Hamlet und Wilhelm Meister, Kinder des Hauses par excellence, typisieren die Problematik der Söhnegeneration. Beide leben in Zeiten bedeutender Epochenwenden und müssen damit zu Recht kommen. Beide müssen ihre Häuser „untergehen“ sehen bzw. in andere Hände übergeben, damit ein neuer Anfang gemacht werden kann. Die Heilungsgeschichten dieser zwei „kranken Königssöhne“ haben eine starke literaturgeschichtliche Wirkung, die bis ins 21. Jahrhundert andauert. Shakespeares Hamlet gilt als eines der meistinterpretierten literarischen Werke überhaupt und löste unzählige intertextuelle Bezüge und Nachahmer aus. Wilhelm Meisters produktive Fehlinterpretation des Hamlet als Werther-ähnlichen Schwärmer prägte lange Zeit das Hamletbild sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern Europas. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelangen es Karl Jaspers Deutung des Hamlet als aktiven Wahrheitssuchenden und Döblins darauf basierende Hamlet, oder die lange Nacht nimmt ein Ende, den Werther-Hamlet völlig zu vertreiben und den Weg für Heiner Müllers Hamlet-Auseinandersetzung zu ebnen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Hamletismus
- Symptome
- Unentschlossenheit und Impulsivität
- Weltschmerz und Innerlichkeit
- Wanderlust und Schlendern
- Empfindsamkeit und Ästhetismus
- Suche nach Halt in einer aus den Fugen geratenen Welt
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Wilhelm Meister im Kontext des modernen hamletschen Helden. Ziel ist es, die Modernität und Allgemeingültigkeit des Charakters Wilhelm Meister anhand seiner hamletschen Attribute aufzuzeigen und die Relevanz der Figur für die heutige Zeit zu beleuchten.
- Die Figur des Wilhelm Meister als Repräsentant des modernen Hamletismus
- Analyse der Symptome des hamletschen Helden im Kontext der deutschen Rezeption
- Der Einfluss von Shakespeares Hamlet auf die deutsche Literatur und Kultur
- Die Suche nach Identität und Sinn in einer sich wandelnden Welt
- Die Bedeutung der Empfindsamkeit und des Ästhetismus im hamletschen Helden
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Dieses Kapitel stellt die zentrale These der Arbeit vor und setzt den Rahmen für die Analyse der Figur des Wilhelm Meister als modernen hamletschen Helden. Es beleuchtet die Bedeutung von Hamlet als literarischem Archetypen und seine nachhaltige Wirkung auf die Kulturgeschichte. Die Einführung geht insbesondere auf die deutsche Rezeption von Hamlet ein und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen der Figur von der Romantik bis zum 20. Jahrhundert.
- Hamletismus: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff Hamletismus und seine Entwicklung. Es zeigt auf, wie der Hamletismus als ein negatives Phänomen betrachtet wurde und welche Symptome ihm zugeschrieben wurden. Der Schwerpunkt liegt auf der deutschen Rezeption des Hamletismus und der verschiedenen Interpretationen der Figur Hamlets im Kontext der deutschen Literatur und Kultur.
- Symptome: Dieses Kapitel widmet sich den spezifischen Charakteristika des modernen hamletschen Helden, die über die in der deutschen Rezeption typischen Eigenschaften wie Zögern und Passivität hinausgehen. Es basiert auf den Analysen von Romanisten, die sich mit Hamletfiguren in der französischen Literatur beschäftigen und beleuchtet Aspekte wie die Ablenkbarkeit und Impulsivität, den Stolz, die Dunkelheit und Todesbesessenheit sowie das Gefühl der Unwirksamkeit.
Schlüsselwörter
Hamlet, Hamletismus, Wilhelm Meister, Moderne, Identität, Sinn, Empfindsamkeit, Ästhetismus, Literaturgeschichte, deutsche Literatur, Kulturgeschichte.
- Citation du texte
- Brendan Bleheen (Auteur), 2004, Die kranken Königssöhne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82797