Friedrich von Schiller benannte sein bürgerliches Trauerspiel, das später auf den Vorschlag Ifflands hin in Kabale und Liebe umbenannt wurde, ursprünglich nach der Hauptfigur Luise Millerin (vgl. Alt 1994, 271), was auch ihre Stellung im Drama verdeutlicht. Mit der Umbenennung des Stückes rückte Luises bedeutende Rolle in den Hintergrund. Der Titel Kabale und Liebe lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers automatisch in eine andere Richtung: die der Intrigen und natürlich auch der Liebe. Das wiederum erklärt die Spannbreite der Lesarten, die von politisch über soziologisch und psychologisch bis hin zu theologisch reicht (vgl. Janz 1976, 208), wobei in den meisten Interpretationen die Lesarten scharf voneinander abgegrenzt sind, die Deutungen sich sogar bis zur Ausschließlichkeit widersprechen (vgl. Koopmann 1986, 286). Zugegeben, es bedarf des mehrmaligen Lesens, um die Vielschichtigkeit des Stoffes und der Figuren zu erfassen. Der erste Eindruck verkehrt sich bei genauer Betrachtung oft ins Gegenteil: der Konflikt zwischen Bürgertum und Adel, der in der Regel Thema des bürgerlichen Trauerspiels ist, erweist sich vielmehr als ein Konflikt innerhalb des bürgerlichen Standes; scheinbar positive Charaktereigenschaften der Figuren entpuppen sich als negativ. Ähnlich verhält es sich mit der Hauptfigur Luise Millerin, die in ihrem Wesen still und unauffällig ist und damit auf den ersten Blick weniger präsent erscheint als zum Beispiel ihr Vater, der Geiger Miller, der bereits in der ersten Szene sehr laut und deutlich seine Meinung kundgibt. Die vorangegangenen Forschungen untersuchten den Stoff ausschließlich auf die oben genannten Gehalte, ließen dabei jedoch außer Acht, dass sich das gesamte Stück um Luise und ihre Konflikte herum aufbaut.
Inhaltsverzeichnis
- Luise Millerin als Zentrum des Stückes
- Konfliktstrukturen
- Die Vater - Tochter - Beziehung und Luises daraus resultierender innerer Konflikt
- Die zwischenmenschlichen Konflikte des Stückes: Luise - Ferdinand
- Ferdinand - Präsident
- Luise - Lady Milford
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, das Drama „Kabale und Liebe“ von Friedrich von Schiller aus der Perspektive der Hauptfigur Luise Millerin neu zu beleuchten. Anhand einer Analyse der inneren und zwischenmenschlichen Konflikte, die Luise betreffen, soll gezeigt werden, wie das gesamte Stück um ihre Figur aufgebaut ist. Die Arbeit betrachtet die verschiedenen Komponenten des Dramas – politische, soziologische, psychologische und theologische – als Einheit, um ein vollständiges Bild der Konflikte und ihrer Auswirkungen auf Luise zu erhalten.
- Die Rolle von Luise Millerin als Zentrum des Dramas
- Die Bedeutung der Vater-Tochter-Beziehung für Luises inneren Konflikt
- Die Auswirkungen von Intrigen und Machtstrukturen auf Luises Schicksal
- Die Auseinandersetzung zwischen Bürgertum und Adel im Kontext von Liebe und Moral
- Die komplexen Beziehungsdynamiken innerhalb der Figuren Konstellation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet Luise Millerin als Zentrum des Stückes und zeigt, wie sie trotz der ursprünglichen Namensgebung im Vordergrund steht. Es wird deutlich, dass die vielschichtigen Konflikte des Stücks, die weit über die traditionelle Auseinandersetzung zwischen Bürgertum und Adel hinausgehen, von Luises Entscheidungen und Erfahrungen geprägt sind.
Das zweite Kapitel analysiert die Konfliktstrukturen im Detail. Beginnend mit dem inneren Konflikt Luises, der durch die problematische Beziehung zu ihrem Vater Miller entsteht, wird im Folgenden die Rolle Luises in den verschiedenen zwischenmenschlichen Konflikten des Stückes beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Drama „Kabale und Liebe“ von Friedrich von Schiller, dem Konflikt zwischen Liebe und Moral im Kontext von gesellschaftlichen Machtstrukturen, der Rolle der Frau in einer patriarchalen Gesellschaft, der Bedeutung von Familie und sozialem Stand, der Analyse von Figurencharakteren, dem Einfluss von Intrigen und Manipulationen auf die Handlung und der Bedeutung von Luise Millerin als zentrale Figur des Dramas.
- Arbeit zitieren
- Corinna Roth (Autor:in), 2005, Konfliktstrukturen in Friedrich von Schillers "Kabale und Liebe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82255