Instrumentalisiert von den Mächtigen oder selbst die eigentliche Macht – unzählige Arbeiten – deutscher genauso wie französischer Politik- und Medienwissenschaftler – über Presse, Funk und Fernsehen kommen zu den verschiedensten Beurteilungen über den Einfluss der Massenmedien auf Gesellschaft und Politik. Einmal sind sie unabhängiger Hoffnungsträger des Volkes, Sprachrohr der Sprachlosen, dann werden sie als regierungstreues Verlautbarungsorgan getadelt oder – im anderen Extrem – man fürchtet sich vor der Mediendemokratie, die den politischen Prozess dem Diktat der Mediengesetze und Nachrichtenwerte unterwirft.
Fest steht jedenfalls, dass Massenmedien idealiter wichtige Funktionen im politischen System innehaben, Journalisten als politische Akteure aufzufassen sind.
Diese Arbeit will zeigen, warum gerade das politische System der V. Republik – geprägt durch eine potente, doppelköpfige Exekutive und einen rationalisierten Parlamentarismus - eine außerparlamentarische Opposition mit Kontrollfunktion wünschenswert macht.
Anschließend soll anhand der Rolle der Massenmedien in demokratischen Systemen, insbesondere ihr gesellschaftlicher Auftrag, geprüft werden, ob Presse, Funk und Fernsehen solch ein vierte Gewalt überhaupt darstellen können. Im Mittelpunkt der Arbeit soll die Analyse stehen, welche allgemeinen Probleme sich für den modernen Politjournalismus auftun und welche speziellen Barrieren gerade den französischen Journalisten im Wege stehen, um dieser Rolle ernsthaft gerecht zu werden. Wo angebracht, sollen die französischen Besonderheiten mit den Voraussetzungen, Gegebenheiten und Gesetzmäßigkeiten der deutschen Medienpraxis verglichen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- I. Das politische System der V. Republik
- I.1. Alle Macht der Exekutive
- I.1.1. Die doppelköpfige Exekutive
- I.1.2. Der rationalisierte Parlamentarismus
- I.1.3. Regierbarkeit auf Kosten der Regierungskontrolle
- I.2. Zwischenfazit: Bedarf einer außerparlamentarischen Opposition
- II. Die Rolle der Massenmedien in politischen Systemen
- II.1. Funktionen der Massenmedien
- II.1.1. Information und Kommunikation
- II.1.2. Meinungsbildung
- II.1.3. Kritik und Kontrolle (watchdog function)
- II.2. Die Massenmedien im Input-Outputmodell
- II.3. Zwischenfazit: Das demokratische Potenzial der Massenmedien
- III. Les Médias - Vierte Gewalt oder Wachhund an der Leine?
- III.1. Die Ausgangslage: Alte Abhängigkeiten und neue Zwänge
- III.2. Das Problem- und Forschungsfeld „Politik und Massenmedien“
- III.3. Frankreich und die Massenmedien
- III.3.1. Massenmedien in der Glaubwürdigkeitskrise
- III.3.2. Mangelnde Sorgfaltspflicht
- III.3.3. Der Zentralismus und ein doppeltes Informationsgefälle
- III.3.4. Die Pariser Medien-Elite und die Nähe zur Macht
- III.3.5. Tabus und Selbstzensur
- III.3.6. Mangelnde Legitimation und rechtliche Barrieren
- III.3.6.1. Keine verfassungsrechtliche Freiheitsgarantie
- III.3.6.2. Besonderer Schutz der Privatsphäre
- III.3.6.3. Eingeschränkter Zugang zu Informationen
- III.3.6.4. Der Fall „angekettete Ente gegen Peugeot-Chef“
- III.3.7. Französische Medienpolitik als Industrie- und Kulturpolitik
- IV. Ergebnis und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob die französischen Massenmedien als „vierte Gewalt“ die mächtige Exekutive der V. Republik kontrollieren können. Sie beleuchtet die besonderen Herausforderungen, denen der französische Politjournalismus gegenübersteht, und analysiert die Rolle der Medien im politischen System Frankreichs.
- Das politische System der V. Republik und die dominierende Rolle der Exekutive
- Die Funktionen der Massenmedien in demokratischen Systemen, insbesondere ihre Rolle als „watchdog function“
- Die besonderen Herausforderungen für den französischen Politjournalismus, wie etwa die Nähe zur Macht, Tabus und Selbstzensur sowie rechtliche Barrieren
- Die Frage, ob die französischen Massenmedien tatsächlich in der Lage sind, die Macht der Exekutive effektiv zu kontrollieren
- Die Rolle der Medienpolitik in Frankreich im Kontext der Industrie- und Kulturpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Das politische System der V. Republik: Dieses Kapitel beleuchtet die Stärkung der Exekutive und die Beschränkung der parlamentarischen Kompetenzen im französischen politischen System der V. Republik. Es zeigt die Dominanz des Staatspräsidenten, der als „größere Kopf“ der Exekutive über eine weitreichende Macht verfügt, und analysiert den „rationalisierten Parlamentarismus“, der zu einem Bedeutungsverlust des Parlaments geführt hat.
- II. Die Rolle der Massenmedien in politischen Systemen: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Funktionen der Massenmedien in demokratischen Systemen, insbesondere mit ihrer Rolle als Informationsquelle, Meinungsbildner und Kontrollinstanz. Es diskutiert das Input-Output-Modell und die Bedeutung der Massenmedien für die demokratische Willensbildung.
- III. Les Médias - Vierte Gewalt oder Wachhund an der Leine?: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Massenmedien in Frankreich und die Herausforderungen, denen der französische Politjournalismus begegnet. Es beleuchtet die Glaubwürdigkeitskrise der Medien, die mangelnde Sorgfaltspflicht, den Zentralismus und die Nähe der Pariser Medien-Elite zur Macht. Zudem werden Tabus, Selbstzensur und rechtliche Barrieren für die Medienfreiheit diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Politik und Massenmedien im Kontext der V. Republik. Schlüsselbegriffe sind: Exekutive, Parlament, Staatspräsident, Premierminister, rationalisierter Parlamentarismus, Massenmedien, Funktionen der Medien, watchdog function, Glaubwürdigkeit, Selbstzensur, Medienfreiheit, Medienpolitik, Industrie- und Kulturpolitik.
- Arbeit zitieren
- Markus Hujara (Autor:in), 2005, Les Médias - Politischer Wachhund an der Leine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82508