Unsterblichkeitsbeweise in der platonischen Philosophie


Hausarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Kurze Einführung in die Ideenlehre

3 Unsterblichkeitsbeweise im Phaidon
3.1 Erster Unsterblichkeitsbeweis
3.2 Zweiter Unsterblichkeitsbeweis
3.3 Dritter Unsterblichkeitsbeweis

4 Unsterblichkeitsbeweis im Phaidros

5 Unsterblichkeitsbeweis in der Politeia

6 Schlussbemerkungen

7 Literatur

8 Internetrecherche

1 Einleitung

Was kommt nach dem Tod? Gibt es so etwas wie Seele und wenn ja, was geschieht mit ihr, wenn wir verstorben sind? Diese Fragen sind eng miteinander verknüpft und beschäftigen uns seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte.

Die Beantwortung ist auch heute noch mindestens in zweierlei Hinsicht schwierig. Denn erstens ist der Gedanke an den Tod und die Frage, was uns danach erwartet, verbunden mit Emotionen, vor allem vielen Ängsten. Zweitens sind es zudem zwei der wenigen Fragen in der heutigen Welt, die wir uns nicht empirisch beantworten können.

Schon Platon widmete sich ausführlich in seinem Werk Phaidon, aber auch im Phaidros und der Politeia, unter anderem der Frage nach der Unsterblichkeit der Seele. Seine Methode war hier der typische platonische Dialog. Er ließ Sokrates so mit seinem Gesprächspartner interagieren, dass diese entweder selbst Antworten fanden oder nicht anders konnten, als seiner Argumentation zuzustimmen. Eine Schwierigkeit bei der Beschäftigung mit Schriften Platons liegt darin, dass nicht ganz klar ist, ob er in seinen Dialogen den historischen Sokrates zu Wort kommen lässt oder ob er eher als fiktive Figur fungiert. Da es für mich nahe liegender erscheint, setze ich in meiner Arbeit voraus, dass Platon Sokrates als Sprachrohr benützt. Daher interpretiere ich die Argumentationen ausschließlich als Gedankengänge Platons.

Die Argumentationsketten von Platons Unsterblichkeitsbeweisen werde ich in diesem Text nachzeichnen. Dabei zeige ich mögliche Kollisionen mit seinen eigenen Lehren auf sowie nicht nachvollziehbare Prämissen oder Begründungen. Da für das Verständnis die Ideenlehre Platons eine große Rolle spielt und ich mich im Text immer wieder darauf beziehe, setze ich eine kurze Abhandlung darüber an den Anfang meiner Ausführungen.

2 Kurze Einführung in die Ideenlehre

Nach Platon ist die Welt der Ideen und der mathematischen Gesetze die wahrhaft seiende Welt. Nach dem Abbild der Ideen wird die sinnliche Welt, die uns umgibt gebildet, jeder Gegenstand, jedes Ding sei nur ein Abbild einer Idee, also der sprichwörtliche Schein im Gegensatz zum Sein. Während die Einzeldinge vergingen, blieben die Ideen als ewige Urbilder erhalten. Die Theorie der Ideen bedeutet für den Menschen, dass er in einer Welt des Scheins lebe, die trügerisch sei und ihn immer wieder blende und davon abhält, die Welt der Ideen, also des Seins, zu erfassen. Dies wird besonders in Platons Höhlengleichnis deutlich. Hier zeichnet er folgende Situation. Menschen säßen in einer Höhle angekettet vor einer Wand und können nur die Schattenbilder sehen, die ein hinter ihnen loderndes Feuer auf die Wand wirft. Da sie nichts anderes kennen, nähmen sie dies als Wirklichkeit und Wahrheit an. Binde man sie los, um sie die Welt vor der Höhle entdecken zu lassen, so weigerten sie sich. Denn der Aufstieg aus der Höhle wäre beschwerlich und langwierig.[1] Die Aufgabe des Philosophen ist nun immer wieder in jene Höhle zurückzukehren und die Menschen von dem Weg zur Wahrheit, nämlich der Erkenntnis der Wahrheit und Ideen zu überzeugen. Denn er hat diese Welt erblickt. Und genau dies versucht also Platon mit seinen Werken.

Auch der offensichtliche Leib-Seele Dualismus, der immer wieder klar aus seinen Schriften herauszulesen ist, erklärt sich durch diese Zweiteilung in Welt der Ideen, die nur durch Denken erreichbar sei und die Welt des Scheins, in die der Körper und alles seine Begierden gehörten. Diese Teilung ist daher ein zentraler Punkt für meine Beschäftigung mit den Unsterblichkeitsbeweisen der Seele in der platonischen Philosophie.

3 Unsterblichkeitsbeweise im Phaidon

Platon lässt Sokrates im Angesicht seiner bevorstehenden Hinrichtung über viele grundsätzliche Dinge philosophieren, vor allem über die Konstitution des Menschen und seiner Seele. Im Dialog mit Phaidon, Simmias, Kebes und einigen anderen Anwesenden entwickelt er Thesen über die Seele.

Den Anstoß gibt Kebes. Er weist auf Unsicherheiten der Menschen in Bezug auf die Unsterblichkeit der Seele hin. Sie seien im Zweifel darüber, ob die Seele nach dem Tode weiter bestehe oder aber im dem Augenblick verginge, in dem der Körper aufhöre zu sein.[2] Und dies ist, wie in der Einleitung schon erwähnt, eine alte und bis heute oft gestellte Frage der Menschen, ob überhaupt etwas und wenn ja, was nach dem Tode sei.

3.1 Erster Unsterblichkeitsbeweis

Daraufhin lässt Platon Sokrates zum ersten Unsterblichkeitsbeweis ansetzen. Er bezieht sich auf eine „alte Rede“, also offensichtlich religiöser Art, ich komme später noch einmal darauf zurück. In dieser Rede gehe man davon aus, dass sich die Seelen nach dem Tod in der Unterwelt befänden und von dort reinkarnierten.[3] Er stellt daher fest, es müsse bewiesen werden, dass die Lebenden von den Toten kämen.

Platons Sokrates stellt nun die These auf, dass alle Dinge aus ihrem Entgegen­gesetzten entstünden. Beispiele hierfür sind, dass das Schöne aus dem Hässlichen entstünde, das Größere aus dem Kleineren etc.[4]

Das Beispiel des Schönen und des Hässlichen ist für mich allerdings nicht nachvollziehbar. Hier wäre wichtig zu wissen, was denn eigentlich schön und was hässlich sei. Platon selbst meint jedoch, dass das Schöne eine der unveränderlichen, ungewordenen und unvergänglichen Ideen sei. So widerspricht er sich selbst in diesem Punkte in zweierlei Hinsicht. Erstens können die Dinge aus der Welt des Scheins, nach seiner Ideenlehre, keinen Anteil haben an den Ideen. Somit gibt es nichts irdisches, was jemals wirklich schön werden könnte. Zweitens sei das Schöne unveränderlich und unvergänglich, also kann es auch nicht aus seinem Entgegengesetzten, dem Hässlichen, entstanden sein.

Platon lässt Sokrates nun sehr gut nachvollziehbar feststellen, dass es für jeden Übergang von einem Entgegengesetzten zum anderen einen speziellen Vorgang geben müsse. Diese seien das Entstehen und das Vergehen. So sei das zum Leben Entgegengesetzte das Totsein. Das dazugehörige Werden sei das Sterben. Aus dem Gestorbenen wiederum entstehe das Lebende, hier sei das Werden das Aufleben.[5]

[...]


[1] Platon: Politeia, Stuttgart: Reclam 1982, Buch VII, 514a-517ff

[2] Platon: Phaidon, Stuttgart: Reclam 1987, 70a

[3] ebd., 70 c, 8ff

[4] ebd., 70d

[5] ebd., 71c

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Unsterblichkeitsbeweise in der platonischen Philosophie
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V83075
ISBN (eBook)
9783638891820
ISBN (Buch)
9783638908948
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unsterblichkeitsbeweise, Philosophie
Arbeit zitieren
Katrin Nowka (Autor:in), 2006, Unsterblichkeitsbeweise in der platonischen Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83075

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