Einleitung
Wie entsteht Raum? Welche Arten von Raum gibt es und was ist Raum eigentlich? Diese und ähnliche Fragen werden immer wieder aufgeworfen von Wissenschaftlern aus allen möglichen Disziplinen. In der Kunstwissenschaft und insbesondere in der Malerei interessiert vor allem die Art und Weise, wie ein Künstler mit Raum umgeht, wie er ihn errichtet. In der Einleitung seines Buches "Die Räume der Maler" schreibt Wolfgang Kemp:
Erzählraum wird durch Räume und durch Beziehungen zwischen diesen konstituiert – durch die Beziehung zwischen Innenräumen, zwischen Innenraum und Außenraum und zwischen Bildraum und Betrachterraum.1 "Erzählraum" existiert also nicht einfach, sondern muss erst geschaffen werden durch die Interaktion von anderen Räumen. Dabei beschränkt sich Kemp in seiner Aufzählung nicht nur auf innerbildliche Räume. Ohne ein Publikum ist alles Erzählen sinnlos, deshalb ist die ganz am Ende erwähnte Beziehung zwischen "Bildraum und Betrachterraum" ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Raumkonzeption eines Bildes. Filippo Lippis Freskenzyklen im Dom zu Prato haben in dieser Hinsicht durch ihre Einbeziehung von drei Wänden ganz besonders viel zu bieten. Mit welchen Mitteln wird hier Raum geschaffen? In welchem Maß spielt der Betrachter eine Rolle in diesem Raumgefüge? Dies sind die Fragen, die die vorliegende Arbeit beantworten möchte.Zunächst werde ich in einem ersten Teil den Gegenstand dieser Arbeit, Lippis Fresken in Prato, vorstellen. Dabei sind einige Hintergrundinformationen zur Stadt Prato, dem Künstler Filippo Lippi und zur Entstehungsgeschichte der Fresken unablässig. Erst dann wird sich die Arbeit der inhaltlichen Beschreibung der Fresken zuwenden. Hierzu gehört allerdings viel mehr als eine bloße Inhaltsangabe der Einzelbilder. "Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile", so sagte schon Aristoteles. Als Bilderzyklus verlangt das Werk von selbst nach der Untersuchung seiner Gesamtstruktur, seiner Erzählweise. In der Forschung werden viele Analyseansätze vorgeschlagen. Ich habe mich für die Anwendung der Verfahren von Marilyn Aronberg Lavin, Jutta Karpf und Wolfgang Kemp entschieden, weil mir mit ihnen die klarste und aufschlussreichste Analyse von Lippis Werk durchführbar schien.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gegenstand und Fragestellung
- Ort und Entstehung
- Inhalt
- Erzählstruktur
- Marilyn Aronberg Lavins Erzählmuster
- Jutta Karpf: Analyse der Erzählstruktur
- Wolfgang Kemp: Erzählen in Figuren bzw. in Sequenzen
- Bild- und Betrachterraum im Zyklus von Prato
- Bild- und Betrachterraum - Klärung der Begriffe
- Entstehung eines Spannungsraumes durch die Interaktion zweier Figuren
- Architektur als Raum schaffendes Element
- Architektur und Landschaft
- Figur und Raum
- Die Verbindung von Bild- und Betrachterraum
- Das Verhältnis von Betrachter und Bild
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Freskenzyklen von Filippo Lippi im Dom von Prato, mit besonderem Augenmerk auf die Konstruktion von Raum und die Interaktion zwischen Bildraum und Betrachterraum. Ziel ist es, die räumlichen Gestaltungsmittel und ihre Auswirkungen auf das Betrachtererlebnis zu analysieren.
- Raumgestaltung in Filippo Lippis Fresken
- Die Rolle des Betrachters in der Raumkonzeption
- Interaktion von Figuren und Raum
- Analyse der Erzählstruktur
- Die Bedeutung der Architektur und Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Freskenzyklen von Filippo Lippi im Dom von Prato als Gegenstand der Arbeit vor. Sie gibt einen kurzen Überblick über die Stadt Prato, den Künstler und die Entstehungsgeschichte der Fresken. Darüber hinaus werden die Hauptthemen der Arbeit – Raum, Erzählstruktur und die Rolle des Betrachters – eingeführt.
- Gegenstand und Fragestellung: Dieses Kapitel bietet detaillierte Informationen über Prato, den Dom von Santo Stefano und die Entstehung der Freskenzyklen. Es erläutert die Auftragsgeber und die Bedeutung der Reliquien im Dom für die Auswahl der Themen der Fresken.
- Bild- und Betrachterraum im Zyklus von Prato: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Analyse der Raumkonzeption in Lippis Freskenzyklen. Es werden die Begriffe Bild- und Betrachterraum geklärt und die Mittel untersucht, mit denen Lippi Raum schafft. Es wird auf die Interaktion von Figuren und Raum eingegangen, sowie auf die Verbindung von Bild- und Betrachterraum.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Raum, Bildraum, Betrachterraum, Erzählstruktur, Freskenzyklen, Filippo Lippi, Dom von Prato und die Stadt Prato. Sie analysiert die Gestaltungsmittel von Lippi und die Auswirkungen auf das Betrachtererlebnis, indem sie Konzepte wie Architektur, Landschaft und Figuren in den Kontext der Raumkonzeption einbettet.
- Arbeit zitieren
- Janina Liedermann (Autor:in), 2007, Bild- und Betrachterräume in Filippo Lippis Freskenzyklen im Dom zu Prato, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83000