Emotionale Beziehungen im Generationenverband

Zur Analyse von emotionalen Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern in Bezug auf die Notwendigkeit emotionaler Primärsozialisation


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methode und Ergebnisse der Längsschnittstudie LifE
2.1. Methode
2.2. Ergebnisse

3. Die emotionale Entwicklung im Kindesalter
3.1. Zur Bedeutung und Funktion von Emotionen
3.2. Die Aufgabe der Primärsozialisation
3.3. Sozialisation auf emotionaler Basis
3.4. Emotionale Beziehungen in der Familie
3.5. Mutter-Kind-Interaktion

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die hier vorliegende Arbeit befasst sich mit Emotionen im Generationenverband, genauer gesagt mit der emotionalen Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Emotionen bzw. emotionale Gefühle betreffen ausnahmslos jeden Menschen. Sie sind, dass wird sich im Verlauf der Arbeit zeigen, fest in ihm verankert.

Der emotionalen Beziehung zwischen Eltern und Kindern wird in pädagogischer und soziologischer Hinsicht ein hohes Interesse beigemessen. Diese Beziehung findet vorrangig in der Familie statt. Die Familie wiederum, dass wird sich später noch herausstellen, bildet die erste und wichtigste Instanz für emotionale Bindungen. Es wird deutlich werden, dass mehrere Faktoren für die Ausbildung des individuellen Gefühlshaushaltes verantwortlich sind. Diese Arbeit greift sich zur Erklärung einen Faktor heraus: Die Sozialisation bzw. die Primärsozialisation des Kindes.

Die These lautet dabei wie folgt: Genießen Kinder durch ihre Eltern eine von positiven Emotionen geprägte Primärsozialisation, haben sie auch im Erwachsenenalter eine starke und positive emotionale Bindung an ihre Eltern. Diese These soll im Folgenden ausreichend belegt werden. Dies geschieht wie folgt:

Zuerst wird die Längsschnittstudie LifE von Berger und Fend mitsamt ihrer Methode kurz erläutert. Eine ausführliche Darstellung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Ergebnisse der Studie dienen dann als unerlässliche Basis für die weitere Analyse, da sie die emotionalen Beziehungen zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern widerspiegeln.

Die Analyse wiederum besteht aus mehreren Komponenten: Aus der Begriffsdefinition von Emotionen sowie der sozialen Funktion eben dieser, der Aufgabe der Primärsozialisation im ontogenetischen Gesamtprozess, der emotionalen Fundierung des Sozialisationsbegriffes, der ausführlichen Analyse der Familie als sozialisatorische und emotionale Basis des Kindes sowie der konkreten Betrachtung der Mutter-Kind-Beziehung bzw. Mutter-Kind-Interaktion als kleinste Keimzelle der emotionalen Bindung.

Sowohl der Analyse der Familie als auch der Mutter-Kind-Interaktion wird besondere Beutung zugeschrieben. Mit ihrer Hilfe, also sowohl von soziologischen wie von pädagogischen Erklärungskomponenten, wird es möglich sein, die These zu belegen.

2. Methode und Ergebnisse der Längsschnittstudie LifE

2.1. Methode

Dieses Kapitel hat die Aufgabe, den Ist-Zustand der emotionalen Beziehung zwischen den Eltern und ihren erwachsenen Kindern darzustellen. Ohne eine empirisch fundierte Analyse dieses Zustandes ist es nicht möglich, eventuelle Rückschlüsse auf das emotionale Verhältnis im Kindesalter zu ziehen. Als Hilfsmittel dazu dient die „Längsschnittstudie LifE“ (Lebensverläufe von der späten Kindheit ins frühe Erwachsenenalter), die im Jahr 1979 in Hessen durchgeführt wurde (vgl. Berger 2005, 15). Die Studie wird an dieser Stelle nur in Ansätzen erläutert – das Hauptaugenmerk soll auf den empirischen Ergebnissen liegen. Diese Ergebnisse dienen dann im Verlauf der Arbeit als synkritisches Objekt, an dem sich die Daten der Sozialisationsforschung vergleichen lassen.

Die Studie begann im Jahr 1979 und wurde an damals zwölfjährigen Schülern durchgeführt. Die Erhebungen fanden in Jahresabständen bis zum 16. Lebensjahr statt, eine erneute Erhebung im Jahr 2002 bildete den Abschluss der Untersuchung. Die Grundgesamtheit betrug circa 2000 Kinder. Es ist weiterhin anzumerken, dass die Analysestichprobe auf den Daten „[…] des vierten (1982) und des sechsten Messzeitpunkts (2002) […]“ (ebd.) beruht.

Den Primärfaktor bildete die abhängige Variable, „[…] die affektive Beziehung zwischen dem erwachsenen Kind und seinen Eltern […]“ (Berger 2005, 16). Die unabhängigen Variablen variieren zwischen den zwei analysierten Messzeitpunkten. Im Kindesalter (1982) wurden diese Variablen mit den Einflussgrößen soziale Schicht, Familiengröße, Zusammensetzung der Familie, Scheidung bzw. Trennung der Eltern und Beziehungsqualität durch die wahrgenommene Zuwendung und Konflikthäufigkeit gewichtet (vgl. Berger 2005, 17). In der Erhebung im Jahr 2002 lauteten die unabhängigen Variablen für das Erwachsenenalter Berufsabschluss, Einkommen, Partnerbeziehung, Gesundheitszustand der Eltern und die geographische Entfernung zwischen dem Wohnort der Eltern und dem ihrer Kinder (vgl. Berger 2005, 18f.).

Um jedoch eine emotionale Beziehung abzubilden, bedarf es geeigneter Variablen zur Beschreibung der Eltern-Kind-Beziehung. So wurden das Wohlbefinden im elterlichen Haushalt, die Kontakthäufigkeit, gegenseitige Unterstützungsleistungen, das wahrgenommene Kontrollbedürfnis der Eltern und ihre Einflussnahme auf die Belange des Kindes sowie die allgemeine Zufriedenheit mit der Beziehung zu den Eltern untersucht (vgl. Berger 2005, 19f.). Speziell zur Variablen der Kontakthäufigkeit lässt sich anfügen: Diese wurde „[…] zwischen dem erwachsenen Kind und seiner Mutter bzw. seinem Vater […] nicht auf Besuche eingeschränkt, sondern umfasste auch telefonische und schriftliche Kontakte […]“ (Berger 2005, 19).

2.2. Ergebnisse

In dieser Arbeit werden nicht alle Ergebnisse der Studie in ihren Einzelheiten für jede unabhängige Variable dargestellt. Um jedoch die vorangegangene These ausreichend zu belegen, soll der aus der Studie hervorgehende Grundtenor aller Ergebnisse genannt und erläutert werden.

Er lautet: „Die Beziehung der erwachsenen Kinder zu ihren Eltern ist im Durchschnitt gut und die Zufriedenheit mit der Beziehung allgemein hoch“ (Berger 2005, 20). Dieser Fakt sichert somit den Teil der These ab, der besagt, dass es emotionale Verhältnisse und Bindungen von erwachsenen Kindern an ihre Eltern überhaupt gibt. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht wie eine Binsenwahrheit anmutet – eine emotionale Bindung muss im Vorfeld nicht zwingend angenommen werden.

Weiterhin leben die Generationen in geographischer Hinsicht „[…] meist nahe beieinander und pflegen auch regen Kontakt miteinander“ (ebd.), wobei auch häufig Hilfeleistungen gegenseitig ausgetauscht werden. Aber Vorsicht: Bei undifferenzierter Sichtweise ergeben sich leicht Interpretationsfehler – die Neigung zu einer voreiligen und schönfärberischen Konklusion ist hier durchaus gegeben. Es ist dringend erforderlich, das Ausmaß der Beziehungsqualität nach geschlechtsspezifischen Merkmalen zu differenzieren, denn es „[…] bestehen doch deutliche Unterschiede […] zur Mutter und zum Vater“ (Berger 2005, 21).

Die emotionale Bindung der Kinder an die Mutter wird durchschnittlich als näher, die Bindung an den Vater als geringer bezeichnet. Das gilt zwar für Töchter wie für Söhne, jedoch spielt die Mutter-Tochter-Beziehung „[…] eine besondere Rolle im Gefüge der Familienbeziehungen […]“ (ebd.). Diese Dyade zeichnet sich durch die größte Verbundenheit aus, sie bildet „[…] die zentrale Achse im Generationenverband […]“ (ebd.). Als Ursache dafür kann die komplementäre Rollenverteilung während der Sozialisationsphase angeführt werden: Dabei tragen „[…] Mütter oft die Hauptverantwortung für die Beziehungsgestaltung in der Familie […]“ (Berger 2005, 10). Ihre Aufgabe besteht vorrangig darin, Nähe und Verbundenheit zu den Kindern, also eine gute emotionale Bindung, herzustellen. Die Rolle des Vaters beschränkt sich meist darauf, das Autonomieverhalten der Kinder zu fördern. Dieses Rollenverhalten wird auch „[…] als ‚autonom von anderen’ bezeichnet […]“ (Berger 2005, 11).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Emotionale Beziehungen im Generationenverband
Untertitel
Zur Analyse von emotionalen Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern in Bezug auf die Notwendigkeit emotionaler Primärsozialisation
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Familiale Generationenbeziehungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V81938
ISBN (eBook)
9783638885508
ISBN (Buch)
9783638889889
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emotionale, Beziehungen, Generationenverband, Familiale, Generationenbeziehungen
Arbeit zitieren
Christian Scheller (Autor:in), 2007, Emotionale Beziehungen im Generationenverband, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81938

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