Der griechische Tragödiendichter Sophokles gibt in seiner berühmten Tragödie „König Ödipus“ eine negative Antwort auf die Frage nach der absoluten Selbstbestimmung des Lebens. Obwohl Ödipus über sein Schicksal früh aufgeklärt wird und genau weiß, was er vermeiden sollte, damit die schreckliche Offenbarung des Orakels nicht in Erfüllung geht, gerät er trotz aller Vorsicht dennoch in die Falle. Diese Falle besteht darin, dass er seinen Vater umbringt und seine Mutter heiratet.
Man könnte an dieser Stelle das Argument bringen, dass es sich bei „König Ödipus“ sowie bei vielen anderen Werken wie z. B. „Homo Faber“ von Max Frisch um eine Fiktion handelt, und man die fatalistische Betrachtungsweise in diesen Werken aus dem Grund nicht ernst nehmen sollte. Dieser Gedanke verflüchtigt sich sehr schnell, wenn man hinter die Fassade der sophokleischen Tragödie blickt und sich fragt, ob es zu unserer Wirklichkeit Parallelen gibt.
In diesem Essay werde ich nicht auf den Ödipus-Komplex eingehen, mich interessieren vor allem folgende Fragen: Wann sind wir unserem Schicksal völlig ausgeliefert? Und sind wir in der Lage, Schicksal zu spielen, d. h. selbst Regie über unser Leben zu übernehmen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der innere Kerker
- Erkenne dich selbst!
- Bewusstes und Unbewusstes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Frage, ob wir über unser Leben selbst bestimmen können. Am Beispiel der sophokleischen Tragödie „König Ödipus“ wird die negative Antwort auf diese Frage erörtert. Es wird beleuchtet, wie die Prägung durch die frühen Lebensjahre und das Unbewusste den Menschen in seiner Entscheidungsfreiheit einschränken können.
- Der Einfluss der frühen Kindheitserfahrungen auf die Persönlichkeit
- Die Rolle des Unbewussten in der Steuerung von Gedanken, Gefühlen und Handlungen
- Die Frage nach der Selbstbestimmung angesichts von Schicksal und Prägung
- Die Bedeutung von Selbsterkenntnis für die Bewältigung innerer Konflikte
- Die Grenzen der bewussten Kontrolle im Hinblick auf unbewusste Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach der Selbstbestimmung des Lebens und bezieht sich auf die sophokleische Tragödie „König Ödipus“, die eine negative Antwort auf diese Frage liefert.
- Der innere Kerker: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss der frühen Lebensjahre auf die Persönlichkeit. Es argumentiert, dass die genetische Veranlagung und die Umwelt der Kindheit den Menschen prägen und seine spätere Entwicklung beeinflussen.
- Erkenne dich selbst!: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Selbsterkenntnis im Kontext der Schicksalsfrage. Es wird diskutiert, ob Ödipus sein Schicksal hätte verhindern können, wenn er sich seiner inneren Stimme und seinen Gefühlen bewusst gewesen wäre.
- Bewusstes und Unbewusstes: Dieses Kapitel beleuchtet die Interaktion zwischen bewussten und unbewussten Prozessen. Es wird argumentiert, dass unbewusste Primärvorgänge unsere Handlungen beeinflussen und selbst bewusste Sekundärvorgänge nur begrenzt Einfluss auf diese unbewussten Ursachen haben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Essays sind Selbstbestimmung, Schicksal, Prägung, Kindheitserfahrungen, Unbewusstes, Selbsterkenntnis und die sophokleische Tragödie „König Ödipus“. Der Text beschäftigt sich mit den Grenzen der menschlichen Autonomie und der Frage, inwiefern wir von unserem Schicksal und unbewussten Prozessen bestimmt werden.
- Citation du texte
- Julia Kies (Auteur), 2007, Können wir über unser Leben selbst bestimmen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82562