Seit Sendebeginn der Tatort-Reihe im Jahr 1970, haben es unterschiedliche Kommissare
und Regisseure bis ins Jahr 2007 geschafft, gesellschaftliche Prozesse und Probleme in
Spielfilmlänge voller Spannung zu präsentieren.1 Auf moralische und rechtliche
Normen zurückgreifend baut auch Tatort Kuscheltiere ein Spannungsgefüge auf,
welches sogar ohne den altbewährten Mordfall Probleme in und mit der Gesellschaft der
frühen 80er Jahre derart offen legt, dass es weder den exemplarisch herausgestellten
Nebenfiguren noch Schimanski und Thanner und allen voran auch dessen Vorgesetzten
unmöglich bleibt, Moral und Gesetz in ihren Handlungen miteinander zu vereinen.
Die Gesellschaft wird im Jahr 1982 als bereits etabliert vorgeführt. Sie legt Regeln fest,
die für die einzelnen Figuren kaum lebbar sind. Latente Angst vor Sanktionen aus der
Gesellschaft treibt sie teilweise bis zur psychischen Erkrankung. Als gefühlskalt und
berechenbar wird die Gesellschaft am Beispiel der beiden Lebenswelten Duisburg und
Amsterdam aufgezeigt, in denen die Gesellschaft selbst zur Bedrohung geworden ist.
Auch Schimanski entscheidet sich, mit den Regeln des Rechtssystems zu brechen, um
Ordnung wieder herzustellen.
Trotz oder gerade wegen der in der Gesellschaft vorherrschenden Gefühlskälte, brechen
die Figuren nacheinander emotional aus. Nur selten werden hierbei aber Gefühlswelten
ehrlich offen gelegt. Maskerade, Flucht und Geld hilft den Menschen mit und gegen die
Regeln zu leben.
Aus der Perspektive Schimanskis und Thanners erfährt der Zuschauer daher eine
kritische Sicht auf die Gesellschaft. Mittelpunkt der Betrachtung bieten die
kontroversen Rechtssysteme der BRD und der Niederlande, die am Beispiel
Schimanskis den Zwiespalt zwischen Moral und Recht aufzeigen. Und obwohl dem
deutschen Recht neben harscher Kritik auch Notwendigkeit zugesprochen wird, scheint
nach 90 Minuten die Moral über das Gesetz gesiegt zu haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Konstituierung der Gesellschaftlich anhand struktureller und individueller Probleme
- Konstituierung der Gesellschaft im Spannungsgefüge zwischen Moral und Gesetz
- Typhus und Adoption als äußerer Rahmen für die Darstellung des Werte- und Normensystems.
- Ausländerfeindlichkeit
- Ausländerfeindlichkeit als gesamtgesellschaftliches Phänomen im Duisburger Raum.
- Vorurteile gegen die Deutschen aufgrund historischer Prägungen durch den Nationalsozialismus.
- Druck der öffentlichen Meinung
- Informationsvergabe und Stimmungsvermittlung durch die deutschen Medien.
- Informationsvergabe und Stimmungsvermittlung durch die niederländischen Medien.
- Die Kälte der Gesellschaft vs. emotionale Ausbrüche der Figuren
- Hohe Wertigkeit des Geldes im Duisburger und Amsterdamer Raum.
- Latente Bedrohung der Figuren durch die Gesellschaft.
- Emotionale Ausbrüche der Figuren.
- Bruch mit den Hierarchien, Normen und Gesetzen
- Adoptionsprozess.
- Ermittlung.
- Tatort Kuscheltiere im Zwiespalt zwischen Recht und Moral.
- Semantisierte Grenze zwischen dem deutschen und niederländischen Räumen.
- Abstrakt-semantische Räume in Tatort Kuscheltiere.
- Fazit: Moral vor Gesetz - fiktiver Maßstab der Gerechtigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Tatort „Kuscheltiere“ aus dem Jahr 1982, um die Konstruktion der Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen menschlichen Regeln und juristischen Normen zu analysieren. Der Film spiegelt die spezifischen Herausforderungen und Konflikte der frühen 1980er Jahre wider und zeigt die Grenzen zwischen Moral und Gesetz auf, die im Laufe der Ermittlungen immer deutlicher werden.
- Die Darstellung der gesellschaftlichen Normen und Werte im Kontext von Ausländerfeindlichkeit, Medienpräsenz und der Rolle des Geldes.
- Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Rechtssystemen Deutschlands und der Niederlande, die im Film deutlich werden.
- Die Analyse der emotionalen Ausbrüche der Figuren und deren Bruch mit den gesellschaftlichen Hierarchien und Normen.
- Die Bedeutung des moralischen Standpunkts im Spannungsfeld zum rechtlichen System, die im Film deutlich wird.
- Die Rolle des Tatortes als Medium, um gesellschaftliche Prozesse und Probleme aufzuspüren und zu reflektieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Tatort-Reihe für die gesellschaftliche Analyse und die Rolle des Films „Kuscheltiere“ in diesem Kontext. Die Analyse des Spannungsgefüges zwischen Moral und Gesetz im Film „Kuscheltiere“ wird in Kapitel 2 detailliert ausgeführt. Hierbei werden verschiedene Aspekte wie Ausländerfeindlichkeit, der Einfluss der Medien, die unterschiedlichen Rechtssysteme und die emotionale Kälte der Gesellschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Themen Ausländerfeindlichkeit, Rechtssystem, Medien, Moral, Gesellschaft, Tatort, 1980er Jahre, Emotionen, Hierarchien, Normen, Werte und Spannungsfeld. Die Analyse des Tatort-Films „Kuscheltiere“ im Kontext dieser Schlüsselwörter ermöglicht einen tiefen Einblick in die Konstruktion der Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen menschlichen Regeln und juristischen Normen.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Felice Nehls (Autor:in), 2007, Die Konstituierung der Gesellschaft in "Tatort Kuscheltiere" (1982) im Spannungsgefüge zwischen menschlichen Regeln und juristischen Normen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81958