In Hollywood-Filmen scheint die Stadt häufig ein Ort voller Probleme zu sein: Chaos, Gewalt, Armut und Vereinsamung sind Motive, die in den städtischen Schauplätzen immer wieder auftauchen. Das widerspricht radikal einer viel früheren Konzeption der Stadt: In der Antike war die Stadt in erster Linie ein Ort der Freiheit und Vernunft. Der Städtebau schuf und widerspiegelte gleichzeitig eine soziale Ordnung und nach Aristoteles ist die städtische Öffentlichkeit Voraussetzung für Freiheit und Demokratie, während auf dem privaten Landgut die patriarchalische Herrschaft bestimmend ist.
Als sich im Zuge von technischen Fortschritten in der Neuzeit die Städte radikal veränderten, wandelte sich auch das Bild der Stadt. Die strenge Strukturierung wich in den rasant wachsenden Grossstädten einem vergleichsweise chaotischen Wuchern der Stadt, die das Stadtbild entscheidend veränderte. Dass die Stadt nun nicht mehr nur Ort der Vernunft und Ordnung war, sondern auch das genaue Gegenteil davon verkörpern konnte, zeigen die urbanen Dystopien in Literatur und Film Anfangs des 20. Jahrhunderts.
Anhand von zwei Filmbeispielen soll hier untersucht werden, welche Konzeption der Stadt im neueren Hollywood-Film erkennbar ist. Die beiden Thriller FALLING DOWN (Joel Schumacher, US 1993) und THE DEVIL'S ADVOCATE (Taylor Hackford, US 1997) zeigen die Stadt auf sehr plakative Weise als Ort der Ungerechtigkeit, der Sünde und der Unvernunft. Dennoch lassen sich auch Elemente der aristotelischen Funktionszuschreibung der Stadt erkennen. Die vorliegende Arbeit soll zeigen, wie die beiden Vorstellungen der Stadt – der antike Ort der Vernunft und der moderne Ort des Chaos und Wahnsinns – in den beiden Filmen dargestellt werden. Wie werden diese beiden Modelle miteinander kombiniert, wo dominiert die eine Vorstellung die andere?
Dazu soll in einem ersten Teil der Arbeit die antike Vorstellung dargestellt werden, die sich vor allem in der Dichotomie zwischen Stadt und Land zeigt. Anschliessend soll der Wandel von der Stadt zur Grossstadt in der Moderne die Veränderung dieses Bildes in der Neuzeit aufzeigen. Anhand der beiden erwähnten Filme und weiterer Beispiele soll dann die Stadtdarstellung im Hollywood der 90er-Jahre dargelegt werden, um schliesslich die eben gestellten Fragen beantworten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Dichotomie von Stadt und Land in der Antike
- Dschungel Großstadt: Wandel der Stadt in der Moderne
- Die Großstadt im neueren Hollywood-Blockbuster
- Ungerechtigkeit und Wahnsinn: FALLING DOWN
- Handlung
- Rezeption
- Stadtdarstellung
- Stadt der Sünde: THE DEVIL'S ADVOCATE
- Handlung
- Rezeption
- Stadtdarstellung
- Weitere Filmbeispiele
- Ungerechtigkeit und Wahnsinn: FALLING DOWN
- Elemente der Stadtdarstellung
- Armut und Reichtum
- Patriarch und Hausfrau: Die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern
- Privater Raum und Öffentlichkeit
- Vernunft und Wahnsinn
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzeption der Großstadt im neueren Hollywood-Film, indem sie die Darstellung der Stadt in den Filmen "Falling Down" und "The Devil's Advocate" analysiert. Die Arbeit beleuchtet die Verbindung zwischen der antiken Vorstellung der Stadt als Ort der Vernunft und der modernen Konzeption als Ort des Chaos und Wahnsinns.
- Die Dichotomie zwischen Stadt und Land in der Antike
- Der Wandel des Stadtbildes in der Moderne
- Die Darstellung von Ungerechtigkeit und Wahnsinn in Hollywood-Filmen
- Die Rolle von Armut und Reichtum in der städtischen Darstellung
- Die Beziehung zwischen öffentlichem und privatem Raum
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Konzeption der Stadt im neueren Hollywood-Film dar. Sie verortet die Untersuchung im Kontext der Filmgeschichte und der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Stadtbegriff, besonders in Bezug auf die antike Polis und die moderne Großstadt. Die Arbeit kündigt die Analyse von "Falling Down" und "The Devil's Advocate" an und skizziert den methodischen Ansatz.
Die Dichotomie von Stadt und Land in der Antike: Dieses Kapitel untersucht die antike Vorstellung der Stadt, insbesondere im Kontext der griechischen Polis. Es beleuchtet den Gegensatz zwischen der Agora als öffentlichem Raum der Vernunft und des Diskurses und dem Oikos als privatem Raum der patriarchalischen Herrschaft und der Notwendigkeit. Der Fokus liegt auf Aristoteles' Unterscheidung zwischen Vita activa und Vita contemplativa und deren räumliche Zuordnung. Die Arbeit von Hannah Arendt dient als wichtige Grundlage für die Analyse der antiken Dichotomie zwischen Stadt und Land.
Dschungel Großstadt: Wandel der Stadt in der Moderne: Dieses Kapitel beschreibt den Wandel des Stadtbildes von der antiken Polis zur modernen Großstadt. Es wird die Transformation des städtischen Raums durch technische Fortschritte und das daraus resultierende Wachstum und die zunehmende Komplexität der Städte beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Veränderung des Stadtbildes und dem Übergang von Ordnung und Vernunft zu Chaos und Wahnsinn als charakteristische Merkmale der modernen Großstadt. Die Arbeit thematisiert, wie diese Veränderungen die Konzeption der Stadt beeinflusst haben und wie sie sich in der Literatur und im Film widerspiegeln.
Die Großstadt im neueren Hollywood-Blockbuster: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der Großstadt in neueren Hollywood-Filmen. Es konzentriert sich auf die Filme "Falling Down" und "The Devil's Advocate" und untersucht, wie diese die Stadt als Ort der Ungerechtigkeit, der Sünde und der Unvernunft präsentieren. Dabei werden die Handlung, die Rezeption und vor allem die Stadtdarstellung in den Filmen detailliert untersucht und miteinander verglichen. Die Kapitel untersuchen, wie die antiken und modernen Konzeptionen der Stadt in den Filmen kombiniert und dargestellt werden.
Elemente der Stadtdarstellung: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Elemente, die in der filmischen Darstellung der Großstadt eine Rolle spielen. Es analysiert Themen wie Armut und Reichtum, die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, den Gegensatz zwischen privatem Raum und Öffentlichkeit sowie die Konzepte von Vernunft und Wahnsinn im Kontext der städtischen Umgebung. Die Kapitel vertieft die Analyse der filmischen Darstellung der Großstadt und ihrer zentralen Themen.
Schlüsselwörter
Großstadt, Hollywood-Film, Antike, Moderne, Stadt-Land-Dichotomie, Vernunft, Wahnsinn, Ungerechtigkeit, Sünde, Öffentlichkeit, Privatheit, Patriarchat, Armut, Reichtum, FALLING DOWN, THE DEVIL'S ADVOCATE, Agora, Oikos, Aristoteles, Hannah Arendt, Vita activa, Vita contemplativa.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Großstadt im neueren Hollywood-Film
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Großstadt in neueren Hollywood-Filmen, insbesondere in "Falling Down" und "The Devil's Advocate". Sie untersucht, wie die antike und moderne Konzeption der Stadt in diesen Filmen dargestellt und miteinander verbunden werden.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Dichotomie zwischen Stadt und Land in der Antike, den Wandel des Stadtbildes in der Moderne, die Darstellung von Ungerechtigkeit und Wahnsinn in den ausgewählten Filmen, die Rolle von Armut und Reichtum, sowie den Gegensatz zwischen öffentlichem und privatem Raum in der filmischen Stadtdarstellung. Die Rolle von Patriarchat und die Geschlechterverteilung werden ebenfalls analysiert.
Welche Filme werden analysiert?
Die Hauptfokusfilme der Analyse sind "Falling Down" und "The Devil's Advocate". Weitere Filmbeispiele werden erwähnt, jedoch nicht im Detail untersucht.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Aristoteles' Unterscheidung zwischen Vita activa und Vita contemplativa und bezieht die Theorien von Hannah Arendt zur antiken Polis und dem öffentlichen Raum mit ein.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur antiken Stadt-Land-Dichotomie, ein Kapitel zum Wandel der Stadt in der Moderne, eine detaillierte Analyse der Großstadtdarstellung in "Falling Down" und "The Devil's Advocate", ein Kapitel zu Elementen der Stadtdarstellung (Armut/Reichtum, Geschlechterrollen, öffentlicher/privater Raum, Vernunft/Wahnsinn) und ein Fazit.
Welche konkreten Aspekte der Stadtdarstellung werden untersucht?
Die Analyse betrachtet die Handlung, Rezeption und vor allem die Stadtdarstellung der beiden Hauptfilme. Konkrete Elemente der Stadtdarstellung umfassen Armut und Reichtum, die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, den Gegensatz zwischen privatem und öffentlichem Raum sowie die Konzepte von Vernunft und Wahnsinn.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Großstadt, Hollywood-Film, Antike, Moderne, Stadt-Land-Dichotomie, Vernunft, Wahnsinn, Ungerechtigkeit, Sünde, Öffentlichkeit, Privatheit, Patriarchat, Armut, Reichtum, FALLING DOWN, THE DEVIL'S ADVOCATE, Agora, Oikos, Aristoteles, Hannah Arendt, Vita activa, Vita contemplativa.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und richtet sich an Leser, die sich für die Analyse von Film und die Darstellung der Stadt in der Literatur und im Film interessieren.
- Arbeit zitieren
- Andres Hutter (Autor:in), 2006, Zwischen Vernunft und Wahnsinn - Konzeptionen der Großstadt im neueren Hollywood-Blockbuster, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82948