In dieser Arbeit geht es um die Sekte der Blutsfreunde, die in der Mitte des 16. Jh. im westlichen Thüringen gewirkt hat.
Am Auftreten und Agieren dieser Sekte ist besonders interessant, dass sie neben der Lehre wiedertäuferischer Grundsätze genau in einem Punkt von ihnen abweicht. Dies ist die Erhöhung des Geschlechtsaktes zum einzigen Sakrament. Er erhält dadurch eine starke Aufwertung und bekommt einen völlig eigenen Stellenwert innerhalb des Heilsgeschehens der Sekte. Darüber hinaus wird er innerhalb der Sekte als Initiationsritus eingesetzt. Diese Abweichung macht die Sekte zu einer völlig eigenständigen, neuen Gruppierung mit einer gänzlich andersartigen Lehre als die der offiziellen Kirche.
Der Schwerpunkt der Arbeit soll auf der Untersuchung der Sekte liegen. Insbesondere soll näher betrachtet werden, welche Lehre die Sekte genau vertritt und welche Praktiken in der Sekte vollzogen werden. Was genau geschieht auf den Versammlungen der Blutsfreunde? Finden ausschweifende Orgien statt, oder sind Ablauf und Vollzug des Geschlechtsaktes genau festgelegt? Wie kommt es innerhalb der Sekte zu der Annahme, allein der Geschlechtsakt sei als Sakrament anzusehen? Was genau ist das heilbringende Element des Geschlechtsaktes?
In einem ersten Schritt soll kurz dargestellt werden, was die Literatur zur Sekte der Blutsfreunde hergibt und inwieweit sie für die Klärung der gestellten Fragen hilfreich erscheint. Im zweiten Schritt soll dann die eigentliche Arbeit mit den Quellen erfolgen: Eine kurze Darstellung des geschichtlichen Umfeldes, in welchem die Sekte entsteht und sich weiterentwickelt. Damit soll versucht werden genauer zu klären, welche Umstände die Entwicklung der Sekte begünstigt haben. Des Weiteren soll dadurch auch deutlicher werden, auf welche Weise die Sekte zu ihrer Lehre gelangt ist.
Im Anschluss daran soll die Entwicklung der Sekte dargestellt werden: Sozusagen „Die Geschichte der Blutsfreunde“. Damit einhergehend soll auch die Struktur der Sekte erläutert werden. Dies ist notwendig, um die Praktiken der Blutsbrüder verstehen zu können, die eng mit der Sektenstruktur verknüpft sind.Anschließend wird die Lehre der Sekte genau vorgestellt, wobei die Darstellung der ausgeübten Praktiken unerlässlich ist, da ihre Anwendung zur Ausübung der Lehre dazugehört.Im dritten Schritt soll der Versuch einer Interpretation gemacht werden, bei der die Aussagen der Sekundärliteratur diskursiv einbezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsüberblick
- Darstellung der Quelle
- Historische Einordnung
- Geschichtliches Umfeld der Sekte
- Die Entwicklung der Sekte
- Die theologischen Anschauungen der Blutsfreunde und ihre Praktiken
- Die Grundüberzeugung: Jeder Mensch ist ohne jede Sünde
- Die Verwerfung jeglicher christlicher Sakramente
- Geschlechtsverkehr als sakramentale Handlung
- Die Stellung des Heiligen Geistes innerhalb des Heilsgeschehens der Blutsfreunde
- Historische Einordnung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Sekte der Blutsfreunde, die im 16. Jahrhundert in Thüringen aktiv war. Der Fokus liegt auf der Analyse der Sekte und ihrer Lehre, insbesondere der Aufwertung des Geschlechtsaktes zum einzigen Sakrament. Die Arbeit untersucht die historischen Rahmenbedingungen, die Entwicklung der Sekte, ihre Struktur, Praktiken und theologischen Ansichten.
- Historische Einordnung der Sekte in das Umfeld der Wiedertäufer
- Entwicklung und Struktur der Blutsfreunde
- Die theologische Lehre der Sekte, insbesondere die Rolle des Geschlechtsaktes
- Die Bedeutung des Heiligen Geistes im Heilsgeschehen der Blutsfreunde
- Interpretation der Lehre und Praktiken der Blutsfreunde im Kontext der Sekundärliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Sekte der Blutsfreunde vor, ihre Besonderheit in Bezug auf die Wiedertäufer und die zentralen Fragestellungen der Arbeit.
- Forschungsüberblick: Die Einleitung beleuchtet die Forschungsliteratur zur Sekte der Blutsfreunde, insbesondere die Arbeit von Justus Menius und Paul Wappler. Es werden die Stärken und Schwächen der vorhandenen Quellen sowie die Perspektiven der Autoren diskutiert.
- Darstellung der Quelle: Dieses Kapitel befasst sich mit der geschichtlichen Einordnung der Blutsfreunde und ihrer Entwicklung. Es analysiert die theologischen Ansichten der Sekte, ihre Praktiken und die Rolle des Geschlechtsaktes als Sakrament.
Schlüsselwörter
Blutsfreunde, Wiedertäufer, Thüringen, 16. Jahrhundert, Geschlechtsakt, Sakrament, Heiligen Geist, theologische Ansichten, Praktiken, historische Einordnung, Forschungsliteratur.
- Arbeit zitieren
- Beate Kienast (Autor:in), 2003, Sexualität als Sakrament - Am Beispiel der Sekte der Blutsfreunde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82663