Keine zwei Institutionen in Deutschland sind von so herausragender Bedeutung für die Entwicklung der Moderne in Europa gewesen wie Herwarth Waldens Zeitschrift, Verlag, Galerie und Schule, Der Sturm und das Bauhaus unter der Leitung des Architekten Walter Gropius. Beide Häuser beschäftigten sich vornehmlich mit einer Kunstart: die bildende Kunst im Sturm und die Architektur am Bauhaus. Allerdings beschränkten sie sich nicht auf diese: Ihre Mitglieder befassten sich mit fast allen zeitgenössischen Künsten. Heute sind die Arbeiten beider Häuser auf den anderen Gebieten von ähnlicher Bedeutung wie ihre primären Interessen, so z.B. die Wortkunsttheorie des Sturms oder die Vorreiterarbeit der Bauhäusler auf dem Gebiet der Fotografie. Weniger bekannt, aber ebenso wichtig, sind die Versuche im Sturm und am Bauhaus, die Arbeit der Theaterreformer der Jahrhundertwende zu vervollkommnen und ein zeitgemäßes Theater für die Zukunft zu schaffen. Hier sind insbesondere drei Namen zu nennen: Wassily Kandinsky, dessen Essay Über das Geistige in der Kunst alle Künste in der Moderne maßgeblich beinflusst hat, während seine Überlegungen zur Bühnenkomposition einen großen Einfluss auf das expressionistische und postexpressionistische Theater hatte; Lothar Schreyer, der an der Berliner Sturmbühne und später an der Hamburger Kampfbühne seine Vision des Theaters als kultisches Gemeinschaftserlebnis durchsetzen konnte; und Oskar Schlemmer, dessen Triadisches Ballett heute noch das bekannteste Bühnenwerk der Moderne darstellt.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, inwiefern von einer Progression hin zur Erfüllung der von Kandinsky in seinem 1911 geschriebenen Text Über Bühnenkomposition aufgestellten Forderungen an ein synästhetisches Bühnenkunstwerk im Sturm und am Bauhaus gesprochen werden kann. Diese Untersuchung wird anhand der theoretischen und dramatischen Werke der eingangs genannten Bühnenkünstler des Sturms und des Bauhauses, Lothar Schreyer und Oskar Schlemmer, erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kandinsky
- Über die Bühnenkomposition
- Der Gelbe Klang
- Sturm und Bauhaus
- Theater im Sturm
- Theater am Bauhaus
- Lothar Schreyer
- Die Vor-Sturm-Jahre
- Die Sturm- und Kampfbühnen
- Schreyers Theorie der Bühnenkunst
- Die Sturmbühne
- Die Kampfbühne
- Schreyer am Bauhaus
- Oskar Schlemmer
- Das Triadische Ballett
- Das Figurale Kabinett
- Meta oder die Pantomime der Örter
- Haus Py oder das Sternheim
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, inwiefern sich im Sturm und am Bauhaus eine Progression hin zur Erfüllung der von Kandinsky in seinem 1911 geschriebenen Text Über Bühnenkomposition aufgestellten Forderungen an ein synästhetisches Bühnenkunstwerk erkennen lässt. Der Fokus liegt dabei auf den theoretischen und dramatischen Werken der Bühnenkünstler Lothar Schreyer und Oskar Schlemmer.
- Kandinskys Einfluss auf die Kunsttheorien des Sturm
- Kandinskys Konzept des synästhetischen Bühnenkunstwerks
- Schreyers Vision des Theaters als kultisches Gemeinschaftserlebnis
- Schlemmes Triadisches Ballett als Beispiel eines modernen Bühnenwerks
- Der Beitrag des Sturm und des Bauhauses zur Entwicklung des modernen Theaters
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung des Sturm und des Bauhauses für die Entwicklung der Moderne in Europa hervorhebt. Anschließend werden die zentralen Ideen Kandinskys zur Abstraktion in der Kunst und seinen Konzepten der Bühnenkomposition erläutert. Das Kapitel über Lothar Schreyer befasst sich mit seinen Visionen des Theaters als kultisches Gemeinschaftserlebnis, die er an der Sturmbühne und der Kampfbühne umsetzte. Schließlich widmet sich die Arbeit dem Werk Oskar Schlemmes und seiner bahnbrechenden Bühnenwerke wie dem Triadischen Ballett.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Moderne, Theater, Bühnenkunst, Abstraktion, Synästhesie, Sturm, Bauhaus, Kandinsky, Schreyer, Schlemmer. Insbesondere werden die Konzepte des Gesamtkunstwerks, der Bühnenkomposition, der kultischen Gemeinschaft und des Triadischen Balletts im Kontext der Entwicklung der Moderne im frühen 20. Jahrhundert diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Brendan Bleheen (Autor:in), 2002, Progression zur Abstraktion: Sturm und Bauhaus , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82802