Alter. Ein Rand- oder Kernthema in unserer Gesellschaft

Der Klinische Sozialdienst als Akteur in der Geriatrie


Diplomarbeit, 2007

106 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland
2.1 Bedeutung des demographischen Wandels
2.2 Ursachen der demographischen Überalterung
2.2.1 Geburtenentwicklung
2.2.2 Lebenserwartung
2.3 Prognosen bis 2050
2.4 Auswirkungen auf das Gesundheits- und Sozialwesen
2.4.1 Gesetzliche Rentenversicherung
2.4.2 Gesetzliche Krankenversicherung
2.4.3 Gesetzliche Pflegeversicherung
2.4.4 Strukturwandel des Alters
2.4.5 Chancen und Risiken

3. Geriatrie
3.1 Begriffserklärung
3.1.1 Gerontologie
3.1.2 Geriatrie
3.1.3 Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation
3.2 Gesetzliche Strukturen
3.3 Aufgabenbereiche
3.3.1 Zielsetzung
3.3.2 Prinzipien
3.3.3 Gestaltung der Zusammenarbeit
3.4 Rehabilitation und Pflege
3.5 Geriatrische Tagesklinik
3.6 Erkrankungen in der Geriatrie
3.6.1 Indikationen
3.6.2 Krankheitsbilder
3.6.3 Spezielle Erkrankungen
3.7 Der geriatrische Patient
3.7.1 Physische Veränderungen
3.7.2 Psychische Veränderungen
3.7.3 Soziale Veränderungen
3.8 Das therapeutische Team
3.8.1 Der ärztliche Dienst
3.8.2 Aktivierende therapeutische Pflege
3.8.3 Physiotherapie
3.8.4 Ergotherapie
3.8.5 Psychologie und Klinische Neuropsychologie
3.8.6 Logopädie
3.8.7 Sozialarbeit- psychosoziales Angebotsspektrum

4. Klinische Sozialarbeit in der Geriatrie
4.1 Bedeutung der Klinischen Sozialarbeit in unserer Gesellschaft
4.2 Definition
4.3 Sozialpädagogisches Handeln
4.3.1 Ziele
4.3.2 Zielgruppen
4.3.3 Kompetenzen und Aufgaben

5. Praxisnahe Fallbeispiele
5.1 Fallbeispiele
5.1.1 Fallbeispiel 1
5.1.2 Fallbeispiel 2
5.1.3 Fallbeispiel 3
5.1.4 Fallbeispiel 4
5.2 Geriatrische Behandlungsverlauf
5.2.1 Krankenhausaufnahme
5.2.2 Arztgespräch
5.2.3 Sozialstatus
5.2.4 Teamgespräch
5.2.5 Angehörigengespräch

6. Poststationäre Versorgungsstrukturen
6.1 Selbsthilfepotentiale
6.2 Pflegende Angehörige entlasten
6.3 Leistungen ambulanter Pflegedienste
6.4 Mobile geriatrische Rehabilitation
6.5 Hilfepotential durch bürgerschaftlich engagierte Helfer und Helferinnen
6.6 Jung für Alt

7. Barrieren im Klinischen Sozialdienst
7.1 Aufnahmeprozess im Krankenhaus
7.1.1 Aufnahme
7.1.2 Einsatzgebiet des Sozialarbeiters
7.1.3 Öffentlichkeitsarbeit
7.2 Arztgespräch
7.2.1 Arzt-Patienten-Beziehung
7.2.2 Arzt-Patienten-Verhältnis
7.2.3 Einsatzgebiet des Sozialarbeiters
7.3 Therapeutisches Team
7.3.1 Kooperation über Dritte
7.3.2 Sozialarbeiter im Team
7.3.3 Kommunikationen und Dokumentation
7.3.4 Weiterbildung
7.3.5 Teilnahme an Gremien
7.3.6 Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen
7.3.7 Seelsorger
7.4 Klinischer Sozialdienst
7.4.1 DRG
7.4.2 Gesprächsraum
7.4.3 Rollenkonflikt
7.4.4 Identitätsverlust des Sozialarbeiters
7.4.5 Entlassungsmanagement
7.4.6 Integrierte Versorgung

8. Zusammenfassung

9. Literatur

10. Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Geburtendefizit

Abbildung 2 Lebenserwartung

Abbildung 3 Bevölkerungszahl

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Lebenserwartung bis 2050

Tabelle 2 Erwerbsalter

Tabelle 3 Rentenaltersgrenze

Tabelle 4 Höhe der Leistungen

1. Einleitung

Alt werden wollen die meisten Menschen in Deutschland, aber keiner will alt sein. Verwundert das? Unsere Gesellschaft zeichnet sich nicht damit aus, ältere und hilfebedürftige Menschen im Mittelpunkt des Interesses zu stellen. Die Gesundheitspolitik und der dazu parallel verlaufende demographische Wandel beeinflussen die Umsetzung geriatrischer Versorgungsstrukturen. Die Geriatrie erhebt den Anspruch, für die immer größer werdende Zahl der älteren Patienten, Konzepte zu entwickeln, die wesentlich zur Lösung des Gesamtproblems beitragen können. Gesetzliche und Strukturelle Veränderungen im Gesundheitssystem werden nicht von allen älteren Menschen positiv bewertet. Einige ältere Menschen sind mit der Angebotsvielfalt der gesellschaftlichen Netzwerke unzufrieden, ziehen sich zurück und resignieren letztendlich. Dieser Entwicklung entgegen zu wirken, erfordert eine professionelle Unterstützung durch den Klinischen Sozialdienst. Die Praxis signalisiert, dass die Effektivität und Effizienz nur entscheidend gesteigert werden kann, wenn geriatrische also ganzheitliche Behandlungsstrategien konsequent angewandt werden. Das immer weiter zu optimierende Niveau der geriatrischen Versorgung gegenüber der politisch verfolgten Kostensenkung im Gesundheits- und Sozialsystem zwingen den Klinischen Sozialdienst zu einer neuen Positionierung und eigenem Rollenverständnis im System. Das Ziel, älteren Menschen bei der Erschließung sozialer Ressourcen und bei der Aktivierung eines patienteneigenen Netzwerkes zu unterstützen, ist nur durch eine intensive Zusammenarbeit mit internen und externen Leistungsträgern durchzusetzen. Eine Herausforderung für den Klinischen Sozialdienst ist es, sich mit den gegenwärtigen Tendenzen auseinanderzusetzen und daraus resultierende Angebote zu strukturieren, um die ältere Generation vom Abseits in den Mittelpunkt der spezifischen Versorgungssysteme zu stellen.

2. Die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland

2.1 Bedeutung des demographischen Wandels

In den Medien wird man oft mit den Aussprüchen, „Unsere Gesellschaft wird älter“ und Deutschland wird eine alte, arme und graue Nation, konfrontiert. Hinter diesen Aussagen verbirgt sich die hochbrisante Problematik des demographischen Alterns der Bevölkerung in Deutschland. Der demographische Wandel stellt Politik und Gesellschaft vor neue Aufgaben (vgl. Tesch-Römer 2006, S. 11).

Diesen Herausforderungen müssen sich nicht nur die Sozial- und Finanzpolitiker sondern auch die Altersforscher stellen. Das Altern berührt nicht nur jeden Menschen sondern die Wirtschaft, die Sozialstruktur und das Gesundheitsversorgungssystem der Gesellschaft. Dieses neue Phänomen „Altern“ hat zur Folge, dass nach neuen Ideen, Programmen und Maßnahmen gesucht werden muss, um zu erreichen das Gesundheit und Wohlbefinden gesellschaftlich akzeptiert sowie wirtschaftlich kompetent durchgesetzt werden kann (vgl. Gatterer 2003, S. Vorwort).

Die Strukturen der modernen Gesellschaften haben sich erheblich gewandelt, weil sich die Altersverteilung bereits heute und auch auf längere Sicht verändert und dadurch eine „neue“ Gesellschaft entstanden ist. Viele moderne Gesellschaften sind auf dem Wege zur „ergrauten Gesellschaft“, weil bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts der Anteil der über 60-jährigen Menschen sprunghaft ansteigen und dann mehr als ein Drittel der Bevölker­ung ausmachen wird. Die niedrige Geburtenhäufigkeit und steigende Lebenserwartung haben eine langfristige verlaufende Strukturverschiebung im Altersbau zu Ungunsten der jüngeren Bevölkerungsanteile ausgelöst (vgl. Prahl 1924, S. 9f). „Ein wichtiger Bestandteil der schleichenden Revolution des demographischen Wandels ist die Alterung der Gesellschaft: Nicht allein die absolute Zahl alter und hochaltriger Menschen sondern insbesondere ihr relativer Anteil an der Bevölkerung steigt und wird in den nächsten Jahrzehnten bei zugleich schrumpfender Gesamtbevölkerungszahl stärker als je zuvor zunehmen“ (Tesch-Römer 2006, S. 11). Das bedeutet, Altern ist ein nicht umkehrbarer langfristiger Vorgang, der zudem globale Ausmaße annimmt. Deshalb ist es von enormer Bedeutung den Prozess der demographischen Alterung in seinen komplexen Wirkungen am gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu messen. Dabei gerät die Gesellschaft in ihren verschiedenen Teilbereichen immer mehr unter Veränderungsdruck. Es wird nicht nur Flexibilität oder ein theoretisches Grundverständnis von Solidarität verlangt sondern auch die generelle Bereitschaft, für benachteiligte Gruppierungen in unserer Gesellschaft einzustehen. Die Alterung der Bevölkerung führt unerlässlich zu Veränderungen der GRV, GKV und GPV. Dies resultiert aus dem zunehmenden quantitativen Anteil der Älteren und den qualitativen Veränderungen, weil chronische Krankheiten und Pflegebedürftigkeit eine enorme Herausforderung für Gerontologie, Geriatrie sowie für die Gesundheits- und Sozialpolitik darstellen (vgl. Schimany 2003, S. 13). Der Gesundheitszustand über die gesamte Lebensspanne hinweg ist im entscheidenden Maß für die individuelle Lebensqualität verantwortlich. Mit dem fortschreitenden Alter steigt das Risiko einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes, insbesondere fühlen sich ältere Menschen häufig durch gesundheitliche Beschwerden in ihrem subjektiven Wohlbefinden beeinträchtigt. Dennoch ist das Erreichen eines hohen Alters nicht zwangsläufig mit Gebrechen, Krankheiten und Verlusten verbunden. Denn anders als früher sind alte Menschen heute gesünder, mobiler und aktiver (vgl. Prahl 1924, S. 10). Einerseits setzt sich die ältere Bevölkerung selbst mit den Anforderungen, Einschränkungen und Belastungen des Alters auseinander und auf der anderen Seite haben aber auch alte Menschen einen Anspruch auf eine Auswahl von Dienstleistungen und auf Mitbeteiligung an der Organisation sozialer Angebote (vgl. Karl 1993, S. 12). Eigenbeteiligung, Vorsorge oder Selbstbestimmung sind dabei bedeutende Schlagwörter. Viele Dienstleistungen müssen sich den steigenden Marktmechanismen anpassen und umfangreiche Angebote anbieten. Der aktuelle demographische Wandel sowie die Einführung der GPV führten zu einem entscheidenden Paradigmenwechsel: dem anspruchsberechtigen Pflegebedürftigen wird die Rolle eines Kunden zugewiesen. Die geplanten Veränderungen im Gesundheitswesen zielen in dieselbe Richtung. Eine neue Krankenhausfinanzierung oder so genannte integrierte Versorgung ist der Nachweis dafür (vgl. Zippel 2003, S. 13). Das Alter, Altern und alte Menschen befinden sich in der heutigen Zeit wie zu keiner anderen Epoche im Mittelpunkt des Interesses und der Handlungsmaxime des Gesundheitswesens. Der individuelle Lebensplan und die Lebensinhalte der Betroffenen sind bedeutungsvolle Entscheidungshilfen bzw. die oberste Richtschnur für den Sozialarbeiter. Die Aufgabe des Sozialarbeiters ist es, die Versorgungs-, Absicherungs- und Angebotssysteme dem Betroffenen transparent zu machen (vgl. Zippel 2003, S. 14). In Krisensituationen, in denen rasche professionelle Hilfe gefordert ist, besteht in vielen Fällen das Problem, dass der Markt öffentlicher Dienstleistungen nicht einfach zu überschauen und zu beurteilen ist. Kurzfristige erreichbare und unbürokratisch wirksame (niederschwelliger) Unterstützungsangebote sind daher gleichermaßen gefordert, wie auf lange Sicht angelegte Anpassungen der Hilfen (vgl. Böhme 2004, S. 122). Die Aufgabe des Sozialarbeiters ist es sowohl die Einzelfallebene zu betrachten, als auch die regionale und politische Ebene zu fördern (vgl. Zippel 2003, S. 14). Eine richtige Balance zwischen den Alternativen des Einzelnen und den Entfaltungschancen, die eine Gesellschaft gewährt, ist die Voraussetzung, um die Ziele ihrer Bürger und Bürgerinnen zu verwirklichen (vgl. Böhme 2004, S. 122). Diverse Akteure wie z.B. Politik, Medien und Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Berufsgruppen können dabei behilflich sein, individuell zugeschnittene Hilfen für die Zielgruppe Älterer früh genug zu entwickeln, anzuwenden und bei auftretenden Veränderungen der Situation neu anzupassen. Fördernde Faktoren, wie individuelle Ressourcen der Betroffenen und externe Ressourcen der Gesellschaft erlangen im höheren Alter zunehmend an Bedeutung. Die verschiedenartigen Angebote lassen die Autonomie und Lebensqualität älterer Menschen aufrechterhalten oder sogar entscheidend verbessern (vgl. Böhme 2004, S. 120).

Durch die Überalterung der Gesellschaft wird immer mehr der Strukturwandel der Familie beeinflusst. Die Familie wird kleiner, instabiler und die Familienphase ist zeitlich begrenzt. Im Gegenzug steigen jedoch die gestellten Anforderungen der innerfamiliären Pflege an die erwachsenen Kinder an, die für die hochbetagten Eltern sorgen (vgl. Karl 1993, S. 12). Dennoch erweckt es den Anschein, dass die Familie ein abstrakter Wert in unserer Gesellschaft geworden ist. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat vor allem die Familie die Hauptlast getragen, wenn es darum ging, ältere Angehörige zu ermutigen, zu stützen und beiläufige Einschränkungen auszugleichen. Vielfach werden jedoch durch die erforderlichen Hilfen die Belastbarkeitsgrenzen überschritten. Deshalb ist es notwendig, präventiv einzugreifen, indem zusätzliche Hilfestellungen, die über das familiäre Netzwerk hinausgehen in die Unterstützung mit einzubeziehen. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen älter werden, sind zum einen nicht nur klare Regelungen erforderlich, die den Einzelfall betrachten sondern auch gesamtgesellschaftliche Schritte, die sich mit der Vorbereitung auf das Altern beschäftigen. Moderne Gesellschaften werden durch Institutionen, Großaggregate oder Wertesysteme und durch die altersmäßige Zusammensetzung der Bevölker­ung charakterisiert. Die Soziologie steht bei alledem in enger Kooperation mit der Bevölkerungswissenschaft (Demographie), die seit langem Statistiken über Geburten, Sterblichkeit, Gesundheit oder Krankheit aufstellt. Aufgrund von Erhebungen und Statistiken kann man die Entwicklung und Zusammensetzung der jeweiligen Bevölkerung ableiten (vgl. Schroeter 1999, S. 25).

2.2 Ursachen der demographischen Überalterung

Politische Vorhaben und Entscheidungen, die für Staat und Gesellschaft wichtig sind, zeigen immer deutlicher einen Zusammenhang mit der Bevölkerungsstruktur auf. Sie stellt die inneren Gesetzmäßigkeiten unter folgende zwei Tendenzen: eine Bevölkerungsabnahme, die auf einen Abfall der Anzahl der Neugeborenen unter die Zahl der Sterbefälle zurückzuführen ist. Das bedeutet einmal weniger Menschen, aber langfristig auch eine Schmälerung der Elternbasis der nachfolgenden Generationen. Bei der Betrachtungsweise bleibt der Einfluss der Migranten auf den Altersprozess unberücksichtigt, da beständige Zuwanderungen langfristig den Altersprozess nur im geringen Maße beeinflussen.

Die zweite überragende Tendenz wird mit der Alterung der Bevölkerung oder akademisch exakter demographischer Alterung bezeichnet. Das Nachwachsen von geburtenschwachen Jahrgängen und die steigende Lebenserwartung in höheren Alterstufen bewirkt eine Gewichtsverlagerung zu den Jahrgängen hin, die in der zweiten Lebenshälfte stehen (vgl. Schimany 2003, S. 15). Daraus resultiert, dass das fiktive Durchschnittsalter der Bevölkerung ansteigt. Diese Entwicklung ist im Komplex unter Berücksichtigung entscheidender Faktoren, wie Geburtenentwicklung und Lebenserwartung zu betrachten.

2.2.1 Geburtenentwicklung

Die demographische Literatur verwendet Begriffe wie „Fruchtbarkeit“ und „Fertilität“. Diese werden gewöhnlich als sinnverwandte Wörter gebraucht oder eingesetzt (vgl. Schimany 2003, S. 159). Ein Rückblick auf die Geburtenrückgänge während des Industrialisierungsprozesses soll verdeutlichen, dass dies mit eine Ursache der demographischen Alterung ist. Der erste Geburtenrückgang ereignete sich mit der ersten Phase der Industrialisierung und hat sich zwei Generationen lang bis hin zur Weltwirtschaftskrise 1929 hingezogen. Vor dieser Zeit dominierte die bäuerliche Kultur. Es musste mehr Nachwuchs gezeugt werden, damit das Überleben der Eltern sichergestellt werden konnte und aufgrund der hohen Kindersterblichkeit, die positive Bevölkerungsbilanz mit mehr Geburten als Sterbefällen kompensiert werden. In den Jahren 1871-1880 wurde eine Frau 45 bis 50 Jahre alt und brachte oft 5 Kinder zur Welt (vgl. Bundesministerium 1994, S. 7). Ab 1930 und folgenden Jahren waren es nur noch 2,2 bis 2,0 Kinder. Dies ist das Resultat der beiden Weltkriege sowie der Weltwirtschaftskrise. Die Geburtenentwicklung zeigt in Deutschland seit 1945 einen starken ungleichmäßigen Verlauf. In ihr spiegeln sich die Entwicklungen im Altersaufbau der Bevölkerung wieder, die überwiegend auf die Menschenverluste der beiden Weltkriege zurückzuführen sind und so noch Generationen später nachwirken. Sie ist andererseits geprägt durch die Veränderungen der ganz persönlichen Entscheidungen darüber, wie viele Kinder eine Frau wann zur Welt bringt. Um die Fertilität zu erfassen, analysiert man das Geburtenverhalten und die Kinderzahl von Frauen und Paaren. Dieses Verhalten (also auch Unterlassungen) nannte Gerhard Mackenroth „generatives Verhalten“. Es ist abhängig von sozialen und ökonomischen Strukturen, kulturellen Wertesystemen und familiären Sinnorientierungen. Eine starke Zunahme der Geburten gab es erst in den 50er Jahren, als viele Paare die im Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgeschobene Familiengründung nachholten. Ein weiteres Geburtenhoch folgte in der ersten Hälfte der 60er Jahre. Dieser Babyboom lässt sich durch das Wirtschaftswunder und den daraus resultierenden gestiegenen Wohlstand erklären. Anfang der 70er Jahre war jedoch wieder ein starker Geburtenrückgang zu verzeichnen. Der säkulare Geburtenrückgang ist das Ergebnis veränderter Kinderzahlen je Frau (vgl. Bundesministerium 1994, S. 7). Die Anzahl der Frauen, die sich zur Kinderlosigkeit entschließen oder keine Kinder bekommen können, hat kontinuierlich mit steigendem Lebensstandard zugenommen. So bringen z.Z. in Deutschland rund 30% aller Frauen bis zum 32. Lebensjahr keine Kinder mehr zur Welt und unter Akademikerinnen liegt der Anteil sogar bei 40% (vgl. Zippel 2003, S. 21). Auch in der Zukunft wird die Gesellschaft mit weiteren Geburtenrückgängen rechnen müssen. Ursache dafür ist, dass jede folgende Müttergeneration kleiner sein wird, als die vorherige. Bei der Fortsetzung dieser demographischen Entwicklung wird sich das Geburten-defizit von 144 000 im Jahr 2005 in den nächsten 40 Jahren auf ca. 570 000 bis 600 000 erhöhen (Abb.1).

2.2.2 Lebenserwartung

Eine weitere bedeutende Ursache des demographischen Altersprozesses ist die Zunahme der Lebenserwartung der Bevölkerung. Die zunehmende Lebenserwartung ist immer im Zusammenhang mit einer sinkenden Sterblichkeit zu betrachten. Immer mehr Menschen werden immer älter. In den früheren Generationen wurden die Menschen selten älter als 35 Jahre. Die Geschichte zeigt, das der Prozess des Alterns weniger die Folge der Natur als vielmehr der Zivilisation der verschiedenen Zeitepochen ist (vgl. Schimany 2003, S. 101).

Von der Frühgeschichte bis zum 18. Jahrhundert betrug die Lebenserwartung im Durchschnitt relativ gleichbleibend 30 bis 35 Jahre. Zum Ende des 19. Jahrhunderts ist ein Anstieg auf rund 45 Jahre zu verzeichnen (Abb. 2).

Diese Entwicklung ist hauptsächlich der fortdauernden Senkung der Säuglingssterblichkeit zu zuschreiben. In der Zeit von 1871-1881 sind rund ein Viertel aller Neugeborenen im ersten Lebensjahr gestorben. 1949-1951 waren es nur noch 6%. Im Jahr 2004 lag die Säuglingssterblichkeit bereits unter 6% (vgl. Eisenmenger 2006, S. 38). Eine ständige Steigerung der Lebenserwartung charakterisiert das 20. Jahrhundert. Der Gewinn an Lebenserwartung ist z.B. die Folge großer Leistungen im Gesundheitswesen, verbesserten Lebensbedingungen und Lebensstilen, stabiler und ausgeglichener Ernährung sowie ständig wachsendem Fortschritt in der Hygiene und der Medizin. Die Wahrscheinlichkeit alt zu werden, wird von Jahr zu Jahr größer (vgl. Gatterer 2003, S. 5). Auch für ältere Personen ist die durchschnittliche Lebenserwartung gestiegen. Mit der Lebenserwartung drückt die Statistik einen erwartbaren Lebenszeitraum aus, den Neugeborene zum jeweils angegebenen Zeitpunkt hatten bzw. heute haben. Die Auswertung der Statistik zeigt, das 60-jährige Männer bereits 1871-1881 mit einer weiteren durchschnittlichen Lebenserwartung von 12,1 Jahren registriert sind. Eine Frau kann hingegen von 12,7 Jahren ausgehen. 2002/2004 sind es für gleichaltrige Männer insgesamt 80 Jahre und für Frauen 84,1 Jahre (vgl. Eisenmenger 2006, S. 38). Obwohl aufgrund verbesserter medizinischer und sozialer Versorgung mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung in der Zukunft zu rechnen ist, sind die Verbesserungspotentiale an einem bestimmten Zeitpunkt fast ausgeschöpft. Es stellt sich jedoch die Frage, wie sich die Gesellschaft und die Menschen mit dem Thema „hohes“ Lebensalter auseinandersetzen und wie die Entwicklung mit all ihren Folgen trotzdem für alle ein menschenwürdiges, finanzierbares, zukunftorientiertes Leben ermöglicht.

2.3 Prognosen bis 2050

Die Bevölkerungsentwicklung zeigt, dass die demographische Alterung einer der für das 21. Jahrhundert am klarsten erkennbaren Trends ist. Der demographische Wandel ist immens und macht es erforderlich, über Veränderungen im Bevölkerungsabbau intensiv nachzudenken und mögliche Konsequenzen aufzuzeigen. Die Einwohnerzahl Deutschlands von heute rund 82 Mill. wird aller Voraussicht noch bis 2050 auf rund 69 Mill. sinken (Abb. 3). Diese sich abzeichnende Entwicklung ist eine Herausforderung, der von allen Seiten aus begegnet werden muss. Hier sind nicht nur Politiker in Bund, Kommunen und Ländern zum Handeln aufgerufen sondern auch die Wirtschaft, das Gesundheitswesen, der Wohnungsmarkt, die Städte- und Verkehrsplanung, aber vor allem auch Bildung und Wissenschaft. Der demographische Wandel und die enorme Verlängerung der durchschnittlichen Lebenszeit dürfen nicht primär als Problem sondern müssen als Gewinn für unsere Gesellschaft gesehen werden.

Ein Wunschtraum der Menschheit, möglichst alt zu werden, scheint zunehmend erfüllbar. Im Jahr 2050 wird die statistische Lebenserwartung der Frauen 88 Jahre und die der Männer 83,5 Jahre betragen (Tab.1). Diese Menschen sind weder der alte, graue Teil unserer Gesellschaft, noch sind sie als Rentenberg anzusehen. Sie sind vielmehr Menschen einer Generation, die es verdienen sich mit deren altersbedingten Problemen auseinanderzusetzen.

2.4 Auswirkungen auf das Gesundheits- und Sozialwesen

Der Altersprozess ist ein Anliegen der sozialen Sicherheit. Über die Hälfte aller für Systeme der sozialen Sicherheit aufgewandten Ressourcen sind für die Bereitstellung von Renten bestimmt. Die Gesundheitsausgaben und Programme für soziale Wohlfahrt, einschließlich Sondermaßnahmen für die Langzeitpflege gebrechlicher Betagter, kommen zu dem Beitrag hinzu. Dadurch wird das tägliche Leben zahlreicher alter und betagter Menschen positiv oder negativ beeinflusst. Sie schützen Einkommen, ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen und ihre Würde als Bürger und Personen. Wörter wie „Überalterung“, „demographischer Niedergang“ oder „negative Bevölkerungsentwicklungen“ sollen nicht dazu führen, dass die demographische Entwicklung negativ bewertet wird. Durch die demographische Entwicklung werden das Gesundheits- und Sozialwesen stärker belastet. Die Wechselwirkungen zwischen dem deutschen Sozialsystem und der demographischen Entwicklung in Deutschland werden daher in Zukunft wichtige Determinanten der wirtschaftlichen Entwicklung bleiben. Reformen, Reformdebatten werden verlangt, weil ohne Reformen die heutige soziale und medizinische Versorgung nicht in gleicher bzw. verbesserter Qualität fortgesetzt werden kann (vgl. Zippel 2003, S. 25). Der Klinische Sozialarbeiter muss sich mit den gegebenen Daten der Bevölkerungsentwicklung auseinandersetzen, beobachten, immer auf den aktuellen Stand sein, um die Hilfen auf die ältere Generation abstimmen zu können.

2.4.1 Gesetzliche Rentenversicherung

Die demographische Alterung macht besonders den Rentenkassen zu schaffen. Immer weniger junge Menschen stehen einer wachsenden Zahl Älterer gegenüber. Die GRV steht aktuell wie kein anderes gesellschaftliches Subsystem im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzung. Selbst eine sehr hohe Zuwanderung von jungen Menschen könnte den Altersquotient zwischen Menschen im arbeitsfähigen Alter zu den Menschen im Rentenalter nicht in Balance halten (vgl. Zippel 2003, S. 27). Im Jahr 2050 wird die Bevölkerung im Erwerbsalter um 22% bis 29% niedriger sein als 2005. Die zunehmende Zuwanderung wurde hier bereits mit einberechnet (Tab.2). Wenn man das Verhältnis von berufstätigen Personen zu Personen im Rentenstand aufrechterhalten will, müsste regelmäßig das Ruhestandsalter erhöht werden. Ein weiterer Weg ist, das Rentenniveau zu senken bzw. den Beitragssatz zu steigern. Die große Koalition der Bundesregierung hat sich 2007 für die Erhöhung des Renteneintrittsalters entschieden. Damit soll die Regelaltersgrenze von 2012 an, beginnend mit dem Jahrgang 1947 bis zum Jahr 2029, schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Für die Jahrgänge ab 1964 gilt damit erstmals die Regelaltersgrenze von 67 Jahren (Tab.3). Das ohnehin schon komplizierte deutsche Rentensystem ist durch die neuen Reformen nicht einfacher zu verstehen. Im Gegenteil, die Erhöhung des abschlagfreien Renteneintrittsalters sorgt für Verwirrung. Es treten viele Fragen auf z.B. wann kann man in Rente gehen, welche Rentenarten gibt es, wann und für wen haben diese Gültigkeit. Diese Veränderungen im Rentensystem sind nur eine Vorstufe von weiteren Reformen. Heute müssen sich die Erwerbstätigen neben dem jetzt bestehenden Rentensystem zusätzlich eine Alterssicherung aufbauen. Die Umlagefinanzierung der GRV kann jedoch durch eine private Zusatzversicherung nicht ersetzt sondern nur ergänzt werden (vgl. Zippel 2003, S. 27). Der Sozialarbeiter hat nicht die Aufgabe der Rentenberatung im stationären Bereich sondern vielmehr muss er seine Sachkenntnisse einbringen, damit die Kompetenz und Selbstständigkeit der älteren Menschen weitgehend erhalten bleibt. Durch ein professionelles Handeln muss der Sozialarbeiter versuchen, die altersbedingten Belastungen für den Einzelnen und das Sozialgefüge so gering wie möglich zu halten. Die neuen Systemveränderungen bedingen, dass sich der Sozialarbeiter mit Veränderungen in seinem Tätigkeitsfeld auseinandersetzen muss, um alten Menschen Unterstützung zu geben und passende Hilfen anzubieten.

2.4.2 Gesetzliche Krankenversicherung

Nach dem SGB V §1 sind die GKV als Solidaritätsgemeinschaften gegenüber den Versicherten verpflichtet, im Rahmen der bestehenden Gesetze, jeden Versicherten unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen und sozialen Status, die notwendigen medizinischen Behandlungen zu gewährleisten. Die jeweiligen Leistungen müssen grundsätzlich dem anerkannten medizinischen Standard entsprechen sowie zweckmäßig und ausreichend sein. Durch den demographischen Wandel haben die GKV in Deutschland seit Jahren mit gewaltigen Finanzproblemen zu kämpfen. Am 1. April 2007 trat eine neue Gesundheitsreform in Kraft und weitere Änderungen werden bis 2011 folgen (Vöcking 2007, S. 16f). Die Leistungen der häuslichen Krankenpflege sind nicht nur auf den Haushalt des Versicherten begrenzt sondern sie können auch in anderen geeigneten Einrichtungen erbracht werden z.B. betreute Wohnformen, altersgerechtes Wohnen. Aufgrund der Altersprozesse, die uns noch bevorstehen, werden sich die Probleme weiterhin verschärfen. Zuverlässige Statistiken zeigen, dass die Behandlungskosten im Alter ständig steigen (vgl. Zippel 2003, S. 28). Einerseits beeinflusst der demographische Wandel die Entwicklung von Gesundheit und Krankheit sowie die soziale Absicherung von Gesundheitsvorsorge, Krankheitsbehandlung und Krankheitsfolgen. Andererseits wird der demographische Wandel vor allem über die Beeinflussung der Lebenserwartung von der Entwicklung und Ausgestaltung des Gesundheitswesens mit gestaltet (vgl. Schimany 2003, S. 410). Diese Tendenzen werden sich mit Sicherheit verstärken. Es wird sich vorwiegend um Krankenhauskosten, Arzneimittel und Ausgaben für den Zahnarzt handeln. Im Gegensatz dazu bleiben die Kosten für Heil- und Hilfsmittel relativ konstant. Das Sinken der Einnahmen der GKV ist aufgrund der Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben zurückzuführen. Die sich öffnende Schere zwischen zunehmenden Ausgaben bei sinkenden Einnahmen erfordert eine Erhöhung des Beitragsatzes der GKV oder das Versorgungssystem verringert sich bzw. die Eigenbeteiligung wird stark erhöht. Der Leistungskatalog der Krankenkassen ändert sich ständig. Es werden Leistungen gekürzt bzw. Zuzahlungen erhöht (vgl. Zippel 2003, S. 29).

In der sozialen Gerontologie ist aufgrund dessen ein präventiver Ansatz für die soziale Altenarbeit zu verzeichnen. Dem Sozialarbeiter wird ein komplexes Aufgabengebiet entgegengestellt, indem die Begriffe Krankheit und Gesundheit in der täglichen Arbeit mit den Betroffenen von zentraler Bedeutung sind. Gesundheit ist ein hohes Gut und es betrifft uns alle! Jeder in seinem Leben ist für seine eigene Gesundheit verantwortlich. Durch Erfahrungen mit der Gesundheit und Krankheit hat jeder Einzelne in unserer Gesellschaft eine Eigenverantwortung für sich und Andere, um Gesundheit im Alter bei demographischer Alterung nicht unbezahlbar zu machen.

2.4.3 Gesetzliche Pflegeversicherung

Die GPV wurde mit dem Grundgedanken eingeführt, um dem Risiko der Pflegebedürftigkeit entgegenzuwirken und eine Grundversorgung der Pflegebedürftigen sicherzustellen (vgl. Schimany 2003, S. 431). Da die Zahl hochbetagter Menschen und der damit verbundene Anstieg chronischer Krankheitsfälle zunehmen wird, ist eine Erhöhung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland zu prognostizieren. Mit der Einführung der sozialen und privaten GPV durch das Pflegeversicherungsgesetz, als eigenständige fünfte Säule der Sozialversicherung wurden die Leistungen bei Pflegebedürftigkeit und ihre Finanzierung umfassend neu geregelt. Die demographische Alterung hat auf die GPV Einnahmen senkende und Ausgaben erhöhende Wirkungen. Auch hier steigen die Pro-Kopf Ausgaben für Pflegeleistungen mit zunehmendem Alter steil an. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird 2008 in Deutschland knapp 2 Mill. betragen und spätestens 2020 die 2,3 Mill. Marke überschritten haben. Grund für diese Entwicklung ist, dass sich bis 2050 die Anzahl der über 80-jährigen Menschen verdreifacht hat (vgl. Zippel 2003, S. 30). Weitere, ebenfalls demographisch bedingte Belastungen entstehen daraus, dass der Anteil der Personen, die lebenslang kinderlos bleiben, dramatisch gestiegen ist. Von den jüngeren Frauengenerationen bleibt jede dritte Frau zeitlebens kinderlos. Die Tendenz zur lebenslangen Kinderlosigkeit ist nach wie vor steigend. Der weit aus überwiegende Teil der Pflegeleistungen wird von den Kindern der Pflegebedürftigen und weiteren Angehörigen erbracht. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die kinderlos geblieben sind und außerfamiliäre Pflegeleistungen in Anspruch nehmen müssen, wird sich erhöhen (Dorbitz 2005, S. 35).

Aufgrund dessen ist es wichtig, die Pflegeinfrastruktur auszubauen, um den Grundsatz „ambulanter vor stationärer Pflege“ verstärkt gerecht zu werden. Nach §14 SGB XI sind Personen pflegebedürftig, die „(…) wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höheren Maße der Hilfe bedürfen“ (Sozialgesetzbuch 2005, S. 1251). Obwohl sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung positiv entwickelt hat, steigt der Anteil der Personen, die aufgrund von Krankheit und Behinderung vor allem im hohen Alter beeinträchtigt sind. Eine Unterteilung dieser Einschränkungen erfolgt zum einen im Bedarf an Hilfen zur Haushaltsbewältigung (Hilfebedürftigkeit) und zum anderen im Bedarf an pflegerischen Leistungen zur Kompensation von körperlichen Beeinträchtigungen (Pflegebedürftigkeit) (vgl. Schimany 2003, S. 430). Die Einteilung der Pflegebedürftigkeit ist in drei Pflegestufen festgeschrieben. Voraussetzung für den Leistungsanspruch ist nur erfüllt, wenn mindestens ein Bereich der Selbstversorgung betroffen ist z.B. Körperpflege, Ernährung, Mobilität. Hilfsbedürftigkeit bei der hauswirtschaftlichen Versorgung allein begründet keine Pflegebedürftigkeit. Unterscheidung der drei Stufen:

- Erhebliche Pflegebedürftigkeit (Stufe I) : Personen, die mindestens einmal täglich bei wenigstens zwei Verrichtungen in den Bereichen Körperpflege, Ernährung oder Mobilität der Hilfe bedürfen, außerdem mehrfach wöchentlich bei der hauswirtschaftlichen Versorgung
- Schwerpflegebedürftige (Stufe II): Personen, die mindestens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten Hilfe bedürfen, und
- Schwerstpflegebedürftige (Stufe III): Personen, die rund um die Uhr versorgt werden müssen (Statistisches Bundesamt 1998, S. 75).

Im weiteren Verlauf der demographischen Alterung dürfte dem Ausbau der geriatrischen Rehabilitation erhebliche Relevanz zukommen, da die Zahl der älteren Menschen steigt und Einrichtungen wie z.B. geriatrische Tageskliniken den Menschen helfen mit der Pflegebedürftigkeit umzugehen bzw. deren Folgen abzuschwächen.

Leistungen der GPV gewähren Hilfen häuslicher Pflege:

- Pflegesachleistungen, Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen. Möglich ist auch die Kombination von Geld- und Sachleistung.
- Pflegevertretung: Ist die häusliche Pflegeperson wegen Urlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen verhindert, so kann eine Pflegevertretung für höchstens vier Wochen im Jahr in Anspruch genommen werden.
- Pflegemittel und technische Hilfen im Haushalt: Zur Erleichterung der Pflege bzw. selbstständigen Lebensführung des Pflegebedürftigen können z.B. spezielle Betten oder Zuschüsse zu pflegebedingten Umbaumaßnahmen beantragt werden. Die Pflegekassen bieten unentgeltliche Pflegekurse an, um die häuslichen Pflegekräfte zu unterstützen bzw. anzuleiten mit dem Ziel die Qualität der Pflege zu verbessern.
- Tages- und Nachtpflege: Kann die häusliche Pflege nicht ausreichend sichergestellt werden, ist eine teilstationäre Pflege in Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege möglich. Die Aufwendungen hängen von der Pflegestufe ab.
- Kurzzeitpflege: Ist vorübergehend weder häusliche noch teilstationäre Pflege möglich, kann sich der Pflegebedürftige für höchstens vier Wochen pro Kalenderjahr in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung pflegen lassen.
- Soziale Sicherung der Pflegenden: Die Pflegeversicherung zahlt die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung für derzeit 500 000 Pflegepersonen (Statistische Bundesamt 1998, S. 75; Tab.4).

Neben den häuslichen Pflegeleistungen nimmt der Bedarf an Vollzeitstellen immer mehr zu. Durch den gegenwärtigen demographischen Wandel wird dieser sich bis 2050 in Deutschland auf über eine halbe Mill. erhöhen. Ist eine häusliche und teilstationäre Pflege nicht mehr möglich, besteht alternativ Anspruch auf Pflege in einer vollstationären Einrichtung. Der Sozialarbeiter betrachtet im Zusammenhang die demographische Entwicklung und setzt diese in Beziehung mit den Erfordernissen, Möglichkeiten und Grenzen der Sozialsicherungssysteme (vgl. Zippel 2003, S. 31).

2.4.4 Strukturwandel des Alters

Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts konnte ein deutlicher sozialer und kultureller Strukturwandel des Alters verzeichnet werden. Auf der gesellschaftlichen Ebene vollziehen sich Veränderungen in der Wertschätzung von Altwerden und Altsein. Die Altersbilder wandeln sich in einem offenbar steigenden Tempo und neue gesellschaftliche Muster kristallisieren sich heraus. „Der Begriff Alter(n) ermöglicht relativ generalisierende Aussagen: „Alter(n)“ beschreibt sowohl Prozesse teillebenslanger Veränderungen und Entwicklungen im zeitgeschichtlichen Prozess als auch Querschnittsituationen im jeweiligen gesellschaftlichen Feld. „Alter(n)“ umfasst eine lange und sich immer weiter ausdehnende Lebensspanne des Erwachsenenlebens. Alt werden und alt sind äußerst unterschiedliche Gruppen von Menschen in Deutschland“ (Jansen 1999, S. 10). Das Motto: „Mit dem Alter fange doch das eigentliche Leben erst richtig an, man könne im Ruhestand nun endlich das tun, was einem im fremdbestimmten Arbeitsprozess immer verwehrt wurde: seinen eigenen Interessen nachgehen, für sich selbst etwas tun“ (Böhnisch 1997, S. 251). Durch die zukünftige Überalterung in unserer Gesellschaft besteht die Gefahr, dass sich zwei deutliche Gegensätze ausprägen. Zum einen das „negative Alter“, d.h. im Alter steigen gesundheitliche Risiken und neue Probleme kommen hinzu. Der Verlust von produktiven Tätigkeiten, das Eintreten körperlicher Beschwerden sowie einem übersteigerten Bewusstsein für die Nähe des eigenen Todes beeinflussen den Altersprozess negativ. Bis heute fasziniert der Gedanke, dem Alter Aufschub zu leisten und die Motivation ist nach wie vor ungebrochen, die negativen Auswirkungen des Älterwerdens zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Es hat sich ein quantitatives positives Alter herausgebildet, das sich unter anderem durch ökonomischen Wohlstand, Konsum- und Freizeitorientierung auszeichnet. Merkmale wie Vernunft, Klugheit und Toleranz kennzeichnen das positive Alter.

Bis vor Jahrzehnten sind die Menschen davon ausgegangen, dass eine klare Abgrenzung der Lebensspanne, die zwischen dem Austritt aus dem Berufsleben und dem Lebensende lag, bestand. Die Annahme hat sich jedoch aufgrund verbesserter psycho-physischer Befindlichkeit, materieller Lebenslage, gesellschaftlicher Wertschätzung oder subjektiver Lebensperspektive der Bevölkerung bzw. Population verändert. Dies zeigt, dass vielfältige Faktoren auf das Alter eines Menschen einwirken (vgl. Prahl 1924, S. 12). Dieser Altersstrukturwandel hat zu einer Neubewertung des Altseins geführt. Deshalb müssen wir hier zwischen dem biographischen Prozess des Alters und der gesellschaftlich-systematischen Definitionen des Alters unterscheiden. Die Altersphasen „Entberuflichung“, „Verjüngung des Alters“, „Singularisierung“ „Feminisierung“ und „Hochaltrigkeit“ sind zum Teil gemeinsam auftretende, sich bedingende, zum Teil aufeinander folgende Phasen (vgl. Karl 1993, S. 12). Damit erweitert sich die Phase im menschlichen Lebenslauf, die durch eine große zeitliche Verfügbarkeit gekennzeichnet ist. Um zu vergleichbaren Aussagen zu kommen, werden die Lebensjahre ab dem Lebensalter von 65 (bisweilen 60) als Beginn der Altersphase festgelegt. Man spricht von „jungen Alten“, „Alten“ und „Hochbetagten“ (vgl. Prahl 1924, S. 13).

1. Junge Alte

Junge Alte, sind Menschen unmittelbar nach dem Austritt aus dem Erwerbsleben. Darunter werden Personen verstanden, die durch eine allgemein gute Ausstattung mit gesundheitlichen, materiellen, sozialen und kulturellen Ressourcen, noch kaum spürbaren altersbedingten Einschränkungen gekennzeichnet sind. In der Literatur spricht man vom dritten Lebensalter, dass nur eine leichte oder gar keine eingeschränkte Lebensform darstellt und die gesellschaftliche Konstruktion einer heute recht langen Lebensphase nach dem Ende der Erwerbsarbeit einnimmt. Die jungen Alten sind zwischen 60 bis 75 Lebensjahren alt (vgl. Prahl 1924, S. 14). Der Ausstieg aus dem Berufsleben in der zweiten Altersphase „Verjüngung des Alters“, ermöglicht die Zugehörigkeit zu den jungen Alten. Somit steigt der Anteil der aktiven Alten an. Durch den Übergangsprozess vom Berufsleben in das Rentenalter wird das Leben mit neuen Belastungsfaktoren und Bewältigungsanforderungen kompliziert. Ein risikoreicher Altersübergang kann den weiteren Lebensverlauf schwächen. Damit verbunden sind die Probleme in der Phase der „Entberuflichung“, d.h. z.B. Angst vor dem Verlust sozialer Sicherheiten, Integrationsstörungen (vgl. Böhnisch 1997, S. 253).

2. Alten

Die „Alten“ sind zwischen 75 und 90 Jahre alt. Typisch für dieses Alter ist eine Zunahme gesundheitlicher Probleme, wodurch ein erhöhtes Risiko für Pflegebedürftigkeit besteht. Einschränkungen in der Selbstbestimmung, den Aktivitäten des täglichen Lebens, der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie des Lernvermögens kennzeichnen diese Altersgruppe. Bei der Betrachtung der Altersphase darf die „Singularisierung“ und die „Feminisierung“ nicht außer Acht gelassen werden. Unter „Singularisierung“ versteht man den wachsenden Anteil alleinstehender Menschen. Begriffe wie Isolierung und Vereinsamung sind Charakterisierungen dieses Entwicklungsprozesses. Der Trend der „Feminisierung“ des Alters hat zwei Seiten. Einerseits nehmen Frauen überwiegend die sozialen Hilfsangebote in Anspruch, andererseits sind Frauen gewachsen durch ihre berufliche und familiäre Selbstständigkeit gegenüber früheren Frauengenerationen (vgl. Böhnisch 1997, S. 254).

3. Hochbetagte

Hochbetagte sind Menschen, die durch Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit gekennzeichnet sind. Das sogenannte vierte Lebensalter ist der stark biologisch geprägte Vorgang des nahenden Lebensendes, d.h. chronische Krankheitszustände und Pflegebedürftigkeit überwiegen.

2.4.5 Chancen und Risiken

Mit den gravierenden Verschiebungen im Altersbau der Bevölkerung und der kontinuierlich gestiegenen Lebenserwartung sind nicht nur generell die Anforderungen an die gesundheitlichen und sozialen Hilfen gestiegen. Auch die Vielfalt der Lebenslagen und Bedürfnissen der Älteren ist größer geworden und hat in der Bundesrepublik Deutschland zu einem außerordentlich differenzierten Altershilfesystem geführt (Blosser-Reisen 1997, S. 202). In Zukunft muss sich die Altenarbeit ausschließlich oder vorrangig der Versorgung von immer mehr Hilfeempfängern stellen (vgl. Karl 1993, S. 12). Die Sozialarbeiter dürfen die gesellschaftlichen Veränderungen nicht aus den Augen verlieren, d.h. die Betrachtung der demographischen Merkmale, kognitiven Leistungsfähigkeit, Gesundheit, sozialer Beziehungen sowie Verhaltens- und Bewältigungsstrategien der Zielgruppen (vgl. Karl 1993, S. 16). Dabei ist es jedoch notwendig, sich mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Bedingungen und lebenslangen Sozialisationsprozessen des Alters und der Alterssituation auseinanderzusetzen. Die Adressatengruppen werden zunehmend „singularisierte“ Personen (Alleinlebende, Isolierte) sein (vgl. Karl 1993, S. 13). Im Vordergrund steht der Patient mit seinem sozialen Umfeld. Der Sozialarbeiter muss so früh wie möglich präventiv auf die ältere Generation einwirken, um Risikofaktoren zu mindern und die altersspezifischen Bedürfnisse zu befriedigen. Informationsvermittlung und Beratung über die Formen und Schweregrade von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit im Alter sind sehr wichtig. Dadurch kann die Mehrheit der Bevölkerung zu einem aktiveren und selbstständigeren Leben bis ins hohe Alter geführt werden. Selbstständigkeit definiert die Fähigkeit, Aktivitäten des täglichen Lebens unabhängig von anderen Menschen durchzuführen. Die ältere Bevölkerung möchte gerne solange wie möglich ihre maximale Selbstständigkeit bewahren. Alten Menschen in unserer Gesellschaft etwas Gutes zu tun, heißt nicht, sie in Ruhe alt werden zu lassen sondern ihnen zu zeigen, wie lange und auf welche Weise, mit welchen Mitteln sie heute „junge Alte“ bleiben können. Solange Alter also aktiv, produktiv und kompetent ist, muss es nicht problematisch verlaufen. Unabdingbar bleibt jedoch die Tatsache, dass Alter an Endlichkeit, Krankheit und Tod gebunden ist und daran kann auch ein positives Alterskonzept nichts ändern. Trotzdem sollte eine medizinische, pflegerische, hauswirtschaftliche und sozialpädagogische Unterstützung rechtzeitig im erforderlichen Umfang aufeinander abgestimmt werden, um das passende Hilfesystem einzuleiten. Merkmale wie „Kooperation“ und „Versorgungskette“ zeigen, dass der zukünftige Schwerpunkt auf dem primären Helfernetz durch Ausbau und Differenzierung sozialer Dienste und Einrichtungen im Altenhilfesystem liegen wird. Ziel der Einrichtungen sollte es stets sein dem hilfebedürftigen Menschen trotz seines hohen Alters den maximalen Grad an Selbstständigkeit zu ermöglichen (vgl. Blosser-Reisen 1997, S. 13). Heute werden immer mehr Schnittstellenbereiche in Einrichtungen an Bedeutung gewinnen wie z.B. der Klinische Sozialdienst im Krankenhaus. Er muss gegenwärtig noch besser strukturiert werden. Desweiteren sollte eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen zur professionellen Arbeit hinzukommen. Eine Herausforderung ist auch für die Wohlfahrtsverbände gegeben, welche die Nachbetreuung übernehmen. Das Tätigkeitsfeld der Gerontologie bezieht sich z.B. auf Familienpflege, Institutionen wie Pflegeheime, Kurzzeitpflege, häusliche Pflege und weitere Unterstützungsmöglichkeiten (vgl. Karl 1993, S. 13). In der Versorgung von chronisch und psychisch Kranken sowie behinderten älteren Menschen, in der geriatrischen Rehabilitation und in der psychosozialen Beratung sind erhebliche Lücken zu verzeichnen, die durch kontinuierliche Versorgung mit Haushaltshilfsdiensten geschlossen werden müssen. Eine bisher unübersichtliche Zahl von Trägern in Bereichen der öffentlichen und freigemeinnützigen Wohlfahrtspflege wird insbesondere durch die Ausweitung privat-gewerblicher Dienste und Einrichtungen, aber auch durch eine zunehmende Zahl von Selbsthilfeorganisationen geprägt (vgl. Blosser-Reisen 1997, S. 202). Die „jungen Alten“ stehen auf der marktwirtschaftlichen Konsumbühne, d.h. es besteht eine stärkere Zunahme der älteren Bevölkerung in der Nutzung von Dienstleistungen. Deshalb ist die Sozialpolitik nicht mehr bloße Verteilungspolitik von Geld- und Sachleistungen sondern ist regelrecht zur gesellschaftlichen politischen Gestaltung gezwungen (vgl. Karl 1993, S. 14).

3. Geriatrie

Die demographische Entwicklung stellt sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht wachsende Anforderungen an die gesundheitliche Versorgung älterer Menschen. In diesem Zusammenhang wird der Bedarf an Präventionsmaßnahmen im Rahmen einer zielgerichteten Präventionspolitik zunehmen, damit zahlreiche Einflüsse in früheren Lebensabschnitten auf den Altersprozess mit berücksichtigt werden können.

Der Sachverhalt, dass immer mehr Menschen ein hohes bzw. sehr hohes Alter erreichen, führt zur Erhöhung des Bestandes an alten multimorbiden Kranken. Entsprechend nimmt der Bestand an Hilfe- und Pflegebedürftigkeit zu. Dies führt zu einer Geriatrisierung von Krankenhausbehandlung und Rehabilitation.

3.1 Begriffserklärung

3.1.1 Gerontologie

Der Ursprung des Begriffes Gerontologie ist in der Literatur besonders umstritten. Lehr ist der Auffassung, dass die Gerontologie im Jahre 1929 von dem russischen Forscher Rybnikow eingeführt wurde und zwar als Spezialbegriff der „Verhaltenswissenschaften“. Der Begriff Gerontologie ist sprachlich vom griechischen Wort „geros“ der griechischen Gottheit des Alter oder der „Greis“ abgeleitet (vgl. Jansen 1999, S. 32). In der Literatur wird Gerontologie oder Altersforschung (somatisch, psychisch, sozial), als die Wissenschaft die sich mit Altersvorgängen in unserer Gesellschaft befasst, definiert. Im Mittelpunkt der Altersforschung steht die Betrachtung der Alterungsprozesse. Ihre Komplexität besteht darin, sich mit verbundenen Phänomen von Natur-, Human- und Sozialwissenschaften und vielen weiteren Subsystemen interdisziplinär zu beschäftigen. Einige Forschungsfragen der Gerontologie werden durch die aktuellen Probleme alter Menschen und die Sozialpolitik geprägt. Aufgaben der Gerontologie sind die Aufklärung der Allgemeinheit, die Unterstützung sozialwissenschaftlicher Forschungen (Statistiken, Demographie, Epidemiologie), die Verbesserung von Präventions- und Versorgungsangeboten z.B. durch den Ausbau geriatrischer, gerontopsychiatrischer Einrichtungen, ambulanter Dienste und der Sozialarbeit. Die Gerontologie schuf aufgrund ihrer Forschungsarbeit die Grundlage für die Entwicklung und Etablierung der Geriatrie als ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet.

3.1.2 Geriatrie

Der Begriff Geriatrie geht auf den amerikanischen Arzt Ignaz Leo Nasher als „Vater der medizinischen Altersforschung“ und „Pionier der Sozialmedizin“ zurück (Jansen 1999, S. 32). Geriatrie oder Altersheilkunde ist die Lehre von den Krankheiten alter Menschen, die aufgrund der demographischen Alterung einen zunehmenden Stellenwert erlangt. Die Geriatrie ist eine medizinische Fachrichtung, die Aufgaben der Inneren Medizin, Allgemeinmedizin, Nervenheilkunde sowie der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin gleicher Maßen integriert. Sie umfasst Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation körperlicher und seelischer Erkrankungen im biologisch fortgeschrittenen Lebensalter. Somit ist sie als eine fachübergreifende Disziplin zu verstehen (vgl. Wahl 2000, S. 290).

Die bedeutenden Aspekte hierbei sind:

- geriatrisches Assessment: Das geriatrische Assessment kann als multidimensionaler und normalerweise auch interdisziplinärer diagnostischer Prozess definiert werden, der sich zum Ziel setzt, die medizinischen, psychosozialen und funktionellen Probleme und Möglichkeiten zu erfassen und in Folge einen umfassenden Behandlungs- und Betreuungsplan zu entwickeln (vgl. Füsgen 2000, S. 47).
- Angehörigenbetreuung
- Nichtumkehrbarkeit von Alterungs- und Krankheitsprozessen
- Multimorbidität: Das Alterssyndrom d.h. die Anhäufung von Einzelsymptomen, die in dieser Kombination zwar typisch für die Altersgruppe sind, ihre Ursache aber in verschiedenen Krankheiten haben kann. Die Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) erschwert in der geriatrischen Praxis die richtige Deutung und Zuordnung von Symptomen (vgl. Füsgen 2000, S. 63). Da aufgrund des zunehmenden Alters vermehrt Mehrfacherkrankungen auftreten, werden z.B.:
- Rehabilitation,
- Betreuung dementieller Patienten einschließlich ihrer Angehörigen,
- Sterbebegleitung zu Schwerpunkten der geriatrischen Arbeit.

Innerhalb der Geriatrie wird in Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation bzw. rehabilitative Geriatrie unterschieden, wobei die Übergänge fließend sind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 106 Seiten

Details

Titel
Alter. Ein Rand- oder Kernthema in unserer Gesellschaft
Untertitel
Der Klinische Sozialdienst als Akteur in der Geriatrie
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)  (Berufsakademie Gera)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
106
Katalognummer
V82423
ISBN (eBook)
9783638853217
ISBN (Buch)
9783638883085
Dateigröße
990 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
- Gliederung übersichtlich - wissenschaftliche Bearbeitung des Themas - praxisorientierte Anlayse Klinischer Sozialarbeit - nachvollziehbare Argumentationsketten - aktuelle und zukünftige Anforderungsprofil des Sozialarbeiters dargestellt - Problemstellung umfassend bearbeitet - Anwendung von Fachkenntnissen in Bereichen Sozialpädagogik, Psychologie und Rehabilitative Medizin - Präsentation der Diplomarbeit sauber, ordentliche Form - Anlass zur Kritik orthographische und grammatikalische Fehler -Satzbaustellung
Schlagworte
Alter, Rand-, Kernthema, Gesellschaft, Klinische, Sozialdienst, Akteur, Geriatrie
Arbeit zitieren
Dipl.Sozialpädagogin Vivien Neubauer (Autor:in), 2007, Alter. Ein Rand- oder Kernthema in unserer Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82423

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