Die Spaßproduzenten - Comedyformate im Fernsehen

Ein Vergleich von Faktoren der Rezeption und Produktion von Comedy im deutschen Fernsehen


Diplomarbeit, 2004

118 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Abkürzungsverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Kapitel 1 – Der Bezugsrahmen
2 Comedy im Fernsehen
2.1 Der Comedybegriff
2.1.1 Comedy – die Lust an der Alltagsdarstellung
2.1.2 Comedy – der Sinn im Unsinn
2.2 Begriffsbestimmung
3 Comedyformate im Fernsehen
3.1 Comedyshow und Comedyserie
3.1.1 Stand-up-Comedy
3.1.2 Late-Night-Show
3.1.3 Panel-Comedy
3.1.4 Sitcom
3.1.5 Candid-Camera
3.1.6 Sketch-Comedy
3.1.7 Specials
4 Comedy als Teil der Fernsehunterhaltung
5 Medienökonomische Bedeutung von Comedy im Fernsehen
5.1 Werbepreise und Reichweite
Einschaltquoten und Marktanteile von Comedy im Fernsehen
5.3 Werbepreise im Umfeld von Comedyformaten
6 Zusammenfassung

Kapitel 2 - Die Zuschauer
7 Die Resonanz bei den Zuschauern
8 Gründe für die Rezeption von Comedy im Fernsehen
8.1 Uses and Gratifications Approach
8.2 Mood-Management-Theorie
8.3 Eskapismustheorie
8.4 Weitere Modelle und Theorien
9 Faktoren der Rezeption bei Comedyformaten
9.1 Faktoren humoristischer Attraktivität
9.2 Wünsche der Zuschauer an Comedy im Fernsehen
9.3 Weitere Faktoren bei der Rezeption von Comedy
9.3.1 Identifikation mit den Darstellern
9.3.2 Neuartigkeit
10 Persönliche Faktoren der Zuschauer
11 Zusammenfassung

Kapitel 3 – Die Produktion von TV-Comedy
12 Berufsbilder in der Fernsehproduktion
12.1 Der Produzent
12.2 Der Producer
12.3 Der Regisseur
12.4 Der Autor
12.5 Der Redakteur
13 Wichtige Faktoren bei der Produktion von TV-Comedy
13.1 Methodisches Vorgehen
13.1.1 Qualitative Inhaltsanalyse
13.1.2 Durchführung
13.2 Faktor 1: Das Konzept
13.3 Faktor 2: Die Intuition
13.4 Faktor 3: Die Mitarbeiter
13.4.1 Die Autoren
13.4.2 Der Regisseur
13.5 Faktor 4: Die Darsteller
13.6 Faktor 5: Die Zielgruppe
14 Vorgaben bei der Produktion
14.1 Vorgaben für Produzent und Producer
14.1.1 Senderkriterien
14.1.2 Finanzielle Beschränkungen
14.2 Vorgaben für den Producer
14.3 Vorgaben für den Regisseur
14.4 Vorgaben für den Programmplaner auf Senderseite
15 Gründe für den Erfolg von TV-Comedy
16 Wirtschaftliche Bedeutung von TV-Comedy für
Sender und Produzenten
16.1 Fernsehanstalten
16.1.1 Werbekunden
16.1.2 Zuschauerbindung
16.1.3 Kosten-Nutzen-Relation
16.2 Produktionsunternehmen
16.2.1 Produktionsvolumen
17 Zusammenfassung

Kapitel 4 - Zusammenführung
18 Vergleich der Faktoren von Rezeption und Produktion
18.1 Ergebnisse
18.2 Schlussfolgerungen
19 Schlussbetrachtung

III. Literaturverzeichnis

IV. Verzeichnis der Interviewpartner

V. Anhang

I. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Fernsehwoche vom 26.07.04 – 01.08.04

Abbildung 2: Sendungsformen bei Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1, ProSieben, 2003

Abbildung 3: Comedyangebot am Freitagabend

Abbildung 4: Absolute Reichweiten und Marktanteile von Comedyformaten

Abbildung 5: Werbepreise im Umfeld von Comedyformaten

Abbildung 6: Interesse an Programmsparten, 14 bis 29-jährige

Abbildung 7: Erwartungs-Bewertungs-Modell

Abbildung 8: Beweggründe für die Rezeption von Humorsendungen

Abbildung 9: SAT1 Tops und Flops im September 2004

Abbildung 10: Berufsbilder in TV- und Filmproduktion

Abbildung 11: Kategorienbildung durch Inhaltsanalyse

Abbildung 12: Kategorien und Faktoren

Abbildung 13: Werbeumsätze im Umfeld von Comedyformaten

Abbildung 14: Werbeumsätze ausgewählter Produktgruppen bei TV-total

Abbildung 15: Produktionskosten von Comedyformaten

Abbildung 16: Auftragsvolumen nach Genres

Abbildung 17: Faktoren im Vergleich

1 Einleitung

Mit dem offiziellen Start des Gemeinschaftsprogramms „Deutsches Fernsehen“ am 1. November 1954 begann das Massenmedium Fernsehen seinen Siegeszug in Deutschland (vgl. Stuiber, 1998a: 216). Dies gelang nur durch Angebot eines massenattraktiven Programms, weshalb schon zu Beginn des Sendebetriebs auf Unterhaltung gesetzt wurde. Live-Übertragungen von Theateraufführungen sollten neue Zuschauer für das Fernsehen begeistern. Speziell durch komische Unterhaltung versuchten die neuen Fernsehmacher, ein Massenpublikum zu erreichen (vgl. Bleicher, 2003: 76f). Deshalb war Komik im Fernsehen bereits in dieser Frühphase „ein zentraler Faktor in der Durchsetzung des Fernsehens als Massenmedium“ (Bleicher, 2003: 76). Diese Entwicklung wurde nicht zuletzt von Peter Frankenfeld und Heinz Erhardt mit gestaltet, die sozusagen die Vorläufer der heutigen Comedystars waren (vgl. Bleicher, 2003: 77).

Mit der Einführung des privaten Fernsehens weitete sich das Angebot an Unterhaltungssendungen massiv aus, insb. im Bereich der komischen Unterhaltung. Dies begründet sich unter anderem im Erfolg von Lachformaten, den sie seit jeher beim Fernsehpublikum haben (vgl. Gerhards/Klingler, 2000: 96). Durch die Zunahme des wirtschaftlichen Erfolges der Privatsender und der Entwicklung des Volkshumors zur Comedy, bilden Comedysendungen seit Mitte der 1990er Jahre einen festen Bestandteil des Unterhaltungsprogramms im deutschen Fernsehen.

Die Nachfrage an diesen Formaten wird hauptsächlich durch Fernsehproduktionsfirmen gestillt, die als Zulieferer die deutschen Fernsehveranstalter mit Comedysendungen versorgen. Damit diese ökonomisch erfolgreich agieren können, müssen sie die Bedürfnisse und Ansprüche von Zielgruppen und Fernsehsendern befriedigen. Besonders wichtig ist hierbei die Zielgruppe der 14 – 49-jährigen, die in ihrer Gesamtheit von der Werbeindustrie bevorzugt wird. Das liegt unter anderem an der Konsumfreude und Aufgeschlossenheit gegenüber Werbung, die dieser Altersgruppe zugesprochen wird (vgl. Kiefer, 1997: 199). Wie später fest zu stellen sein wird, zählen die 14 – 49-jährigen außerdem zu den stärksten Konsumenten von Comedysendungen. Es liegt also nahe, dass privates Fernsehen Comedy sendet, um ein attraktives Werbeumfeld zu bieten und Zuschauer aus der erwünschten Zielgruppe an das Programm zu binden.

Insofern ist es für die Produktionsseite von zentraler Bedeutung, Wünsche der Zuschauer bzgl. Comedy im Fernsehen zu kennen und bei der Produktion zu berücksichtigen. Um welche Faktoren es sich bei der Rezeption von Comedy handelt und inwieweit diese von den Produzenten genutzt werden, soll die vorliegende Arbeit aufzeigen. Dies geschieht durch einen Vergleich der verschiedenen Faktoren, die für Rezeption und Produktion von Comedy im Fernsehen von Bedeutung sind.

Zum Verständnis von Comedy als Begriff wird im ersten Kapitel eine Definition sowie die Einordnung der verschiedenen Comedyformate in die Fernsehunterhaltung vorgenommen. Außerdem wird die medienökonomische Bedeutung von Comedy näher betrachtet.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Zuschauern von Comedy im Fernsehen. Außer der Resonanz bei den Zuschauern und möglicher Erklärungsmodelle für die Rezeption von Comedy werden die einzelnen Faktoren, die bei der Rezeption eine Rolle spielen, für den späteren Vergleich beschrieben.

Kapitel drei ist der Produktion von Comedy gewidmet. Nach einem Überblick zu den einzelnen Berufsbildern in der Fernsehproduktion wird das methodische Vorgehen zur Bildung der Produktionsfaktoren erläutert. Im Anschluss werden die herausgebildeten Faktoren, sowie externe Vorgaben, die von der Produktionsseite berücksichtigt werden müssen, dargestellt. Außerdem wird in diesem Kapitel auf Gründe für den Erfolg von Comedy sowie die wirtschaftliche Bedeutung für Fernsehsender und Produktionsfirmen eingegangen.

Das vierte und letzte Kapitel befasst sich mit dem Vergleich der Faktoren von Rezeption und Produktion. Es werden sowohl Ergebnisse als auch Schlussfolgerungen erläutert. Abschließend findet eine Schlussbetrachtung der gesamten Arbeit statt.

Um das Lesen dieser Arbeit zu erleichtern, wird bei geschlechtlich unterscheidbaren Begriffen die männliche bzw. neutrale Form benutzt. Selbstverständlich bezieht sich dies auch auf die weibliche Form, die als implizit vorhanden angesehen wird.

2 Comedy im Fernsehen

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen Comedyformate im Fernsehen näher betrachtet werden. Deshalb ist es sinnvoll, die Bedeutung des Begriffes Comedy zu erläutern, da es unterschiedliche Definitionen gibt. Aus diesem Grund soll Comedy, wie sie in dieser Arbeit zu verstehen ist, nachfolgend beschrieben und eingegrenzt werden.

In gewisser Weise ist Comedy in Deutschland eine Erfindung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (vgl. Röhl, 2000: 45), insb. des WDR. Die erste Sitcom im deutschen Fernsehen war nämlich „Ein Herz und eine Seele“, die auf der englischen Vorlage „Till Death us do part“ basiert und 1973 erstmalig vom WDR ausgestrahlt wurde.[1] Allerdings gelang der Durchbruch dieses Genres erst mit der verstärkten Ausstrahlung amerikanischer und englischer Comedyserien durch die privaten Fernsehveranstalter und Entertainer wie etwa Harald Schmidt (vgl. Doetz, 2000: 50). Deswegen ist in dieser Arbeit das Privatfernsehen Bezugspunkt hinsichtlich Comedy im Fernsehen, auch wenn hier und da auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen verwiesen wird.

2.1 Der Comedybegriff

Seit den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Comedy fester Bestandteil der privaten Fernsehunterhaltung in Deutschland. Insofern kann Comedy zunächst als Unterhaltung im Fernsehen verstanden werden, die als Sendeform einen großen Anteil an der Programmstruktur der Fernsehsender hat. Bisweilen wurde sogar von einem „Comedy-Boom“ gesprochen (vgl. Auswahl: Bleicher, 2003: 84; Gerhards/Klingler, 2003: 96; Lambernd, 1998: 57 u. 81f; Pätzold/Röper, 1999: 462; Schumacher/Hammer, 2000: 562).[2] Gerade deshalb ist es interessant, sich etwas genauer mit Comedy als Begrifflichkeit auseinander zu setzen.

Im Oxford Advanced Learners Dictionary of current english findet sich unter dem Begriff Comedy folgende Definition: „comedy [is a] light or amusing play or film, usu[ally] with happy ending“ (ebd., 1989: 229). Damit ist bereits der Grundcharakter von Comedy beschrieben. Demnach handelt es sich um leichte Unterhaltung, die amüsiert, entweder in Form eines Theaterstücks oder als Film. Im Deutschen entspricht dies der Komödie oder Komik, die bereits vor der großen Comedywelle als Fernsehunterhaltung präsent war (vgl. Schneyder, 2003: 24; Schumacher/Hammer, 2000: 562; Sievert, 2004; Strasser/Graf, 2000: 7f).

Comedy ist in erster Linie Komik oder eben eine komödiantische Darstellung, die unter dem englischen Begriff in Deutschland als Abgrenzung zum Kabarett sowie den Komikern und Witzeerzählern der 1970er und 1980er Jahre benutzt wird (vgl. Sievert, 2004). Die modernen Komiker der Comedyszene werden deshalb auch Comedians genannt, was übersetzt das selbige bedeutet.

Davon ausgehend stellt sich natürlich die Frage, was letztendlich komisch ist und somit Comedy als Darbietung erklärt. Grundlegend gilt sicher, dass all das als komisch angesehen werden kann, was Menschen zum Lachen animiert. Dies ist auch das vornehmliche Ziel von Comedy bzw. Humorsendungen im Fernsehen, nämlich die Zuschauer unter Zuhilfenahme von humoristischen Aktivitäten zu unterhalten und zum Lachen zu bringen (vgl. Dreksler, 2004; Schmidt, 2002: 196; Theede, 2004). Wobei natürlich jeder Mensch unterschiedliche Präferenzen und Ansprüche an Humorkommunikation hat und somit nicht jeder über dieselben Dinge lachen kann.[3] Außerdem wird postuliert, dass eine Comedy-Darbietung glücklich endet (vgl. auch Charney, 1991: 79 u. 88ff; Neale/Krutnik, 1990: 11ff).

Vorausgehende Ausführungen zeigen, dass es keine einheitliche Definition für Comedy gibt, da es bei der Frage, warum jemand über etwas lacht, um inhaltliche Belange geht, die niemals allgemeingültig sein können. Dennoch ist es möglich, ein Grundgerüst herauszuarbeiten, das beschreibt, was Comedy als Unterhaltungsform im Fernsehen darstellt.

2.1.1 Comedy – die Lust an der Alltagsdarstellung

Auch wenn Comedy als Fernsehunterhaltung in ihrer Darstellung nicht unbedingt der Realität entspricht, da oftmals absurd, ist bei den unterschiedlichen Comedyformaten meist Alltag und Menschliches Gegenstand der komischen Unterhaltung (vgl. Broder, 1994: 15; Neale/Krutnik, 1990: 11f; Sievert, 2004). Dies ist ähnlich den Soap Operas, Daily Talks oder Reality-TV-Formaten, die in erster Linie den Alltag als mediales Ereignis zeigen (vgl. Gleich, 2001: 524; Schäfer, 2002: 176).

„Comedy reflektiert das Alltagsgeschehen und stellt es in humoristischer Form dar, so daß sich die Rezipienten über vertraute Begebenheiten amüsieren können.“ (Lambernd, 1998: 58).

Komik entsteht, wenn das Außergewöhnliche mit dem Alltäglichen in Verbindung gebracht wird. Es ist z.B. außergewöhnlich und absurd, eine homosexuelle Raumschiffbesatzung darzustellen. Es wird allerdings noch komischer, wenn genau diese Besatzung sich mit ganz alltäglichen Belangen befasst wie etwa Namenstag, Übergewicht oder Käsesahne.[4]

Meist kommen aber ganz „normale“ Menschen in ungewöhnliche Situationen oder erleben komische Begebenheiten, die in der Realität relativ unwahrscheinlich sind und letzten Endes zum Lachen und Amüsieren anregen (vgl. Brown/Bryant, 1983: 145). Comedy ist demnach „ ein humorvolles Abbild der Welt“ (Sievert, 2004). Bei diesem Nachahmen der Realität geht es immer darum, möglichst schnell und zielgerichtet auf die komische Unterhaltung, das Lustige im Realen zu kommunizieren (vgl. Kalkofe, 2000: 213).

2.1.2 Comedy – der Sinn im Unsinn

Fernsehkritiker sowie Freunde des Kabaretts sehen dagegen in der Comedybewegung etwas anderes als nur die humorvolle Darstellung des Alltäglichen und der Realität. Nach ihrer Meinung handelt es sich bei Comedy lediglich um Schwachsinn, „sinnentleerte Blödeleien und Witze“ (Bleicher, 2003: 82), die keinen ernsteren Inhalt transportieren (vgl. Bolz, 1997; Seeßlen, 1994) und einfach nur zum Lachen anregen sollen (vgl. Lambernd, 1998: 89f; Michel-Andino, 2000: 73). In erster Linie bediene sich Comedy an Tabubrüchen (vgl. Auswahl: Bleicher, 2003: 83; Hickethier, 2002: 97; Lambernd, 1998: 50ff)[5] und produziere unsinnigen Klamauk und Nonsens, wie er bereits in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts als Fernsehunterhaltung existent war, wie z.B. „Nonstop Nonsens“[6], „Otto“[7] oder „Klimbim“[8] (vgl. Bolz, 1997; Lambernd, 1998: 89ff; Strasser/Graf, 2000: 7).

Während der deutschen Comedywelle in den 1990er Jahren zeigte sich verstärkt ein Hang zur Albernheit und der selbstironischen Darstellung des Fernsehens und seiner Macher, was in der Comedyshow „RTL-Samstag-Nacht“ (s.a. Anhang, 4.) besonders ausgeprägt zu Tage trat (vgl. Bleicher, 2003: 82f; Hickethier, 2002: 94f; Lambernd, 1998: 92; Leder, 1994: 37; Prümm, 1996: 120). Auch wenn damals Comedy meist ohne politische oder gesellschaftskritische Inhalte statt fand, gab und gibt es dennoch einige Vertreter, wie beispielsweise Rüdiger Hoffmann, die nicht nur sinnentleert blödeln. Comedy kann, neben dem reinen Klamauk, ebenso ernsthafte Themen wie z.B. Arbeitslosigkeit, Ausländerfeindlichkeit, Bestechung oder Gewalt gegen Kinder auf komische Weise behandeln (vgl. Michel-Andino, 2002: 73; Palmer, 1994: 120). Zudem übt Comedy größtenteils Medienkritik, die im herkömmlichen Fernsehprogramm eher selten statt findet (vgl. Bleicher, 2003: 81f). Manche Comedians entstammen sogar dem klassischen Kabarett, welches für die Verknüpfung von Ernst und Komik bekannt ist, wie etwa Michael Mittermeier, Harald Schmidt oder Dieter Nuhr (vgl. Michel-Andino, 2002: 74f, Strasser/Graf, 2000: 8f).

2.2 Begriffsbestimmung

Comedy, wie sie nachfolgend verstanden werden soll, ist also Fernsehunterhaltung, die sich mit Alltäglichem und Menschlichem beschäftigt, das den meisten Menschen bekannt oder bewusst ist[9] (vgl. Kotthoff, 2003; Sievert, 2004) und das vorrangige Ziel hat, zum Lachen anzuregen. Falls es sich um ausgefallene oder nicht allgemein bekannte Themen handelt, führt der darstellende Comedian auf das Thema hin.

Von manchen Autoren wird der Comedybegriff weiter gefasst als zuvor beschrieben. Zur Vereinfachung und im Hinblick auf „reine“ Comedy-formate, sollen für diese Arbeit komische Zeichentrickserien, Karnevalssendungen sowie witzige Werbespots, die teilweise als eigenständige Sendungen ausgestrahlt werden, aus dem Begriff Comedy ausgeklammert werden. Außerdem wird der Schwerpunkt auf Comedyformate gelegt, die bewusst über das Erzählen und Darstellen von Witzen sowie komische Aktionen zum Lachen anregen. Aufgrund dieser Einschränkung, sind viele TV- und Spielfilme nicht eindeutig als Comedy einzustufen und werden somit nur am Rande berücksichtigt. Unter Fernseh-Comedy sind hier hauptsächlich, Shows und Serien im Fernsehen zu verstehen, die das alleinige Ziel des Lachens seitens der Rezipienten verfolgen und in vielen Fernsehzeitschriften unter dem Genre Comedy geführt werden.

Comedyshows und –serien existieren in verschiedenen Formen. Auf einzelne Formate wurde bereits hingewiesen. Deshalb soll im Folgenden beispielhaft ein Überblick über einige momentan im Fernsehen ausgestrahlte Comedyformate gegeben werden. Die vorgestellten Formen sind die zur Zeit beliebtesten Arten von Comedysendungen im deutschen Fernsehen.

3 Comedyformate im Fernsehen

Prinzipiell werden Comedyformate als Comedyshow oder Comedyserie konzipiert. Allerdings können diese Bezeichnungen nicht als unabhängige Kategorien angesehen werden. Mittlerweile zeichnen sich Comedyshows nämlich verstärkt durch einen seriellen Charakter aus, weshalb auf eine genaue Unterteilung verzichtet werden soll. Die typischen Merkmale von Show und Serie sollen jedoch kurz erläutert werden.

3.1 Comedyshow und Comedyserie

Das Showformat begründet sich in der Tatsache, dass es ein vom Fernsehen inszeniertes Ereignis darstellt, bei dem es einen Moderator gibt, der im Mittelpunkt des Geschehens steht und mit geladenen Gästen kommuniziert (vgl. Berghaus/Staab, 1995: 21; Gehrau, 2001: 62ff). Zudem vermitteln Shows einen Live-Charakter, der entweder real vorhanden ist oder zumindest durch ein im Studio oder Saal anwesendes Publikum erzeugt werden soll (vgl. Berghaus/Staab, 1995: 21; Lambernd, 1998: 64f). Bei Comedyshows dominieren im allgemeinen Comedy erzeugende Elemente, sprich Sendungselemente, die zum Lachen anregen sollen. Anders als z.B. bei reinen Talkshows, bei denen es in erster Linie um das Gespräch zwischen den Akteuren geht (vgl. Lambernd, 1998: 55ff).

In der Bezeichnung Comedyserie steckt schon das grundlegende Kriterium derselben, nämlich der Seriencharakter. Eine Serie wird normalerweise immer am gleichen Programmplatz bzw. zur selben Sendezeit ausgestrahlt. In jeder Folge treten dieselben Hauptcharaktere auf, die meist in der gleichen etablierten Umgebung agieren. Zudem wird eine Serie in mehreren Folgen produziert und gesendet, die entweder eine abgeschlossene Handlung haben oder eine aufeinander aufbauende Folgenhandlung besitzen (vgl. Boll, 1994: 44ff; Cantor, 1988: 42f). Manche Folgehandlungen führen auf ein Ende hin und sind einzeln nicht vollständig verständlich, andere hingegen können nach ihrer Erzählweise endlos laufen (vgl. Gehrau, 2001: 67f). Weiterhin kann eine Serie abgeschlossene Teile beinhalten, die sich nach Länge und Struktur ähneln (vgl. Boll, 1994: 45).

In Komödienserien gibt es meist mehrere Identifikationsfiguren, die, von der ersten Folge an, den Zuschauern nahe gebracht werden (vgl. Boll, 1994: 49). Im Unterschied zur typischen Serie ist eine Reihe eine Serie, die freier und unregelmäßiger in ihrer Ausgestaltung und Variation bzgl. Sendeplatz und Inhalten ist (vgl. Boll, 1994: 46). Zudem ist sie als einzelne Folge für den Zuschauer verständlich, da sie eine abgeschlossene Handlung erzählt (vgl. Gehrau, 2001: 67). Insgesamt zählen Fernsehserien zu den beliebtesten Programmgattungen der Fernsehunterhaltung (vgl. Boll, 1994: 42), was auch für Comedyserien zutrifft und sich in relativ hohen Werbepreisen wider spiegelt (vgl. 5.3).

Wie erwähnt erfüllen viele Comedyshows die Kriterien der Serie und können deshalb zu den Comedyserien gezählt werden (vgl. Lambernd, 1998: 59). Typische Comedyformate im deutschen Fernsehen werden nachfolgend näher erläutert.

3.1.1 Stand-up-Comedy

Stand-up-Comedy ist die klassische Bühnenform der Comedy. Ein Solist (Stand-up-Comedian) erzeugt scheinbar ganz spontan und manchmal aus dem Moment heraus Komik über alltägliche Themen. Dies geschieht meist als Monolog, wobei der Comedian aber mit dem Publikum interagieren kann. Diese Art der Comedy wurde schnell erfolgreich, da sie sehr fernsehgängig ist (vgl. vgl. Neale/Krutnik, 1990: 182ff; Schmidt, 2000: 200).

Als eigenständiges Fernsehformat im Privatfernsehen ist Stand-up-Comedy untrennbar mit dem „Quatsch Comedy Club“ (Pro7, s.a. Anhang 4.) von Thomas Hermanns verbunden. Hermanns ist sozusagen der „Zieh-Vater“ der deutschen Comedyszene, denn er war der erste, der einen Live-Club etablierte, in dem unterschiedliche Comedians ihre Bühne fanden. Mit der Ausstrahlung der aufgezeichneten Live-Shows als „Quatsch-Comedy-Club“ fand Stand-up-Comedy als Format ins deutsche Fernsehen. Mittlerweile findet sich auch auf den öffentlich-rechtlichen Sendern Stand-up-Comedy im Programm. In dem vom WDR ausgestrahlten „Night Wash“ (s.a. Anhang, 4.) bekommen Nachwuchskünstler die Chance, sich zu präsentieren, zeitweilig sogar im Nachtprogramm der ARD. Allerdings sind das die einzig bekannten reinen Stand-up-Formate im deutschen Fernsehen.[10] Daneben treten Comedians in unterschiedlichen anderen Sendungen wie Late-Night-Shows oder Musikshows mit ihrer Stand-up-Nummer auf. Stand-up wird auch als Basis für den Eingangsmonolog der Late-Night-Show genutzt.

3.1.2 Late-Night-Show

Die Late-Night-Show ist in den USA eine sehr beliebte Unterhaltungs-sendung am späten Abend, die eine Mischung aus Talkshow und Comedy darstellt. Meist wird sie während der Woche täglich ausgestrahlt oder zumindest den überwiegenden Teil der Woche. Typische Vertreter sind David Letterman, Jay Leno oder Conan O´Brian. Die Late-Night-Show wird nicht zwangsläufig als Comedyformat gesehen. Allerdings sind die deutschen Late-Night-Shows, allen voran die „Harald-Schmidt-Show“[11] (s.a. Anhang, 4.), welche diese Sendungsart in Deutschland etabliert hat,[12] von einem Gros an komödiantischem Inhalt geprägt (vgl. Schumacher/Hammer, 2000: 565).

Wie in den amerikanischen Originalen, deren Konzept bis hin zur Studiodekoration kopiert wurde, war der Beginn der „Harald-Schmidt-Show“ gekennzeichnet von reiner Stand-up-Comedy. Der Moderator präsentiert dabei das tagesaktuelle Geschehen satirisch und sarkastisch dem Publikum (vgl. Schumacher/Hammer, 2000: 565). Während der ganzen Sendung werden witzige Einspieler mit bspw. Straßenumfragen oder absurden Top-Ten-Listen (s.a. Anhang, 3.) gezeigt sowie lustige Aktionen durchgeführt.

Außerdem hat jede Late-Night-Show ihre eigene Studio-Band. Dasselbe gilt für die Late-Night-Show „Anke-Late-Night“[13] (s.a. Anhang, 4.) auf SAT1, in der Anke Engelke als Komikerin und Moderatorin der Sendung agiert. Ähnlich verhält es sich bei „TV total“ mit Stefan Raab, das als Variation des Formates ebenfalls zur Late-Night-Show gezählt werden kann. Interessant ist auch, dass Late-Night-Shows normalerweise über eigene Autorenteams verfügen, die täglich Gags für die Show produzieren (vgl. Andrack, 2002: 130; Cantor/Cantor, 1992: 79). Insofern kann die Late-Night-Show als eigenes Comedy-Format angesehen werden, da sie ebenfalls das vornehmliche Ziel hat, Menschen zum Lachen zu bringen.

3.1.3 Panel-Comedy

Bei der sogenannten Panel-Comedyshow oder der Panel-Show sitzen mehrere Protagonisten an einem Tisch und witzeln, nach thematischer Einführung durch den Moderator der Sendung, über unterschiedlichste aktuelle Themen oder Fragestellungen (vgl. auch Hörner, 2004). Der Klassiker der Panel-Show ist zweifelsohne „7 Tage, 7 Köpfe“ (RTL; s.a. Anhang, 4.), in der sieben Komiker oder komikerfahrene Darsteller in witziger Weise über das Geschehen der vergangenen Woche sprechen. Mittlerweile ist diese Form der Comedyshow, in Variationen, auf jedem der drei reichweitenstärksten Privatsender (RTL, SAT1, Pro7) zu finden.[14]

3.1.4 Sitcom

Die amerikanische Sitcom oder ausgeschrieben Situation Comedy „kann als Mischform zwischen TV-Spiel und Boulevardkomödie gesehen werden“ (Boll, 1994: 63). In der Regel dreht sich das Geschehen in einer Sitcom um eine Familie, die mit alltäglichen Problemen konfrontiert wird. Bis zum Ende der einzelnen Folge werden diese Probleme mit viel Witz, meist in Dialogform, gelöst. Im Anschluss herrscht wieder das glückliche, vor dem Eintreten der Komiksituation, ursprüngliche Familienleben (vgl. Boll, 1994: 63; Neale/Krutnik, 1990: 234f; Schumacher/Hammer, 2000: 562). Meistens stehen dabei die Mütter der Familien im Mittelpunkt des Geschehens und müssen ihre Probleme und Krisen, die sich durch die Verknüpfung von Berufs- und Familienleben ergeben, bewältigen. Somit zielen die in Serie produzierten Sitcoms hauptsächlich auf ein weibliches Publikum ab (vgl. Kühn, 1994).

Produktionstechnisch ist der Handlungsraum der Akteure auf eine Bühne beschränkt, die im Normalfall das Zuhause der Familie zeigt. Nur selten finden Schauplatzwechsel statt. Grundsätzlich ist die Sitcom eine heitere, pointenreiche Familienserie (vgl. Boll, 1994: 63), die mittlerweile auch andere Lebensbereiche der Arbeitswelt oder des Singledaseins abbildet (Schumacher/Hammer, 2000: 562). Besonders im Privatfernsehen waren Sitcoms anfangs verstärkt Teil des Programms, wie bspw. „Eine schrecklich nette Familie“, „Bill Cosby Show“ oder „Friends“. Mittlerweile sind die amerikanischen Sitcoms zu einem Großteil durch spezifisch deutsche Sitcoms, wie z.B. „Rita´s Welt“ (RTL; s.a Anhang, 4.), ersetzt worden. Nachdem adaptierte Comedyserien beim Publikum meist keinen großen Zuspruch fanden, erfreuen sich deutsche Sitcoms großer Beliebtheit (vgl. 5.2). Das begründet sich vor allem in der gebotenen Identifikationsmöglichkeit, da in diesen Sitcoms deutsche Kultur zentraler Bestandteil ist.

3.1.5 Candid-Camera

Die große Samstagabendunterhaltungsshow der 1980er Jahre „Verstehen Sie Spaß?“ (ARD, s.a. Anhang, 4.) stellt die klassische Form der „Versteckten Kamera“, im Englischen „Candid Camera“ genannt, dar. Seitdem sind auf allen Sendern ähnliche Versionen entstanden, bei denen mit versteckter Kamera die Reaktionen der ausgesuchten „Opfer“ gefilmt werden (vgl. Beyer, 2000: 176). Die darin enthaltene Situationskomik soll die Zuschauer zum Lachen animieren. Ob diese künstlich herbeigeführten Situationen mit unwissenden Protagonisten wirklich zur Comedy gezählt werden kann, kann nicht ohne weiteres gesagt werden. Zwar soll die erzeugte Situationskomik bei den Zuschauern zum Lachen führen, allerdings handelt es sich dabei um keine gezielte komische Darbietung einzelner Darsteller. Dies gilt ebenso für lustige Straßenumfragen, die nahezu in jeder Late-Night-Show vorkommen und unter dem Deckmantel der Comedy laufen. Dennoch erfüllt das Format der versteckten Kamera das grundlegende Ziel der Comedy, nämlich das Lachen seitens der Rezipienten.

3.1.6 Sketch-Comedy

Die Sketch-Comedy kommt in unterschiedlichen Formen vor. Meist handelt es sich um eine Art Show, in welcher der oder die Hauptdarsteller der einzelnen Sketche selbst zum nächsten Sketch überleiten, wie bspw. bei „Mensch Markus“ (SAT1) oder älter „Monty Python´s Flying Circus“ (Dritte/ARD; s.a. Anhang, 4.). Teilweise werden Sketche auch aus unterschiedlichen Sendungen oder Folgen einer Serie bzw. Reihe aneinandergeschnitten und als „Special“, „Best of“ oder „Sketch-Mix“ präsentiert. Als Comedyreihe wird bei der Sketch-Comedy durch lustige Zwischensequenzen zum jeweils nächsten Sketch übergeleitet, wobei die Figuren und Charaktere immer gleich bleiben. Ein Beispiel dafür ist die Sketch-Comedy „Axel“ (s.a. Anhang, 4.) auf SAT1, in der Axel Stein als spätpubertierender Twen immer wieder in die gleichen Situationen mit Frauen, Schlägern oder seinen Freunden kommt. Als Zwischensequenzen dienen Momentaufnahmen einer Therapiesitzung von Axel bei seiner Psychologin, bei denen ebenfalls witzige Ideen und Dialoge auf den nächsten Sketch überleiten.

3.1.7 Specials

Unter Specials können prinzipiell alle Formen von Comedysendungen zusammengefasst werden, die keinen seriellen Charakter aufweisen und daher als besondere Ereignisse im Fernsehen präsentiert werden. Auch wenn Boll hingegen unter Specials sogar Stand-up-Comedysendungen, Late-Night-Shows und Sketch-Sendungen versteht (vgl. Boll, 1994: 62), soll hier doch das Special für einmalig produzierte bzw. zusammengeschnittene Comedysendungen stehen. Wie bereits unter dem Punkt Sketch-Comedy erwähnt, sind solche Specials oftmals Best-of-Sendungen, in denen aus verschiedenen Folgen einer Serie die besten Sketche gezeigt werden. Ebenfalls als Special finden sich ganze Bühnenprogramme einzelner Comedians in den Programmen der Sender. Beispielsweise die TV-Aufzeichnungen der Soloprogramme von Michael Mittermeier oder Dieter Nuhr. Abgesehen davon können auch sogenannte Charitysendungen mit Comedians, bspw. der „Red-Nose-Day“ auf Pro Sieben, oder auch Zusammenfassungen von Comedyfestivals wie das Festival von Montreux als Comedyspecial angesehen werden.

Alle beschriebenen Formate finden sich mehr oder weniger häufig in den Programmen der einzelnen Fernsehsender, teilweise auch in Abwandlungen. Comedy ist somit fester Bestandteil der deutschen Fernsehunterhaltung.

4 Comedy als Teil der Fernsehunterhaltung

Wenn von Unterhaltung im Fernsehen gesprochen wird, werden nahezu alle Programminhalte mit eingeschlossen. Selbst Nachrichten und politische Magazine sowie Kultur- und Informationssendungen werden unterhaltend bzw. mit Komik präsentiert (vgl. Bleicher, 2003: 81; Cippitelli, 1994: 5; Dehm, 1984:59f; Hagen, 1999: 127). Manche Sendeformen firmieren dann unter neuem Namen wie Infotainment, Edutainment oder Dokutainment (vgl. Hagen, 1999: 127ff; Mangold, 2000: 120; Schneider, 2000: 24f; Sjurts, 1996: 78). Weil nun mal „Fernsehen [...] ein Unterhaltungsmedium sei und alles in den Programmen als Unterhaltung wahrgenommen werde.“ (Hickethier, 2002: 83). Das Fernsehen wird auch von anderen Autoren generell als Unterhaltungsmedium gesehen, bei dem das gesamte Programm unterhaltsam sein kann, eben auch reine Informationssendungen, da sich beides nicht gegenseitig ausschließt (vgl. Bosshart, 1984: 644; Dehm, 1984: 23 u. 221ff; Gerhards u.a., 2000: 100; Lübke, 1991: insb. 4 – 39; Klaus, 2003: 306ff; Mangold, 2000: 120f).

Dennoch findet meist eine differenziertere Unterscheidung von Fernsehunterhaltung statt, bei der Informationsangebote eigenständig ausgewiesen sind und nicht zwangsläufig der Unterhaltung zugeordnet werden (vgl. Krüger, 2004). Nach der GfK-Programmkodierung gibt es die Unterscheidung in Fiktion und Non-Fiktion. Hierbei wird die Sparte Information zum non-fiktionalen Bereich gezählt (vgl. Gehrau, 2001: 43f). Comedy oder die komische Unterhaltung findet sich sowohl im Bereich der non-fiktionalen als auch der fiktionalen Fernsehunterhaltung. Unter Fiktion fallen dabei jegliche Art von Filmkomödie, Satire und Sitcom. Stand-up-Comedy oder jedes andere Comedyformat, bei dem die komische Unterhaltung hauptsächlich vor einem Studiopublikum statt findet, kann zum Bereich Kabarett hinzugezählt werden und damit würde es zur Non-Fiktion gehören. Allerdings können diese Formate vor Publikum auch in die Sparte Bühne eingeordnet werden, damit wären sie dann Fiktion (vgl. Gehrau, 2001: 44).

Daher kann die genaue Zuordnung nur durch eine Inhaltsanalyse der jeweiligen Sendung geklärt werden, denn leider ist die Unterteilung der GfK in dieser Hinsicht nicht trennscharf genug. In anderen Klassifikationssystemen findet sich Comedy ebenfalls sowohl unter Fiktion als auch Non-Fiktion, die Einordnung hängt vom jeweiligen Format ab (vgl. Gehrau, 2001).[15]

Abbildung 1: Fernsehwoche vom 26.07.04 – 01.08.04, (s.a. Anhang, 1. Fortsetzung Abb.1)

Quelle: eigene Darstellung, Basis: Hörzu – TVgenial, 26.07. – 01.08.2004

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Insgesamt ist Comedy als Teil der Fernsehunterhaltung häufig im Gesamtprogramm der einzelnen Fernsehsender vertreten, besonders bei den Privaten. Dies wird bei der Betrachtung einer durchschnittlichen Programmwoche der fünf großen deutschen Fernsehsender[16] deutlich. Auch in den Sommermonaten findet sich ein beachtliches Angebot an Comedyformaten in den Programmen der Fernsehsender. Dies zeigt sich hauptsächlich in der Prime-Time, der Sendezeit zwischen 20 und 23 Uhr, in der die meisten Zuschauer vor den Fernsehgeräten sitzen (vgl. Darschin/Gerhard, 2004: 145; Gerhards/Klingler, 2002: 544) und die in Abbildung 1 beispielhaft aufgeführt ist (vgl. Abb. 1).

Besonders starke Comedytage sind Montagabend, Freitagabend und Samstagnachmittag. An diesen Tagen werden von einzelnen Sendern mehrere Stunden Comedy am Stück gesendet. Vor und nach den Ferienmonaten im Sommer reiht sich noch der Mittwoch ein, da RTL seit dem Verlust der Fußballübertragung diesen als zweiten Comedytag etabliert hat (vgl. auch Sievert, 2004; Völler, 2004). Dies erwies sich bisher als erfolgreicher Schachzug für RTL, da die Formate an diesem Tag gute Einschaltquoten erzielen.[17]

Grundsätzlich senden vor allem die privaten Programmanbieter unterschiedlichste Arten von Comedy. Die öffentlich-rechtlichen Sender treten hingegen lediglich mit, teilweise sehr alten, Filmkomödien in Erscheinung, die größtenteils im Nachtprogramm ausgestrahlt und als Wiederholung gesendet werden (vgl. auch Anhang, 1. Forts. Abb.1).

Unabhängig davon senden die dritten Programme der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender einige Comedyformate, die teilweise den Sprung ins Nachtprogramm der ARD geschafft haben, wie etwa das Stand-up-Comedyformat „Night-Wash“. Dennoch ist Comedy in seiner Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, insb. bei den beiden Hauptsendern ARD und ZDF, eher die Ausnahme und meist nur im Nachtprogramm bzw. Late Prime[18] oder als einmaliges Special zu finden, wie z.B. 2003 der „Comedy-Champ“[19] im ZDF (vgl. auch Sievert, 2004).

Insgesamt fällt auf, dass einzelne Comedysendungen im Verlauf der Woche wiederholt werden. Die Wiederholungen sind entweder Bestandteil des täglichen Nachtprogramms (ab 0 bzw. 1 Uhr) oder des Morgenprogramms (6 – 9 Uhr) am Wochenende. Dies führt zu der Vermutung, dass Comedyformate eine gewisse Attraktivität zur Rezeption beinhalten und Sender deshalb die Formate wiederholt senden.

Andererseits könnte ein Mangel an anderen Sendungen der Grund der mehrmaligen Wiederholung von Comedy sein. Allerdings stellt sich dann die Frage nach dem ökonomischen Nutzen für die Sender, da im Nachtprogramm bzw. Morgenprogramm ebenfalls Werbespots geschaltet werden, die für die privaten Anbieter als Einnahmequelle essentiell sind. Dieser Aspekt soll im weiteren Verlauf der Arbeit noch einmal aufgegriffen werden.

Der Stellenwert, den Comedy innerhalb des Programms der Privatsender einnimmt, wird auch bei der Betrachtung täglicher Anteile einzelner Sendungsformen deutlich.

Im Jahr 2003 zeigten die privaten Fernsehveranstalter 62 bis rund 80 Minuten Comedy durchschnittlich pro Tag (vgl. Abb. 2). Insbesondere Pro Sieben fällt dabei mit 78 Minuten Anteil oder 5,4 Prozent des Tagesprogramms auf. Das erscheint auf den ersten Blick nicht sehr viel, allerdings im direkten Vergleich mit Nachrichten fällt auf, dass mehr Comedy im täglichen Programm des Privatfernsehens zu finden ist als tagesaktuelle Information.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Sendungsformen bei Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1, ProSieben, 2003

Quelle: eigene Darstellung nach Krüger, 2004: 198; Daten vom IFEM Institut für empirische Medienforschung Köln, Basis: Gesamtjahr 2003

Außerdem ist nicht auszuschließen, dass in der Einteilung von Krüger manche Comedyformate sowie Filmkomödien in anderen Kategorien als in der Kategorie „Darbietungsshow und Comedy“ kodiert wurden, wie etwa „Fernsehserie“ oder „TV-Film/Spielfilm/Reihen“. Insofern würde sich, nach der für diese Arbeit zugrunde gelegten Definition von Comedy, der Anteil derselben im täglichen Programm erhöhen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die meisten Comedyformate inkl. Werbung nicht mehr als eine halbe Stunde Sendezeit in Anspruch nehmen und somit verständlicherweise insgesamt einen durchschnittlich geringeren täglichen Minutenanteil ausmachen als bspw. Filme oder Fernsehserien.

Bei der Betrachtung des starken Freitagabends als Beispiel eines Comedytages, ergeben sich dementsprechend weitaus höhere Minutenanteile.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Comedyangebot am Freitagabend

Quelle: eigene Darstellung, Basis: Hörzu – Tvgenial, 29.10.2004

Der beispielhaft aufgeführte Programmabend wird in dieser Form nahezu das ganze Jahr ausgestrahlt. Es wechseln lediglich manche Formate zeitweise mit anderen Comedyformaten, weshalb dieser Abend als Vergleichsbasis herangezogen werden kann. Hierbei zeigt sich, dass vor allem SAT1 neben RTL am Freitag Comedy im Programm hat. Alles in allem können die Zuschauer freitags auf diesen beiden Sendern 405 Min.[20] Comedy sehen. Das entspricht rund 28 Prozent des Tagesprogramms.

Pro Sieben zeigt freitags kein gängiges Comedyformat. Dies mag daran liegen, dass der Sender insb. die Zielgruppe 14 – 29 Jahre anspricht und diese am Wochenende seltener das Fernsehangebot nutzt, da sie das Nachtleben genießt (vgl. Hörner, 2004). Freitag- und Samstagabend werden die Comedyformate vor allem von jungen Familien gesehen, da diese aufgrund der Kinder den Abend nicht in Diskotheken und Clubs verbringen (vgl. Sievert, 2004).

Unabhängig davon wird deutlich, dass Comedy als Teil der Fernsehunterhaltung einen festen Platz einnimmt und an den genannten Comedytagen einen Großteil des Programms ausfüllt. Diesem Genre kann daher eine medienökonomische Bedeutung zugeschrieben werden, die nachfolgend näher betrachtet wird.

5 Medienökonomische Bedeutung von Comedy im Fernsehen

Wie aufgezeigt, macht Comedy zeitweise einen beachtenswerten Anteil des privaten Fernsehunterhaltungsangebotes aus. Anscheinend ist dieses Genre von großer Bedeutung für das Erreichen der Zielgruppe der 14 – 49-jährigen, die für die Werbetreibenden relevant ist. Diese Zielgruppe stellt indirekt über die Werbebuchungen bei den Programmanbietern die Haupteinnahmequelle der selbigen dar (vgl. Kiefer, 1997: 199; Schöneberger, 2000: 87 - 91). Somit kommt Comedy im privaten Fernsehen eine wichtige medienökonomische Bedeutung zu, da alle privaten Fernsehanbieter, wie jedes Wirtschaftsunternehmen, nach Gewinnmaximierung streben und dies mit erfolgreichen Programmen zu erreichen versuchen (vgl. Altmeppen, 1996; Heinrich, 1999: 21f u. 504; Kiefer, 1997: 199; Schöneberger, 2000: 85; Seufert, 1999: 722; Stuiber, 1998b: 637).

Bezogen auf die Finanzierung durch Werbekunden sind jene Programme erfolgreich, welche die gewünschte Zielgruppe ansprechen und zu hohen Marktanteilen bzw. Reichweiten bzgl. der Zuschauerzahlen führen. Diese Bedeutung soll im Folgenden näher erläutert werden.

5.1 Werbepreise und Reichweite

Wie bereits genannt, sind für die privat-wirtschaftlich organisierten Fernsehsender die Werbeeinnahmen die Hauptfinanzierungsquelle. Diese hängen von der Nachfrage der Werbewirtschaft ab. Wie jede Nachfrage ist diese vom Preis beeinflusst. Der Werbepreis, den ein Programmanbieter verlangen kann, wird durch die Höhe der absoluten Reichweite, also der Sehbeteiligung an den verschiedenen, ausgestrahlten Sendungen bestimmt (vgl. Donsbach, Mathes, 2000: 515f). Die Reichweite dient als Nachweis für die „Kontaktchancen“ (Kiefer, 1997: 216) in einer bestimmten Zielgruppe, welche die jeweilige Sendung dem Werbenden bietet (vgl. Kiefer, 1997: 216f; Sjurts, 1996: 70). Oder anders ausgedrückt: Erreicht eine Sendung eine große Reichweite in der von der Werbewirtschaft bevorzugten Zielgruppe, so kann der Programmanbieter auch einen höheren Werbepreis verlangen.

Damit die Werbetreibenden wissen, welcher Preis für sie der „günstigste“ ist, richten sie sich nach dem Tausend-Kontakt-Preis (TKP). Der TKP bestimmt sich durch das Verhältnis zwischen Werbegrundpreis multipliziert mit 1000 und der absoluten Zahl an erreichten Personen (vgl. Heinrich, 1999: 546). Der TKP gibt also an, wie viel „für einen Werbekontakt pro 1000 Personen zu zahlen ist“ (Heinrich, 1999: 546). Allerdings ist die Aussage von Heinrich nicht ganz eindeutig, da der TKP eigentlich den Preis für 1000 Kontakte angibt. Er liegt höher, je höher die Reichweite des jeweiligen Programms ist (vgl. Sjurts, 1996: 70), sinkt jedoch auf die Kontaktchancen bezogen relativ mit zunehmender Reichweite, da insgesamt mehr Kontakte erreicht werden können (vgl. Sjurts, 1996: 77).

Auf dessen Grundlage bestimmen sich die Werbespotpreise, die von den Sendern verlangt werden. Dies gilt selbstverständlich auch für die Preisbildung bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.

5.2 Einschaltquoten und Marktanteile von Comedy im Fernsehen

Wenn der Erfolg einer Sendung im Fernsehen zur Debatte steht, wird sofort die Einschaltquote als Kriterium genannt. Allerdings ist die Einschaltquote, also der Marktanteil einer Sendung bei den Zuschauern, die erreicht wird, kein „Indikator für die Bedeutung oder die Qualität einer Sendung“ (Hallenberger/Foltin, 1990: 96). Vielmehr spiegelt sie die Anzahl der eingeschalteten Fernsehgeräte und die im Zimmer anwesenden Personen wider, aber nicht das Rezeptionsverhalten der Zuschauer (vgl. Hallenberger/Foltin, 1990: 97). Von daher kann der Marktanteil eines Comedyformates keine Auskunft darüber geben, ob die Zuschauer bei der Rezeption besonders viel gelacht haben und es den Humor des Publikums trifft.

Allerdings lässt sich daraus die „relative Attraktivität“ (Heinrich, 1999: 492) eines Formates bei den Zuschauern, die zu diesem Zeitpunkt ferngesehen haben, ableiten, was letztendlich über Fortsetzung oder Absetzung des Formates entscheidet. Wie bereits erläutert, ist es für die Fernsehveranstalter von größter ökonomischer Bedeutung, dass ihre Programmangebote von möglichst vielen Zuschauern gesehen werden, die zu den für die Werbewirtschaft interessanten Zielgruppe gehören und sie diese an ihr Programm binden (vgl. Stuiber, 1998b: 680). Dadurch können sie höhere Werbeeinnahmen erzielen, die letztendlich über die finanziellen Mittel entscheiden, die für das Programmangebot investiert werden können.

Bei der Betrachtung von absoluten Reichweiten und Marktanteilen von Comedyformaten im Fernsehen ist erkennbar, dass diese Sendungen bei den Zuschauern durchaus beliebt sind. Die dafür ausgewählten Sendungen sind sehr bekannte Beispiele für typische Comedyformate im deutschen Fernsehen und zählen zu den erfolgreichsten Sendungen im Genre Comedy (vgl. Abb. 4).

Abbildung 4: Absolute Reichweiten und Marktanteile von Comedyformaten (Untersuchungszeitraum: Okt. 2003 – Mai 2004)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, AGF/GfK-Fernsehforschung; pc#tv, Basis Fernsehpanel D, BRD gesamt, alle Ebenen

Die Panel-Comedy „7 Tage, 7 Köpfe“ erreicht im achten[21] Sendejahr immer noch hohe Reichweiten. Rund vier Millionen Fernsehnutzer sehen im Durchschnitt die Witze zu den Themen der Woche. Dadurch erreichte die Panel-Comedy im Zeitraum von Oktober 2003 bis Mai 2004 durchschnittlich einen Marktanteil von knapp 19 Prozent. Auch die Show „TV total“ z.B. animiert nach fünf[22] Jahren auf Sendung durchschnittlich 1,27 Millionen Zuschauer zum Einschalten. Damit erreicht die Sendung von Stefan Raab im Mittel einen Marktanteil von rund 7 Prozent bei den Erwachsenen ab 14 Jahren. In der Zielgruppe der 14 – 49-jährigen wird sogar ein zweistelliger Marktanteil erreicht (vgl. bspw. Schumacher/Hammer, 2000: 567). Selbst die Sketch-Comedy „Bullyparade“ (Pro7; s.a. Anhang, 4.) kam als Wiederholung[23] im Durchschnitt auf eine Reichweite von 2,06 Millionen Sehern ab 14 Jahren oder einem Marktanteil von 6,78 Prozent.

Als eine der erfolgreichsten Comedyserien aus Deutschland ist „Ritas Welt“ anzusehen. Durchschnittlich erlebten von Oktober 2003 bis Mai 2004 rund 3,7 Millionen Zuschauer ab 14 Jahren die Geschichten um die Supermarktverkäuferin Rita Kruse, dargestellt von Gaby Köster.

Insgesamt fällt auf, dass Comedyformate, selbst nach längerer Laufzeit, recht beliebt bei den Fernsehzuschauern sind. Sie sind somit eine Programmsäule der Fernsehunterhaltung für die Sender und sichern zu einem Teil den ökonomischen Erfolg des Medienunternehmens (vgl. auch Hörner, 2004). Dies wird noch deutlicher, wenn die Werbepreise im Umfeld von Comedysendungen betrachtet werden.

5.3 Werbepreise im Umfeld von Comedyformaten

Wie zuvor behandelt, ist die Einschaltquote einer Sendung der Indikator, der angibt, wie viele Zuschauer oder Konsumenten das Programm und die damit verbundene Werbung potentiell sehen. Neben der Reichweite einer Sendung, entscheidet unter anderem die Sendezeit, der Sendetag und der Monat, in dem die Sendung ausgestrahlt wird, über die Höhe der Werbepreise in deren Umfeld. In der Prime Time sind im Normalfall höhere Reichweiten zu erreichen als bspw. im Nachmittagsprogramm, weswegen in Abhängigkeit vom Ausstrahlungszeitpunkt unterschiedlich hohe Spotpreise gezahlt werden müssen.

Zur Berechnung der Werbepreise wurden die Angaben der Programmvermarkter der einzelnen Sender zu Grunde gelegt. Es wurden hierbei die Preisangaben aller Werbeblöcke berücksichtigt, die zu Beginn einer Sendung sowie als Unterbrecher der Sendung ausgestrahlt werden. Als Basis diente die jeweilige Ausstrahlungsanzahl der Sendung ohne eine etwaige Wiederholung im späteren Programmschema. Aus den erhaltenen Preisen wurde das arithmetische Mittel gebildet und als durchschnittlicher Werbepreis fest gehalten.

Abbildung 5: Werbepreise im Umfeld von Comedyformaten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung und Berechnung, nach IP-Deutschland, Stand: 10. Juli 2003; SevenOne Media, Stand: Juli 2003

Beim Vergleich der Werbespotpreise fällt auf, dass im Umfeld von Comedysendungen teilweise erheblich mehr gezahlt werden muss als bspw. bei einem Spielfilm. Der durchschnittliche 30 Sekunden-Spotpreis eines Spielfilms am Samstagabend zur Prime Time auf SAT1 liegt 2004 z.B. bei 20.100 Euro (vgl. SevenOne Media, 2003). Der durchschnittliche Werbepreis bei der Sitcom „Hausmeister Krause“ (s.a. Anhang, 4.), die ebenfalls in der Prime Time am Freitagabend in SAT1 läuft, beträgt hingegen 27.583 Euro (vgl. auch Abb. 5). Das entspricht einem um rund 37 Prozent teureren Spotpreis.

Es ist generell erkennbar, dass unter den Comedyformaten besonders die Comedyserien mit höheren Werbepreisen zu Buche schlagen. Insbesondere die Serie „Ritas Welt“ auf RTL fällt hierbei auf, da der durchschnittliche 30 Sekunden Spotpreis im Jahr 2004 bei 54.979 Euro liegt. Dies könnte daran liegen, dass weltweit die beliebteste Programmgattung die Serie ist und deshalb auch das werbefreundlichste Umfeld (vgl. Boll, 1994: 17 u. 42). Zudem gehört „Ritas Welt“ zu den beliebtesten Sitcoms im deutschen Fernsehen (vgl. Abb. 5), was ebenfalls zu einem höheren Werbepreis führt. Unabhängig davon sind Comedyproduktionen vergleichsweise billig herzustellen, was wiederum die Gewinnspanne erhöht. Darauf wird im Kapitel 3, Produktion, näher eingegangen.

6 Zusammenfassung

Der englische Begriff Comedy wird in Deutschland als Abgrenzung zum Nonsens der 1970er und 1980er Jahre benutzt. Comedy im Fernsehen lässt sich grundsätzlich definieren als leichte, komische Unterhaltung, die zum Lachen anregen soll. Allerdings handelt es sich dabei nicht ausschließlich um puren Klamauk ohne tieferen Sinn, sondern auch um ernsthaftere Themeninhalte. Trotzdem behandelt Fernseh-Comedy vor allem Alltägliches und bietet ein komisches Abbild der realen Welt.

Als Teil der Fernsehunterhaltung nehmen Comedyformate einen großen Zeitrahmen im Fernsehprogramm ein und bilden eine wichtige Programmsäule. Sie variieren in ihrer Form und finden sich sowohl im fiktionalen als auch im non-fiktionalen Bereich. Es ist keine eindeutige Zuordnung möglich, da darüber die Meinungen auseinander gehen und manche Autoren Comedy sogar als eigenständige Programmgattung betrachten. Insofern ist die Einordnung in die Fernsehunterhaltung immer formatabhängig.

Comedyformate zählen zu den langlebigsten Sendeformaten im Fernsehen und erreichen auch nach Jahren noch relativ hohe Reichweiten und Marktanteile. Aufgrund dieser Beliebtheit sind Comedysendungen natürlich für die Werbebranche interessant und bieten somit für die Fernsehsender eine gute Einnahmequelle. Deshalb verwundert es nicht, dass im Umfeld von Comedy teilweise höhere Werbepreise zu zahlen sind als z.B. bei manchen Filmen oder anderen Unterhaltungssendungen. Die Preisbildung geschieht bekanntlich in Abhängigkeit von den erreichbaren Werbekontakten und liegt mit höheren Reichweiten in einer höheren Preisklasse.

Dies gilt besonders für in Serie produzierte Sendungen, wozu auch Comedyshows gezählt werden können. Als beispielhaften Ausschnitt unterschiedlicher Comedyformate, die aktuell auch im deutschen Fernsehen zu sehen sind, wurden sieben Formen fest gehalten. Mittlerweile finden sich neben den klassischen Sketchsendungen und der Stand-up-Comedy vor allem Panel-Comedys im Programm der Sender. Nach dem jahrelangen Erfolg der ersten Panel-Comedy „7 Tage, 7 Köpfe“ versuchen sich auch andere Sender mit diesem Format.

Summasummarum stellt Comedy witzige Fernsehunterhaltung dar, die aufgrund ihrer Beliebtheit beim Publikum medienökonomisch bedeutsam ist und in unterschiedlichen Formaten existiert.

7 Die Resonanz bei den Zuschauern

Nachdem in der Vergangenheit bereits von einem Comedy-Boom gesprochen wurde (vgl. Kap. 1), ist es interessant, die Resonanz bzgl. Comedy bei den Zuschauern genauer zu betrachten. Im vorherigen Kapitel war bereits bei den Einschaltquoten ersichtlich, dass Comedy im Fernsehen durchaus beliebt ist. Dies hat sich auch in der nationalen Trendstudie von ARD und ZDF im Jahr 2000 bestätigt. Insgesamt wurden dabei 26 unterschiedliche Programmsparten abgefragt, unter anderem auch die Sparte „Comedy-Sendungen und -Shows“ (vgl. Gerhards/Klingler, 2003: 100ff).

Abbildung 6: Interesse an Programmsparten, 14 bis 29-jährige

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: veränderte Darstellung, ARD/ZDF Trend, Winterwelle 2000, nach Gerhards/Klingler, 2003: 102

Wie groß das Interesse an Comedysendungen insb. bei jüngeren Menschen ist, zeigt sich bei Betrachtung der Altersgruppe der 14 - 29-jährigen. Gerade in dieser Altersklasse ist Comedy für knapp zwei Drittel, gleich nach den Nachrichten, eine wichtige Sparte des Fernsehprogramms (vgl. Abb. 6). Im Vergleich dazu sind Reality-Shows für rund ein Viertel und Talkshows am Nachmittag nur für ein Fünftel der befragten 14 – 29-jährigen „besonders wichtig“ bzw. „wichtig“ (vgl. Gerhards/Klingler, 2003: 101f). Dies ist durchaus überraschend, da insb. Reality Shows und Soap Operas sowie Talkshows in dieser Altersgruppe normalerweise besonders präferiert werden (vgl. Gleich, 2001).

Bei den über 50-jährigen hingegen ist das Interesse an Comedyformaten relativ gering. Nur rund 19 Prozent aller Befragten ab 50 Jahren ist Comedy im Fernsehen wichtig (vgl. Gerhards/Klingler, 2003: 101f). Auf die Gesamtbevölkerung bezogen sind es immerhin 35 Prozent, die Comedy als „besonders wichtig“ bzw. „wichtig“ einschätzen (vgl. Gerhards/Klingler, 2003: 100f).

Trotz der unterschiedlich eingeschätzten Wichtigkeit findet Comedy dennoch starken Zuspruch. Anknüpfend sollen deshalb mögliche Gründe für die Rezeption von Comedy im Fernsehen erläutert werden.

8 Gründe für die Rezeption von Comedy im Fernsehen

Wie für jede Art von Rezeption muss auch bei der Rezeption von Comedyangeboten im Fernsehen zunächst eine gewisse Motivation bestehen, diese aufzunehmen (vgl. Früh, 1991: 28; Palmer, 1987: 21f). Diese Motivation ist fest verbunden mit Aufmerksamkeit, ohne die keine Rezeption zustande kommt und auch die Bereitschaft zur Rezeption nicht gegeben ist (vgl. Anderson/Burns, 1991; Bleicher, 2002: 125f; Yogeshwar, 2002: 142). Weshalb letztendlich die Zuschauer aber das Bedürfnis und die Bereitschaft haben Comedysendungen im Fernsehen anzuschauen, soll im Folgenden unter Zuhilfenahme einiger Kommunikationsmodelle und –theorien erläutert werden.

8.1 Uses and Gratifications Approach

Ein grundlegender Erklärungsansatz ist der Uses and Gratifications Approach oder Nutzen und Belohnungsansatz. In der Grundidee geht dieser Ansatz davon aus, dass jeder Mensch Bedürfnisse und Erwartungen hat, die er zu befriedigen versucht. Diese erwünschten Gratifikationen oder Nutzen und Belohnungen werden unter anderem durch Mediennutzung erreicht, wobei die wahrgenommene Befriedigung mit den vorhandenen Bedürfnissen und Erwartungen verglichen und bewertet wird (vgl. Schulz, 2000: 163 – 166; s.a. Abb. 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Erwartungs-Bewertungs-Modell

Quelle: Schulz, 2000: 166; nach Rayburn und Palmgreen (1984)

Dieses Modell zeigt, dass die Zuschauer ein „aktives Element im Massenkommunikationsprozeß“ (Dehm, 1984: 42) sind, die selbstbewusst und zielorientiert Medienangebote nutzen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Hierbei steht die Mediennutzung in Konkurrenz zu alternativen Tätigkeiten wie etwa Sport oder Ausgehen. Die Auswahl und Rezeption einzelner Medienangebote ist abhängig von den sozialen und psychischen Merkmalen sowie früheren Erfahrungen der Rezipienten (vgl. Dehm, 1984: 41f; Graber, 1984: 107ff; Palmgreen u.a., 1985: 23f; Schulz, 2000: 166ff).

Im Hinblick auf Comedysendungen ist die vorrangige Gratifikation „Amüsieren und Lachen“, basierend auf dem grundlegenden Unterhaltungsbedürfnis eines jeden Menschen (vgl. Dehm, 1984: 24ff; Lambernd, 1998: 46; McQuail, 1983 nach Schulz, 2000: 164f; Völler, 2004; Vorderer, 1996: 312). „Spaß und Vergnügen sind zentrale Elemente der Bedürfnisbefriedigung“ (Lambernd, 2000: 36), die in jedem Lebensentwurf mehr oder weniger gesucht werden. Dies zeigte sich auch in der Studie „Scherz ist Trumpf: Humor im Fernsehen“ von Lambernd (1998; vgl. auch Abb. 8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Beweggründe für die Rezeption von Humorsendungen (Mehrfachnennungen möglich)

Quelle: eigene Darstellung nach Lambernd, 1998: 213

In dieser Studie wurde unter anderem das Studiopublikum der Comedy-show „RTL-Samstag-Nacht“ befragt. Von den befragten Zuschauern gaben insgesamt mehr als 60 Prozent an, dass sie Comedysendungen nutzen, weil sie damit die Möglichkeit zum Lachen verbinden. Über die Hälfte der Befragten rezipieren Humorsendungen auch, weil sie sich dadurch eine gewisse Entspannung und Erholung versprechen. Dies spricht für die Mood-Management-Theorie, die noch erläutert wird (vgl. Lambernd, 211ff und 8.2). Demzufolge erfüllen Comedyformate im Fernsehen per Definition das Verlangen nach Spaß und Vergnügen der Zuschauer und zählen zu den beliebtesten Unterhaltungsangeboten (vgl. auch Gerhards/Klingler, 2003).

[...]


[1] Vgl. http://www.kabel1.de/serienlexikon/ergebnis.php?action=exact&id=1585, Stand: 25.09.2004.

[2] Vgl. weiterhin: Felix, 2000: 184f; Hillenbach, 1996: 132ff; Lambernd, 2000: 35f; Prommer u.a., 2003: 59; Schmidt, 2002: 196; Strasser/Graf, 2000: 7.

[3] Die Hintergründe, weshalb jemand Comedy im Fernsehen rezipiert und welcher Mensch über welche Art von komischer Unterhaltung lacht, werden im zweiten Kapitel näher erläutert.

[4] Vgl. bullyparade, „Unser (T)Raumschiff“ ist eine Persiflage auf die US-Serie „Raumschiff Enterprise“ und somit eine ironische Darstellung des täglichen Fernsehprogramms; die „bullyparade“ ist eine Entwicklung und Produktion von Michael „Bully“ Herbig, Produzent, Regisseur, Autor und Geschäftsführer der herbX Firmengruppe mit Sitz in München.

[5] Vgl. weiterhin: Bolz, 1997; Brüggenjürgen u.a., 1999; Strasser/Graf, 2000: 10; Schmidt, 2002: 196; Schumacher/Hammer, 2000: 562.

[6] „Nonstop Nonsens“ war eine Sketchsendung mit Dieter „Didi“ Hallervorden; Gründer und Geschäftsführer des Berliner Kabaretttheaters „Die Wühlmäuse“.

[7] Otto Waalkes der sogenannte „Blödelbarde“ aus Ostfriesland.

[8] „Klimbim“ war eine Klamauksendung (vgl. Hillenbach, 1996: 136), die in den 70er Jahren recht erfolgreich war und auch in den letzten Jahrzehnten mehrmals im BR wiederholt wurde; 2004 kehrte „Klimbim“ als Bühnenstück zurück.

[9] Vgl. auch Schematheorie, Graber, 1984:

[10] In den dritten Programmen der ARD gibt es noch einige Kabarett- bzw. Kabarett/Comedy-Mischsendungen, die aber nicht unbedingt den typischen Charakter von reinen Stand-up-Comedysendungen haben (z.B. „Otti´S Schlachthof“, BR; „Mitternachtsspitzen, WDR). Teilweise existieren diese Sendungen schon seit 1988 („Mitternachtsspitzen“, vgl. auch http://www.wdr.de/tv/mitternachtsspitzen/1sendung/sendung.html, Stand: 26.09.2004. Dies soll aber unberücksichtigt bleiben.

[11] Ausstrahlung Dezember 1995 bis Dezember 2003 (SAT1).

[12] Es gab zuvor bereits Versuche die Late-Night-Show im deutschen Fernsehen zu etablieren (z.B. „Gottschalk Late-Night“, 1993 – 1995, RTL), was aber erst 1995 durch Harald Schmidt gelang (vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Late_Night_Show, Stand: 26.08.2004).

[13] Wurde zum 24.10.2004 eingestellt, aufgrund geringer Einschaltquoten.

[14] neben „7 Tage, 7 Köpfe“ bspw. „Genial daneben!“ (SAT1), „Freispruch – die Comedy-Jury“ (Pro7), „Die 100 nervigsten...“ (Pro7); während der EM 2004 zeigte auch das ZDF eine Panel-Show mit dem Titel „Nachgetreten!“.

[15] Um nicht den Rahmen dieser Arbeit zu sprengen, wird nicht weiter auf die einzelnen Klassifikationssysteme eingegangen.

[16] Bezieht sich auf ARD, ZDF, RTL, SAT1, PRO7 als reichweitenstärkste Sender.

[17] telefonische Mitteilung von Tina Land, Presseredakteurin, RTL-Television, Köln am 16.07.04.

[18] Als Late-Prime wird bei den TV-Sendern die Zeit von 23:00 Uhr bis 1:00 Uhr bezeichnet (vgl. auch SevenOne Media, 2003).

[19] Der “Comedy Champ” war ein Wettbewerb für Stand-up-Comedians, Sieger: Gregor Mönter aus Köln, vgl. auch http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,2051510,00.html, Stand: 28.09.2004.

[20] Inkl. der Werbeblöcke.

[21] vgl. http://www.rtl.de/comedy/comedy_7tage-7koepfe.php, Stand: 20.08.2004.

[22] vgl. http://www.brainpool.de/de/produktionen/shows/tvtotal/, Stand: 20.08.2004.

[23] Von der „Bullyparade“ (1997 – 2002) werden seit 2002 keine neuen Folgen mehr produziert; vgl. auch http://www.herbx.de/medprod/formate.html, Stand: 20.08.2004.

Ende der Leseprobe aus 118 Seiten

Details

Titel
Die Spaßproduzenten - Comedyformate im Fernsehen
Untertitel
Ein Vergleich von Faktoren der Rezeption und Produktion von Comedy im deutschen Fernsehen
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Sozialwissenschaftliches Institut)
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
118
Katalognummer
V83280
ISBN (eBook)
9783638861472
ISBN (Buch)
9783638861564
Dateigröße
832 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spaßproduzenten, Comedyformate, Fernsehen, Comedy, Rezeption
Arbeit zitieren
Matthias Istel (Autor:in), 2004, Die Spaßproduzenten - Comedyformate im Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83280

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Spaßproduzenten - Comedyformate im Fernsehen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden