Wahrnehmung von Gruppen


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung der Gruppenwahrnehmung

3. Entstehung unterschiedlicher Wahrnehmungsmuster

4. Bedeutung der Wahrnehmung für die soziale Gruppenarbeit

5. Theoretische Erklärungsmodelle zu den unterschiedlichen bzw. bewussteren Wahrnehmungen
5.1 Die vier Seiten der Kommunikation
5.2 Selbst- und Fremdbild
5.3 Übertragungen

6. Beispiele praxisbezogener Gruppenwahrnehmungsmethoden
6.1 Mündlicher und schriftlicher Bericht
6.2 Soziometrie mittels Beobachtung und Befragung
6.3 Feedback

7. Zusammenfassung / Fazit / Ausblick

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der sozialen Gruppenarbeit wie in fast allen Bereichen der Sozialpädagogik erfolgt ein erfolgsversprechendes und zielgerichtetes Arbeiten auf Basis von Evaluation. Doch kann es aufgrund unterschiedlicher Interpretationsmuster und -zugänge eines jeden Individuums, beispielsweise bei einer Situationsbewertung oder Verhaltens­analyse, zu ganz unterschiedlichen Deutungen kommen.

Mit der Frage, wie diese unterschiedlichen Deutungen zustande kommen, beschäftigt sich der Abschnitt „Entstehung unterschiedlicher Wahrnehmungen“ (Abschnitt 3.). Vorab wird jedoch geklärt, wie der Begriff der „Wahrnehmung“ zu verstehen ist und in welchem Bezug er zur Sozialen Gruppenarbeit steht (Abschnitt 2.). Der Abschnitt 4. erläutert sodann, warum ein Beschäftigen mit der eigenen und fremden Wahr­nehmung in der sozialen Gruppenarbeit eine große Notwendigkeit darstellt. Anschließend daran erfolgen drei verschiedenen theoretische Erklärungsmodelle, die insbesondere zum Ausbau der eigenen Wahrnehmungskompetenzen dienen sollen. Schließlich werden im letzten Abschnitt (6.) vier praxisbezogene Wahrnehmungs­methoden vorgestellt.

2. Begriffsklärung der Wahrnehmung

Es macht Sinn den Begriff der „Wahrnehmung“ aufzuspalten in „wahr“ und „nehmen“. Konkret bedeutet das, dass alles, was von einem Individuum wahrgenommen wird bzw. als „wahr“ empfunden wird, Bestandteil seiner eigenen Realität wird und somit Grundlage für das eigene Handeln darstellt. Jeder Mensch nimmt demnach die Welt auf seine individuelle Art und Weise wahr, die Realität, die für alle gleichermaßen gültig ist, existiert so nicht.

Ernst Peter Fischer, Professor für Mathematik, Physik und Biologie bringt die Be­griffsumschreibung der Wahrnehmung mit folgender Aussage auf den Punkt:

„Die Sinne erschließen dem Menschen die Welt. Doch sein Welt-Bild entsteht erst in einem komplexen Prozess von Filtern und Gewichten, Denken und Fühlen. Deshalb gibt es so viele Wirklichkeiten, wie es Menschen gibt.“[1]

Bei Fuchs-Heinritz wird die Wahrnehmung einleitend erklärt als „ ... allgemeine und zusammenfassende Bezeichnung für den gesamten Vorgang, durch den Lebewesen Informationen über ihre Umwelt und über ihren eigenen Zustand aufnehmen und verarbeiten.“[2] Danach schließen die Autoren ausführliche Erläuterungen an und es wird auf die selektive, interpersonelle und soziale Wahrnehmung umfassend einge­gangen.

Langmaack u. a. schreibt dazu, dass Wahrnehmung mehr als nur ein „objektives“ Registrieren und Verarbeiten dessen sei, was um einen herum geschehe. „Es ist ein Vorgang im Menschen, bei dem viele der eigentlich vorhandenen Informationen aus­geblendet werden.“[3]

Für die Arbeit mit sozialen Gruppen bedeutet dass, dass sowohl Gruppenleiter als auch die dazugehörigen -mitglieder den Prozess und bzw. das Verhalten ihrer Gruppe ganz spezifisch, auf individuelle Art und Weise wahrnehmen. Schmidt-Grunert schreibt bezüglich des Gruppenleiterverhaltens, dass dem Leiten einer Gruppe stets eigenes Handeln und Reflexion vorausgehe, welches auf Basis von Beobachtung und Interpretation erfolge. Gruppenpädagogische Wahrnehmung biete daher viele unterschiedliche Interpretationszugänge[4].

Anhand dieser verschiedenen Begriffsdefinitionen bezüglich der Wahrnehmung wird deutlich, dass sich hinter diesem Wortlaut weit mehr verbirgt, als es auf den ersten Anblick erscheint. Um den Begriff der Wahrnehmung in seinem ganzen Spektrum und seiner ganzen Tragweite begreifen zu können erscheint es notwendig sich erst einmal mit der Entstehung der Wahrnehmung intensiver auseinander zu setzen. Das nächste Kapitel geht ausführlicher auf diese Thematik ein.

3. Entstehung unterschiedlicher Wahrnehmungen

Viele verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle, warum wir unsere Realität so wahrnehmen, wie sie für uns wahrgenommen wird.

Der Mensch kann über seine verschiedenen Sinnesorgane verbal und nonverbal unzählige von Informationen empfangen. Doch angesichts der Unmengen an Infor­mationen, die tagtäglich auf den Menschen einströmen, nimmt der Mensch nur eine begrenzte Anzahl dieser Eindrücke auf. Nur durch diese „selektive Wahrnehmung“ bleibt der Mensch auch handlungsfähig. Er kommt zu seinem ganz persönlich spezi­fischen Realitätsbild, indem er Informationen aufnimmt, auswählt und interpretiert.

Jeder Mensch kann auch nur das aufnehmen, was im Rahmen seiner eigenen Aufnahmefähigkeit liegt. Beobachtungsfähigkeit, körperliche und geistige Fähigkeit, die Interpretation der Sprache und die psychologische Befindlichkeit sind Faktoren, die die Aufnahmebereitschaft von Informationen eingrenzen bzw. beeinflussen.

Selbst bei bewusstem und hinterfragtem Wahrnehmen unterliegen wir dieser na­türlichen Filtermaschine. Allerdings nehmen wir Dinge leichter auf, die im „Schwer­punkt unserer Aktivitäten“[5] liegen, das bedeutet, dass wir dann Dinge leichter wahr­nehmen und erkennen können, wenn sie relevant für die eigenen Aufgaben und Themen sind. Fehlende Kenntnisse bezüglich eines Themas können somit Breite und Tiefe der Wahrnehmung beeinflussen.

Auch spielen Normen, Werte und Sitten in Bezug auf die Eingrenzung der eigenen Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Man hat im Laufe des Lebens gelernt, was einem wichtig und unwichtig sein soll, was man zu tun oder zu lassen hat. Ebenso können Gefühle, wie z. B. Hass oder Liebe, Tatsachen bzw. die Wirklichkeit verzerren oder in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Niemand kann die Wirklichkeit objektiv erfassen. Angesichts dieser Tatsache sollte sich jeder über die begrenzte Gültigkeit des individuellen Realitätsbildes bewusst werden[6].

4. Bedeutung der Wahrnehmung für die soziale Gruppenarbeit

Wie bereits in Kapitel 1.3 geschildert, entscheiden die Art der Wahrnehmung, die Interpretation und das Gefühl die Richtung des eigenen Handelns und Verhaltens. Es kann dazu kommen, dass ein und dieselbe Situation von verschiedenen Leuten unterschiedliche beurteilt und bewertet wird, woraufhin es zu vollkommen verschie­denen Handlungen kommen kann.

In der sozialen Gruppenarbeit, die definiert wird als „ ... Menge der sozialen Akti­vitäten/Handlungen eines/er Gruppenpädagogin, der auf das Verhalten anderer, eine Gruppe bildende Personen gerichtet sind.“[7] sind daher die bewusste Wahrnehmung und anschließende Reflexion basale Voraussetzungen für adäquate Interventions­maßnahmen eines Gruppenleiters. Ein zielgerichtetes Eingreifen des Gruppenleiters, das zu gewollten Verhaltensveränderungen in der Gruppe führen soll, setzt somit immer ein evaluiertes und absichtsvolles Handeln voraus.

[...]


[1] Vgl. Fischer, 1997, S. 23

[2] Vgl. Fuchs-Heinritz u. a., 1995, S. 731

[3] Vgl. Langmaack u. a., 2000, S. 161

[4] Vgl. Schmidt-Grunert, 1997 , S. 119

[5] Vgl. Langmaack u. a., 2000, S. 163

[6] Vgl. ebd., S. 162 f.

[7] entnommen aus internen Unterrichtsskript der Sozialen Gruppenarbeit von Prof. Knothe, 1994, S. 14

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Wahrnehmung von Gruppen
Hochschule
Hochschule Coburg (FH)
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V83133
ISBN (eBook)
9783638894784
ISBN (Buch)
9783656455448
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wahrnehmung, Gruppen
Arbeit zitieren
Marina Meixner (Autor:in), 2005, Wahrnehmung von Gruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83133

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