Hartmann von Aue schrieb die beiden Werke ‚Erec’ und ‚Iwein’, die den Lebensweg eines Ritters der Artusgesellschaft thematisieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die beiden Artusromane näher zu betrachten, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten, besonders bezüglich der Struktur, herauszuarbeiten.
Da Hartmann von Aue mit dem ‚Erec’ und ‚Iwein’ die ersten beiden deutschen Artusromane verfasste, hat er „in vielfach noch experimentierender Pionierleistung die Modellform dieser Dichtung verwirklicht und der neuen literarischen Aussage und Technik damit entscheidende Akzente gesetzt.“ Aus diesem Grund ist die Beschäftigung mit dem vorliegenden Thema von besonderem Interesse, um einerseits zu zeigen, dass die Werke bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen und andererseits auch einige markante Unterschiede aufweisen. Diese kommen zustande, da Hartmann die neue Form der Dichtung im ‚Iwein’ strukturell noch weiterentwickelte.
Der erste Teil meiner Hausarbeit soll einen kurzen Überblick geben über die Person Hartmanns, über die Entstehungszeit und den Inhalt seiner beiden Werke ‚Erec’ und ‚Iwein’. Der Hauptteil, Kapitel 5 und 6, beschäftigt sich zum einen mit dem strukturellen Vergleich der beiden Werke und zum anderen mit den Erkenntniswegen der Protagonisten.
Im strukturellen Vergleich soll der von Hugo Kuhn beschriebene doppelte Kursus dargestellt werden. In diesem grundsätzlichen Strukturmerkmal sind die beiden Heldenepen identisch, doch lassen sich in der jeweiligen Realisierung dieser Doppelstruktur auch einige Unterschiede finden.
„Wer nur liebt um des Liebesgenusses willen scheitert wie der, der um der Kampfeslust willen kämpft.“ Dieses Zitat verdeutlicht die anfänglichen Verfehlungen der Helden, mit denen sich unter anderem Kapitel 6 befasst. Während Erecs Fehlverhalten die mangelnde Repräsentation in der Gesellschaft ist, übertreibt Iwein die Ausübung der ritterlichen Pflichten. In der Literatur wird Iwein oft als Gegentypus zu Erec dargestellt, was bei genauerer Betrachtung der beiden Werke allerdings nicht haltbar ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hartmann von Aue
3. Die Entstehungszeit der beiden Artusepen ‚Erec’ und ‚Iwein’
3.1 Erec:
3.2 Iwein:
4. Kurze inhaltliche Zusammenfassung der beiden Werke
4.1 Erec
4.2 Iwein
5. Struktureller Vergleich der beiden Werke
5.1 Struktureller Aufbau des Erec
5.1.1 Veränderung der Kampfmotivation
5.2 Struktureller Aufbau des Iwein:
5.2.1 Bauprinzipien: Wiederholung, Spiegelung und Kontrast
5.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ‚Erec’ und ‚Iwein’
5.3.1 Motivdopplung
5.3.2 Gliederung der Episoden
5.3.3 Aufbauprinzipien
6. Thematischer Vergleich der beiden Werke
6.1 Die Wichtigkeit der Gesellschaft
6.2 Schuldthematik
6.3 Auslöser für die erste âventiure
6.4 Hilfeleistungen und Entfachen der minne
6.5 Die Krise der Helden
6.6 Die Heilung
6.7 Der Ritter mit dem Löwen
6.8 Kampf auf Seiten der Gerechtigkeit
7. Fazit:
8. Literaturverzeichnis
1. Primärtexte:
2. Sekundärliteratur:
1. Einleitung
Hartmann von Aue schrieb die beiden Werke ‚Erec’ und ‚Iwein’, die den Lebensweg eines Ritters der Artusgesellschaft thematisieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die beiden Artusromane näher zu betrachten, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten, besonders bezüglich der Struktur, herauszuarbeiten.
Da Hartmann von Aue mit dem ‚Erec’ und ‚Iwein’ die ersten beiden deutschen Artusromane verfasste, hat er „in vielfach noch experimentierender Pionierleistung die Modellform dieser Dichtung verwirklicht und der neuen literarischen Aussage und Technik damit entscheidende Akzente gesetzt.“[1] Aus diesem Grund ist die Beschäftigung mit dem vorliegenden Thema von besonderem Interesse, um einerseits zu zeigen, dass die Werke bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen und andererseits auch einige markante Unterschiede aufweisen. Diese kommen zustande, da Hartmann die neue Form der Dichtung im ‚Iwein’ strukturell noch weiterentwickelte.
Der erste Teil meiner Hausarbeit soll einen kurzen Überblick geben über die Person Hartmanns, über die Entstehungszeit und den Inhalt seiner beiden Werke ‚Erec’ und ‚Iwein’. Der Hauptteil, Kapitel 5 und 6, beschäftigt sich zum einen mit dem strukturellen Vergleich der beiden Werke und zum anderen mit den Erkenntniswegen der Protagonisten.
Im strukturellen Vergleich soll der von Hugo Kuhn beschriebene doppelte Kursus[2] dargestellt werden. In diesem grundsätzlichen Strukturmerkmal sind die beiden Heldenepen identisch, doch lassen sich in der jeweiligen Realisierung dieser Doppelstruktur auch einige Unterschiede finden.
„Wer nur liebt um des Liebesgenusses willen scheitert wie der, der um der Kampfeslust willen kämpft.“[3] Dieses Zitat verdeutlicht die anfänglichen Verfehlungen der Helden, mit denen sich unter anderem Kapitel 6 befasst. Während Erecs Fehlverhalten die mangelnde Repräsentation in der Gesellschaft ist, übertreibt Iwein die Ausübung der ritterlichen Pflichten. In der Literatur wird Iwein oft als Gegentypus zu Erec dargestellt, was bei genauerer Betrachtung der beiden Werke allerdings nicht haltbar ist.[4]
Alle folgenden Zitate und Versangaben meiner Arbeit zu Hartmanns ‚Erec’ richten sich nach der Ausgabe: Hartmann von Aue: Erec. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung von Thomas Cramer. Frankfurt a. M. : Fischer 1994.
Alle zu Hartmanns ‚Iwein’ richten sich nach der Ausgabe: Hartmann von Aue: Iwein. Text der 7. Ausgabe von G. F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort von Thomas Cramer. Berlin, New York: de Gruyter 2001.
2. Hartmann von Aue
Hartmann von Aue ist neben Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg einer der bedeutendsten mittelhochdeutschen Epiker. Er lebte von der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis Anfang des 13. Jahrhunderts. Überlieferte Daten zu Hartmann existieren kaum. Lediglich seine Selbstbezeichnung im Prolog des ‚Armen Heinrich’ als gelehrter ritter und dienstman ist überliefert.[5]
Hartmann schuf mit dem ‚Erec’ den ersten deutschen Artusroman unter Verwendung der altfranzösischen Werke Chrétien de Troyes’. Chrétien hat um 1140-1190 gelebt und gilt als Erfinder des französischen Artusromans. Er schrieb die Vorlagen ‚Érec et Énide’(1170) und ‚Yvain’ oder ‚Le chevalier de Lion’(1180) für die beiden Werke Hartmanns ‚Erec’ und ‚Iwein’. Chrétiens Stoffgrundlage ist der britannische Sagenkreis um König Artus.
Weitere bekannte Werke Hartmanns sind ‚Der arme Heinrich’ und ‚Gregorius’, in denen die Religion jeweils eine große Rolle spielt.[6]
3. Die Entstehungszeit der beiden Artusepen ‚Erec’ und ‚Iwein’
3.1 Erec:
Bei der Kleiderbeschreibung der Hochzeitsgäste wird der Ortsname Conne, der Name des antiken Iconium, erwähnt: „der zobel was daz nie dehein man deheinen bezzern gewan […] Conne beslozzen lît zwischen den landen beiden, den Kriechen und den heiden.“[7] Aus diesem Grund ist das Werk ‚Erec’ laut Friedrich Neumann vermutlich vor 1190 entstanden, da am 18. Mai 1190 in Iconium eine blutige Schlacht unter Kaiser Friedrich Barbarossa stattfand und Hartmann diesen Ort unbeschwert erwähnt. Des Weiteren ertrank der Kaiser drei Wochen später und die Eroberungszüge des Kaisers wurden in Frage gestellt. Unter diesen Umständen wäre die Ortsbeschreibung sicher anders ausgefallen. Die Frage, woher Hartmann Iconium vor der Schlacht kannte, lässt sich auch beantworten: 1179/1180 und 1188 reisten Gesandte des Sultans dieses Ortes zum Hof Barbarossas, wodurch Iconium durch Erzählungen bekannt wurde. Außerdem gab es 1172 einen Empfang an diesem Ort für Heinrich den Löwen, wodurch der Bekanntheitsgrad Iconiums in den Adelskreisen noch stieg.[8]
3.2 Iwein:
Dieses Werk ist zum Ende Hartmanns schriftstellerischer Tätigkeit entstanden. Ob es sich um das letzte Werk handelt, ist unter den Literaturwissenschaftlern umstritten. Entweder wurde es kurz vor oder nach dem ‚Armen Heinrich’ verfasst.[9] Da Wolfram im fünften Buch Parzivals auf Lunete anspielt, muss ihm das Werk Hartmanns bereits bekannt gewesen sein. Im Parzival zeigt Sigune bei der Totenwache für ihren Geliebten ihre „Treue bis in den Tod […], der froun Lûneten rât fremd“ war.[10] Lunete rät im Gegenteil sogar Laudine dazu, Iwein, den Mörder ihres Gatten Ascalons, zu heiraten. Da der ‚Parzival’ Wolframs wiederum auf die staufisch-welfische Auseinandersetzung 1203 anspielt, kann von einer Entstehung dieses Werkes nach 1204 ausgegangen werden. Aus diesem Grund wird zur Fertigstellung des ‚Iwein’ das Jahr 1205 festgelegt. Hartmanns dichterisches Schaffen erstreckt sich somit im Zeitraum von ca. 1180 - 1205.[11]
4. Kurze inhaltliche Zusammenfassung der beiden Werke
4.1 Erec
Erec, der Sohn des König Lac, wird in Anwesenheit der Königin vom Zwerg des Ritters Ider geschlagen, der die Situation des unbewaffneten Erec ausnutzt. Aus Rache folgt Erec dem Ritter bis Tulheim, wo am nächsten Tag ein Sperberwettkampf ausgetragen werden soll. Im Kampf gegen Ider sieht er seine Chance, die verlorene Ehre durch den Peitschenhieb wiederherzustellen. Die Ausstattung für diesen Kampf, Waffen, eine Rüstung und seine schöne Tochter Enite, erhält Erec vom verarmten Grafen Koralus. Nachdem Erec den Wettbewerb und den Sperber als Schönheitspreis für Enite gewonnen hat, reiten beide zum Artushof, wo ihre Hochzeit wenig später gefeiert wird. Als König in Karnant, dem Königreich seines Vaters, verligt sich Erec. Er vernachlässigt seine Herrschaftspflichten und verliert somit seine öffentliche êre. Als er dies nachts von Enite erfährt, die ihn schlafend glaubt, beschließt er mit ihr neue âventiuren zu suchen. Seine ritterliche Ehre wiederherzustellen gelingt Erec nur durch erneute Siege und Enite, indem sie ihre Treue zu Erec hält. Auf diesem Abenteuerweg besiegt Erec Räuber und Riesen und rettet Enite vor den zwei Grafen Galoein und Oringles, die sie zur Frau nehmen wollen. Des Weiteren kämpft er zweimal gegen Guivreiz, mit dem er Freundschaft schließt. Zur Versöhnung zwischen Enite und Erec kommt es nach dem Scheintod Erecs, den Graf Oringles ausnutzen will, um Enite zu einer gemeinsamen Heirat zu zwingen. Doch Enite bleibt Erec treu und durch ihren Schrei erwacht dieser. Er besiegt den Grafen und beide reiten zusammen mit neu gewonnener êre zum Artushof zurück. Auf dem Weg dorthin kommt es durch einen Sieg Erecs über den dortigen Herrscher Mabonagrin zur Wiederherstellung der vreude auf der Burg Brandigan. In dieser letzten âventiure, ‚Joie de la court’, erlöst er den Ritter und seine Frau von der gesellschaftliche Isolation. Nach einem feierlichen Empfang am Artushof, kehren Enite und Erec nach Karnant zurück, um nach der Wiederherstellung ihrer êre die Herrschaft, der sie sich nun als würdig erwiesen haben, erneut aufzunehmen.[12]
4.2 Iwein
Auf dem Pfingstfest am Artushof hört Iwein von der Schande seines Verwandten Kalogrenant, der an einem Zauberbrunnen im Wald von Breziljan von Ascalon, dem Herrn des Landes, besiegt wurde. Daraufhin will Iwein aus Rache und um seine êre zu mehren heimlich zu dieser âventiure ausreiten, um vor den Artusrittern dort einzutreffen. Er findet den Brunnen dank Kalogrenants genauer Beschreibung, begießt ihn und besiegt den fliehenden Ascalon vor dessen Burgtor. Dabei wird er durch zwei herunterfallende Gitter eingeschlossen und entgeht nur durch die Hilfe Lunetes, der Zofe Laudines, dem Tod durch die Bewohner der Burg. Lunete schenkt Iwein aus Dankbarkeit für seine Höflichkeit am Artushof einen Ring, der unsichtbar macht und überzeugt ihre Herrin von der Notwendigkeit einer neuen Heirat zum Schutz von Land und Leuten. Kurz nach der Hochzeit Iweins und Laudines, kommt es zum Treffen mit Gawein. Dieser überredet Iwein zu einer Trennung von Laudine, um gemeinsam neue êre durch aventiuren zu gewinnen. Laudine willigt unter Anordnung einer Jahresfrist ein, doch Iwein verpasst den Termin für die Rückkehr, so dass er stellvertretend von Lunete verflucht wird und daraufhin dem Wahnsinn verfällt. Nach der Heilung durch eine Zaubersalbe folgt der âventiure-Weg, indem Iwein bedrängten Menschen und dem Löwen zur Hilfe kommt. Am Ende versöhnen sich Laudine und Iwein, da Iwein auf seinem Weg die Treue zu Laudine hält und beweist, dass er in der Lage ist, Termine und Verpflichtungen einzuhalten.[13]
5. Struktureller Vergleich der beiden Werke
Der Artusroman, den Chrétien de Troyes geschaffen hat, ist prinzipiell zweiteilig:
Zuerst folgt die „Darstellung einer Welt der Scheinharmonie.“[14] Dieser Abschnitt ist gewöhnlich kürzer als der folgende Teil des Romans. In diesem zweiten Abschnitt kommt es zur „Katastrophe mit dem klärenden Aventiureweg und der Einkehr in die Welt wahrer Harmonie.“[15] Dieser Doppelweg, von Hugo Kuhn erstmals als doppelter Kursus bezeichnet, wird von Hartmann übernommen und ist charakteristisch für die beiden Artusepen ‚Erec’ und ‚Iwein. Dabei zieht der Held aus, um êre zu erlangen, gewinnt diese und eine Frau. Es folgt die Hochzeitsfeier am Artushof und die Schuldzuweisung durch einseitiges Ausüben der Ritterpflichten. Um diesen Fehler wieder gutzumachen, muss der Held über einen zweiten Weg „’des longues études’, sinnerfüllter âventiure und tiefgreifenden Selbstverständnisses“[16], erneut Frau und Land erwerben, die dann ewig beständig sind. Trennung und Wiedervereinigung des Paares sind somit zentral im ‚Iwein’ und im Erec’, wo die zwei Liebenden zwar gemeinsam auf âventiuren gehen, aber bei den Mahlzeiten und im Bett getrennt sind.[17]
Die zwei Teile dieses Doppelweges sind strukturell dreigliedrig aufgebaut. Nach einer erlittenen Provokation und dem daraus folgenden Verlust an êre, folgt die aventiure zur Lösung des Konflikts und letztendlich die Rückkehr zum Artushof nach Wiederherstellung der ritterlichen êre.
Das Schema des ersten Handlungszyklus wird noch einmal wiederholt, da ein erneuter Auszug des Ritters nach der ersten âventiure -Fahrt durch die Vernachlässigung seiner ritterlichen Pflichten notwendig wird.[18]
Die Herrschaft über ein Land bzw. ritterliche Ehre und eine Frau, die im ersten Weg leicht und durch Zufall gewonnen werden, müssen noch einmal verloren gehen, damit sie danach zum sicheren Besitz werden können. Der äußeren Provokation als Motivation für den Auszug des Ritters im ersten Teil entspricht kontrastiv die innere Krise im Zweiten.[19]
Nach Wapnewski können beide Werke Hartmanns zudem in fünf Abschnitte gegliedert werden:[20]
1) Exposition: Artuswelt, das Erleben von Schande und daraus folgend der Ausritt des Helden
2) erste âventiure -Kette mit dem Ergebnis des Gewinns von Frau und Land (Scheinharmonie)
3) Katastrophe: Schuld, Anklage aufgrund der einseitigen Ausführung der Herrschafts-pflichten
4) entsühnende âventiure -Kette
5) Schluss: Einkehr in die Welt der wahren Harmonie
5.1 Struktureller Aufbau des Erec
Der erste Handlungszyklus beginnt am Artushof, wo ein Fest gefeiert wird. Als Erec Ginover begleitet, wird er durch die Beleidigung eines Zwerges provoziert. Aufgrund dieser Schande reitet Erec auf âventiure, bei der es durch den Gewinn Enites und den Sieg im Kampf gegen Ider, zur ersten Wende in seinem Leben kommt. Nach der darauf folgenden Krise durch verligen muss Erec im zweiten Handlungszyklus in zwei âventiure -Triaden, die sich ebenso durch Dopplung auszeichnen, seine êre wiederherstellen. Während Erec in der ersten Triade gegen Räuber kämpft, sind es in der zweiten als Parallele dazu die Riesen. Ebenso verhält es sich mit der jeweils zweiten âventiure. Im ersten Teil besiegt Erec den Burggrafen Galoin, der Enite begehrt und ihr nachstellt und in der zweiten erwacht Erec durch den Schrei Enites und befreit sie vor dem Grafen Oringles, der sie zu einer Heirat zwingen will. Es handelt sich somit bei beiden Abenteuern um Verführungsszenen für Enite, denen diese widersteht. Das dritte Ereignis in jeder Triade beinhaltet den Kampf gegen Guivreiz le petiz.[21]
Es gibt trotzdem einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Triaden, die sich von den Kämpfen her betrachtet sehr ähnlich sind. In den ersten drei âventiuren kämpft Erec für seine Verteidigung, wohingegen er sich in den späteren Kämpfen für jemand anderen einsetzt, der in Not geraten ist und seiner Hilfe bedarf.[22] Daraus lässt sich schließen, dass Erec nach der Zwischeneinkehr am Artushof, die auf die ersten drei Kämpfe folgt, den wahrhaftigen und ehrenvolleren Sinn der ritterlichen âventiuren erkennt. Das abschließende Abenteuer, Joie de la Curt, steht dabei strukturell für sich.
Das nachfolgende Schema veranschaulicht die Struktur des ‚Erec’ und verdeutlicht die Verbindungen zwischen dem ersten und dem zweiten Handlungszyklus:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Strukturschema des ‚Erec’[23]
Weiterhin ist anzumerken, dass der soziale Stand der Gegner Erecs in der Folge der drei Aventiuresequenzen stetig ansteigt. Im ersten Abenteuer jeder Triade kämpft er gegen Räuber bzw. Riesen, im zweiten sind es bereits Grafen und bei Guivreiz handelt es sich um einen König.
[...]
[1] Nölle, S. 10, Z. 19ff.
[2] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7. Auflage, S. 54.
[3] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7.Auflage, S. 57, Z. 20f.
[4] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7. Auflage, S. 74.
[5] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7.Auflage, S. 6f.
[6] vgl. Ingo Nauhaus.
[7] Hartmann von Aue: Erec, V. 2000ff.
[8] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7.Auflage, S. 24ff.
[9] vgl. Hartmann von Aue: Iwein, S. 157.
[10] Wapnewski: Hartmann von Aue. 7. Auflage, S. 27, V. 18.
[11] vgl. Wapnewski: Hartmann von Aue. 7.Auflage, S. 26f.
[12] vgl. Kaiser, S. 101.
[13]vgl. Kaiser, S. 336f.
[14] Wapnewski: Hartmann von Aue. 5.Auflage, S. 63, Z. 25f.
[15] Wapnewski: Hartmann von Aue. 5Auflage, S. 63, Z. 26ff.
[16] Fromm, S. 65.
[17] vgl. Fromm, S. 65f.
[18] vgl. Haug, S. 93f.
[19] vgl. Haug, S. 95f.
[20] vgl. Ó Riain-Raedel, S. 106.
[21] vgl. Wapnewski. 7.Auflage, S. 52
[22] vgl. Haug, S. 95.
[23] Sieverding, S. 77.
- Arbeit zitieren
- Sabine Reichardt (Autor:in), 2006, Struktureller und thematischer Vergleich der beiden Werke Hartmanns 'Erec' und 'Iwein', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82211
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