Der Autor untersucht die wichtigsten Landjugendstudien in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf das ihnen zugrundeliegende Jugendbild. Seit dem Beginn einer eigenständigen Jugendphase und dem Beginn der Jugendforschung gibt es wiederholt Diagnosen sowie Bilder über Jugend. Diese werden von der Erwachsenengesellschaft produziert und auch wissenschaftlich gestützt. Sie sind sowohl Ergebnis ökonomisch politischer Interessen als auch pädagogischer Ideen und Vorstellungen und in einem historisch-gesellschaftlichen Zusammenhang zu betrachten. Diese von den Erwachsenen entwickelten Jugendkonzepte treffen die tatsächliche Situation der Jugend nicht unbedingt. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß sich die Landjugendforschung in der Geschichte der BRD vier verschiedener Bilder oder Konzeptionen über Landjugend bedient. Es handelt sich dabei um das Bild einer defizitären oder benachteiligten Landjugend, einer "eigenständigen" Landjugend, einer Landjugend zwischen Tradition und Moderne sowie schließlich und aktuell um das Bild einer pluralisierten Jugend im regionalen Dorf. In einem zweiten Teil wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluß diese theoretischen Jugendbilder auf die praktische Landjugendarbeit ausüben. Dabei zeigt sich, daß sich die Landjugendarbeit in der Bundesrepublik Deutschland konzeptionell sowie inhaltlich stets nach den in den Landjugendstudien implizierten Bildern über Jugend ausgerichtet hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärungen
- Land
- Jugend
- Forschung
- Folgerung
- Zur Modernisierung ländlicher Regionen und Lebenswelten in der BRD seit den 50er Jahren
- Ländliche „Besonderheiten
- Über das Bild einer defizitären oder benachteiligten Landjugend
- Die repräsentativen Landjugendstudien von Ulrich Plank (1956, 1970 und 1982)
- „Jugend auf dem Land – Ergebnisse einer wissenschaftlichen Erhebung über die Lebenslage der westdeutschen Landjugend\" (1956)
- „Jugend im sozialen Wandel – Ergebnisse einer Trenduntersuchung über die Lebenslage der westdeutschen Landjugend“ (1970)
- „Situation der Landjugend – Die ländliche Jugend unter besonderer Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Nachwuchses“ (1982)
- „Die skeptische Generation“ (Helmut Schelsky, 1957)
- „Einstellungen der Jugend auf dem Lande zum Verbleib im ländlichen Raum“ (Ingrid Pieper, 1976)
- „Jugend auf dem Land – Eine Jugend, wie sie die Erwachsenen gerne hätten?\" (Arthur Fischer, 1982)
- Über die Landjugendporträts von Peter Sinkwitz u.a. (1970, 1980 und 1990)
- „Landjugendporträt – Situation und Arbeit des BDL“ (1970)
- „Landjugendporträt – Situation und Arbeit der BDL-Gruppen (1980)
- „Landjugendporträt – Situation und Arbeit der BDL-Gruppen (1990)
- Die repräsentativen Landjugendstudien von Ulrich Plank (1956, 1970 und 1982)
- Vom Bild einer „eigenständigen“ Landjugend
- „Stilunterschied städtischer und ländlicher Jugend – Dargestellt am Beispiel der weiblichen Jugend (Elisabeth Lippert, 1950)
- „Die soziale Situation der Jugend auf dem Lande (Diether Deneke, 1955)
- „Der Jugendliche und das soziale Klima des Dorfes (Otto von Tschirschky, 1956)
- „Lehrlinge in der Provinz“ (Rainer Brödel, u.a., 1975)
- „Unter der Linde und am Wartehäuschen. Jugendliche auf dem Dorf“ (Detlef Lecke / Udo Pobel, 1978)
- Über das Bild einer ländlichen Jugend zwischen Tradition und Moderne
- „Die Lebenswelt Jugendlicher in ländlichen Gemeinden am Rande der Schwäbischen Alb 1850-1982\" (Gebhard Stein, 1987)
- „Jugend im Abseits? - Zur Lebenslage Jugendlicher im ländlichen Raum (Lothar Böhnisch / Heide Funk, 1989)
- „Ländliche Lebenswelten - Fallstudien zur Landjugend“ (Lothar Böhnisch u.a., 1991)
- „Leben auf dem Land heißt Mobil-Sein“ (Bringfriede Scheu)
- „Wo der Mann noch ein Mann ist“ (Peter Wahl)
- „Manchmal möchte ich weggehen,...“ - Warum Mädchen auf dem Dorf bleiben“ (Ulrike Gfrörer)
- „Mädchen in ländlichen Regionen – Theoretische und empirische Ergebnisse zur Modernisierung weiblicher Lebenslagen“ (Heide Funk, 1993)
- Vom Bild einer pluralisierten Jugend im regionalen Dorf
- Das Regionale Dorf
- Über die Regionalisierung ländlicher Jugendwelten
- Zur Kritik an einer uneingeschränkten „Regionalorientierung“
- Abschied von „der“ Dorfjugend
- Die „dorfbezogene“ Jugend
- Die „regionalbezogene“ Jugend
- Zwischenresümee
- Zur Wirkung des Bildes einer benachteiligten oder defizitären Landjugend auf die Landjugendarbeit in der Geschichte der BRD
- Bildungs- und Ausbildungsbemühungen
- Landjugend(verbands)arbeit als „Bildungsarbeit“
- Mangelnde ländliche Freizeitangebote und Landjugendarbeit
- Über Zusammenhänge zwischen der Jugendarbeit auf dem Land und dem Bild einer „eigenständigen“ Landjugend
- Die „eigenständige“ Landjugend(bildungs)arbeit der 50er Jahre
- Landvolkserziehung oder -bildung
- Ländliche Jugendsozialarbeit
- Zur Wiederkehr einer „eigenständigen“ Landjugendarbeit in den 70er Jahren
- Provinzarbeit
- Spurensicherung
- Jugendkulturarbeit
- Die „eigenständige“ Landjugend(bildungs)arbeit der 50er Jahre
- Der Einfluß des Forschungsbildes einer Landjugend zwischen Tradition und Moderne auf die ländliche Jugendarbeit
- Offene Jugendarbeit im ländlichen Raum
- Sozialräumliche Landjugendarbeit
- Das Projekt „Offene Kiste“
- Jugendtreffs in Bauwagen
- Jugendarbeit im ländlichen Raum und das Bild einer pluralisierten Jugend im regionalen Dorf
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Wandel ländlicher Jugendwelten in der Bundesrepublik Deutschland. Sie untersucht die Entwicklung von Jugendbildern in der Landjugendforschung und deren Einfluss auf die Landjugendarbeit im Laufe der Geschichte.
- Entwicklung von Jugendbildern in der Landjugendforschung
- Einfluss von Forschungsergebnissen auf die Landjugendarbeit
- Veränderungen in ländlichen Lebenswelten und deren Auswirkungen auf die Jugend
- Die Rolle von Mobilität und Regionalisierung in der Lebenswelt ländlicher Jugendlicher
- Analyse von unterschiedlichen Ansätzen in der Landjugendarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsgegenstand einführt und die Relevanz des Themas hervorhebt. Anschließend werden wichtige Begriffe wie "Land", "Jugend", "Forschung" und "Folgerung" geklärt. Kapitel 3 beleuchtet die Modernisierung ländlicher Regionen und Lebenswelten in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er Jahren.
Kapitel 4 widmet sich dem Bild einer defizitären oder benachteiligten Landjugend, indem es die repräsentativen Landjugendstudien von Ulrich Plank sowie weitere Studien untersucht, die diese Sichtweise bestätigen oder relativieren. Kapitel 5 beleuchtet das Bild einer "eigenständigen" Landjugend, wobei verschiedene Studien und Publikationen analysiert werden, die die Lebenswelt und die Besonderheiten ländlicher Jugendlicher hervorheben.
Kapitel 6 analysiert das Bild einer ländlichen Jugend zwischen Tradition und Moderne. Dabei werden Studien und Publikationen untersucht, die den Wandel in ländlichen Lebenswelten und die Herausforderungen für junge Menschen beleuchten. Kapitel 7 widmet sich dem Bild einer pluralisierten Jugend im regionalen Dorf und analysiert die Prozesse der Regionalisierung ländlicher Jugendwelten sowie die Kritik an einer uneingeschränkten „Regionalorientierung“.
Kapitel 8 fasst die Erkenntnisse aus der ersten Hälfte der Arbeit zusammen und leitet zum zweiten Teil über. Kapitel 9 untersucht den Einfluss des Bildes einer benachteiligten oder defizitären Landjugend auf die Landjugendarbeit in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Kapitel 10 befasst sich mit der "eigenständigen" Landjugend(bildungs)arbeit der 1950er Jahre und der Entwicklung der ländlichen Jugendsozialarbeit.
Kapitel 11 beleuchtet die Wiederkehr einer "eigenständigen" Landjugendarbeit in den 1970er Jahren und analysiert verschiedene Ansätze in der Jugendarbeit, wie Provinzarbeit, Spurensicherung und Jugendkulturarbeit. Kapitel 12 untersucht den Einfluss des Forschungsbildes einer Landjugend zwischen Tradition und Moderne auf die ländliche Jugendarbeit. Kapitel 13 befasst sich mit der Jugendarbeit im ländlichen Raum und dem Bild einer pluralisierten Jugend im regionalen Dorf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Landjugendforschung, Jugendbilder, Landjugendarbeit, ländliche Lebenswelten, Modernisierung, Defizitmodell, Eigenständigkeit, Tradition, Moderne, Regionalisierung, Pluralisierung, Bildungs- und Ausbildungsbemühungen, Jugendsozialarbeit.
- Quote paper
- Timo Grund (Author), 2002, Ländliche Jugendwelten im Wandel - Jugendbilder in der Landjugendforschung und ihre Wirkungen auf die Landjugendarbeit in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8278