Zweisprachige Äquivalenzwörterbücher haben die Aufgabe, für lexikalische Einheiten einer Ausgangssprache semantische Entsprechungen in der jeweiligen Zielsprache aufzuzeigen. Im weiteren Sinne geht es um die Übertragung einzelsprachig kodierter Konzepte von einer Kultur in die andere.
Besonders problematisch ist die Übersetzung von Benennungen kulturspezifischer Konzepte (u.a. Realienbezeichnungen), da sie für Angehörige eines anderen Kulturkreises entweder unbekannt oder schwer verständlich sein können.
Die zweisprachige Lexikografie muss deshalb Modelle zur Erklärung und zielsprachigen Wiedergabe derartiger Benennungen entwickeln und in der Mikrostruktur des jeweiligen Wörterbuchs umsetzen.
In dem Beitrag wird die Behandlung von Stichwörtern mit kulturspezifischer Semantik in zweisprachigen Wörterbüchern mit Russisch als Ausgangssprache analysiert und – auch in Abhängigkeit von Wörterbuchtyp und Nutzerkreis – kritisch gewertet.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Der Einfluss von Kultur auf Sprache
- 1.1. Der Kulturbegriff
- 1.2. Die Klassifizierung von Kulturen
- 1.3. Das sprachliche Weltbild
- 1.4. Kulturspezifische Konzepte
- 1.4.1. Das Konzept – eine Begriffsbestimmung
- 1.4.2. Die Kulturspezifik von Konzepten
- 1.5. Realienbezeichnungen
- 1.5.1. Der Realienbegriff
- 1.5.2. Realienkategorien – ein Differenzierungsversuch
- 2. Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie
- 2.1. Funktionen der zweisprachigen Lexikographie
- 2.2. Übersetzen als kultureller Transfer
- 2.3. Die Darstellung semantischer Sinnrelationen im Wörterbuch
- 2.4. Äquivalenzstufen bei kulturspezifischem Wortschatz
- 2.4.1. Der Äquivalenzbegriff
- 2.4.2. Partielle Äquivalenz
- 2.4.3. Nulläquivalenz
- 3. Kulturspezifische Lexik in russisch-deutschen Wörterbüchern
- 3.1. Die untersuchten Wörterbücher
- 3.2. Der kulturelle und sprachliche Hintergrund des Wörterbuchbenutzers
- 3.3. Benutzerhinweise und kulturspezifische Lexik
- 3.4. Lexikographische Verfahren zur Wiedergabe von russischen Realienbezeichnungen
- 3.4.1. Transkription
- 3.4.2. Analogieverwendung
- 3.4.3. Paraphrase
- 3.5. Die Wiedergabe von Realienbezeichnungen in russisch-deutschen Wörterbüchern
- 3.5.1. Geographische Realien
- 3.5.2. Ethnographische Realien
- 3.5.2.1. Speisen und Getränke
- 3.5.2.2. Kleidung und Schmuck
- 3.5.2.3. Transportmittel
- 3.5.2.4. Architektur und Wohnen
- 3.5.2.5. Maßeinheiten und Währungen
- 3.5.2.6. Folklore und Brauchtum
- 3.5.3. Gesellschaftspolitische und soziohistorische Realien
- 3.5.3.1. Territorial-administrative Verwaltungseinheiten
- 3.5.3.2. Bildung
- 3.5.3.3. Religion und Kirche
- 3.5.3.4. Historismen zur Bezeichnung gesellschaftlicher Erscheinungen
- 3.5.3.5. Historismen zur Bezeichnung von Personen oder Amtstitel
- 3.5.3.6. Sowjetismen
- 3.6. Bewertung der angewandten lexikographischen Wiedergabeverfahren
- 3.7. Einige Vorüberlegungen für die Erstellung eines russisch-deutschen Realienwörterbuches
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Wiedergabe kulturspezifischer Lexik, insbesondere Realienbezeichnungen, in russisch-deutschen Wörterbüchern. Ziel ist die metalexikographische Analyse von Verfahren zur Darstellung kulturspezifischer Konzepte und deren Bewertung hinsichtlich der Vermittlung von Kulturspezifik an den Wörterbuchbenutzer. Die Untersuchung basiert auf einem eigens erstellten Korpus russischer Realienlexeme.
- Der Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur
- Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie
- Analyse der Wiedergabe kulturspezifischer Lexik in ausgewählten russisch-deutschen Wörterbüchern
- Bewertung verschiedener lexikographischer Verfahren
- Vorüberlegungen zur Erstellung eines russisch-deutschen Realienwörterbuches
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Arbeit untersucht die metalexikographischen Aspekte der Wiedergabe kulturspezifischer Wörter, besonders Realien, in russisch-deutschen Wörterbüchern. Es wird die eingeschränkte Nützlichkeit der deutschen Äquivalente für kulturspezifische russische Wörter bei der Textrezeption und Übersetzung thematisiert. Die Arbeit fragt nach den von Lexikographen verwendeten Modellen zur Wiedergabe kulturspezifischer Konzepte und evaluiert kritisch, inwieweit diese Verfahren dem Benutzer die Kulturspezifik vermitteln. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil, wobei ein eigens erstelltes Korpus russischer Realienlexeme verwendet wird.
1. Der Einfluss von Kultur auf Sprache: Dieses Kapitel erörtert den engen Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur. Es wird der Kulturbegriff differenziert, Kulturen werden anhand historischer, religiöser und geographischer Kriterien klassifiziert, wobei der Begriff "Kulturkreis" und die damit verbundene Kategorisierung im Fokus stehen. Das sprachliche Weltbild wird unter Bezugnahme auf Humboldt, Sapir und Whorf diskutiert, wobei der Einfluss kultureller Systeme auf die sprachliche Differenzierung im Wortschatz im Vordergrund steht. Der Kapitel schließt mit einer Betrachtung kulturspezifischer Konzepte und Realienbezeichnungen, die als zentrale sprachliche Manifestationen kultureller Spezifika definiert werden.
2. Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie: Dieses Kapitel behandelt die Funktionen der zweisprachigen Lexikographie, insbesondere die des Übersetzens als kulturellen Transfers. Es analysiert die Darstellung semantischer Sinnrelationen im Wörterbuch und unterscheidet verschiedene Äquivalenzstufen bei kulturspezifischem Wortschatz: totale Äquivalenz, partielle Äquivalenz (Inklusion, Überschneidung, Divergenz und Konvergenz) und Nulläquivalenz bzw. temporäre Nulläquivalenz. Es werden unterschiedliche Ansätze zur Lösung des Äquivalenzproblems in der lexikographischen Praxis diskutiert.
3. Kulturspezifische Lexik in russisch-deutschen Wörterbüchern: Dieser Teil der Arbeit analysiert die Wiedergabe kulturspezifischer Lexik in sechs verschiedenen russisch-deutschen Wörterbüchern. Es werden die kulturellen und sprachlichen Hintergründe der Wörterbuchnutzer, die Rolle von Benutzerhinweisen und die angewandten lexikographischen Verfahren (Transkription, Analogieverwendung, Paraphrase) untersucht. Eine detaillierte Analyse von Beispielen aus den Bereichen Geographie, Ethnographie (Speisen & Getränke, Kleidung & Schmuck, Transportmittel, Architektur & Wohnen, Maßeinheiten & Währungen, Folklore & Brauchtum) und gesellschaftspolitische/soziohistorische Realien (Verwaltungseinheiten, Bildung, Religion & Kirche, Historismen und Sowjetismen) folgt. Das Kapitel endet mit einer Bewertung der Verfahren und Vorüberlegungen zur Erstellung eines schülergerechten russisch-deutschen Realienwörterbuches.
Schlüsselwörter
Kulturspezifische Lexik, zweisprachige Lexikographie, russisch-deutsche Wörterbücher, Realienbezeichnungen, Äquivalenz, Übersetzung, Transkription, Analogieverwendung, Paraphrase, Kulturspezifik, Kulturkreis, sprachliches Weltbild, Konzept, Lexikographische Verfahren, metalexikographische Analyse, interkulturelle Kommunikation, Historismen, Sowjetismen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Kulturspezifische Lexik in russisch-deutschen Wörterbüchern
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Wiedergabe kulturspezifischer Lexik, insbesondere von Realienbezeichnungen, in russisch-deutschen Wörterbüchern. Der Fokus liegt auf der metalexikographischen Analyse der verwendeten Verfahren und deren Bewertung hinsichtlich der Vermittlung von Kulturspezifik an den Wörterbuchbenutzer.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Verfahren zur Darstellung kulturspezifischer Konzepte in Wörterbüchern und bewertet deren Effektivität. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur und die Herausforderungen der Äquivalenzfindung beim Übersetzen kulturspezifischer Ausdrücke. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung von Vorüberlegungen für die Erstellung eines schülergerechten russisch-deutschen Realienwörterbuches.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel 1 behandelt den Einfluss von Kultur auf Sprache, Kapitel 2 analysiert Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie, und Kapitel 3 untersucht kulturspezifische Lexik in konkreten russisch-deutschen Wörterbüchern. Zusätzlich enthält die Arbeit eine Einleitung und eine Zusammenfassung der Kapitel sowie eine Liste der Schlüsselwörter.
Wie ist der Einfluss von Kultur auf Sprache definiert?
Die Arbeit untersucht den engen Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur. Es werden verschiedene Theorien und Ansätze dazu diskutiert, wie kulturelle Systeme die sprachliche Differenzierung beeinflussen, insbesondere im Wortschatz. Der Begriff „Kulturkreis“ und die Klassifizierung von Kulturen spielen dabei eine wichtige Rolle.
Welche Arten von Äquivalenz werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit differenziert verschiedene Äquivalenzstufen bei kulturspezifischem Wortschatz: totale Äquivalenz, partielle Äquivalenz (mit Unterkategorien wie Inklusion, Überschneidung, Divergenz und Konvergenz) und Nulläquivalenz. Die Herausforderungen bei der Darstellung dieser Äquivalenzstufen in Wörterbüchern werden ausführlich diskutiert.
Welche Wörterbücher wurden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Wiedergabe kulturspezifischer Lexik in sechs verschiedenen russisch-deutschen Wörterbüchern (die genauen Titel werden im Text genannt). Die Analyse konzentriert sich auf die angewandten lexikographischen Verfahren und deren Effektivität bei der Vermittlung kultureller Informationen.
Welche lexikographischen Verfahren werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Verfahren Transkription, Analogieverwendung und Paraphrase bei der Wiedergabe von Realienbezeichnungen. Die Vor- und Nachteile dieser Verfahren werden im Kontext der untersuchten Wörterbücher bewertet.
Welche Arten von Realien werden betrachtet?
Die Analyse umfasst Realien aus verschiedenen Bereichen: Geographie, Ethnographie (Speisen und Getränke, Kleidung und Schmuck, Transportmittel, Architektur und Wohnen, Maßeinheiten und Währungen, Folklore und Brauchtum) und gesellschaftspolitische/soziohistorische Realien (Verwaltungseinheiten, Bildung, Religion und Kirche, Historismen und Sowjetismen).
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit bewertet die in den untersuchten Wörterbüchern angewandten lexikographischen Verfahren und zieht Schlussfolgerungen für die Erstellung eines verbesserten, schülergerechten russisch-deutschen Realienwörterbuches. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die lexikographische Praxis und die interkulturelle Kommunikation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind unter anderem: Kulturspezifische Lexik, zweisprachige Lexikographie, russisch-deutsche Wörterbücher, Realienbezeichnungen, Äquivalenz, Übersetzung, Transkription, Analogieverwendung, Paraphrase, Kulturspezifik, Kulturkreis, sprachliches Weltbild, Konzept, lexikographische Verfahren, metalexikographische Analyse, interkulturelle Kommunikation, Historismen, Sowjetismen.
- Arbeit zitieren
- Steffen Laaß (Autor:in), 2007, Kulturspezifische Lexik in zweisprachigen Wörterbüchern des Russischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82016