Ganz alltäglich benutzen wir Sprache, um mit anderen zu kommunizieren, uns mitzuteilen oder Dinge zu beschreiben. Dass hierbei jeder einzelnen Äußerung ein bestimmter kontextueller Wert gegeben wird, geschieht beinahe unbewusst. Aber welche Grundkenntnisse müssen wir haben, um das Gesagte, Gehörte oder Gelesene richtig einzuordnen. Welche Rolle spielt die Umwelt, die Gesellschaft und die Zeit, in der wir leben, zur richtigen Deutung der Äußerung?
Die Sprachwissenschaft hat sich unter anderem durch Ferdinand de Saussure intensiv mit der Differenzierung des zeichenbasierten Wortes und dessen unterschiedlich determinierten Inhalt, seiner Semantik, beschäftigt. Die Semantik befasst sich unter anderem genau mit den oben aufgeworfenen Fragen nach der Bedeutung von Wörtern im Sprachgebrauch. Die Voraussetzungen, die dazu notwendig sind, sollen Gegenstand dieser Arbeit sein, insbesondere unter dem Aspekt der Semantikentwicklung im Mittelalter. Es soll gezeigt werden, dass unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte zwangsläufig zu neuen Bedeutungsebenen geführt haben. Das ist an sich schon a priori relativ schlüssig, in Korrespondenz mit der multisensoriellen Wahrnehmung unterschiedlicher gesellschaftlicher Milieus kann diese Verbindung aufschlussreich sein. Kommunizieren die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen überhaupt miteinander, und wenn ja, wie? Und müssen sie überhaupt miteinander Informationen austauschen? Diesen Fragestellungen geht diese Arbeit unter anderem nach.
Für jede Sprachgemeinschaft bildet sich ein Wortschatz aus, der von der Umwelt mitabhängig ist und geprägt wird. So haben Wüstenbewohner mehrere verschiedene Wörter, um Sand zu beschreiben; analog gilt das beispielsweise auch bei den Eskimos, die mehrere Begriffe für Schnee und seine Erscheinungsformen haben. Aber für alle gilt, „[…]daß die Sprache ein auf mehreren Ebenen organisiertes Kenntnissystem von Einheiten und Regeln ist“, und damit in gewisser Art und Weise von allen Sprachteilnehmer eines Sprachsystems annähernd gleich benutzt wird. Der Unterschied ergibt sich in der Regel erst aus dem differenzierten Gebrauch einzelner Gruppen und Milieus, die die Sprache explizit für ihre Kommunikation und Beschreibung nutzen, den Objekten ihre eigene und spezielle Bedeutung, also Semantik, geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Semantik
- Die Entwicklung der Sinne und ihre Bedeutung im Mittelalter
- Multisensiorelle Kommunikationsmodelle
- Die individuelle und gesellschaftliche semantische Wahrnehmung im Mittelalter
- Informationsaustausch verschiedener Gruppen
- Sinnenwandel und Bedeutungswandel
- Der Einfluss der Schrift
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Semantik im Mittelalter, wobei der Fokus auf der multisensoriellen Wahrnehmung liegt. Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Kontexen, Sinneswahrnehmungen und der Bedeutung von Wörtern im Sprachgebrauch aufzuzeigen.
- Historische Semantik und die Bedeutung der Sinneswahrnehmung im Mittelalter
- Multisensorielle Kommunikationsmodelle und ihre Auswirkungen auf die Semantik
- Die Rolle der Schrift im Wandel der semantischen Wahrnehmung
- Der Einfluss verschiedener gesellschaftlicher Gruppen auf die Bedeutung von Wörtern
- Bedeutungsentwicklung im Kontext der Sinneswahrnehmung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die zentrale Fragestellung vor: Wie beeinflussen gesellschaftliche Kontexte und die multisensorielle Wahrnehmung die Bedeutung von Wörtern im Mittelalter?
- Es wird auf die Bedeutung von Sprache und Kontext für die Interpretation von Äußerungen hingewiesen.
- Es wird Bezug auf die Semantikforschung, insbesondere auf die Arbeit von Ferdinand de Saussure, genommen.
- Es werden die wissenschaftlichen Grundlagen und die Relevanz der Untersuchung der Semantikentwicklung im Mittelalter erläutert.
- Historische Semantik: Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung der Semantik und der Bedeutung der gesellschaftlichen, kulturellen und persönlichen Umstände des Mittelalters für die Bedeutungsentwicklung.
- Es werden die Veränderungen in den Beziehungen und Prozessen der Bedeutungskonstitution im Laufe der Geschichte betrachtet.
- Es wird erläutert, welche Voraussetzungen notwendig sind, um einem Objekt einen entsprechend konnotierten Begriff zu geben.
- Es wird auf die Bedeutung des Kontextes für die Interpretation sprachlicher Zeichen und die Vielfältigkeit der kommunikativen Interaktion hingewiesen.
- Die Entwicklung der Sinne und ihre Bedeutung im Mittelalter: Dieses Kapitel beleuchtet die Wahrnehmungsgeschichte der Sinne im Mittelalter, indem es die unterschiedlichen Bewertungen einzelner Sinne durch verschiedene Kulturen und Weltmodelle aufzeigt.
- Es wird auf die traditionellen fünf Sinne (Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Tasten) und ihre Bedeutung in verschiedenen Kulturen eingegangen.
- Es werden die mittelalterlichen Definitionen der Sinne und ihre Relevanz für die Untersuchung der multisensoriellen Semantik im Mittelalter erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der multisensoriellen Semantik im Mittelalter, insbesondere mit der Bedeutung von Wörtern im Kontext der Sinneswahrnehmung und des gesellschaftlichen Wandels. Wichtige Themen sind die historische Semantik, die Entwicklung der Sinne, multisensorielle Kommunikationsmodelle, Informationsaustausch, Sinnenwandel und der Einfluss der Schrift.
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- M.A. Florian Schneider (Author), 2004, Multisensorielle Semantik im Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83203