Die literarische Erfahrung des Mittelalters hatte einen gänzlich anderen Anspruch als man ihn heutzutage antreffen mag. Der Vortrag oder der Gesang im Rahmen einer höfischen Festlichkeit oder Geselligkeit gestaltete sich als literarisches Erlebnis. Der Buchdruck sollte erst 2 Jahrhunderte später entwickelt werden. Der Zugang zu Literatur beschränkte sich damit auf einige wenige Schichten, die sich aus Vertretern des Adels bzw. dem Tross des fürstlichen Hofes und vor allem aus Geistlichen zusammensetzten. Das Erleben von Literatur war damit ein gemeinsamer gesellschaftlicher Akt, der dem Publikum in allererster Linie froide bereiten sollte. Bei der Interaktion zwischen Sänger und Zuhörenden kam dem Publikum eine tragende Rolle zu, da es in den Liedern meist angesprochen wurde bzw. dessen Interesse durch rhetorische Fragen geweckt werden sollte. Dieses Verhältnis von Sänger und Publikum soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein, an deren Anfang eine kurze Beschreibung seines Lebensweges Walthers stehen wird. Die Biographie wird dann zu seinem Minnekonzept überleiten bevor das eigentliche Thema der Aufführungspraxis zum Tragen kommt. Elementare Fragen werden dabei sein: In welcher Beziehung standen Sänger und Zuhörer zueinander? Wie sah der Status des Sängers aus? Wie wirkte sich dieses wechselseitige Verhältnis auf die Texte aus bzw. inwiefern forderten die Texte zur Interaktion auf?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Leben Walther von der Vogelweide
- Minnekonzeption bei Walther
- Der gesellschaftliche Status des Sängers
- Die Interaktion zwischen Sänger und Publikum
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle des Minnesängers Walther von der Vogelweide im mittelalterlichen Kontext. Sie beleuchtet sein Leben, sein Minnekonzept und seinen gesellschaftlichen Status. Im Zentrum steht die Interaktion zwischen Sänger und Publikum, die im Mittelalter eine einzigartige Form des literarischen Erlebens darstellte.
- Die Lebensgeschichte und Entwicklung von Walther von der Vogelweide
- Walthers Minnekonzeption und ihre Veränderungen im Laufe seiner Karriere
- Der gesellschaftliche Status des Sängers im mittelalterlichen Kontext
- Die Interaktion zwischen Sänger und Publikum im Rahmen von höfischen Festen und Veranstaltungen
- Die Rolle des Sängers als politischer Agitator und seine Einflussnahme auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Walther von der Vogelweide als herausragenden Lyriker des Mittelalters vor und zeichnet die Besonderheiten seines Wirkens als Minnesänger und Sangspruchdichter nach. Sie führt den Leser in die Problematik der literarischen Erfahrung im Mittelalter ein und erklärt die Bedeutung der Interaktion zwischen Sänger und Publikum.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Lebensgeschichte Walthers. Es gibt Einblicke in seine Herkunft, seine Zeit am Hofe des österreichischen Herzogs Friedrich I. und die Veränderungen, die sein Leben nach dem Tod seines Gönners erfuhr. Der Abschnitt erklärt auch die politischen Wirren der Zeit und Walthers Rolle als politischer Agitator.
- Das dritte Kapitel analysiert Walthers Minnekonzeption und seine Abkehr von der "Hohen Minne" hin zur "Niederen Minne". Es untersucht die veränderten Ansprüche an die Angebetete und die Erweiterung des gesellschaftlichen Radius der Frau in Walthers Werk.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit dem gesellschaftlichen Status des Sängers im Mittelalter. Es erklärt die Bedeutung des Sängers im Rahmen von höfischen Festen und Geselligkeiten und beleuchtet seine Rolle als Vertreter des Adels und der Kirche.
- Das fünfte Kapitel widmet sich der Interaktion zwischen Sänger und Publikum. Es analysiert die Bedeutung der Beziehung zwischen dem Sänger und seinen Zuhörern und die verschiedenen Formen der Kommunikation, die im Mittelalter üblich waren. Der Abschnitt untersucht auch, wie der Sänger durch rhetorische Fragen und Ansprachen das Publikum in seine Lieder einbezog.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Minnesang, Sangspruchdichtung, gesellschaftliche Interaktion, höfisches Leben, politische Agitation, Minnekonzeption, Literatur im Mittelalter, Sänger, Publikum, Rhetorik.
- Quote paper
- Magister Artium Yves Dubitzky (Author), 2002, Walther von der Vogelweide - Der Sänger und seine Tätigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81939