentralen Protagonisten des Romans, dessen Lebensgeschichte als ein Versuch interpretiert wird, die Kontingenz der Moderne durch romantische Idealisierungen zu überwinden. Die einzelnen Unterkapitel beleuchten verschiedene Aspekte von Johaners Leben, seine Strategien zur Abwehr der Kontingenz und die letztendliche Krise dieser Abwehrmechanismen. Johaners Versuche, seine Existenz durch die Konstruktion von Bildern und Projekten zu beherrschen, werden im Detail untersucht.
Schlüsselwörter
Kontingenz, Romantische Ironie, Helmut Krausser, Thanatos, Konrad Johanser, Moderne, Säkularisierung, Repräsentation, Selbstreferentialität, Abwehrmechanismen, Reaktionär, Bilder, Ideologie.
Häufig gestellte Fragen zu "Thanatos – Das schwarze Buch" von Helmut Krausser
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Strategien der Abwehr von Kontingenz in Helmut Kraussers Roman "Thanatos – Das schwarze Buch", fokussiert auf die Figur Konrad Johanser und dessen Umgang mit der pluralen Welt des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht Johaners romantisch geprägte Sichtweise und sein Versuch, die Kontingenz der modernen Existenz zu leugnen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die romantische Ironie und deren Umsetzung in "Thanatos", die Konzeption von Kontingenz und deren Abwehrmechanismen, die Figur Konrad Johanser als paradigmatisches Beispiel romantischer Reaktion, die Rolle von Fiktion und Selbstreferentialität im Roman und die Kritik an der deutschen Romantik und deren Relevanz für die Interpretation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 ("FORM") legt die theoretischen Grundlagen dar, einschließlich des Begriffs der Kontingenz und der Suche nach Ganzheitserfahrung. Kapitel 2 ("Exkurs: ROMANTIK, ENDSTATION AUSCHWITZ") beleuchtet die Rezeption der deutschen Romantik durch Hegel, Lukács und Schmitt, um kritische Perspektiven auf romantische Idealisierungen zu verdeutlichen. Kapitel 3 ("DIE APORIEN DES KONRAD JOHANSER") analysiert die Figur Konrad Johanser und dessen Versuche, die Kontingenz der Moderne durch romantische Idealisierungen zu überwinden.
Wie ist die Struktur des Romans im Hinblick auf Form und Inhalt aufgebaut?
Der Roman wird in Bezug auf seine formale Struktur (z.B. romantische Ironie, Fiktion der Fiktion, Selbstreferentialität, Polyphonie) untersucht. Der Inhalt wird durch die Analyse der Hauptfigur Konrad Johanser und dessen Umgang mit der Kontingenz der Moderne erschlossen. Der Exkurs zur Romantik dient der Einordnung der im Roman behandelten Themen in einen breiteren Kontext.
Welche Rolle spielt die romantische Ironie in "Thanatos"?
Die romantische Ironie ist ein zentrales Element der Analyse. Die Arbeit untersucht, wie diese literarische Technik in "Thanatos" umgesetzt wird und zur Darstellung der Kontingenz und deren Abwehr beiträgt.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Schlüsselbegriffe sind Kontingenz, Romantische Ironie, Helmut Krausser, Thanatos, Konrad Johanser, Moderne, Säkularisierung, Repräsentation, Selbstreferentialität, Abwehrmechanismen, Reaktionär, Bilder, Ideologie.
Welche Kritik an der deutschen Romantik wird in der Arbeit thematisiert?
Die Arbeit bezieht sich auf die Kritik an der deutschen Romantik durch Hegel, Lukács und Schmitt. Es wird untersucht, wie diese Kritik die Interpretation des Romans beeinflusst und die Gefahr reaktionärer Ideologien im Kontext romantischer Idealisierungen beleuchtet.
Welche Bedeutung hat die Figur Konrad Johanser für die Analyse?
Konrad Johanser ist die zentrale Figur des Romans und dient als paradigmatisches Beispiel für romantische Reaktionen auf die Kontingenz der Moderne. Seine Lebensgeschichte wird als Versuch interpretiert, diese Kontingenz durch Idealisierungen zu überwinden.
- Arbeit zitieren
- Hannes Pfeifhofer (Autor:in), 2001, Strategien der Abwehr von Kontingenz in Helmut Kraussers Roman "Thanatos. Das schwarze Buch", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8189