Meditation im Hina- und Mahayana-Buddhismus


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
Quellenkritische Betrachtungen

2. Meditation im Hinayana
samma vayama – Rechte Anstrengung
samma sati - Rechte Achtsamkeit
samma samadhi - Rechte Versenkung
brahmavihara – Brahmaverweilung
Bedeutung von Meditation für den Hinayana-Buddhismus

3. Meditation im Mahayana
Der Weg des Bodhisattva
Der aktive Bodhisattva Weg
Meditation im Chan- bzw. Zen – Buddhismus

4. Buddhistische Meditation ?

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Es war Meditation - geistige Versenkung, den Geist schulende Übung - durch welche Siddharta Gautama Erleuchtung erlangte und „Buddha“ wurde, der Erwachte. Nach einem Weg aus dem ewigen Kreislauf des Leidens suchend, hatte er verschiedene Befreiungstechniken und Versenkungsübungen praktiziert, welche im Indien seiner Zeit als erfolgversprechend galten. Nachdem er erkannt hatte, daß diese Übungen ihn nicht zu seinem letzten Ziel führen könnten, erreichte er es auf eigene Weise. Nach langem Zögern entschloss er sich, den Pfad der Befreiung, welchen er gefunden hatte zu lehren.

In den Überlieferungen, welche das Leben und Wirken Buddhas beschreiben, werden Einzelfälle geschildert, bei welchen bestimmte Personen allein durch eine Rede oder durch einen persönlichen Hinweis Buddhas vollkommen befreit wurden[1] ; z.B. seine ersten Schüler, die ehemaligen Asketen, welche zuvor mit ihm den Weg der Selbstkasteiung gegangen waren. Allerdings sind diese spontanen Befreiungen sehr besondere Ausnahmen. Meist wird der „Pfad“ als langer, schwieriger Weg geschildert, welcher nur durch hohen persönlichen Einsatz und Arbeit an sich selbst erfolgreich begangen werden kann. Daher maß der Buddha Meditation, welche Mittel seiner eigenen Befreiung war, eine besonders wichtige, eine essenzielle Bedeutung bei.

Der einzige Weg ist dies, o Mönche, zur Läuterung des Wissens, zur Überwindung von Kummer und Klage, zum Schwinden von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung der rechten Methode, zur Verwirklichung des Nibbana, nämlich die vier Grundlagen der Achtsamkeit.“ [2]

Gegenwärtig, rund 2500 Jahre nach seinem Wirken, läßt sich für die Religion, welche sich aus seiner Lehre in ihrer Vielfalt entwickelte, eine hervorgehobene Stellung meditativer Praktiken nicht mehr nachweisen. Auch ist es nicht mehr ein Pfad, welcher unter dem Namen Buddhismus zur Befreiung führt, sondern eine kaum überschaubare Vielzahl von Wegen, Praktiken, Glaubensvorstellungen und Riten. Nun ist es nicht auszuschließen, dass Gautama selbst, in seiner 43 Jahre andauernden Lehrzeit, seine Lehre in einem gewissen Mass weiterentwickelt und modifiziert hat[3]. Die Grundlagen für das derzeitige religiöse Spektrum geliefert zu haben, welches sich heute auf ihn als Gründer beruft, ist jedoch nicht möglich, wenn man an Siddharta Gautama als historische Person festhalten will.

Information über spätere buddhistische Meditationsformen, z.B. des Zen-Buddhismus und der verschiedenen Praktiken der tantrischen Richtungen sind relativ leicht zu eruieren, da zu ihrer Entstehungszeit bereits vieles schriftlich festgehalten wurde und es somit für wissenschaftliche Untersuchungen ungeachtet der zahlreichen Weiterentwicklungen meist auch in einer Urform erhalten ist.

Will man jedoch etwas über die Lehre erfahren, welche Gautama während seiner Lebenszeit dargelegt hat, will man etwas über die Meditation bzw. Meditationsformen, welche er direkt gelehrt hat wissen, ist dies nicht der Fall und man muss bei der Bearbeitung der existierenden Quellen Vorsicht walten lassen.

Quellenkritische Betrachtungen

Gautama der Buddha hatte während seiner Lebenszeit nur mündlich gelehrt. Es ist wahrscheinlich, daß bereits in seiner Gegenwart ein „Ur-“kanon wichtiger Lehrreden und Anweisungen in der gebräuchlichen Maghadi-Sprache zusammengestellt und mündlich weitergegeben wurde. Mit Ausbreitung des Buddhismus, übersetzten ihn die jeweiligen Mönchs- und Nonnengemeinden in ihre Sprachen z.B. Prakrit, Sanskrit, Pali. Schon in diesem Stadium bestanden bereits inhaltliche und strukturelle Unterschiede zwischen den kanonischen Lehren der verschiedenen Sekten[4]. Neben bruchstückhaften Überlieferungen anderer Strömungen ist allein der Kanon der Theravadins[5], der Pali-Kanon, bis heute vollständig erhalten und kann als Grundlage für Untersuchungen bezüglich des frühen Buddhismus herangezogen werden. Dabei ist es vor allem dersutta-pittaka, der „Korb der Lehrreden“[6], welcher Informationen bezüglich der gelehrten Meditationsformen enthält. Allerdings wurde auch dieser erst im letzten vorchristlichen Jahrhundert schriftlich fixiert, Jahrhunderte also nach dem Tode Gautamas.

Betrachtet durch das Auge heutiger Wissenschaft, sind die erhaltenen Schriften einschließlich des Pali-Kanons in hohem Maße inhaltlich inkonsistent[7]. Dies trifft sowohl für einzelne Sätze, als auch für vollständige Reden zu, sowohl im Vergleich mit anderen erhaltene Schriften, als auch innerhalb ein und desselben Dokuments. Nun kann man, wenn man den großen Respekt bedenkt, der Buddhas Worten insbesondere von den Theravadins gezollt wurde, davon ausgehen, daß in den Niederschriften nichts absichtlich weggelassen wurde.

Allerdings wurde das Überlieferte beständig erweitert und ausdifferenziert, wobei wahrscheinlich auch Lehren, welche nicht von Gautama Buddha stammten, die aber zur Zeit der Verschriftlichung als selbstverständlich und allgemeingültig angesehen wurden, niedergeschrieben wurden.

Ein Weg an den alten Kern der Lehre heranzukommen und somit an die „erste“ buddhistische Meditationsform, an jene, welche der Buddha tatsächlich gelehrt hat, ist der Vergleich verschiedener Dokumente und Übersetzungen, welche sich auf die Lehrreden beziehen und Formen von Meditation zum Thema haben. Passagen, welche nicht in allen Schriftstücken vorkommen, können als in späterer Zeit hinzu gefügt gedeutet werden. Ihre Entstehungszeit muß nach der Aufspaltung des „Ur-“ Sangha in die verschiedenen Lehrtraditionen liegen.

Wendet man diese Methode an, gelangt man zu der Erkenntnis, daß die Meditation der vier Versenkungsstufen die erste von Gautama Buddha gelehrte Meditation ist[8]. Die anderen im Hinayana praktizierten Meditationen wären dann in späterer Zeit hinzugefügt[9], um diese vorzubereiten und abzurunden.

2. Meditation im Hinayana

Um die Meditationstechniken des Hinayana und ihr Zusammenspiel zu verstehen, muß man sich zunächst die Welt vergegenwärtigen, in welche Gautama Buddha die Menschen geworfen sah. Alle Wesen existieren seinen Ausführungen nach in einem Kreislauf sich bedingender Seinszustände. Immer wieder durchlaufen sie verschiedene Stadien des Entstehens und des Vergehens. Sie sind in einer ständigen Wiederkehr von Geburt und Tod gefangen. Nur im Hinblick auf dieses Konzept der Wiedergeburt, kann man das Ausmaß des Leids erfassen, welches die Wesen in der Welt erfahren.

Dies bildet die erste „Edle Wahrheit“ – Leben ist Leiden – in der Weltanschauung Buddhas. Den Grund dieses Leidens zu erkennen, zu verstehen wie man diesen auflöst und die Art und Weise dies umzusetzen, bilden die edlen Wahrheiten zwei bis vier. Die vierte Wahrheit, der Weg also zur Leidensaufhebung wird von Buddha mit den Anweisungen des Achtfachen Pfads näher ausgeführt. Interessant dabei ist, daß diese Regeln und Übungen positiv formuliert sind, i.e. dieser Pfad nicht schlicht ethische Verbote und Gebote aufstellt sondern zu einem persönlichen, aktiven Tun auffordert[10].

[...]


[1]Wesen, deren Augen nur mit wenig Staub bedeckt sind, (Majjhimanikaya, PTS 26 §21) nennt Buddha sie.

[2] Nyanaponika,Geistestraining durch Achtsamkeit, 1984, 3. Ausgabe, Christiani, Konstanz, S.171.

Schuhman weist darauf hin, daßekayana magga - der einzige Weg, auch mit - der Weg, den man alleine geht - übersetzt werden kann.

[3] E.Frauwallner,Geschichte der indischen Philosophie, Band1, 1953, Salzburg.

[4] Helmut von Glasenapp,Pfad zur Erleuchtung, Diederich, 1983, S.8.

[5] Sanskrit: Staviravadins – Anhänger der Lehre der ältesten Mönche.

[6] Nach R.Gombrich bezieht sichsutta auf Sanskritsukta - „gut gesagt“. Die Übersetzung mitsutra sei eine spätere und fälschliche.

[7] Tilmann Vetter,The ideas and meditative practices of early Buddhism, Brill, 1988, S. VIII Vorwort.

[8] Tilmann Vetter, 1988.

[9] - Möglicherweise auch von ihm selbst, in einem späteren Stadium seiner Lehrtätigkeit.

[10] Hans Wolfgang Schuhmann,Handbuch Buddhismus, Diederichs, 2000, S.91.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Meditation im Hina- und Mahayana-Buddhismus
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Der Indische Mahayana Buddhismus
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V83256
ISBN (eBook)
9783638893718
ISBN (Buch)
9783656567196
Dateigröße
378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Meditation, Hina-, Mahayana-Buddhismus, Indische, Mahayana, Buddhismus
Arbeit zitieren
M.A. Alexander Jentsch (Autor:in), 2006, Meditation im Hina- und Mahayana-Buddhismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83256

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