François Jullien versucht dem Leser im Rahmen seines philosophischen Gesamtprojektes einige Grundlagen des chinesischen Denkens und Bewusstseins zu vermitteln. Befasst man sich mit seinen Texten wird schnell deutlich, wie sehr man diesem Autor in Bezug auf das sinologische Fachwissen ausgeliefert ist, soweit man nicht selber Sinologe ist.
Der Großteil der Leser dürfte nur entfernt in Kontakt mit chinesischer ‚Philosophie’, bei Jullien ‚Weisheit’ gennant, oder asiatischer Kunst gekommen sein. In der Mehrzahl liegen vermutlich populärwissenschaftlich geprägte Vorurteile und wenig Faktenwissen vor. Bei diesem Wissensfeld, das sich so sehr dem in den Grundzügen doch noch erhaltenen, europäischen Wissenskanon entzieht, ist man also gezwungen Jullien zu glauben.
Dies ist insofern erschwert, als daß die jullienschen Essays nur schwer oder gar nicht mit den o.ä. Vorurteilen in Einklang zu bringen sind. Aufgrund meines geringen Vorwissens über die chinesische Kultur erscheinen mir die Ausführungen Julliens daher in manchen Punkten unvollständig.
Insofern man diese Essays aber nicht als Quelle zur chinesischen Geistesgeschichte (usw.) benutzt, sondern um die dort beschriebenen Ansätze mit den europäischen zu kontrastieren und so zu einer neuen Perspektive auf uns selber und einer neuen Spannung im eigenen Denken zu kommen, kann auf diese Klarheit auch verzichtet werden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Julliens Ansätzen und untersucht, in wie weit das letztgenannte Ziel in Bezug auf die Ästhetik erreicht wird.
Inhaltsverzeichnis
- [Bedenken zur Einleitung]
- [François Jullien und der Standortwechsel des Denkens]
- [Der Autor]
- [Ein Standortwechsel des Denkens – das Projekt]
- [Schwierigkeiten der Produktion und Rezeption]
- [Ein Denken ohne Begriffe]
- [Das prozessuale Konzept der Fadheit]
- [Was ist die Fadheit]
- [Für und Wider der Fadheit]
- [Infragestellung]
- [Die Fadheit als Ausweg für den Westen]
- [,Fade', westliche Ansätze]
- [Das, Andere' der westlichen Fadheit]
- [Ausweg aus der Sackgasse]
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit von Sven Stemmer analysiert François Julliens Konzept der chinesischen Ästhetik, insbesondere den Begriff der "Fadheit". Stemmer untersucht, inwiefern Julliens Ansatz zur Überwindung westlicher Denktraditionen beiträgt und neue Perspektiven auf die eigene Denkweise eröffnet.
- Die Herausforderung der chinesischen Denkweise für die westliche Philosophie
- Das Konzept der "Fadheit" als Ausdruck der chinesischen Ästhetik
- Die Überwindung von Vorurteilen und die Notwendigkeit eines Standortwechsels des Denkens
- Die kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen "Sein" und "Individuum" in der westlichen Tradition
- Die Bedeutung der chinesischen Philosophie für eine neue Perspektive auf die eigene Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
[Bedenken zur Einleitung]: Stemmer stellt in der Einleitung die Schwierigkeit dar, Julliens Werk zu verstehen, da es auf spezifisches Wissen über chinesische Philosophie und Kultur angewiesen ist. Er betont die Notwendigkeit, Julliens Ausführungen im Kontext der westlichen Denktradition zu betrachten.
[François Jullien und der Standortwechsel des Denkens]: Dieses Kapitel beleuchtet die Biographie und die Arbeitsweise von François Jullien. Stemmer beschreibt Julliens Bemühungen, die westlichen Denktraditionen zu überwinden und neue Perspektiven auf die eigene Kultur zu entwickeln.
[Das prozessuale Konzept der Fadheit]: In diesem Kapitel wird das zentrale Konzept der "Fadheit" in Julliens Werk untersucht. Stemmer erklärt, wie die "Fadheit" als ein Ausdruck der chinesischen Ästhetik und Denkweise verstanden werden kann.
[Die Fadheit als Ausweg für den Westen]: Hier wird die Bedeutung des Konzepts der "Fadheit" für die westliche Philosophie diskutiert. Stemmer stellt die Frage, inwieweit die "Fadheit" einen Ausweg aus den Sackgassen des westlichen Denkens bieten kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der chinesischen Philosophie, der "Fadheit" als Konzept der chinesischen Ästhetik, dem Standortwechsel des Denkens, der Kritik an der westlichen Denktradition, der Bedeutung des "Anderen" und der Überwindung von Vorurteilen.
- Arbeit zitieren
- M.A. Sven Stemmer (Autor:in), 2001, Über die Fadheit - zum Konzept der chinesischen Ästhetik bei Francois Jullien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82483