Motorisch-funktionelle und kognitive Einschränkungen, Wahrnehmungsschwächen und ein vermindertes Kurzzeitgedächtnis insbesondere für auditive Reize stellen typische Beeinträchtigungen für Menschen mit Down-Syndrom dar, die das Sprechenlernen in besonderer Weise erschweren. Die Sprachentwicklung ist somit im Vergleich zur Retardierung der anderen Entwicklungsbereiche besonders verzögert. Zudem ist die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache bei Menschen mit Down-Syndrom häufig stark beeinträchtigt. Untersuchungen zeigen, dass ca. 45% der Kinder mit Down-Syndrom von unbekannten Personen schwer verstanden werden. Problematisch ist, dass die geringe Sprachverständlichkeit bewirkt, dass auch die kognitiven Leistungen oft unterschätzt werden.
Es handelt sich bei Menschen mit Down-Syndrom um eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Potentialen. Trotz der interindividuellen Unterschiede wirken sich die verschiedenen, syndromspezifischen Beeinträchtigungen besonders auf den Bereich der Sprache und Sprachentwicklung aus. Daher bietet sich ein Therapieansatz an, der auf die Besonderheiten des Syndroms abgestimmt ist und sich gleichzeitig individuell variieren lässt.
Aufgrund der genannten Aspekte bieten sich nonverbal ergänzende Kommunikationsformen für die sprachliche Förderung der Menschen mit Down-Syndrom an. Dabei lassen sich folgende Ziele für die Sprachtherapie ableiten: Verbesserung der Sprachverständlichkeit, Förderung des Spracherwerbs, Vermeidung von Frustrationen. Gleichzeitig wird der Anspruch an die Therapie gestellt, dass sie auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen ist.
In der vorliegenden Arbeit wird die Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) als Therapiemöglichkeit für Menschen mit Down-Syndrom diskutiert.
Verlauf der Arbeit:
Im nächsten Abschnitt folgt die Darstellung der syndromspezifischen Besonderheiten im Bereich der Sprachentwicklung. Dabei wird kurz auf die Veränderung der Sprechorgane eingegangen, denn diese müssen für eine erfolgreiche, ganzheitliche Therapie der Sprache und der Sprachentwicklung bekannt sein. Der dritte Abschnitt nennt Gründe für den Einsatz von Gebärden, stellt die Therapie mittels GuK vor und stellt die Frage, inwieweit Gebärden den Spracherwerb fördern bzw. hemmen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sprachentwicklung und Lautsprache beim Down-Syndrom
3. Gebärdenunterstützte Kommunikation GuK
3.1. Therapie mittels GuK
3.2. Gründe für den Einsatz von Gebärden
3.3. Vorteile der GuK
3.4. Beeinträchtigungen der Lautsprache durch GuK
4. Wie sinnvoll ist GuK bei Kindern mit Down-Syndrom?
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Motorisch-funktionelle und kognitive Einschränkungen, Wahrnehmungsschwächen und ein vermindertes Kurzzeitgedächtnis insbesondere für auditive Reize stellen typische Beeinträchtigungen für Menschen mit Down-Syndrom dar, die das Sprechenlernen in besonderer Weise erschweren. Die Sprachentwicklung ist somit im Vergleich zur Retardierung der anderen Entwicklungsbereiche besonders verzögert. Zudem ist die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache bei Menschen mit Down-Syndrom häufig stark beeinträchtigt. Entsprechende Untersuchungen zeigen, dass ca. 45% der Kinder mit Down-Syndrom von unbekannten Personen schwer verstanden werden.[1] Problematisch ist dabei, dass die geringe Sprachverständlichkeit bewirkt, dass auch die kognitiven Leistungen oft unterschätzt werden. Die Diskrepanz der Entwicklungsbereiche sowie die Unterschätzung durch Außenstehende löst bei den Betroffenen häufig Frustrationen aus.[2]
Menschen mit Down-Syndrom wird aufgrund ihres sehr ähnlichen, äußeren Erscheinungsbildes häufig unterstellt, dass sie auch in ihrem Leistungsbereich und Verhalten große Übereinstimmungen aufweisen. Es handelt sich bei Menschen mit Down-Syndrom jedoch um eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Potentialen. Trotz der interindividuellen Unterschiede wirken sich die verschiedenen, syndromspezifischen Beeinträchtigungen besonders auf den Bereich der Sprache und Sprachentwicklung aus.[3] Daher bietet sich ein Therapieansatz an, der auf die Besonderheiten des Syndroms abgestimmt ist und sich gleichzeitig individuell variieren lässt.
Aufgrund der genannten Aspekte bieten sich nonverbal ergänzende Kommunikationsformen für die sprachliche Förderung der Menschen mit Down-Syndrom an. Dabei lassen sich folgende Ziele für die Sprachtherapie ableiten: Verbesserung der Sprachverständlichkeit, Förderung des Spracherwerbs, Vermeidung von Frustrationen. Gleichzeitig wird der Anspruch an die Therapie gestellt, dass sie auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen ist. In der vorliegenden Arbeit wird die Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) als Therapiemöglichkeit für Menschen mit Down-Syndrom diskutiert.
Im nächsten Abschnitt folgt die Darstellung der syndromspezifischen Besonderheiten im Bereich der Sprachentwicklung. Dabei wird kurz auf die Veränderung der Sprechorgane eingegangen, denn diese müssen für eine erfolgreiche, ganzheitliche Therapie der Sprache und der Sprachentwicklung bekannt sein. Der dritte Abschnitt nennt Gründe für den Einsatz von Gebärden, stellt die Therapie mittels GuK vor und stellt die Frage, inwieweit Gebärden den Spracherwerb fördern bzw. hemmen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und Diskussion.
2. Sprachentwicklung und Lautsprache beim Down-Syndrom
Bei der Sprachentwicklung der Kinder mit Down-Syndrom zeigen Untersuchungen große individuelle Unterschiede. Einige Kinder sprechen erste Worte schon mit 1 bis 2 Jahren. Die meisten Kinder beginnen mit 2 bis 3 Jahren mit dem Sprechen, aber einige erst mit 4, 5 oder 6 Jahren. Einzelne Schüler sprechen gar nicht.[4] Im Durchschnitt bilden Kinder mit Down-Syndrom im 24. Lebensmonat erste 2- und 3-Wort-Sätze. Bei den Kindern über 12 Jahren sprechen 2/3 in Mehrwortsätzen.[5]
Bei Kindern mit Down-Syndrom kann durchschnittlich von einer verdoppelten Entwicklungszeit ausgegangen werden. Die Retardierung ist in den verschiedenen Entwicklungsbereichen unterschiedlich ausgeprägt. Aufgrund der verschiedenen spezifischen Beeinträchtigungen ist dabei der Bereich der Sprachentwicklung besonders verzögert und weicht deutlich von den motorischen oder kognitiven Leistungen ab. Die Diskrepanz zwischen den kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zur Sprachentwicklung wird mit steigendem Alter noch deutlicher. Besonders bei gemeinsamen Handlungen von Kind und Interaktionspartner ist zu beachten, dass die Kinder sich nur eingeschränkt verständlich machen können. Die Ursachen für die verzögerte Sprachentwicklung liegen im motorisch-funktionellen und im kognitiv-emotionalen Bereich.[6]
Die Sprechorgane weisen beim Down-Syndrom typischerweise vielfältige Veränderungen auf. Ein auffälliges Merkmal vieler Kinder ist der fehlende Mundschluss. Daraus ergeben sich meist Speichelfluss und Risse an den Mundwinkeln, die häufig auch eine typische Stigmatisierung nach sich ziehen und von Bezugspersonen als sozial belastend und störend empfunden werden.
Auch die Atmung ist bei Kindern mit Down-Syndrom meist beeinträchtigt, die Atem-Vitalkapazität ist oftmals deutlich vermindert. Die relativ kleine Nase mit einer flachen Nasenwurzel erschwert die Nasenatmung und häufig erfolgt eine vorwiegende Mundatmung. Die Nebenhöhlen und Kiefern werden nicht ausreichend belüftet. Die Zähne wachsen oft mit zwei bis sechs Monaten Verzögerung. Der Durchbruch beginnt mit den oberen oder mittleren Zähnen statt mit den unteren mittleren Schneidezähnen wie bei einer normalen Entwicklung. Erst mit zunehmendem Alter entstehen typische Fehlstellungen des Kiefers, häufig ist ein vorstehender Unterkiefer. Die Größe der Kiefer ist abnormal klein. Diese Entwicklungen führen zu abweichenden Saug-, Schluck- und Kaubewegungen und beeinflussen somit die sprechmotorischen Grundlagen.
Die Zunge ist charakteristischerweise hypoton, gefurcht, deutlich vorgelagert und stützt sich auf der Unterlippe oder den unteren Schneidezähnen ab. Die Zunge wirkt oft auffällig groß, doch begründet sich der Eindruck eher in der zu kleinen Mundhöhle. Der Gaumen ist meist relativ hoch, eng und ausgeprägte Gaumenfalten sind typisch. Oft werden Menschen mit Down-Syndrom mit offener Gaumenspalte geboren, die das Sprechen stark beeinträchtigen. Das oft auffallende Heraustreten der Zunge aus dem Mund wird durch den engen Gaumen und die Hypotonie der Zungen- und Lippenmuskulatur begünstigt.[7]
Diese Anomalien und die motorische Schwäche, die sich bereits in den Primärfunktionen der Sprechorgane zeigt, d.h. beim Saugen, Kauen, Schlucken, Trinken, Zungen- und Lippenbeweglichkeit, beeinträchtigen das Erlernen der motorischen Grundlagen des Sprechens. Neben den funktionellen Einschränkungen erschweren häufig auch unsichere Umgangsweisen der Bezugspersonen und ungünstige Rahmenbedingungen die Sprachentwicklung. Daher ist es wichtig, dass Hilfen in die Alltagssituationen der Kinder integriert werden.
Die Verzögerungen und Abweichungen in der präverbalen Entwicklung und beim Spracherwerb führen zu stark beeinträchtigter Kommunikation. Das Kind kann sich nur verspätet und erschwert, teilweise sogar gar nicht mitteilen. Besonders wichtig ist die Berücksichtigung möglicher Hörschädigungen. Kinder mit Down-Syndrom haben oft als Folge von Infektionen Einschränkungen des Gehörs zwischen 20-50 Dezibel. Die Unterscheidung ähnlich klingender Wörter wird erschwert und die Kinder verstehen vieles erst aus dem Kontext.[8]
Neben Beeinträchtigungen im Hören, Sehen und in der Motorik bestehen häufig auch Wahrnehmungsschwächen im visuellen, auditiven, taktilen und kinästhetischen Bereich. Die bedeutungsbezogene Verarbeitung von Informationen, die mit den Sinnen aufgenommen wurden, ist erschwert. Wahrnehmung wird durch Interesse gelenkt, indem unwichtige Reize ausgeblendet werden. Ist diese aktive Aufmerksamkeit gestört, erfolgt eine Reaktion auf den dominanten, aber eventuell unwichtigen Reiz. Daraus ergibt sich eine nur ungenügend interessengeleitete Wahrnehmung und Interpretation. Zusätzlich haben Kinder mit Down-Syndrom Probleme längere verbale Informationen zu behalten. Ihr auditives Kurzzeitgedächtnis ist meistens vermindert und erfasst nur eine oder zwei Informationseinheiten.
Die eingeschränkten motorischen Fähigkeiten und mangelnde Vorstellungskraft ergeben mit zunehmendem Lebensalter ein allgemeines Erfahrungsdefizit. Daraus entstehen auch Beeinträchtigungen im kognitiven Bereich für die Sprachentwicklung. Bei allen Menschen ist das Sprachverständnis größer als das Sprechvermögen. Diese Differenz zwischen aktiver und passiver Sprachkompetenz ist bei Menschen mit Down-Syndrom noch stärker ausgeprägt. Daraus ergeben sich häufig Frustrationen. Die Kinder können Sprache verstehen, sind jedoch oft nicht in der Lage, sich verständlich mitzuteilen.
[...]
[1] Vgl. Wilken 1999, S. 5; Johansson 1996, S.1.
[2] Vgl. Wilken 1997a, S. 44; Mahoney/Glover/Finger 1981, S. 21ff.
[3] Vgl. Lechta 2002, S. 38ff.
[4] Vgl. Wilken 1999a, S. 5.
[5] Vgl. Lechta 2002, S. 38ff; Pretis 2002, S. 1.
[6] Vgl. Wilken 1999b, S. 2.
[7] Vgl. Weigel 1998, S. 128f; Wilken 1997b, S. 69ff, Wilken 1997c, S. 20ff.
[8] Vgl. Bird/Buckley 1994, S.4.
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