„Es war nicht alles schlecht...“, „Wir haben auch etwas gelernt…“, „Wenn ich sehe, was da heute gemacht wird…“, aber auch „Was mussten wir damals bloß lernen?“, „Das hat doch sowieso niemanden interessiert…“ und „Man war dann froh, wenn das Thema abgehakt war…“. Ob im unmittelbaren Verwandten- und Bekanntenkreis oder allgemein im großen Bevölkerungsteil derjenigen, die das DDR-Schulsystem durchlaufen und so direkt erlebt haben – im Rückblick auf das eigene Schulleben existieren wohl zahlreiche, in der Beurteilung zum Positiven wie Negativen breit gestreute Meinungen mit einem Spektrum von „höchst kritisch“ bis „wohlwollend positiv“. Wie eben auch die eben exemplarisch genannten.
Zumeist angereichert mit mehr oder weniger ausschweifenden Erzählungen und Erinnerungen, basieren die zahlreichen Ein- und Rückblicke wohl auch auf heutigen z.T. höchst unterschiedlichen Lebensumständen, welche auch in damaligen erlangten oder auch verweigerten gebliebenen Schulabschlüssen bzw. – besuchen begründet sein können. Was einer sehr subjektiven und individuelleren Betrachtungsweise nur noch förderlicher ist und objektivere Untersuchungs- und Darstellungsversuche des DDR-Schulsystems – wie z.B. in einer Hausarbeit – noch weiter erschwert.
Trotz z.T. höchst interessanter und aufschlussreicher Lebensverläufe, die sich im Einzelnen so höchstwahrscheinlich ergeben würden, bestünde daher auch die Gefahr der Darstellung von Meinungen, die überhaupt nicht repräsentativ für die Gruppe der damaligen Schulbesucher sein könnten. Unter Umständen träfe man so vielleicht auf wirkliche Einzelfälle und im schlimmsten Falle bliebe die Darstellungsweise nur sehr einseitig.
Möglichst viele, sowohl positive wie negative Einzelschicksale wirklich eingehend zu untersuchen und entsprechend darstellen zu können – diese Anforderung kann eine Hausarbeit wahrscheinlich nicht oder nur sehr schwer erfüllen. Vielleicht würde dies auch etwas über das eigentliche Ziel einer Hausarbeit hinaus schießen.
Trotzdem also die intensive Untersuchung sicher sehr interessant wäre, möchte ich mich in meiner Hausarbeit eher auf allgemeinere Fragestellungen beziehen, die sich bei der Betrachtung der unterschiedlichen Meinungen zum DDR-Schulsystem ergeben haben.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Betrachtung
- Einleitung
- Historisches Erbe und die Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
- Aufbau und Festigung des schulpolitischen Systems der SBZ - als Grundlage für die spätere DDR
- Das Jahr 1945 – Zwischen Machtansprüchen und Reformdiskussionen
- Das Jahr 1946 - Zwischen Gründung der SED und der Schulreform
- Die Jahre 1947 bis 1949 - Vom Machtausbau der SED zur Gründung der DDR
- Fazit - Zur Bedeutung der von 1945 bis 1949 erzielten Grundlagen für das schulpolitische System der DDR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Entwicklung des schulpolitischen Systems in der SBZ von 1945 bis 1949. Ziel ist es, die Bedeutung dieser frühen Jahre für die spätere DDR aufzuzeigen und die wichtigsten Weichenstellungen zu beleuchten, die das Bildungssystem prägten.
- Der Einfluss der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) auf die Bildung
- Die Rolle der KPD und die Entwicklung der „Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung“ (DVV)
- Die „Entnazifizierung“ des Lehrerstandes und die Schaffung eines „neuen“ Lehrerkollektivs
- Die Auswirkungen des politischen und ideologischen Wandels auf das Schulsystem
- Die Herausforderungen und Konflikte im Aufbau des schulpolitischen Systems der SBZ
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitende Betrachtung
Die Einleitung legt den Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Perspektiven und Erinnerungen an das DDR-Schulsystem. Es wird die Schwierigkeit, eine objektive Darstellung zu gewährleisten, angesichts der subjektiven Erfahrungen und Meinungen betont. Der Fokus der Hausarbeit liegt auf der Untersuchung der Unterschiede zwischen dem heutigen und dem damaligen Schulsystem und den Ursachen für diese Unterschiede.
Der Abschnitt über das historische Erbe und die Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg befasst sich mit dem Übergang der Regierungsgewalt an die Alliierten Siegermächte. Es werden die Besatzungszonen, die Einrichtung der SMAD und die frühen Aktivitäten der KPD erläutert. Die Bedeutung der „Initiativgruppen“ und deren Einfluss auf die Bildung werden hervorgehoben.
Aufbau des schulpolitischen Systems der SBZ - als Grundlage für die spätere DDR
Das Jahr 1945 – Zwischen Machtansprüchen und Reformdiskussionen
Dieses Kapitel beleuchtet die politische Machtdynamik in der SBZ und die frühen Schritte zur Gestaltung des Schulwesens. Die KPDs erfolgreicher Machtanspruch in den Bereichen Bildung und Verwaltung wird diskutiert, wobei auch die enge Zusammenarbeit mit der SMAD betont wird. Die Gründung der DVV und die ersten Schritte zur Entnazifizierung des Lehrerstandes werden vorgestellt.
- Quote paper
- Ludwig Finster (Author), 2007, Aufbau und Festigung des schulpolitischen Systems der SBZ, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82787