Weltweit befindet sich der Markt für Private Equity in einem eindrucksvollen Wachstumsprozess. Allein in Deutschland umfasste im Jahr 2006 die Zahl der Portfoliounternehmen 5.986 Unternehmen mit ca. 758.000 Beschäftigten. Damit avancieren die PE-Gesellschaften, würde man sie als homogene Gruppe auffassen, noch vor der öffentlichen Hand zum größten Arbeitgeber. Die Portfoliounternehmen erwirtschafteten im Jahr 2006 Umsätze in Höhe von 138,2 Mrd. €, was einem Anteil von 6,3% am gesamten Bruttoinlandsprodukt von Deutschland entspricht.
Diese Zahlen veranschaulichen, dass sich PE-finanzierte Unternehmen zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht entwickelt haben. Zugleich ist das Wirken von Private Equity Gegenstand heftiger Diskussionen in der Öffentlichkeit. Vielfach werden Private Equity-Transaktionen mit dem Abbau von Arbeitsplätzen, Lohnsenkungen und der Zerschlagung von Unternehmen in Verbindung gebracht. In hitzig geführten Diskussionen sind die PE-Gesellschaften zum Inbegriff der kurzfristig orientierten Spekulanten geworden.
Gerade die steigende Anzahl der fremdfinanzierten Unternehmensübernahmen (LBOs) und deren Auswirkungen auf die Portfoliounternehmen bzw. die gesamte Volkswirtschaft sind Auslöser heftiger Debatten. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen bleiben unklar, da sich das Interesse der Öffentlichkeit auf Fälle richtet, bei denen Unternehmen durch PE-Finanzierung Schäden davongetragen haben. Im Verlauf dieser Arbeit soll Licht in das Dunkel des Wirkens von Private Equity gebracht werden. Wer sind die Akteure und wie funktioniert Private Equity? Worin liegt der Nutzen von Private Equity begründet? Welche Gefahren im Zuge von Private Equity-Finanzierungen existieren? Welche Auswirkungen haben die einzelnen Aspekte auf die Volkswirtschaft?
Dieser Arbeit soll voran gestellt werden, dass der Markt für Private Equity verhältnismäßig jung ist und sich die Literatur erst im Zuge des starken öffentlichen Fokus in zunehmendem Maße mit den Auswirkungen von PE-Investitionen beschäftigt. Problematisch an sämtlichen Untersuchungen über PE ist die Tatsache, dass viele Studien auf freiwilligen Angaben der PE-Gesellschaften beruhen und somit kein vollständiges Bild des gesamten PE-Marktes wiedergeben. Nichtsdestotrotz soll im Folgenden versucht werden Nutzen und Schäden anhand volks- und betriebswirtschaftlicher Größen zu evaluieren.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffliche Grundlagen
- 2.1 Begriff und Wesen von Finanzinvestoren
- 2.1.1 Private Equity und Venture Capital
- 2.1.2 Private Equity-Finanzierungsphasen
- 2.2 Strategische Investoren vs. Finanzinvestoren
- 2.1 Begriff und Wesen von Finanzinvestoren
- 3. Verlauf einer Beteiligung durch Private Equity Fonds und die Entwicklung des nationalen und internationalen Marktes für Private Equity-Beteiligungen
- 3.1 Akteure im Private Equity-Beteiligungsprozess und deren Ziele
- 3.1.1 Private Equity-Investoren als Kapitalgeber
- 3.1.2 Funds of Funds
- 3.1.3 Private Equity-Gesellschaften als Intermediäre
- 3.1.4 Portfoliounternehmen als Kapitalnehmer
- 3.2 Quellen und Strukturen der Private Equity-Finanzierung
- 3.2.1 Private Equity-Fondskonzept
- 3.2.2 Finanzierungsinstrumente im Zuge eines Leveraged Buyout
- 3.3 Modellhafter Wertschöpfungsprozess der Private Equity-Finanzierung
- 3.4 Entwicklung des nationalen und internationalen Private Equity-Marktes
- 3.1 Akteure im Private Equity-Beteiligungsprozess und deren Ziele
- 4. Private Equity aus Sicht der Finanzierungstheorie
- 4.1 Perspektive und Diskussion der neoklassischen Finanzierungstheorie
- 4.2 Perspektive und Diskussion der Institutionen- und Informationsökonomie
- 4.2.1 Agency-Theorie
- 4.2.2 Asymmetrische Informationsverteilung
- 4.3 Die Private Equity-Finanzierung aus Sicht der Agency-Theorie
- 4.4 Möglichkeiten zur Reduktion von Informationsasymmetrien im Rahmen von Private Equity-Finanzierungen
- 4.4.1 Reduktion von Informationsasymmetrien vor Vertragsabschluss
- 4.4.2 Reduktion von Informationsasymmetrien nach Vertragsabschluss
- 5. Analyse der volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Private Equity
- 5.1 Wertgenerierung bei Buyouts – Der Beitrag von Private Equity
- 5.1.1 Extrinsische und intrinsische Quellen der Wertgenerierung
- 5.1.2 Ursachen der Wertgenerierung bei Buyouts
- 5.1.2.1 Werttransfer – Arbitrage
- 5.1.2.2 Wertschöpfung - direkte vs. indirekte Hebel
- 5.2 Private Equity als Anlagekategorie
- 5.2.1 Renditemessung und –beurteilung
- 5.2.2 Problematik der Performancemessung
- 5.2.3 Renditeerwartungen bei Private Equity
- 5.2.4 Risiken bei der Anlage in Private Equity
- 5.2.5 „Money Chasing Deals“ und das Persistenzphänomen
- 5.3 Private Equity als Finanzierungsalternative
- 5.3.1 Mittelstandsfinanzierung im Umbruch
- 5.3.1.1 Der Mittelstandsbegriff
- 5.3.1.2 Charakteristika der Finanzierungsstrukturen
- 5.3.1.3 Strukturwandel am Finanzmarkt
- 5.3.2 Bedeutung von Private Equity für den deutschen Mittelstand
- 5.3.3 Gründe für das Scheitern von Private Equity-Finanzierungen
- 5.3.1 Mittelstandsfinanzierung im Umbruch
- 5.4 Empirisch nachweisbare Einflüsse von Private Equity auf die Portfoliounternehmen
- 5.4.1 Auswirkungen auf das Unternehmenswachstum
- 5.4.2 Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung
- 5.4.3 Innovationsleistung von Private Equity
- 5.4.4 Schwachstellen der Untersuchungen
- 5.5 Gefahren ausgehend von Private Equity
- 5.5.1 Kapitalüberhänge und Engpässe auf dem Markt für Private Equity
- 5.5.2 Risikoverlagerung im Rahmen von Leveraged Buyouts
- 5.5.3 Auswirkungen auf die Finanzstabilität
- 5.1 Wertgenerierung bei Buyouts – Der Beitrag von Private Equity
- 6. Private Equity Funds – „Heuschrecken“ oder nützliche Investoren?
- 7. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, das Thema Private Equity aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, um so ein umfassendes Verständnis für das Wirken von Private Equity zu erlangen. Dabei wird der Fokus insbesondere auf die verschiedenen Akteure im Beteiligungsmarkt, die relevanten Finanzierungsstrukturen sowie die volkswirtschaftlichen Implikationen gelegt.
- Definition von Private Equity
- Akteure und Funktionen auf dem Private Equity-Markt
- Finanzierungstheoretische Einordnung und Analyse der Agency-Problematik
- Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Private Equity
- Risiken und Chancen von Private Equity
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs "Private Equity" und grenzt diesen im Kontext von Finanzinvestoren und Venture Capital ab. Anschließend wird die Rolle von Finanzinvestoren gegenüber strategischen Investoren abgegrenzt. Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Akteure eines Private Equity-Beteiligungsprozesses, wie z.B. Investoren, PE-Gesellschaften und Portfoliounternehmen, näher betrachtet. Weiterhin werden die Quellen der Finanzierung, das Konzept und die Finanzierungsinstrumente eines PE-Fonds erläutert. Den Abschluss der Grundlagen bildet die Veranschaulichung des idealtypischen Wertschöpfungsprozesses, verbunden mit der Betrachtung der Entwicklung des nationalen und internationalen Marktes für Private Equity. In Kapitel 4 wird die Einordnung von Private Equity innerhalb der Finanzierungstheorie, gefolgt von einer Analyse der Erfolgsfaktoren einer PE-Finanzierung auf Basis der Agency-Theorie, dargestellt. Schließlich wird in Kapitel 5 die volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity als Quelle der Wertgenerierung, als Anlagekategorie sowie als Finanzierungsalternative dargestellt. Weiterhin wird der Einfluss auf die Portfoliounternehmen mittels empirischer Daten kritisch untersucht. Abschließend werden anhand von Engpässen auf dem PE-Markt, der etwaigen Risikoverlagerung im Zuge von LBO-Finanzierungen, die Gefahren für die Finanzstabilität erläutert.
Schlüsselwörter
Private Equity, Venture Capital, Finanzinvestoren, Strategische Investoren, Agency-Theorie, Asymmetrische Informationsverteilung, Wertgenerierung, Werttransfer, Wertschöpfung, Leverage-Effekt, Rendite, Risiko, Mittelstandsfinanzierung, Finanzstabilität, LBO, Buyout, IPO, Secondary Buyout.
- Arbeit zitieren
- Jochen Stiegeler (Autor:in), 2007, Private Equity Funds. "Heuschrecken" oder nützliche Investoren?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82204