Über das Leben von Markion (alternative Schreibweise: Marcion) ist wenig bekannt, obwohl er nach seinem Bruch mit der römischen Gemeinde eine eigene Kirche gründete, welche im 2. Jh. zeitweilig zur gefährlichsten Konkurrenz für die frühe christliche Kirche wurde , und der bekannte evangelische Theologe Adolf von Harnack (1851–1930) ihn für die bedeutsamste Gestalt der Kirchengeschichte des Altertums in der Zeit zwischen Paulus und Augustinus hielt.
Folgt man dieser Einschätzung Harnacks, so mag die Tatsache, daß über das Leben Markions vergleichsweise wenig überliefert ist und von diesem Wenigen, wie zu zeigen sein wird, manches unsicher oder wenig glaubhaft ist, erstaunen, aber man muß sich vor Augen halten, daß die frühe Kirche in einer Zeit, zu der sie sich gerade erst von der Synagoge gelöst hatte und vielerlei äußerem Druck (durch beginnende Verfolgung seitens der römischen Behörden) und inneren Gefährdungen (durch gnostische und andere Irrlehrer) ausgesetzt war, in erster Linie daran interessiert war, ihre eigene, also die kirchliche Lehre, gegenüber den heidnischen ebenso wie gegenüber den häretischen Gegnern darzulegen, zu verteidigen und die Schwachpunkte in der Argumentation der Gegner aufzuzeigen. Dieser Aufgabe widmete sich zu Beginn des 2. Jh. eine Gruppe gebildeter Männer, die als frühchristliche Apologeten bekannt sind und unter denen Justin, der um das Jahr 100 herum geboren wurde und um 165 hingerichtet wurde , sowie Irenäus von Lyon, der wahrscheinlich um das Jahr 130 herum geboren wurde und im Jahre 200 oder 202 starb, die bedeutendsten gewesen sind. Irenäus von Lyon ist übrigens auch der erste Schriftsteller, der sich in seinem „adversus haereses“, entstanden bald nach 180, unter anderem ausführlich mit der Lehre Markions befaßte. Sowohl er als auch spätere Schriftsteller (zu nennen ist hier vor allem Tertullian) setzten sich mit Markions Lehre auseinander; an seiner Biographie waren sie weniger interessiert, und aus ihrer Gegnerschaft heraus zeichneten sie sein Lebensbild in möglichst düsteren Farben. Des weiteren ist zu berücksichtigen, daß sie Markion persönlich nicht gekannt hatten und sich darauf stützten, was sie über ihn gehört hatten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Das Leben von Markion
- II. Die Lehre Markions
- 1. Grundgedanken der markionitischen Lehre
- a. Die Ablehnung des Alten Testaments
- b. Die Lehre vom fremden Gott
- c. Christus
- d. Eschatologie
- e. Ethik
- 2. Der Kanon Markions
- 1. Grundgedanken der markionitischen Lehre
- III. Die Geschichte der markionitischen Kirche
- 1. Die äußere Entwicklung
- 2. Die innere Entwicklung
- IV. Die Beziehungen zwischen Markions Lehre und der Gnosis
- V. Der Einfluẞ Markions auf die neutestamentliche Kanonbildung
- VI. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Leben und der Wirkung von Markion, einem bedeutenden Kirchenführer des 2. Jahrhunderts, der eine eigene Kirche gründete, welche zeitweilig zur gefährlichsten Konkurrenz für die frühe christliche Kirche wurde. Die Arbeit untersucht Markions Leben, seine Lehre und die Entwicklung der markionitischen Kirche. Sie betrachtet die Beziehungen zwischen Markions Lehre und der Gnosis sowie den Einfluss Markions auf die neutestamentliche Kanonbildung.
- Das Leben von Markion und die Entstehung der markionitischen Kirche
- Die Lehre Markions, insbesondere seine Ablehnung des Alten Testaments und seine Vorstellung von einem "fremden Gott"
- Der Kanon Markions und seine Auswahl von Schriften, die er als authentisch betrachtete
- Die Beziehungen zwischen Markions Lehre und der Gnosis
- Der Einfluss Markions auf die neutestamentliche Kanonbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Leben von Markion, das nur spärlich überliefert ist. Es werden verschiedene Quellen und Überlieferungen kritisch beleuchtet und versucht, ein möglichst genaues Bild von Markions Lebensweg zu zeichnen. Es werden auch die Schwierigkeiten thematisiert, die sich aus der Tatsache ergeben, dass Markions Gegner seine Biographie in möglichst negativer Weise darstellten.
Das zweite Kapitel widmet sich Markions Lehre. Es werden die Grundgedanken der markionitischen Lehre, wie die Ablehnung des Alten Testaments, die Lehre vom fremden Gott, Christus, Eschatologie und Ethik, ausführlich behandelt. Die verschiedenen Aspekte seiner Lehre werden beleuchtet und in einen größeren Kontext gesetzt.
Das dritte Kapitel untersucht die Geschichte der markionitischen Kirche. Es werden die äußere Entwicklung der Kirche, ihre Verbreitung und ihr Verhältnis zu anderen christlichen Gemeinden, sowie die innere Entwicklung, einschließlich der Auseinandersetzungen mit anderen Lehrmeinungen, beleuchtet. Das Kapitel zeigt die Bedeutung der markionitischen Kirche für die frühe christliche Kirche auf.
Schlüsselwörter
Markion, Gnosis, Neutestamentliche Kanonbildung, Altes Testament, Fremder Gott, Christliche Kirche, Frühchristliche Apologeten, Irenäus von Lyon, Tertullian, Harnack.
- Arbeit zitieren
- Markus Ueberberg (Autor:in), 2006, Leben und Wirkung von Markion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82236