Heinrich Heine und das Judentum - Methodische Überlegungen für einen thematischen Unterricht in der Oberstufe


Seminararbeit, 2002

15 Seiten, Note: gut (2,0)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Der Frontalunterricht
1. Schwächen und Stärken
2. Relevanz für einen thematischen Literaturunterricht

II. Heine und das Judentum
1. Juden in Deutschland
2. Die jüdische Problematik zur Zeit Heines
3. Heines Einstellung und Verhältnis zum Judentum und zur Religion

III. Textauswahl und didaktische Analyse
1. Donna Clara
1.1 Sachanalyse
1.2 Begründung der Auswahl
1.3 Methodische Umsetzung
2. Der Rabbi von Bacherach
2.1 Sachanalyse
2.2 Begründung der Auswahl
2.3 Methodische Umsetzung

IV. Vorschlag einer Unterrichtsreihe

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Einleitung

Heinrich Heine gilt als umstrittenster deutschsprachiger Autor des 19. Jahrhunderts. Er ist der meist geliebte und zugleich meist geschmähte deutsche Dichter jüdischer Herkunft. Heine war zugleich Romantiker und Poet, Politiker und Ironiker, Jude und Deutscher, Europäer und Emigrant. Durch die farbige Mischung von poetischem Genie und journalistischer Begabung galt und gilt er heute noch als geistreicher Spötter.

Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Holocaust an den europäischen Juden wurde sein Werk in den beiden deutschen Staaten sehr unterschiedlich rezipiert.[i] Während man im Westen noch stark mit Vorurteilen gegen Heine zu kämpfen hatte, wurde er im Osten sehr viel mehr verehrt, jedoch nicht ohne stellenweise ideologisch ausgeschlachtet zu werden.

Mittlerweile hat sich in der Heine-Rezeption vieles zum Positiven gewandelt. Einen Höhepunkt an Publikationen – auch didaktischer – und Öffentlichkeit verursachte das Heine-Jahr 1997. So konnte auch in den Schulen um dieses Datum das Interesse an diesem bedeutenden deutschen Schriftsteller erhöht werden.

In dieser Arbeit soll versucht werden, die methodischen und didaktischen Vor-überlegungen zu leisten, die nötig sind, um Heines Verhältnis zum Judentum zum Gegenstand eines thematischen Literaturunterrichts in der Ober- und Kollegstufe zu machen.

Da dieses Thema einen ganz bestimmten Aspekt aus Heines Leben behandelt, und Reflexe seiner Auseinandersetzung mit Religion und vor allem mit dem Judentum in seinem Werk zu erkennen sind, müssen den Schülern Zusatzinformationen geboten werden. In diesem Zusammenhang soll der Frontalunterricht zur Anwendung kommen, weshalb dieser am Anfang der Arbeit auf seine Zweckmäßigkeit hinsichtlich der Thematik überprüft werden soll.

Nach der didaktischen Analyse zweier Heine-Texte – „Donna Clara“ und „Der Rabbi von Bacherach“ – soll zum Schluss noch der mögliche Verlauf einer Unterrichtsreihe dargestellt werden.

I. Der Frontalunterricht

1. Schwächen und Stärken

Da der Frontalunterricht durch den Vormarsch des Offenen Unterrichts zunehmend in die Defensive geraten ist, bemühen sich einige Pädagogen – hier wären vor allem Hilbert Meyer und Karl Aschersleben zu nennen[1] – diese immer noch am häufigsten praktizierte Sozialform nicht ganz dem Untergang preiszugeben. Dazu versuchen sie seine spezifischen Stärken darzulegen, ohne freilich die offensichtlichen Schwächen tot zu schweigen.

Die am häufigsten angebrachte Kritik am Frontalunterricht ist seine zwangsläufige Erziehung zu Passivität und Anpassung, zu rezeptivem Verhalten, zu Ordnung- und Disziplinbewahren. Deshalb scheint er völlig ungeeignet, Selbständigkeit im Denken, Fühlen und Handeln des Schülers zu fördern. Intellektuelle Gedankenflüge werden an der kurzen Leine des Lehrers zurückgehalten, denn er gibt die Denkschemata vor. Dies alles führt weiterhin unweigerlich zu Lehrerzentriertheit und somit oftmals zu Langweile und Gleichgültigkeit gegenüber den vermittelten Inhalten.

Neben diesen großen Nachteilen, die einen verantwortlichen Pädagogen zu reflektiertem Gebrauch dieser Sozialform anhalten sollten, hat der Frontalunterricht aber auch einen Ort im Unterrichtsgeschehen[2], wo er in seiner Effizienz kaum durch eine andere Methode ersetzt werden kann, nämlich wenn es darum geht, sachliche Zusammenhänge, Probleme und Fragestellungen aus der Sicht des Lehrers darzustellen. Deshalb ist er dann gut einsetzbar, wenn eine allgemeine bzw. gemeinsame Orientierungsgrundlage hergestellt, ein neues Wissensgebiet dargestellt, und in ein neues Thema eingeführt werden soll.

Aber auch bei der Sicherung von Arbeitsergebnissen, der Überprüfung von Leistungsständen der Schüler, der gemeinsamen Auswertung von Einzel-, Partner- und Gruppenunterricht sowie zur Aushandlung von Regeln und zur Bearbeitung von Konflikten ist der Frontalunterricht gut geeignet.

2. Relevanz für einen thematischen Literaturunterricht

Wenn man einen Autor und sein Werk aus einer ganz bestimmten Perspektive betrachtet, ist es unabdingbar, den Schülern Vorinformationen zu liefern, um sie zu befähigen, die zu behandelnde Problematik auch aus den Texten herauslesen zu können.

Obwohl natürlich ziemlich bald im Verlauf der Unterrichtsreihe Schülerreferate zum Schaffen einer Informationsgrundlage beitragen können, bietet ein prägnanter und klar strukturierter Lehrervortrag den besten Einstieg.

Bei einer komplexen Thematik ist es nicht sonderlich klug, den Inhalt einfach zusammen zu fassen, sondern man sollte versuchen vor allem Zusammenhänge methodisch ausgearbeitet zu präsentieren.

Im folgenden Kapitel II soll nun die per Frontalunterricht zu vermittelnde Basis-information für eine Einführung in die Thematik „Heine und das Judentum“ dargelegt werden.

II. Heine und das Judentum

Das Thema impliziert von vorne herein Schnittpunkte mit anderen Fächern:

Einerseits natürlich mit katholischer und evangelischer Religionslehre, wo das Judentum in der 9. bzw. 10. Jahrgangsstufe im Lehrplan steht.

Andererseits ergibt sich speziell auch im Hinblick auf das besondere Verhältnis zwischen Deutschen und Juden eine große Schnittfläche mit dem Fach Geschichte. Hier wird in der 11. Klasse das 19. Jahrhundert behandelt, und so lassen sich zahlreiche Querverbindungen zur politischen und sozialen Situation der Juden in dieser Zeit ziehen.

1. Juden in Deutschland

Schon in der Antike hatte sich im gesamten Mittelmeerraum bis hin nach Spanien eine blühende jüdische Diaspora[3] entwickelt.

Von Italien aus wanderten die Juden nach Frankreich und Deutschland, wo sich im 10. Jahrhundert eine eigene jüdische Gemeinschaft entwickelte. Nach dem mittelalterlichen Namen für Deutschland, Aschkenas, erhielten sie den Namen Aschkenasim. Bereits im Kontext des ersten Kreuzzugs (1096) kam es zu den ersten Pogromen. In vielen deutschen Städten entlud sich die rasende und religiös aufgeheizte Volkswut. Allein in Mainz sterben 1300 Juden. Die gezielte Verfolgung beginnt in Deutschland mit dem 4. Laterankonzil, welches eine sichtbare Stigmatisierung vorschreibt: das Tragen des Judenhutes und eines gelben Flecks auf der Brust. Da es Christen aus Glaubensgründen verboten war, Zinsen zu verlangen, hatten die Juden ein Metier gefunden, das ihnen zu einem gewissen Wohlstand verhalf: sie wurden Geldwechsler. Wegen der damaligen Verarmung wurde die Gier nach dem Besitz der Juden zu einem wichtigen latenten Motiv für Pogrome, die nicht immer mit dem Tod ausgingen, aber auf jeden Fall mit einer Enteignung der Juden.

[...]


[i] vgl. HOFFMANN. Er stellt dar, wie selten Heine im Deutschunterricht der BRD noch Mitte der 70er Jahre behandelt wurde, bzw. wie selten Texte von ihm auf Lehrplänen oder in Schulbüchern zu finden waren.

[1] Siehe Literaturverzeichnis

[2] vgl. ASCHERSLEBEN, S. 61-84.

[3] griech. für Zerstreuung

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Heinrich Heine und das Judentum - Methodische Überlegungen für einen thematischen Unterricht in der Oberstufe
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften)
Veranstaltung
PS: Heinrich Heine in der Schule
Note
gut (2,0)
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V8250
ISBN (eBook)
9783638152693
ISBN (Buch)
9783656398806
Dateigröße
904 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Heine, Judentum, Donna Clara, Rabbi von Bacherach, Unterrichtsreihe
Arbeit zitieren
Patrick Müller (Autor:in), 2002, Heinrich Heine und das Judentum - Methodische Überlegungen für einen thematischen Unterricht in der Oberstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8250

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