Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang von sozialen Milieus und Bildung. Wie schon im Titel zu erkennen ist, geht es hier besonders um bildungsferne Milieus, also um Menschen mit niedriger oder sogar ganz ohne Bildung. Gemeinhin verstehen wir in unserer postmodernen Gesellschaft unter Bildung fast ausschließlich Schulbildung. Spricht man also von Bildungsfernen, so sind Menschen ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung gemeint. Bildungsabschlüsse gelten als Garant für die Chance auf einen gesicherten Lebensunterhalt; je höher der Bildungsabschluss, umso anerkannter ist ein Mensch in der Gesellschaft, und umso sicherer sind seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In unserer Gesellschaft belegt man mit einem Abschluss sein Wissen und seine Intelligenz, und das gibt Selbstbewusstsein. Bildungsferne Menschen werden leicht, ohne nachzufragen, als faul oder gar dumm verurteilt. Diese fehlende gesellschaftliche Anerkennung ist oft auch Ursache für Langzeitarbeitslosigkeit und den sozialen Abstieg. Um die eigenen Kinder vor diesem Schicksal zu bewahren, wird für diese meist ein guter Schulabschluss angestrebt. Nicht selten fordern Eltern Leistungen von ihren Kindern, die sie selbst nie erbringen konnten. Sie wollen ihren Kindern Chancen bieten, die sie selber nicht bekommen haben.
Wie viel Eltern für die schulische Laufbahn ihrer Kinder tatsächlich tun, was für sie Schule bedeutet und wie Kinder möglicherweise auch unter den Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen, die sich ihre Eltern für sie zurechtgelegt haben, leiden müssen, wird sich in den Interviews der Studie zeigen. Die Ergebnisse sind zum Teil erschütternd. Sie stellen die Bedeutung der Schule im Kampf um den sozialen Aufstieg dar und spiegeln gleichzeitig die Abneigungen und Ängste der Eltern gegenüber der Institution Schule wider, die sich aus der eigenen Bildungsbiographie ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vom Klassenbegriff zum Milieubegriff
- Soziale und kulturelle Reproduktion
- Soziale und kulturelle Reproduktion durch das Elternhaus
- Soziale und kulturelle Reproduktion durch die Schule
- Auswahl der Erhebungsmethode
- Das leitfadengestützte Interview
- Biographie- und Lebensstilforschung als zentrale
- Vorbereitung und Durchführung der Interviews
- Auswertung der Interviews
- Interview 1: Familie Jakob
- Vor dem Interview: Der erste Eindruck
- allgemeine Biographie und Bildungsbiographie
- Einstellungen gegenüber der Schule
- Transkript des Interviews
- Interview 2: Familie Rick
- Vor dem Interview: Der erste Eindruck
- allgemeine Biographie und Bildungsbiographie
- Einstellungen gegenüber der Schule
- Bildungsvorstellungen und Bildungserwartungen
- Transkript des Interviews
- Vergleich der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen sozialen Milieus und Bildung, insbesondere mit dem Einfluss von bildungsfernen Milieus auf die Bildungschancen von Kindern. Der Fokus liegt dabei auf den Bildungsvorstellungen und -erwartungen der Eltern und deren Auswirkungen auf die Bildungsbiographie ihrer Kinder. Die Arbeit will die Herausforderungen und Chancen der sozialen Reproduktion durch Schule und Elternhaus untersuchen, wobei die Bedeutung der eigenen Schulzeit der Eltern und deren Einfluss auf die Einstellungen gegenüber Schule in den Mittelpunkt gestellt wird.
- Soziale und kulturelle Reproduktion
- Bildungsvorstellungen und -erwartungen von Eltern aus bildungsfernen Milieus
- Einfluss der eigenen Bildungsbiographie der Eltern auf die Einstellung gegenüber Schule
- Die Rolle von Schule im Kampf um den sozialen Aufstieg
- Herausforderungen und Chancen von Ganztagsschulen in Bezug auf die soziale Reproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt den Zusammenhang zwischen Bildung, sozialen Milieus und der Rolle von Schule im sozialen Aufstieg heraus. Der zweite Abschnitt beleuchtet den Begriff des sozialen Milieus und die verschiedenen Ungleichheitstheorien. Kapitel 3 beleuchtet die soziale und kulturelle Reproduktion durch Elternhaus und Schule. In den folgenden Kapiteln werden zwei Interviews mit Familien aus bildungsfernen Milieus vorgestellt und analysiert. Die Ergebnisse werden im Kapitel 7 verglichen und im Fazit zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der sozialen Ungleichheit, der Bildungsvorstellungen und -erwartungen von Eltern aus bildungsfernen Milieus, der sozialen und kulturellen Reproduktion, der Rolle von Schule im Kampf um den sozialen Aufstieg, der Bildungsbiographie, den Einstellungen gegenüber der Schule sowie der Bedeutung von Ganztagsschulen.
- Quote paper
- Andrea Kuschel (Author), 2006, Bildungsvorstellungen und Bildungserwartungen von Eltern aus so genannten bildungsfernen Milieus für ihre Kinder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82326