Der Erstabdruck der Novelle Leutnant Gustl von Arthur Schnitzler erfolgt am 25.12.1900. Sie wird also im gleichen Jahr wie Sigmund Freuds epochales wissenschaftliches Buch Die Traumdeutung publiziert, das - wenn auch oft ambivalent beurteilt - einen Meilenstein für Medizin, Gesellschaft und Kultur darstellt und das folgende Jahrhundert in vielen Bereichen, auch im literarischen, nachhaltig prägt.
Hinzu kommen zahlreiche persönliche Erfahrungen Schnitzlers als Nervenarzt in der medizinischen Praxis, die sicherlich ebenso wie die Stimmung im Wien des Fin de Siècle mehr oder weniger stark auf seine frühe Erzählung Einfluss genommen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wiener Moderne
- Jung-Wien
- Die „Kaffeehaus-Literaten“
- Das Unbewusste um 1900
- Sigmund Freud und Arthur Schnitzler
- Psychologisierung der Literatur und Literarisierung der Psychologie
- Innerlichkeit als literarisches Konzept
- Leutnant Gustl, formal und inhaltlich – eine Novelle?
- Innerer Monolog
- Persönlichkeitskonzept im Wandel
- Das Ich
- Unbewusstes beim Leutnant
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Unbewussten in Arthur Schnitzlers Novelle „Leutnant Gustl“ im Kontext der Wiener Moderne. Sie beleuchtet den Einfluss von Sigmund Freuds Psychoanalyse auf Schnitzlers Werk und analysiert die Darstellung innerer Konflikte und die Rolle des Ichs in der Erzählung.
- Die Wiener Moderne und ihre literarischen Strömungen
- Der Einfluss von Sigmund Freud auf die Literatur
- Die Darstellung des Unbewussten in „Leutnant Gustl“
- Innerlichkeit und der innere Monolog als literarische Mittel
- Das Persönlichkeitskonzept im Wandel um 1900
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung situiert die Novelle „Leutnant Gustl“ von Arthur Schnitzler im Kontext ihrer Veröffentlichung im Jahr 1900, gleichzeitig mit Freuds „Traumdeutung“, und hebt die Bedeutung des fin de siècle Wien und Schnitzlers Erfahrung als Nervenarzt hervor. Sie legt den Grundstein für die Untersuchung der psychologischen Aspekte der Novelle und deren Einbettung in die gesellschaftlichen und kulturellen Strömungen der Zeit.
Die Wiener Moderne: Dieses Kapitel beschreibt die Wiener Moderne als eine Zeit des ambivalenten Übergangs zwischen Modernität und Dekadenz, geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung und Krisen, Fortschrittsglaube und Frustration. Es analysiert die Entstehung einer „passiven“ Gegenbewegung zur Vätergeneration innerhalb des Bildungsbürgertums und betont den Wunsch nach neuer Orientierung in einer sich schnell verändernden Welt. Der Fokus liegt auf der „Wendung nach Innen“ und der zunehmenden Erforschung des eigenen Inneren, als prägendes Element der literarischen Moderne.
Jung-Wien: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Gruppe „Jung-Wien“, zu der Schnitzler gehörte. Es charakterisiert deren Fokus auf die innere Welt des Individuums, die gesteigerte Sensibilität und die Beschäftigung mit Nervenleiden als Ausdruck eines umfassenderen Leidens an der Moderne. Die Kapitel beschreibt den Bruch mit dem Naturalismus und die Hinwendung zu neuen Formen wie der Novelle und betont die Suche nach neuen Werten und die Auflösung des traditionellen Ichs.
Die „Kaffeehaus-Literaten“: Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Wiener Kaffeehauskultur als Ort des literarischen Austauschs und der Repräsentation des Dekadenzbewusstseins. Es beschreibt die lose Organisation der Treffen, die soziale Zusammensetzung der Teilnehmer und die Bedeutung des Feuilletons als literarische Form. Die Kapitel hebt die Themen Selbstbespiegelung, Empfindungskomplexität und die zunehmende Einarbeitung von Träumen in die literarischen Werke hervor, unter dem Einfluss von Freuds Theorien.
Innerlichkeit als literarisches Konzept: Dieser Abschnitt analysiert die literarischen Konzepte der Innerlichkeit, des inneren Monologs und die sich verändernden Persönlichkeitskonzepte im Kontext der Wiener Moderne. Es wird die Bedeutung dieser Konzepte für das Verständnis von „Leutnant Gustl“ thematisiert, wobei die Formalia der Novelle ebenso wie inhaltliche Aspekte beleuchtet werden.
Unbewusstes beim Leutnant: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse des Unbewussten in Schnitzlers „Leutnant Gustl“. Es untersucht die Darstellung von unbewussten Trieben, Konflikten und ihren Auswirkungen auf das Verhalten der Hauptfigur. Die Kapitel stellt die Verbindung zum Konzept der Innerlichkeit und den psychoanalytischen Theorien Freuds her.
Schlüsselwörter
Wiener Moderne, Arthur Schnitzler, Leutnant Gustl, Sigmund Freud, Unbewusstes, Innerlichkeit, Innerer Monolog, Psychoanalyse, Fin de Siècle, Jung-Wien, Kaffeehausliteratur.
Häufig gestellte Fragen zu "Leutnant Gustl" und der Wiener Moderne
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Arthur Schnitzlers Novelle "Leutnant Gustl" im Kontext der Wiener Moderne und untersucht die Bedeutung des Unbewussten, beeinflusst von Sigmund Freuds Psychoanalyse. Sie beleuchtet die Darstellung innerer Konflikte, die Rolle des Ichs und die literarischen Mittel wie Innerlichkeit und inneren Monolog. Die Arbeit betrachtet "Leutnant Gustl" vor dem Hintergrund der literarischen Strömungen der Wiener Moderne, insbesondere "Jung-Wien" und der "Kaffeehaus-Literaten".
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Wiener Moderne, den Einfluss Freuds auf die Literatur, die Darstellung des Unbewussten in "Leutnant Gustl", Innerlichkeit und inneren Monolog als literarische Mittel, sowie das Persönlichkeitskonzept um 1900. Es werden "Jung-Wien", die "Kaffeehaus-Literaten" und die spezifischen formalen und inhaltlichen Aspekte der Novelle "Leutnant Gustl" untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, beginnend mit einer Einleitung und einer Beschreibung der Wiener Moderne und "Jung-Wien", gefolgt von einer Betrachtung der "Kaffeehaus-Literaten" und der Rolle des Unbewussten. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Konzept der Innerlichkeit und dem inneren Monolog. Der Hauptteil analysiert das Unbewusste in "Leutnant Gustl", bevor die Arbeit mit einer Schlussbemerkung abschließt. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel erleichtern die Navigation.
Welche Bedeutung hat Sigmund Freud für die Analyse?
Sigmund Freuds Psychoanalyse spielt eine zentrale Rolle in der Analyse von "Leutnant Gustl". Die Arbeit untersucht, wie Freuds Theorien über das Unbewusste die Darstellung innerer Konflikte und das Verhalten der Hauptfigur beeinflussen. Der Einfluss Freuds auf die Literatur der Wiener Moderne und speziell auf Schnitzlers Werk wird detailliert betrachtet.
Wie wird das Unbewusste in "Leutnant Gustl" dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung unbewusster Triebe und Konflikte in "Leutnant Gustl" und untersucht, wie diese die Handlungen und das Verhalten der Hauptfigur beeinflussen. Der Zusammenhang zwischen dem Unbewussten, der Innerlichkeit und den psychoanalytischen Theorien Freuds wird hergestellt.
Welche Rolle spielt die Wiener Moderne?
Die Wiener Moderne bildet den historischen und kulturellen Kontext der Arbeit. Sie wird als eine Zeit des ambivalenten Übergangs zwischen Modernität und Dekadenz beschrieben, geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung und Krisen. Der Fokus liegt auf der "Wendung nach Innen" und der Erforschung des eigenen Inneren als prägendes Element der literarischen Moderne.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Wiener Moderne, Arthur Schnitzler, Leutnant Gustl, Sigmund Freud, Unbewusstes, Innerlichkeit, Innerer Monolog, Psychoanalyse, Fin de Siècle, Jung-Wien, Kaffeehausliteratur.
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- Barbara Schilling (Autor:in), 2007, Die Bedeutung des Unbewussten in Arthur Schnitzlers Leutnant Gustl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82332