Ein Kommentar zum Buch "La Colmena" von Camilo José Cela


Essay, 2004

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1.Kurzbiographie des Autors

2. Kurzinhalt des Buches

3. Historischer Kontext

4. La Colmena als zeitkritisches Werk

5. Der Erzählstil des Buches
5.1. Fehlende Identifikation
5.2. Komplementärroman

6. Abschließende Betrachtung:

1.Kurzbiographie des Autors

Camilo José Cela (Trulock), dessen schriftstellerisches Werk zur Weltliteratur dieses Jahrhunderts zählt, wurde am 11.5.1916 in Iria Flavia in Galicien als Sohn eines Spaniers und einer Engländerin geboren. Nach einem abge-brochenen Medizin-, Philosophie und Jurastudium in England und Spanien kämpfte er im spanischen Freiheitskampf an der Seite Francos, tendierte jedoch später zu den oppositionellen Kräften. In der darauffolgenden Zeit wid-mete er sich immer mehr der Schriftstellerei und schrieb zahlreiche surrea-listische Gedichte. Im Jahre 1942 publizierte er seinen ersten realistisch geprägten Roman „La familia de Pascual Duarte“. Er verfasste vor allem gesellschafts- und sozialkritische Werke, welche die Trivialität der menschlichen Existenz zum Ausdruck brachten und das perspektivenlose Dasein im wirtschaftlichen Elend der Nachkriegszeit widerspiegelten. Aus diesem Grund geriet er mit seinen Werken während der franquistischen Restauration nach Ende des spanischen Bürgerkrieges immer wieder mit der damals herrschen-den Zensur in Konflikt. So konnte auch eines seiner frühen Werke, „La Colmena“, mit dem ich mich in dieser Arbeit näher beschäftigen werde, wegen „offenkundiger Unmoral“[1] und scharfer Kritik an der zeitgenössischen gesell-schaftlichen Situation vorerst nur im liberaleren Buenos Aires publiziert werden. Erst neun Jahre nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1951 wurde das als erster Großstadtroman Spaniens geltende Werk 1960 offiziell in Spanien publiziert. Im gleichen Jahr nahm man Camilo José Cela im Alter von nur 41 Jahren in die Real Academia Española auf. Während dieser Zeit gründete Cela die einflussreiche literarische Zeitschrift „Los Papeles de Son Armadas“, die auch exilliierten spanischen Autoren offen stand. Diese Kulturzeitschrift bot der spanischen Öffentlichkeit bis zum Jahre 1979 die Möglichkeit, sich auch jenseits des unter Zensur stehenden Spaniens kulturell weiterzubilden.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Cela im Jahre 1984 den spanischen Nationalpreis für Literatur, fünf Jahre später den Literaturnobelpreis in Schweden und 1995 den Cervantes Preis in Madrid.

Camilo José Cela (Trulock) starb am 17. Januar 2002 in Madrid unerwartet an einer Grippe.

2.Kurzinhalt des Buches

Der Roman spielt innerhalb von 2 kalten Wintertagen im Madrid des Jahres 1942. Die Bürger kämpfen ungeachtet ihrer sozialen oder intellektuellen Herkunft inmitten von Hunger, Armut und Elend um ihr eigenes Überleben in der schweren Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg.

Haupthandlungszentrum des Romans ist das an einer Straßenecke gelegene Café der Doña Rosa, einer skrupellosen, geldgierigen Frau, die sowohl Kellner als auch Cafégäste gnadenlos terrorisiert. In diesem Café treffen sich vor allem das verarmte Kleinbürgertum Madrids, um bei einer Zigarette und einer Tasse Kaffee das Elend, das sie umgibt, ihre persönlichen Ängste und die Kälte für einen kurzen Moment zu vergessen und auch, um inmitten der Anonymität der Großstadt mit jemandem reden zu können.

Auf Grund von Celas mosaikartiger Schilderung des städtischen Lebens, erweist sich die Wiedergabe eines zusammenhängenden Inhalts des Romans als sehr schwierig: Von den 296 eingeführten Personen geht der Autor nur auf sehr wenige näher ein, lässt jedoch auch ihr Schicksal für den Leser an vielen Stellen unbeleuchtet, so dass letztlich jedes Individuum lediglich wie ein Teil der anonymen Großstadt wirkt. Zu den näher beschriebenen Personen des Buches gehört neben anderen der verarmte Dichter, Martín Marco („Martin Marco, blass und abgezehrt, mit ausgefransten Hosen und fadenscheiniger Jacke ... “[2] ), der einer der Stammgäste Doña Rosas ist. Er wird aus dem Café geworfen, weil er seine Getränke nicht bezahlen kann, worauf er ziellos in den kalten Straßen Madrids umherirrt. „Martin Marco, der Mann, der seinen Kaffee nicht bezahlt hat, und der die Stadt wie ein gepeinigtes Kind betrachtet, steckt die Hände in die Hosentaschen.“[3] Er lebt von geliehenem Geld, schläft nachts in der Kammer eines Freundes und ist tagsüber obdachlos, so dass das Café sein einziger Zufluchtsort ist. Eines Tages trifft er zufällig auf seine reichgewordenen Jugendliebe, Nati, die ihn in vornehme Lokale ausführt und ihm mitleidig etwas Geld schenkt.

„ (...) Aber weißt du, Nati, ich hab tatsächlich nicht mal einen Duro, damit ich dich einladen kann?“ Nati wühlt in ihrer Handtasche und sucht unterm Tisch nach Martins Hand. „Da nimm, es sind zehn. Vom Rest mach mir mal ein Geschenk.“[4]

Auf Grund seines verdächtigen Aussehens und seiner fehlenden Ausweis-papiere entgeht der junge Intellektuelle nur knapp einer Verhaftung und ver-bringt die Nacht in dem Bordell einer alten Freundin, wo er mit der kranken Pro-stituierten Pura schläft.

Eine weitere etwas näher präsentierte Person ist die alte, vereinsamte Señorita Elvira, die Tag für Tag im Café auf ihre Liebhaber wartet, jedoch von allen nach kurzer Zeit verlassen wird. “Doch die Arme hat nicht genug zu essen, um ... tugendhaft zu sein.“[5] So wird sie auch von Don Pablo, einem Aufschneider, wegen der jüngeren Laurita verlassen. Diese wiederum hat sich nur mit dem untreuen Pablo eingelassen, da er ihr einen bescheidenen Luxus in all dem Elend bieten kann. „Laurita und Pablo trinken meistens in einer sehr eleganten Bar ihren Kaffee.“[6]

Des Weiteren wird die junge Victoria aufgeführt, die Verhältnisse mit alten, reichen Männern eingeht, um ihrem todkranken Geliebten, Paco, seine lebensrettenden Medikamente zu finanzieren. „Ich hab meinen Verlobten sehr lieb. ... Aber wenn sie mich gut bezahlen, geh’ ich mit ihnen ins Bett. ... Mein Verlobter kann durch ein paar Duros gerettet werden.“[7]

Dem Leser begegnen außerdem noch ein gewisser Don Leonardo Meléndez, der sich gern als reicher, eleganter Mann ausgibt, jedoch sogar einen armen Schuhputzer betrügt, weil er so hoch verschuldetet ist, sowie die alte Doña Margot, dessen homosexueller Sohn sich aus lauter Verzweiflung erhängt. Trotzdem stehen all diese Figuren in keinem eindeutigen Handlungszusam-menhang.

Der Roman erzählt also keine zusammenhängende, spannende Geschichte, sondern schildert vielmehr durch viele, unverbundene Beschreibungen des Madrider Alltags die Probleme der spanischen Gesellschaft der Nach-Bürger-kriegs-Jahre.

[...]


[1] Kindlers Neues Literaturlexikon. Hrsg. Von Walter Jens. München: Kindler Verlag 1989. S. 781

[2] Cela, Camilo José :La Colmena. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1968. S.51

[3] Ebd. S.52

[4] Cela, Camilo José :La Colmena. a.a.O. S. 137

[5] Ebd. S.44

[6] Ebd. S. 97

[7] Ebd. S.189

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Ein Kommentar zum Buch "La Colmena" von Camilo José Cela
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V82159
ISBN (eBook)
9783638863940
ISBN (Buch)
9783638863964
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vollständige Zitierung über Fußnoten, daher kein Literaturverzeichnis erforderlich.
Schlagworte
Kommentar, Buch, Colmena, Camilo, José, Cela
Arbeit zitieren
Bettina Arzt (Autor:in), 2004, Ein Kommentar zum Buch "La Colmena" von Camilo José Cela, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82159

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